Besten Rutsch ins neue Jahr!

275. Radweltreisetag, 100 km von Bang Khla nach Bangkok, Wetter: angenehm, sonnig, schön

Letzter Tag im Jahr. Letzte Etappe nach Bangkok rein. Die letzte Radetappe für Helga, Hans und Hartmut. Wenn das mal keine Vorzeichen für einen emotionalen Schlussspurt sind, dann weiß ich auch nicht.

Auf dem Papier sah die Tour gut machbar aus: Erster Teil ganz hübsch, dann 6-spurige Straßen nach Bangkok rein. Wenn ich mich recht entsinne, gab es noch keine Gruppe, die komplett rein oder raus von Bangkok gefahren ist. Ich war zugegebenermaßen etwas skeptisch.

Der erste Teil der Strecke war noch einmal die schönsten Landschaften in Thailand zusammengefasst: Reisfelder, Seerosenteich, kleine kurvige Straßen, Palmen- und Bananengärten. Sehr sehr schön!

Und dann? Wie fährt man nun am entspanntesten nach Bangkok rein? Zum Glück hatten wir unser Thailändisches Begleitteam, die nun richtig in ihrem Territorium angekommen sind. „Wollt ihr große Straße oder lieber noch ein bisschen Schleichwege fahren? Ich kenne da was.“ Was für eine Frage?!

Kreuz und quer durch Markt am Wasser, Stege über Kanäle ging es weiter ungefähr in Richtung Westen. Für die weitere Einfahrt bot sich die Autobahn an. Eine vor kurzem erst fertiggestellte abgetrennte Straße führte uns fast Autofrei ein gutes Stück weiter, bevor wir uns unter dem Airport-Link (Flughafen-Hochbahn) mal links, mal rechts an und über Bahngleisen durchschlängelten. Bevor man überhaupt was vom Bangkoker Verkehr mitbekam waren wir auch schon in dem Altstadt-Gebiet und am Hotel.

So einfach habe ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Vielleicht lag es auch daran, dass zu Neujahr die Straßen wesentlich leerer sind. Aber ich möchte trotzdem nicht die Streckenwahl heute schmälern. Das war ganz großes Kino!

Nun fehlte noch ein entsprechendes Abendessen und Platz am Flüsschen für die Silvester Feier. Tisch reservieren? Pustekuchen. Alles voll oder zu heute! Mir blieb nichts anderes als meinen Joker auszuspielen: Papa & Mama anrufen, dass sie doch bitte ein Tisch am Wasser freihalten sollen. Sie hatten angeblich eh nichts vor heute. Vielen lieben Dank nochmal! Ihr seid die Besten!

So hatte ich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen, bzw. auf Thailändisch 2 Vögeln mit einem Schuss geschossen: besten Platz am Fluss mit super Essen für uns und dazu doch noch Silvester mit der Familie.

Wenn man aus Berlin kommt, dann ist Silvester in Bangkok im Vergleich eher ein besinnliches Fest. Feuerwerk dürfen nur noch die großen Einkaufszentren der Stadt zünden. Es ist wie es ist. Trotzdem ist der Rutsch gut gelungen. Also dann: Frohes Neues! Happy new Year! สวัสดีปีใหม่!

Wir schreiben das Jahr 2562…


Country Club und Flughunde Tempel

274. Radweltreisetag, 105 km von Pluak Daeng nach Bang Khla, bestes Radelwetter

Die Temperatur heute Vormittag war sehr erträglich. Meine Mutter meldete aus Bangkok, dass es jetzt kalt werden soll – für hiesige Verhältnisse versteht sich. Unter 30 Grad könnte es werden. Es wird quasi Zeit den Pullover auszupacken.

Heute stellte uns das Thailändische Begleitteam eine ganze Entourage zur Verfügung, die uns bis nach Bangkok begleiten sollen: Eve, der mitradelte und uns den Weg nach Bangkok rein zeigen soll; Bee, der Fotograf, der mit seinem Klapprad vorprescht und nach einer Vollbremsung in Vollprofihaltung Fotos schoss; Tan unser Bus-Manager war natürlich auch noch mit von der Partie.

