Australien 15+1: BBQ (3)

Wenn es schön warm ist, macht es keinen Spaß, drinnen zu hocken. Also wird draußen gesessen, gegessen und geschlafen. Damit man nicht einmal beim Kochen – mitunter leichter zu finden als öffentliche Toiletten.

Wenige Dinge sind so universell australisch wie das Barbecue. Der naive Besucher mag sich in der Sicherheit wiegen, er wisse schon übers Grillen Bescheid – das mache man im Sommer schließlich auch immer –, doch das Streben nach dem perfekten Grillerlebnis findet down under in einer ganz anderen Liga statt.

Natürlich hat jeder Australier sein Geheimnis, um das hundertprozentig beste Steak zu grillen. Der eine schwört noch auf den klassischen Grill, die Mehrheit hingegen hat sich von den Vorzügen eines Gasgrills überzeugen lassen (mit verschiedenen Oberflächen, versteht sich). Manch einer wird seinen geliebten Grill mit bewundernswerter Pedanterie sauber halten, der Nächste reinigt ihn nur mit Zitronen, manch anderer versichert, dass das Fett der Vorwoche den Geschmack wirklich nur verbessern kann.

Wie es auch läuft: Die rituelle, aber gottlose Zeremonie des BBQ hat ihr eigenes Protokoll. Als Gast hat man die Kochkunst und das professionelle Equipment des Gastgebers zu honorieren. Auch bei der Konversation gibt es einige Punkte zu beachten: Auf die Frage »How would you like your steak?« lautet die richtige Antwort medium oder medium rare (was den begeisterten Hobbykoch sicher nicht davon abhalten wird, das Steak ins Nirvana zu braten). Auf die Frage, ob man Salat möchte, lautet die richtige Antwort: Nein. Genau das ist übrigens auch die Antwort, die der Autor den Lesern nahelegt, die gefragt werden, ob sie ihren Hamburger »mit allem« haben möchten, denn hier schlägt wieder der britische Einfluss auf die Küche durch. »Mit allem« steht nämlich nicht für den beliebten Klassiker BLT – bacon, lettuce und tomato –, sondern gerne für Zutaten wie rote Beete, Spiegelei und Ananas. Wohl bekomm

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Kunst am Bau

Tag 365 der Radweltreise, 79 km entlang des „Silo Art Trail“, Wind aus der falschen Richtung

Nach 141 Kilometern wirkt eine 80-Kilometer-Etappe ja fast wie eine lockere Spazierfahrt. Am Morgen – nach einem echt australischem Frühstück (Toastbrot im Gefrierfach, Instantkaffee, Peanutbutter) – lässt es sich auch noch gut an. Die Sonne scheint, es ist, im Vergleich zu gestern, erstaunlich warm am Morgen.

Heute steht unsere erste Silo-Art-Trail-Etappe auf dem Programm, und tatsächlich, schon die erste Silomalerei ist ziemlich beeindruckend, zumal in der Morgensonne. Von Patchewollock geht es dann erst einmal nach Speed, und leider schleicht sich für die ersten 20 km Herbert Grönemeier in mein Hirn und singt „Alkohol ist mein Rettungsanker in der Not…“. Alles nur wegen der späteren Textzeile „Der Apotheker nimmt Valium und Speed“. Die Synapsen spielen beim Radfahren zuweilen verrückt.

Nach einer Stunde sind wir auf Speed, bzw. dort, und biegen dann leider in Richtung Wind ein. Dann wird es zäh. Sabine und Heinz schmeißen das Handtuch und fahren mit Ian, unserem Fahrer, in Richtung Unterkunft vor. Der Rest quält sich in Richtung nächsten Silo. Der steht in Lacelles, ist durchaus spannend, was man auch vom besten, weil einzigen Restaurant am Ort sagen kann. Mit „Drive-in“-Bottleshop. Rein mit dem Auto, raus mit der Buddel und dann erledigt die Kuhfänger alle Hindernisse, die eventuell auf der Straße lauern. Wobei man sagen muss: Die Australier fahren deutlich besser als ihr Ruf, sogar die Roadtrains bremsen in der Regel für uns ab. Und wenn nicht, ergibt das wenigstens einen gute Sog!

