Australien 15+1: Schilder (13)

Selbst wer keinen Führerschein besitzt und noch nie in Australien gewesen ist, wird mit den berühmten Verkehrsschildern vertraut sein, die vor den teils kuriosen Gefahren warnen, die Verkehrsteilnehmer auf australischen Wegen – und abseits davon – erwarten.

Ein »Vorsicht, Känguru!« erwarten die meisten. Auch »Vorsicht, Kühe!« ist für den europäischen Fahrer noch nachvollziehbar. Aber spätestens wenn vor Wombats, Pinguinen, Kasuaren, Emus, Koalas oder Kamelen gewarnt wird, ist klar, dass man sich in einer anderen Welt befindet.

Hilfreich und ebenso wichtig sind die Hinweise auf die nächsten Raststätten. Oftmals liegen deutlich über 100 km vor der nächsten Möglichkeit zu tanken, zu essen, zu trinken. Und so manch naiver Reisender überschätzt die eigene Leistungsfähigkeit – oder die des Autos – und weiß dann wenigstens, wie lange er per Anhalter fahren muss, um zum nächsten roadhouse zu gelangen. Doch so mancher Hinweis bezieht sich nicht aufs Autofahren, sondern aufs Parken. Viele Tiere, wie etwa Bandicoots oder Pinguine, verstecken sich liebend gerne unter geparkten Autos.

Nicht nur auf der Straße wird gewarnt, was das Zeug hält: Auch auf arglose Strandgänger wartet eine Auswahl an kuriosen Schildern, deren Warnungen man ernst nehmen sollte, wenn man seinen Rückflug auch antreten möchte. Dazu gehören die Warnungen vor Krokodilen, Quallen und starken Strömungen.

Bei allen Motiven liegt aber irgendwie der Verdacht nahe, dass der verantwortliche Grafiker einen Heidenspaß gehabt haben muss, alle denkbaren Gefahren und Überraschungen angemessen zu illustrieren.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

High Noon – Ruhetag in Braidwood

Tag 392 der Radweltreise. Ruhetag in Braidwood.

Erste offiziell historische Stadt in New South Wales! Eine der wenigen noch erhaltenen originalen Stadtstrukturen in Australien!

Dienstags meistens geschlossen. Man könnte ein Remake von High Noon hier drehen. Mit dem Schönheitsfehler, dass es keinen Bahnhof mehr gibt.

Für einen Ruhetag aber ideal. Wir pflegen unsere müden Knochen und das eine oder andere mürbe Fahrradmaterial. Zumindest mein Gates Carbon Riemen war seit Berlin nicht mehr so sauber. 32.000 mit einem Riemen und das spezielle Ritzel noch so scharf, dass ich mir prompt den Finger daran aufgeschnitten habe. Danach noch Dusche mit Riemen und seitdem quietscht nichts mehr. Faszinierend!

Am Abend dann gemeinsames Pizzaessen mangels Alternative, aber ziemlich gut. Ehrfurcht vor der morgigen Etappe: 129 km und mehr als 1.100 Höhemeter bergauf (auch 1.800 bergab, aber die zählen nicht!). Die letzte wirkliche Herausforderung auf der Tour.

Wir sind gespannt!

Auf dem Dach der Tour

Tag 391 der Radweltreise. 109 km vom Warren Farmstay nach Braidwood. Königsetappe mit viel Feldweg und Gegenwind

Gut, das richtige Dach der Tour war in China, auf über 3.000 Metern Höhe.

Aber für Australien haben wir heute das entsprechende Dach der Tour erreicht: Immerhin 1.260 Meter. Dazu noch mehr als 100 Kilometer, davon fast 50 km auf Feldwegen. Weniger als 10 Autos zählten wir auf den ersten zwei Dritteln der Etappe. Dafür aber ein halbes Dutzend frisch überfahrener Wombats und ebenso viele Kanguruhs. Und denken uns unseren Teil: Wer selbst für ein Gruppe Radfahrer nicht bremst, macht das nie und nimmer für ein paar Tiere, die es in Australien sowieso en masse gibt. Kenne ich aus meiner oberpfälzer Heimat: Umso dümmer die Bauern, desto dicker die Autos.