Es ist schlimm, wie schnell sich der Anspruch an die Gegebenheiten anpasst. Nach den vollen Straßen in Kambodscha teilweise wäre es heute sicher eine schöne Etappe gewesen. Nach den letzten beiden Tagen aber fiel das Niveau etwas ab. Zu viele Auto hier, zu lange gerade Strecke da…

Das Mittagslokal war aber toll. Direkt am See, der randvoll mit Pangasius war. Aus den Lautsprechern tönte leise Hotel California und Shania Twain. Der Besitzer verstand es einen Country Flair zu erzeugen.

Nach langen schnurgeraden 12 km rollten wir in Bang Khla ein. Oder zumindest kurz davor. Angeblich gibt es hier einen Floating Market, den einige von uns sich anschauen wollten. Schwimmende Märkte sind mittlerweile ja eher Touristengassen auf Pontons als bewundernswerte traditionelle Frischmarkt vom Boot, so auch dieser hier. Fressstände, Bootstour, Massage am Fluss. Alte Omas auf ihrem kleinen Holzbötchen, die Früchte verkaufen, wie auf Postkarten sucht man hier vergeblich.

Immerhin waren wie versprochen Fledermäuse am Wat Pho. Und was für welche. Flughunde in Entengröße hingen von den Bäumen und warteten darauf auf die Jagd zu gehen. Leider muss es dafür dunkel werden und wir haben kein Licht bei.

Für das Abendessen musste wieder ein Biergarten herhalten. Diesmal auch mit Live-Musik. Nun hieß es Schlachtplan vorbereiten für die Silvester Fahrt nach Bangkok. Wir sind gespannt.


Bikeline-Quality Radetappe

273. Radweltreisetag, 80 km von Laem Mae Phim nach Pluak Daeng, etwas kühler geworden durch das Gewitter letzter Nacht.

Kann man in Thailand wirklich gut Radfahren? Eine Frage mit unterschiedlichen Antworten. Das hängt immer davon ab, wo man sich in dem Land befindet und wie willig man ist auch mal kleinere Wege auszuprobieren.

Das Straßennetz in Thailand ist mittlerweile erschreckend gut ausgebaut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich nur auf das Gebiet hier um Rayong handelt. Selbst die kleinsten Nebenstraßen haben frischen glatten Asphalt oder zumindest Betonplatten. Je kleiner die Wege desto näher ist man auch seiner Umgebung. Und davon hatten wir heute eine Menge.

Kreuz und quer ging es heute mitten durch die Pampa in Richtung Norden. Das Ziel war nicht so wichtig. Eine Übergangsstation mit Business-Hotel als Unterkunft. Der Weg dorthin, darum ging es.

Es ging gut los mit einer kleinen Straße durch eine Eukalyptus Plantage. Die Atemwege wurden freigelegt und der Sauerstoffzufuhr damit abgesichert für den Tag. Es roch wie in einer Hustenbonbon-Fabrik.

Weiter fuhren wir über kleine Berge (Traue mich ja kaum diese so zu bezeichnen, wo die Gruppe doch durch Südchina geradelt ist) vorbei an einem Freizeitpark. Die Steigungen in Thailand sind ein Zeichen dafür, wie man hier motorisiert unterwegs ist: getunte Pickups und Mopeds mit 125cc aufwärts. Solche Steigungen würde man in Kambodscha oder Laos nie finden.

Zum Mittagessen versuchten Hans und ich den Frosch, gebraten mit Holy Basil. Geschmacklich hervorragend. Nur gehackt war er etwas schwierig zu essen, da die kleinen Knochen wie Kies im Reis immer wieder ausgespuckt werden mussten. Dann doch lieber den Ganzen das nächste Mal.

Einen kurzer Zwischenstop gab es noch beim Wat Lahan Rai, gewidmet dem Luang Puh Tim, der bekannt war für seine magische Amulett-Kollektion. Die Merchandising Maschine für die Neujahrsfestlichkeiten war voll im Gange. Die monotonen Ansagen des Zeremonienmeisters hätte man leicht als Gebet interpretieren können. Aber es ging eher darum: mehr Geldspende = mehr Glück. Scheint ja zu funktionieren. Die riesige Statue, die hier über allem thront kostete rund 10 Mio Baht. Da muss jemand jetzt ein ganz schön volles Glückskonto haben.