Während wir unsere Nasen in das lokale „Pubfood“ stecken kommt Ian mit schlechten Nachrichten zurück. Die geplante Unterkunft hat nicht nur keine Bettwäsche (darauf waren wir vorbereitet), sondern auch keine Decken, keine Kissen und ist auch ansonsten nicht der Platz, an dem man einen Ruhetag verbringen wollte. Originell, soll sie angeblich sein. Nachdem ich sie mir einige Stunden später selbst angeschaut habe, muss ich sagen – noch nicht einmal das. Design beats Funktion. Bestenfalls.

Da hatten wir aber schon im lokalen Motel das erste Schmutzbier hinter uns, haben ein wenig umgeplant, der Ruhetag ist nun in Halls Gap, und sind froh, dass wir in Hopetoun keine zwei Nächte verbringen müssen. Die Idee hatte ich von unserer ehemaligen Agentur übernommen, die sich auch sonst nicht mit Ruhm bekleckert hat. Aber dazu später. Mit Ian und Escapegout sind wir inzwischen aber sehr gut unterwegs.

Der lokale Pub hat heute „Pizza Night!“. Und siehe da, im beschaulichen Hopetoun, einem Ort, in dem man jeden Moment erwartet, dass Gary Cooper um die Ecke kommt, um dann pünktlich um 12 Uhr Mittag von Grace Kelly gerettet zu werden (für die jüngere Generation: Achtung, Spoiler!), gibt es jeden Sonntag die beste „Prawn Garlic Pizza“ der Welt.

Schmeckte jedenfalls so.

Ein Hauch von China

Tag 364 der Radweltreise, 141 km von Pinnaroo nach Patchewollock, vorwiegend Rückenwind

Ein wenig Respekt haben wir schon vor unserer ersten „Königsetappe“. Steigungen erwarten uns kaum, aber eben 141 Kilometer.
Wie viele der Teilnehmer gestern Abend um Rückenwind gebetet haben, weiß ich nicht, aber es hat gewirkt! Wir rauschen die ersten 110 km mit mehr als 20 Kilometern in der Stunde nur so dahin, die Nase im Wind, die Augen über weite Kornfelder schweifend, die gelb-braun abgeerntet den Platz zwischen Straße und Horizont ausfüllen.

Kängurus sehen wir heute nur als Roadkill, dafür etliche Papageien und Kakadus, die in den Bäumen den Sound des heutigen Tages prägen. Gegen Mittag haben wir 90 km absolviert, dann geht es noch 20 Kilometer mit dem Wind und dann die letzten, etwas zähen 30.000 Meter gegen den Wind, durch ein kleines Naturschutzgebiet, das dann auch landschaftlich noch ein wenig Abwechslung bietet.

Kurz vor dem Ziel geht es dann links nach Speed, und rechts, mit starkem Gegenwind die letzten 2 km nach Patchewollok. Der Ort scheint wie aus der Jack-Daniels-Werbung gefallen, eilig hat es hier keiner, und von den 133 Einwohnern sind gute 50 im einzigen Pub um ein wärmendes Lagerfeuer versammelt, das alsbald auch uns wärmt, es hat ja schließlich gerade einmal 15 Grad!

Das Pub hat acht schnukelige Zimmer, die Hälfte davon mit Bad, aber nur 5 sind schon fertig renoviert. Ich fühle mich angenehm an so manche Landunterkunft in China erinnert, zumal auch das lokale Klientel ähnlich tickt wie so manches chinesische Landvolk. Zu etwas später Stunde gesellt sich ein Einheimischer, den man die fünf Generationen ohne Genauffrischung ansieht, zu uns und befragt uns zur deutschen Flüchtlingspolitik. Sie hätten gerade die Flüchtlingsproblematik am Nebentisch diskutiert, und wir als Deutsch hätten da sicherlich was dazu zu sagen. Nein, er wäre kein Rassist, aber man wird doch noch mal sagen dürfen…

Also tagt da der AfA-Stammtisch nebenan, und auch hierhin, wie in so mancher Stadt in Sachsen, wird sich (außer uns) wohl nie ein Fremder verirren.