Roadkill nennt man das in der englischsprachigen Welt. Immer wieder traurig. Und ziemlich vermeidbar. Es sei denn, man muss einen Feldweg mit 100 km/h entlangbrausen. (s.o.)

Nach 60 Kilometern ist dann das Schlimmste vorbei, denken wir uns. Verspeisen die Reste der gestrigen Lammkeule, freuen uns auf die Abfahrt. Noch ein paar Kilometer Piste, dann aber nur noch tendenziell bergab!

Nun, es ist etwas zäh, weil der Wind von vorne kommt und die Gegensteigungen zwar nur jeweils ein gutes Dutzend Höhenmeter ausmachen, aber ziemlich nerven!

Wie auch immer, wir rollen rechtzeitig vor Sonnenuntergang – inzwischen mit 17:30 Uhr recht früh – in Braidwood ein und freuen uns auf den Ruhetag.


Unsere kleine Farm

Tag 390 der Radweltreise. 40 km von Cooma zum Warren Farmstay

40 km, das klingt nach gemütlichem Radeln. Dementsprechend lassen wir uns Zeit. Gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück. Kaufen im erstaunlich quirrligen Cooma Vorräte für die nächsten Tage. Genießen die Sonne.

Und haben dann doch ein gutes Stück Arbeit! Immerhin fast 1.000 Höhenmeter verstecken sich auf den 41 Kilometern. Nichts Spektakuläres, aber eben ein ewiges Auf-und-Ab. Landschaftlich durchaus gewinnend. Aber nur in Teilen vergnügungssteuerpflichtig!

Umso überraschend der „Farmstay“, von mir in aller Vorsicht als „etwas einfach“ angekündigt.

Zur Begrüßung gibt es erst einmal eine gemischte Käse-Wurst-Platte, die für mehr als 10 Personen gereicht hätte. Die gönnen wir uns zusammen mit dem Schmutzbier, während die Sonne langsam hinter den grünen Hügeln verschwindet.

Dann wird der Kamin angefeuert und das Abendessen kredenzt: Lammkeule aus eigener Zucht, Salat, Kartoffelauflauf, Bohnen und als Nachtisch Griespudding mit Eis und Sahne.

Dann noch die Milchstraße, eiskalt am Abend und dennoch ziemlich spektakulär.

„Gute Nacht, Elly!“

„Gute Nacht, Michael!“

„Gute Nacht, Andrew!“

„Gute Nacht, Volker!“

„Gute Nacht, HaJü!“

„Gute Nacht, Jutta!“

„Gute Nacht, Manfred!“

„Gute Nacht, alle!“, sagte Wendy, unsere Gastgeberin


Australien 15+1: Mitbewohner (12)

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Nicht nur als Wild- und Nutztiere haben Kängurus den Kontinent erobert: Auch als Haustiere erfreuen sie sich größter Beliebtheit.

Kängurus sind dabei keine Haustiere im eigentlichen Sinne, die man im Geschäft einkauft und mit denen man Stöckchenfangen spielen kann. Vielmehr sorgen wildlife carer nach einer speziellen Ausbildung für verletzte und verwaiste Tiere.

Diese Ausbildung ist auch für das ganz normale Fußvolk erschwinglich, sodass sich regelrechte Kommunen entwickelt haben, die sich um die Tiere kümmern. Das ist auch nötig, denn gerade verwaiste Kleintiere sind ausgesprochen pflegeaufwendig. Alle paar Stunden – auch nachts – müssen sie gefüttert und vor den Gefahren der großen weiten Welt beschützt werden. Auch das ist alles andere als einfach, denn Kängurus sind empfindliche Tiere. Morgens hüpfen sie noch fröhlich durchs Gras, abends sehen sie ihm schon von unten beim Wachsen zu – kein Einzelfall.