Neujahr ist an sich keine große Festlichkeit in Thailand gewesen. Aber die meisten Leute haben um diese Jahreszeit ein paar Tage frei und nehmen sich die Zeit ihre Familie und Freunde zu besuchen. Entsprechend schwierig war es ein Restaurant aufzutreiben, dass noch geöffnet hatte. Auf das Niveau Pizza zu bestellen lass ich mich noch nicht herab. Es blieb nur ein Biergarten übrig mit dicken Boxen und Fußball-Leinwand. Liverpool gewann 4-0 gegen Newcastle. Klopppoo!


Unsere Mitradler – Astrid Frenzel

Eine Tour, vor allem eine so lange, steht und fällt mit den Teilnehmern. Sie sind das Salz in der Suppe, die Notwendigkeit und Bereicherung für solch ein Mammutprojekt, der Grund, warum wir Touren wie diese organisieren. Daher wollen wir euch ein paar unserer mutigen Mitreisenden vorstellen.

Astrid Frenzel

Hallo,
ich bin Astrid Frenzel und schon einige Jahre/-zehnte mit Peter verheiratet, der seit Berlin an dieser so außergewöhnlichen Reise teilnimmt. Daher verfolge ich den Blog der Radweltreise von Anfang an, zunächst als Mitradlerin von Berlin bis Riga, dann natürlich Tag für Tag, um zu wissen, wo sich Peter so rumtreibt. Das war so spannend, dass ich dann doch beschlossen habe, noch einmal mit einzusteigen. Nachdem ich viele Jahr lang die Integration von Geldautomaten und Infoterminals in den Banken betreut habe, kann ich seit Anfang Dezember meine Tage frei einteilen und habe 2019 dann 365 Tage „Urlaub“ – also geht’s für mich jetzt kurzentschlossen ab Januar 2019 mit dem Fahrrad von Bangkok nach Bali.
Ich habe natürlich keine Chance, mit dem Tempo des eingespielten, trainierten Teams mitzuhalten. Aber ich werde mein bestes geben.

Peter und ich hatten das erste Mal nach unserer China-Tour 2012 mit Christof von dem Projekt Radweltreise gehört. Spannend – war der erste Gedanke. Als der Beginn dann auf 2018 verschoben wurde, hieß das für uns, dass zumindest Peter eine reale Chance hatte mitzufahren, weil er sein Arbeitsleben zeitlich passend beenden konnte. Für mich war das Ganze zwar spannend, aber außerhalb meiner Kondition, was die Länge der Strecken und die Höhenmeter betraf. Die ersten Etappen bis Riga haben mir aber auch gezeigt, dass ich auch Strecken um die 130 km fahren kann. Nun hoffe ich, mit Peters Unterstützung gut mitfahren zu können, und freue mich darauf, ihn nach einem ¾ Jahr wieder zu sehen.
Raderfahrungen habe ich vor allem durch unsere Radurlaube gesammelt, die uns ab und zu auch mal über die Grenzen geführt haben – Frankreich, Kuba, Kanada, Tadschikistan/Usbekistan und eben China waren darunter. Aber das waren immer nur drei Wochen und eher von mittlerem Schwierigkeitsgrad – bei der Radweltreise sind ganz andere Anforderungen zu bewältigen. Das Schöne an Radreisen ist, dass man doch enger mit den Menschen vor Ort in Kontakt kommt, die Gegend im wahrsten Sinne des Worte „erfährt“ und dabei die Gerüche, Geräusche und eben das Leben an der Straße kennen lernt. Ich freu mich drauf!!!

Mangroven Autobahn

272. Radweltreisetag, 70 km von Chantaburi nach Laem Mae Phim, mit Sonne heiß, ohne nicht so, Nachts Gewitter…

Tan bleibt heute mal gleich im Auto. Er muss ja die Busse managen. Aha…

Beat und Catherine haben sich für 2 Tage ausgeklinkt und Besuchen einen ehemaligen Nachbarn in Chantaburi. Viel Spaß und hoffentlich bis bald Bangkok!