Uns mag man dann doch ganz gern, und die Nachhut unserer Gruppe wird noch mit Schnaps abgefüllt. Ich war da schon im Bett – ich weiß ja aus China, wie so etwas ausgeht!

Viel vom schönen Nichts!

Tag 363 der Radweltreise. 110 km durch das Outback, das nicht wirklich Outback ist, sich aber so anfühlt!

Was bleibt von einem Tag wie diesem? Langfristig wahrscheinlich mehr als gedacht.

Man kann ja drei Wochen Meditations Retreat in Nepal buchen. Oder eben 110 Kilometer von Kanguruh nach Tawanda! radeln. Besser gesagt von Karoonda (und ich musste es wieder nachschlagen!) nach Pinnaroo.

Macht das Spaß? Mit orkanartikem Rückenwind auf jeden Fall!

Was uns da durch den Kopf geht, wenn man so durch die australische Landschaft fliegt?

Wir fliegen auf jeden Fall recht entspannt unserem Ziel entgegen.

Australien 15+1: Autos (2)

Hat es eine Ladefläche und Allradantrieb? Nein? Dann ist es auch kein richtiges Auto. Falls doch, braucht man zwei: ein altes und ein neues. So lässt sich die australische Einstellung zum fahrbaren Untersatz zusammenfassen.

Eine der wichtigeren Lektionen, die man als Kind eingebläut bekommt, ist, nicht bei fremden Leuten ins Auto zu steigen. Im Nachhinein ein sehr weiser Rat, denn als vagabundierende Arbeitskraft hatte ich in Australien öfter das Vergnügen, bei Unbekannten ins Auto steigen zu dürfen. Das ermöglichte die interessantesten Abenteuer der Reise. Und erwies sich oft genug als nervenaufreibend.

Das Auto eines Australiers verrät ungemein viel über seinen Lebensstil. Gepflegte Neuwagen versprechen ein Heim mit Stil und Komfort, selbst mitten im Busch. Rollen einem während der Fahrt verrottende Früchte entgegen oder setzt man sich aus Versehen auf ein rostiges Messer, so kann man sich auf einen eher holprigen Monat der Gastfreundschaft einstellen.

Diese Erkenntnis betrifft zumindest den Erstwagen. Denn so ziemlich jeder Australier scheint einen Zweitwagen zu besitzen, den er nur für bestimmte Aufträge, etwa auf dem eigenen Grundstück, einsetzt. Der Zustand dieser Zweitwagen legt nahe, dass so mancher Schrotthändler schon verhungert sein muss. Dass der Unterbau komplett verrostet ist oder die Bremsen nicht mehr funktionieren, gehört fast schon zum Standard. Besonders vertrauenserweckend ist das nicht, insbesondere dann, wenn man a) auf ein Krokodilgehege zurollt oder b) am öffentlichen Straßenverkehr teilnimmt.

Dass es so selten zu verheerenden Unfällen kommt, ist vermutlich nur darauf zurückzuführen, dass es überhaupt so wenig Verkehr gibt. Ansonsten wären funktionierende Bremsen immerhin unverzichtbar.

Genau solche Spritztouren sind daher für den Großteil an Unfällen verantwortlich – und damit wesentlich gefährlicher als alle Schlangen im Land zusammen.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Auf nach Kanguruh!

Tag 362 der Radweltreise. Es wird ländlich sittlich. Und der Wind kommt endlich von hinten!

Zuweilen hat man es als Radreiseveranstalter ja eher schwierig. In China sind wir ja mehr als heimisch, da gehen uns die Ortsnamen nur so von den Lippen. In Südostasien verhaspelt man sich schon einmal an den Ortsnamen. In Australien verzweifelt man an Orthografie und Aussprache.

Karoonda heißt unser Tagesziel, das ich mir einfach nicht merken kann (und ungelogen, ich musste es eben wieder einmal nachschlagen). Sind das nun alte Namen, Ortbezeichnungen, die noch von Aboriginals stammen, oder sind die krummen Namen einfach auf die Rechtschreibschwächen der ersten Siedler zurückzuführen?

Intern lief unser Zielort also als „Kanguruh“!

Wie auch immer, wir fahren heute bis zum Arsch der Heide, was aber recht angenehm mit einer Fährfahrt über den Murray beginnt, mit einem guten Frühstück in Tailem Bend weitergeht und dann auch nicht unbedingt schlechter wird. Kein Highlight entlang der Route, aber auch kein Stress. Wir sind im Landesinneren angekommen, da ist es ländlich-sittlich, einfach, urig, gut.

Unsere Unterkunft sind die einfachen Zimmer hinter dem lokalen Pub, und aus dem könnte Heinz Strunk einen neuen Roman schaffen. Was da an Alkoholleichen über dem Tresen hängt, ist beschreibenswert. Wir gesellen uns nur auf halben Weg zu den Leichen, schließlich gilt es morgen ja 110 Kilometer zu bewältigen. Immer noch durch den Arsch der Heide.

P.S. Pferdehinterlassenschaften haben wir dann doch nicht gekauft, trägt auf und stinkt!

North by Northwest

Tag 360 der Radweltreise, von Goolwa nach Wellington East. Wind wie immer beim Radfahren

Bisher hat sich der Wind ja nicht von der besten Seite gezeigt. Die heutige Richtungsänderung verspricht Besserung – der Wind hat aber andere Ideen.

Bevor wir uns aber auf die Räder schwingen, genießen wir erst einmal unser Frühstück. Wenn ihr mal in Goolwa seid – zugegeben, eher unwahrscheinlich – dann genießt das Frühstück im Motel Goolwa. Da lässt sich auch Gegenwind ertragen!

Nun – es geht wieder mal gegen den Wind. Dafür aber ausgesucht schön. Der direkte Weg wären gerade einmal 60 km. Wir – besser gesagt ich, wähle den etwas längeren Weg über die Nebenstraßen, teilweise am Murray River entlang, der hier als See ausufert, mit kleinen Ortschaften, die in Mecklenburg-Vorpommern stehen könnten. Das Wetter ist uns gnädig, der Wind nicht, aber alles in allem geht es gut voran.

Bis wir an der Fähre in Wellington East ankommen, unser schickes Courthouse beziehen und nur einen Zettel vorfinden: Wir haben keine Zimmer, sind nicht da und haben euch grundlegend verarscht! Stand da nicht so, fühlte sich aber so an.

Wie auch immer: Die Unterkunft im Welly Pub, drei Bungalows mit jeweils 2 Zimmern und Küchenzeile mit Blick über den Murray waren mehr als guter Ersatz. Und der Pub fuhr so manches Gericht auf, das wir so gut und günstig bisher noch nicht hatten. Darüber hinaus gab es unser geliebtes Coopers Pale Ale auch noch, sogar vom Faß, da waren das Schmutzbier und die Abendversorgung gesichert! Coopers, das ist die einzige verbliebene unabhängige Familienbrauerei in South Australia, und das schmeckt man!

Den Abend beschließen wir mit den frisch aufgefüllten Weinvorräten der Blaisdale Winery, die wir im Vorüberfahren auch noch besucht haben.

Ein ziemlich runder Tag!

No Through Road

Tag 359 der Radweltreise, 85 km von McLaren Vale nach Goolwa, lustiger Radausflug mit Bierprobe

„Eier, wir brauchen Eier!“, hat Oliver Kahn einst gefordert.

Nun, uns fehlten heute die Eier.

Bevor bei unseren Leserinnen und Lesern nun die Phantasie durch geht: Es fehlten tatsächlich drei Eier für unser Frühstück in der „Cottage Bakery“. Dabei waren wir schon früh unterwegs, kurz nach 8, und da wäre doch eigentlich noch ein wenig Luft nach oben für das Frühstückscafé, selbst wenn eine Horde deutscher Radler und ein naturalisierter Brite das Café stürmen.