Richtig spannend war der erste Teil der Strecke nicht. Viel Stadtausfahrt. Viel Verkehr. Viel Straße. Vorbei an Salzfeldern und Kautschuk Plantagen ging es weiter Richtung Westen. Umso besser wurde dann aber der hintere Teil. Nach dem Mittagessen führte eine lang gestreckte Brücke über Mangroven Wälder und Austernfarmen hinweg und bot einen schönen Überblick über die Landschaft. Das „Scenic Route“-Schild alle 300 m erinnert einen daran, dass man die Strecke doch bitte genießen soll. Dann waren wir auch schon wieder am Meer.

Für meinen Geschmack ist Rayong einer der letzten Küstenorte östlich von Bangkok, die man hier ruhigen Gewissens noch besuchen kann. Danach kommen Chonburi und Pattaya. Alles verseucht vom Rotlicht- und Massentourismus und am Strand sind mehr Plastik und Kondome zu finden als Muschel und Seesterne. Vielleicht war das etwas überzogen. Aber ich habe da ein paar Traumas aus der Jugend, die wieder hochkommen, wenn ich an die Orte denke.

Lange haben wir heute nicht gebraucht und waren wieder am Nachmittag im Hotel, sodass genügend Zeit blieb für Schwimmen, Strandspaziergang, Massage und Haareschneiden. Ein bisschen Urlaub darf es ja auch noch sein.

Die Seafoodrestaurants reihen sich den Strand entlang in einer langen Kette auf. Eines gleicht dem anderen. Teure Preise und eingeschränkte Auswahl machen einem Reiseleiter das Leben schwer. Heute zum Abendessen dann wohl eher Schadensbegrenzung als Gaumenschmaus. Lecker bleibt’s aber meist trotzdem.


Obstgärten und Wald-Rennstrecke

271. Radweltreisetag, 95 km von Trat nach Chantaburi, Wetter bleibt heiß und trocken

Unser thailändisches Begleitteam scheint lernfähig zu sein. Erst hatten sie als Snack nur Kuchen, Kekse und Honigtuben. Nach unserer Bemerkung, dass es in Kambodscha immer frische Früchte gab, standen prompt Bananen und Melonen auf dem Programm. Aber aus Tan unserem Guide wird wohl kein Radfahrer mehr. Nach halber Strecke bevorzugt er lieber den Bus. Er muss sich ja schonen, sonst hält er die 6 Tage mit uns nicht durch.

Die direkteste Strecke nach Chantaburi, unserem heutigen Ziel ist ca. 70 km lang. Wir sind lieber 95 gefahren. Sehr abwechslungsreich und sehr schön! Richtig wilder Urlaub wie in Kambodscha gibt’s hier eher selten. Kautschuk und Palmenöl Plantagen dominieren das Landschaftsbild. Ebenfalls gab es viele Obstplantagen entlang des Weges: Durian, Cashew, Mango, Mangostan.

Das Highlight war aber wohl eine kleine Strecke durch das nördliche Ende des Pliu Waterfall National Parks. Eine wahre 4-Sterne ADFC zertifizierte Strecke: kaum Verkehr, schöne Landschaft, guter Belag. Besser kriegen wir die Fahrradwege bei uns auch nicht hin.

Ein echter Hingucker war auch das Hotel, idyllisch an einer Flusskurve gelegen mit Swimming-Pool und Zimmern mit großer Terrasse. Schon Kontrast Programm hier, verglichen z.B. mit den schlangenverseuchten Bungalows in Chi Phat. Hat aber beides seinen Reiz.

Zum Abendessen ging es ins Jantorn. Ein Restaurant mit innovativer Thai-Küche. Massaman-Curry mit Durian-Stücken klingt erstmal komisch war aber spitze. Alles sehr empfehlenswert.

Ein kleiner Verdauungsspaziergang durch die Altstadt am Fluss, die teilweise stilvoll restauriert und auf-boutiquet wurde brachte uns schließlich wieder zurück zum Hotel. Keine Hochzeit, kein Karaoke, nur ein paar Frösche im Teich. Gute Nacht!


Lihay Kambodscha, Sawasdee Thailand

270. Radweltreisetag, 105 km über die Grenze von Koh Kong nach Trat, leicht bedeckt

Das nächste Land auf der Liste ist abgehakt. Nur ungern ließen wir Kambodscha hinter uns. Nicht nur wegen den Erinnerungen und Erlebnissen, aber auch wegen dem tollen Team, was uns durch das Land begleitete. Pry, Mr. Chen, Mr. Proet, អរគុណ​ច្រើន! Thank you very much for everything. Das Team hat super Arbeit geleistet und wir trauerten Ihnen nach, da wir nicht nur einen Guide und 2 Fahrer zurückließen, sondern Freunde und Menschen auf die man sich verlassen konnte!

Zur Kambodschanischen Grenze waren es nur 10 km. Das Übliche Bild hier: Casinos, Prunkhotels, Trolley Boys, die Koffer und Waren hin und her karren, verlorene Touristen. Etwas Geduld muss man immer mitbringen bei Grenzübergängen. Stempel abholen und dann durften wir rein.

Wir stapften durch das Niemandsland und wurden auf der anderen Seite von Octo Cycling begrüßt, unserer Thailändischen Begleitung. Ein großgewachsener Thailänder stellte sich vor: Tan wird bis Bangkok unser Local Guide sein. Rad ist er mal vor 3 Jahren gefahren. 100 km hat er wohl auch schon einmal geschafft. Na dann…

Das Problem in den meisten Ländern hier ist, dass bei ausländischen Gruppen immer ein lizensierter Guide dabei sein muss. Die Ausbildung dazu kostet viel Geld und die thailändischen Geschichtskenntnisse müssen sitzen. Das Land möchte Qualitätssicherung betreiben. In Kambodscha kann man das auch anders regeln. In Thailand manchmal nicht.

Tan schwingt sich mit uns aufs Rad und wir strampeln die Sukumvit entlang. Ab jetzt ist wieder Linksverkehr angesagt. Im Grunde sind es etwa 400 km immer weiter geradeaus und wir kämen in unserem Hotel an. Aber die kürzeste Strecke ist ja auch meist die langweiligste.

Leider blieben uns für den ersten Tag in Thailand nicht viele Alternativen. Dank den Franzosen musste Thailand einige Provinzen an Kambodscha abtreten. Der kleine Zipfel entlang der Küste im Südosten des Landes durfte man aber behalten werden. Hier befindet sich heute die dünnste Stelle des Landes. 500 m breit ist Thailand an dieser Stelle, links das Meer und rechts die Kambodschanische Grenze.

Die Atmosphäre am Wegesrand ist schon eine andere. Selbst die ärmere Bevölkerung genießt einen ganz anderen Lebensstandard als noch in Kambodscha. Positiv ist vor allem aufgefallen wie viel weniger Müll am Straßenrand liegt.

Einige Schlenker weg von der Hauptstraße ab sorgten für die nötige Ablenkung. Schließlich rollten wir ein in Trat, eher eine Durchfahrtstation für die meisten Touristen auf dem Weg nach Koh Chang. Viel Charme hat die Stadt nicht. Thailänder verbinden sie vor allem mit dem Seafood Market, wo man gute Deals für Fisch, Krebstiere und andere Meeresbewohner schießen kann.


Stille Nacht, tropische Nacht …

Bilderbuch am 269. Radweltreisetag in Koh Kong am sonnigen und heißen 1. Weihnachtsfeiertag

Ursprünglich stand im Reiseprogramm für heute „Weihnachten am Meer!“ Das wurde dann in einer stillen Nacht geändert in „Weihnachten mal anders!“. Koh Kong liegt zwar am Wasser (am Koh Pao River), aber doch ein beträchtliches Stückchen vom Meer entfernt …
Ein Teil der Radelgruppe vermißt was, ein anderer Teil vermißt nix. Nee, ich meine nicht das Meer.
Zum Beispiel Kartoffelsalat mit Würstchen und was sonst noch so in der Zeit im Abendland Brauchtum ist.
„Weihnachten, auch Weihnacht, Christfest oder Heiliger Christ genannt, ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Festtag ist der 25. Dezember, der Christtag, auch Hochfest der Geburt des Herrn (lat. Sollemnitas in nativitate Domini), dessen Feierlichkeiten am Vorabend, dem Heiligen Abend (auch Heiligabend, Heilige Nacht, Christnacht, Weihnachtsabend), beginnen. Er ist in vielen Staaten ein gesetzlicher Feiertag. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und vielen anderen Ländern kommt als zweiter Weihnachtsfeiertag der 26. Dezember hinzu, der auch als Stephanstag begangen wird.“
[https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten]
Da kann man(n) auch ’ne Menge nachlesen, wie es zur nachträglichen „Definition“ dieses Geburtsdatums kam.