Also keine Eier für Sabine, Heinz und mich. Aber ganz viel Speck! Und lecker. Aber eben keine Eier!

Auf jeden Fall kommen wir viel zu spät los, bummeln dann auch noch ein wenig, auch weil die Strecke, wie gestern erst einmal auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse, viel zu schön ist, um zu hetzen.

Dann steht die erste Bergwertung an: Der Willunga Hill.
Radsportfreunden bekannt als legendäre Bergankunft der Tour „Down Under“, die, wie wir auf der Tafel auf der Passhöhe erfahren, die letzten fünf Jahre von Richie Porte gewonnen wurde, ihr wisst schon, dem Aussie, der die Tour de France theoretisch gewinnen könnte, wenn er sich nicht immer wieder spektakulär in den Graben schmeißen würde. Immerhin, André Greipel hat die Tour „Down under“ auch mal gewonnen, damals allerdings ohne den Willunga Hill, der zwar kein Alpe d`Huez ist, aber dennoch ein schöner erster richtiger Anstieg auf der Tour, den Manfred mit der Kraft von vier Wochen Indonesien souverän als Erster absolviert.

Wo Höchstleistung, da auch Doping: Wir gönnen uns eine Mittags-Bierprobe in der Smiling Samoyed Brewery. Dazu gab es kalte Platte, warmen Hund, der als Logo-Vorbild Narrenfreiheit hatte und uns zwischen den Beinen entlang schmeichelte und ein paar Kangurus in der Ferne, die am nahegelegenen Stausee grasten (grasen Kangurus?)

Die Gruppe ist danach gespalten: Michael steht auf das lokale Kolsch (sic!), Sabine, Elly, Heinz und Manfred auf das Pale Ale, ich auf IPA, und Helmut kann dem lokalen Leitungswasser durchaus interessante Geschmacksnuancen abgewinnen. Auf jeden Fall wandern erst einmal 48 Flaschen verschiedener Sorten in das Begleitfahrzeug. Was man hat, das hat man!

Mit erstaunlich frischen Beinen ging es dann über mehrere Hügel ans Meer und dann einen ziemlich spektakulären Radweg von Victoria Harbor nach Goolwa.

„Weißt Du, was hier die häufigste Straße ist?“, fragt mich Sabine?

„Was?“, frage ich.

„No through road!“, antworten wir unisono. Stichstraßen, die nirgendwohin führen, außer in kleine Viertel mit meist leerstehenden Ferienwohnungen. Aber nett, dass das am Anfang der Straße steht, und nicht am Ende!

Damit wäre nun auch der Blogtitel erklärt!

Schmutzbier aus den Vorräten, sehr appetitliches Abendessen im Whistlestop Café (keine grünen Tomaten und auch kein Menschenfleisch!), dann fällt die Gruppe müde ins Bett.

Nur der Chronist ist noch wach und sagt nun auch „Gute Nacht!“.

 

Australien 15+1: Dropbears (1)

Dass die australische Fauna so manche Überraschung bereithält, dürfte weithin bekannt sein. Doch viele Besucher aus fernen Ländern haben keine Vorstellung davon, worauf sie sich wirklich einlassen. Ein Beispiel dafür sind die gefürchteten dropbears.

Zwar sehen dropbears den ikonischen Koalas ausgesprochen ähnlich, doch der Schein trügt. Der Experte vermag einen dropbear leicht an den spitzeren Ohren zu identifizieren, doch der Laie wird mit der Unterscheidung seine Schwierigkeiten haben – zumal sich die Tiere gerne in den luftigen Höhen der Eukalyptusbäume versteckt halten. Doch genau das macht sie so gefährlich: Nicht nur handelt es sich bei den dropbears im Gegensatz zu den knuffigen Koalas um echte Bären, zudem sind sie als Fleischfresser auch auf den Geschmack argloser Touristen gekommen.