Mit der o.g Geschichte verbindet uns aktuell wohl insbesondere das Klima, denn in Bethlehem dominierten damals – wann auch immer – eher nicht Schnee und Eis und Jingle Bells und Oh Du fröhliche und süßer die Glocken und klingelingeling … etc. pp.
Es dürfte winterlich warm gewesen sein (aktuell um die 15°C), etwas kühler als hier in Kambodscha unweit der Grenze zu Thailand (bei heute bis zu 32°C).
Da es gestern Nachmittag heftig regnete, konnten wir auch die Hoffnung auf eine „weiße Weihnacht“ getrost abhaken. 😉

Die Informationslage um die Geschichte ist ja eh nach wie vor unklar, wie sie schon ein großer Dichter vor 200 Jahren beschrieb:

Heinrich Heine
(Reisebilder. Erster Theil)
Die heil’gen drey Kön’ge aus Morgenland

Die heil’gen drey Kön’ge aus Morgenland,
Sie frugen in jedem Städtchen:
Wo geht der Weg nach Bethlehem,
Ihr lieben Buben und Mädchen?

Die Jungen und Alten, sie wußten es nicht,
Die Könige zogen weiter;
Sie folgten einem goldenen Stern,
Der leuchtete lieblich und heiter.

Der Stern blieb stehn über Josephs Haus,
Da sind sie hineingegangen;
Das Oechslein brüllte, das Kindlein schrie,
Die heil’gen drey Könige sangen.

Aber weltweit verbreitet wurde der Brauch schließlich doch, wie auf unseren Reisewegen (s.a. Plast- Bäumchen, Gummi-Schneemännlein und hölzerne Holzundpappepferdeschlitten in früheren Blog-Beiträgen) zu bemerken war.

„Weihnachten ist auf Indonesien (da werden wir demnächst sein) gesetzlicher Feiertag, obwohl Christen nur 8 % der Bevölkerung ausmachen, das Fest ist dort auch bei Nicht-Christen sehr beliebt.
In der Volksrepublik China (da waren wir schon vor einigen Wochen) ist der 25. Dezember kein gesetzlicher Feiertag. Christen hingegen begehen an diesem Tag inoffiziell und im privaten Rahmen Weihnachten.
Sowohl in Hongkong als auch in Macau ist der 25. Dezember hingegen ein Feiertag. Beides sind ehemalige Kolonien europäischer Seemächte mit christlichem Hintergrund.
Trotz dieser Unterscheidung muss erwähnt werden, dass in großen urbanen Zentren des chinesischen Festlands im Dezember immer häufiger Weihnachtsdekorationen auftauchen, was auf das wachsende Interesse an diesem westlichen Phänomen und auf Marketingkonzepte zurückzuführen ist.“
[https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit#Indonesien]
Das gilt sinngemäß auch für Kambodscha. Kauft, Leute kauft! Das oft so gescholtene „goldene Kalb“ fühlt sich sauwohl.

Hey, ich hab den alljährlichen Trubel und den medial indoktrinierten Hasteschonallegeschenkestress nicht einen Augenblick vermißt. Die Familie schon, die sich insbesondere am Jahresende traditionell mehr Zeit füreinander nimmt. Hat sich dann auch ein wenig bei den Skype-Sessions bemerkbar gemacht.

„Den heutigen 1. Weihnachtsfeiertag verbringen wir geruhsam. Wer Lust hat, kann einen Spaziergang durch Koh Khong oder einen Ausflug in die Mangroven machen.“, verspricht das Reiseprogramm.

Den Spaziergang hab ich gemacht, die Mangroven waren mir zu weit entfernt und zur $25-Bootsfahrt auf die Insel hatte ich keine Lust.
Dabei soll Koh Kong Island die allerbesten Strände in Südostasien haben – Darauf weisen sogar „Stelen“ in der Stadt hin – und die Koh Kong Provinz ist überhapt die mit der längsten Küste Kambodschas.
Auf der Insel gibt es aber keine Übernachtungsmöglichkeiten. Es ist sogar verboten nachts dort zu bleiben, denn das Gebiet ist miltärisch wichtig. Viele Boote am Fluß bieten jedoch tagsüber ihre Dienste für Überfahrten an.
Tuk Tuks und andere Gefährte stehen für Ausflüge in die Cardamom Mountains, zu Wasserfällen und zu verschiedenen Eco Tourism Villages bereit, einschl. Chi Phat. $5 – $25 pro Teilnehmer/in bereithalten.

Was kann man(n) sonst noch tun in Koh Kong? Reisetipps im WWW empfehlen „Fishing, swimming, drinking, gambling, eating, sleeping, touring, trekking, cycling, boating, and sightseeing.“ Puh, und wir haben nur einen Tag Zeit für das alles.
In Grenznähe soll sogar ein neues Casino eröffnet worden sein.
Erst 2012, nach der Fertigstellung der Nationalstraße 48 (Verbindung nach Sihanoukville, Sre Ambel und damit auch Phnom Penh) begann sich der Tourismus in Koh Kong zu entwickeln. Davor war der Ort nur mit Booten und einer Fähre von Sihanoukville bzw. über das Thailändische Trat erreichbar. Da hatte Koh Kong auch noch den Ruf, als Stadt überwiegend vom Schmuggel mit Drogen, illegalem Glücksspiel und Prostitution zu leben.

Sehenswertestes Bauwerk in Koh Kong ist sicher die 1900 Meter lange Koh Kong – Brücke über den Koh Pao River (4. April 2002 eröffnet), seit 3 Jahren nur noch die zweitlängste Kambodschas. 300 Meter länger ist die 2015 fertiggestellte Neak Loeung Bridge oder auch Tsubasa Bridge über den Mekong, die die Kandal Provinz mit Neak Loeung (Prey Veng Provinz) über den Highway 1 zwischen Phnom Penh und Ho Chi Minh City verbindet.
[https://en.wikipedia.org/wiki/Koh_Kong_Province, https://www.koh-kong-cambodia.com/index.html, https://wikitravel.org/en/
Koh_Kong, http://www.cambodia-hotels.com/koh-kong.htm]

Wenn ihr noch 2:25 min Zeit habt , schaut und hört euch den „Koh Kong Song“ an. Eine kleine Liebeserklärung an die Stadt.
(Text: Jelly Mr. musicman Koh Kong and Harry Partridge Melody, flute and vocals: jelly)

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Koh Kong ist das Tor nach Thailand, hab ich gelesen. Durch dieses werden wir morgen radeln.
Koh Kong – und damit letztes Kambodscha-Bilderbuch auf:




Pry, Chen and Brin, Thank you very much indeed!
We had amazing days with you in your beautifull Cambodia. Thanks a lot for your open-handed hospitality and for all your friendly assistance every day.

Ich hab zur Feier des Tages (oder richtiger der Nacht?) extra auch noch mein Lieblingsweihnachtsgedicht herausgesucht:

Erich Kästner (1930)
Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag

Zweitausend Jahre sind es fast,
seit du die Welt verlassen hast,
du Opferlamm des Lebens!
Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens!

Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut
und wolltest alle Menschen gut,
damit es schöner werde!

Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.
Du kamst an die Verkehrten!

Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord, kurzerhand, beging.
Es war genau wie heute.

Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst.
Und alles blieb
beim alten.

Heiligabendetappe durch den Regen-Wald

268. Radweltreisetag, 120 km von Chi Phat nach Koh Kong (1300m rauf und runter), gemäßigter Vormittag / Nachmittag Gewitter

In Deutschland verbindet die A48 Koblenz und Ulmen. In Kambodscha führt die A48 von Sre Ambel an die Thailändische Grenze. Die Straße ist noch recht neu. Bis vor 10 Jahren war die Grenzstadt Koh Kong noch abgeschnitten von dem Rest Kambodschas. Zugang war eher von der Thailändischen Seite möglich.