Üblicherweise wird sich der dropbear aus dem Geäst auf seine ahnungslosen Opfer stürzen, denen keine Zeit bleibt, den Angriff abzuwehren. Obwohl solche Unfälle wesentlich häufiger auftreten als etwa die Angriffe von Haifischen auf Surfer, gelingt es den australischen Behörden erstaunlich gut, den Deckmantel des Schweigens über diese Zwischenfälle zu breiten – undenkbar groß wäre der Imageschaden für das Land.

So oder so ähnlich werden australische Gastgeber Neuankömmlinge im Lande über die zu erwartenden Risiken aufklären. Es ist die australische Art, jemanden willkommen zu heißen: Pulling your leg ist ihre Bezeichnung, »durch den Kakao ziehen« wäre eine angemessene Übersetzung. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt: Dropbears sind als legendäre Kreaturen recht verbreitet; manche erzählen lieber von gigantischen meatflies (überdimensionierten Fliegen, die das Fleisch vom Grill klauen) oder dem mythischen bunyip. Natürlich besteht in einem Land wie Australien das ständige Risiko, dass solcher Humor von der Realität eingeholt wird. Ein Beispiel dafür wäre die bellende Spinne. Doch fürs Erste sollte man als Reisender diese Begrüßung als kleinen Test verstehen, mit dem die Australier prüfen möchten, ob man aus dem richtigen Holz geschnitzt ist. Erst wenn man einem dieser Späße zum Opfer gefallen ist, ist man auch wirklich angekommen.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

600 ml im Jahr

Tag 358 der Radweltreise, 68 km von Adelaide nach McLaren Vale, alle vier Jahreszeiten

Nun, Sabine und ich haben wieder zugeschlagen. Der Regen pfeift uns bei der Abfahrt ins Gesicht, während Ian, unser Fahrer und Begleiter für die nächsten 10 Tage, vor Freude fast aus dem Häuschen ist.

„Auf den Regen haben wir vier Monate gewartet!“, frohlockt er.
Nun, wir eher weniger.

Dafür geht es zwar die ersten 17 Kilometer nass und windig, aber trotzdem wunderschön autofrei an einem kleinen Flusslauf, der tatsächlich so gut wie kein Wasser führt, in Richtung Meer, das wir nach einer Stunde – kurze Regenpause eingeschlossen – erreichen. Der Regen hört auf, dafür peitscht uns der Wind umso heftiger ins Gesicht, während wir auf der Uferpromemade in Richtung Süden radeln. Ein paar Surfer stürzen sich jubelnd in die raue See, und auch wir haben durchaus Spaß an der Tour. Die ersten Höhenmeter führen auf einem ausgezeichneten lokalen Radwanderweg nach McLaren Vale, neben Barossa das Hauptweinanbaugebiet von Adelaide.

Rotwein, vor allem Shiraz und Cabernet Sauvignon wird hier ausgebaut. Was wir leider schmerzlich in zwei Gängen Weißweinprobe durchleiden – die waren definitiv für den Ausguss.

Umso besser dann die Rotweine, die sich langsam aber eindrucksvoll steigern, ehe wir dann jeweils einen ausdrucksstarken Shiraz und Cabernet Sauvignon goutieren. Den wir dann ebenso wie den „Sparkling Shiraz“ (das, was die Leute hier an Weihnachten trinken) jeweils in doppelter Ausführung als flüssigen Proviant für die nächsten Tag mitnehmen.

Den letzten Kilometer rollt es sich dann leicht und beschwingt. Der Außenpool unserer Motelanlage reizt zwar, mehr als einen Fuß wage ich aber nicht (als einziger!). Kalt ist es heute, so um die 18 Grad am Abend…

Den Tag beschließen wir in der angesagtesten Kneipe des Ortes, „Oscar“ genannt. War ok, auch aus Ermanglung an Alternativen. Montag hat hier (fast) alles zu. Fast wie in Franken -> Blog Hongkong-London 2012

Aber eigentlich gibt es nichts zu meckern, sogar die Sonne kam zuweilen zwischen den Wolken hervor! Aber über die Regenmengen in Adelaide müssen wir noch einmal reden. Angeblich sind das 600 ml pro Quadratmeter im Jahr – das hatten wir heute lässig an einem Tag!