Seit 2007 jedoch verbindet die Hauptstraße 48 Koh Kong mit dem Rest Kambodschas. Gebaut wurde sie teils quer durch die Ausläufer der Kardamomberge. Das Ergebnis ist eine ruhige Verbindungsstraße mitten durch den Dschungel. Links und rechts war eine undurchdringliche grüne Wand von Pflanzen. 120 km mit 1300 Höhenmetern sollten wir heute davon haben! Zum Glück hatte die Hitze genau am richtigen Tag Mitleid und die kühle Luft aus dem Dschungel ließ sich sehr gut atmen.

Richtig tolle Bilder konnte man trotz der langen Strecke nicht machen. Aber das Highlight war auch eher nicht visueller Natur. Ständig hatte man Zikaden, Grillen Geräusche um sich herum. Zwischendrin immer wieder mit Paarungsrufen von wilden Gibbons.

Das Mittagessen gab es an einem „Magic-Food“ Stand. So nennt es unser Local Guide Pry, da man nur mit dem Finger drauf zeigen muss und schon landet es auf dem Tisch.

Als dann am Nachmittag noch ein Tropengewitter dazu kam, war die Kulisse perfekt! Regensachen bringen hier ja nicht wirklich was. Sonst wird man eben von innen nass vom eigenen Schweiß. Also hieß es Handy und Portemonnaie wasserdicht wegpacken und ab durch das Wasser.

Durchnässt aber zufrieden rollten die, die noch auf dem Rad übrig geblieben sind ein in Koh Kong Stadt.

Für unser Festessen an Heiligabend ging es raus zu einem Restaurant auf Stelzen über der Flussmündung. Der Mond spiegelte sich im Wasser. Die Krebssammler stapften im Wattwasser vorbei. In diesem Sinne, frohe Weihnachten an alle!


4 Meterbrett am Naturpool

267. Radweltreisetag, Ruhetag in Chi Phat, lohnt es sich noch was zum Wetter zu schreiben? Heiß und sonnig, irgendwas zwischen 32 und 37 Grad

Um Chi Phat rum kann man einiges unternehmen: Kajak, Hiking Touren, Wasserfälle. Wir sind mit den Fahrrädern zum 14 km entfernten Wasserfall gefahren. Der Weg war kein leichter. Es ging über Stock und Stein und es wurde immer enger. Die Tout Terrains Räder zeigen hier, dass sie eher Presque Tout Terrains sind.

Am Ziel angekommen war noch ein bisschen kraxeln angesagt, bevor jeder sein Schattiges Plätzchen gefunden hatte. Die Lunchpakete musste jeder selbst mitnehmen und waren in Bananenschale eingewickelt. Aber dann natürlich nochmal eine Plastiktüte drum. Öko und so…

Der Omalu Wasserfall führte auch jetzt in der Trockenzeit noch genug Wasser und hatte einen riesigen Pool zum Schwimmen. Die Abkühlung tat gut!

Zurück im Dorf ging es später zum Sunset-Ride. So richtig enthusiastisch war hier keiner außer Karin (Bravo!). Anscheinend ist die Dorf-Lethargie ansteckend. Damit wir nicht ganz einsam hochfahren sollten kam Mr. Proh, der Busfahrer mit. Fahrräder mit Schaltung schien unbekanntes Terrain für ihn. Aber wer mit einem großen Bus zurechtkommt, braucht nicht lange um eine Kettenschaltung zu kapieren.

Pry erzählte uns, dass er gern mit seinem Sohn hier campen möchte. Kann ich gut nachvollziehen! Quality time mit dem Kleinen, hier mitten in der Natur klingt nach einem tollen Vater-Sohn-Erlebnis. Seine Frau lässt es aber nicht zu. Chinesischer Über-Protektionismus eben. Ich nicke leise…
Die Sonne ließ sich noch einmal blicken bevor sie dann ganz hinter den Wolken verschwand. Prost!

Das wichtigste Thema des Tages zum Abendessen war aber die Schlange in Hans und Hartmuts Zimmer. Braungelb war sie wohl und 1,2 Meter lang. Die meisten schoben es auf das Ibuprofen. Ich glaube Dir aber Hans! Eine ruhige Nacht uns allen!