Das Zusammenleben mit Kängurus ist entzückend. Offiziell heißt es, man solle den Tieren keine Zuneigung entgegenbringen, um sie nicht zu vermenschlichen. »Bullshit«, lautete der einhellige Kommentar aller wildlife carer, mit denen ich gesprochen habe. Viele der Jungtiere sind ohnehin sehr zutraulich. Mögen sie einen Menschen, werden sie versuchen, mit großer Ernsthaftigkeit zu putzen oder sich mit ihm durch Klicklaute zu unterhalten.

Roos sind keine lauten oder aufdringlichen Tiere, und wenn man doch mal seine Ruhe braucht, kann man sie in einen Beutel packen, in dem sie sich für die nächsten Stunden pudelwohl fühlen. Bonus einer kleinen Armee aus Kängurus im Hinterhof: Man braucht keinen Rasenmäher mehr (und auch keinen Dünger).

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Auf dem Kuhdamm nach Cooma

Tag 389 der Radweltreise. 89 km von Bombala nach Cooma

Manchmal reicht auch ein Video als Blogeintrag. Tolles Licht, tolle Stimmung und viele, viele Kühe!


Und täglich grüßt das Schnabeltier

Tag 388 der Radweltreise. Ruhetag in Bombala.

Man stellt sich Bill Murray vor. Er kommt nach Bombala, um ein Schnabeltier zu sehen. Und endlich, nach mehr als einem Jahr, in dem er den Tag immer wieder erlebt, sieht er die eierlegenden Säuger und verlässt schließlich die Zeitschleife.

Nein, wir haben kein Schnabeltier gesehen. Nicht am Morgen, im Schnabeltierreservoir.
Nicht am Abend, am Bombala River.

Ein paar Fotos gibt es aber dennoch!

P.S. Heute hieß es Abschied nehmen von Lee, der uns als Fahrer und verwandte Seele seit Melbourne begleitet hat. Herzlichen Dank für die tolle Zeit!

Kühle Berge

Tag 387 der Radweltreise. 87 km von Cann River nach Bombala. Für die Jahreszeit zur kalt!

Nicht mein Tag heute, die Beine sind schwer, die Höhenmeter viel und der Wind kommt meist aus der falschen Richtung.

Da kommt der Ruhetag morgen ganz recht!

Wir verlassen das Meer und schrauben uns langsam auf die Höhe, in Richtung Bombala. Die Landschaft wechselt alle paar Minuten, erst weites Farmland, dann ein enges Flusstag, dann grüne Hügel, schließlich ein weites Hochplateau.

Farben, die sich kaum beschreiben lassen!

Klare Luft, und kaum Verkehr.

Ein deutsch-italienischer Reiseradler im fortgeschrittenen Alter bei seiner siebten Weltumradlung.

Und zum Abendessen am Veteranentag dann das Veteranenbistro. Vom Ambiente her eine Erinnerung an Orbost.
Aber definitiv gutes Essen! Alles, was Veteranen und Reiseradler stark macht!

Australien 15+1: Koalas (11)

Eines der ikonischen Tiere Australiens ist der Koala. Nicht, dass er die von Touristen gehegten Ansprüche an Knuffigkeit nicht erfüllen könnte, aber Koalas sind anders, als man es erwartet.

Die meiste Zeit hängen Koalas regungslos im Baum. Halten sie sich, wie meist, in luftigen Höhen auf, so sind sie kaum von Ameisennestern zu unterscheiden. Da ein Großteil ihres Energiebedarfs für die Verdauung des eigentlich ungenießbaren Eukalyptus verbraucht wird, bleibt wenig Kraft für andere Dinge. Geschätzte 96 % ihres Tages verbringen Koalas folglich mit Schlafen oder Ruhen; in den restlichen 4 % der Zeit wird gegessen, sauber gemacht, die Post reingeholt etc.

Wer also aktive Koalas sehen möchte, muss sie zur rechten Zeit erwischen – oder ein Jungtier finden, das mit perfekt aufbereiteter Milch weniger Energie für die Verdauung braucht und daher mehr Schabernack treiben kann. Als tapsige und generell gutmütige Tiere sind sie beliebte Fotomotive – für einen kleinen Aufpreis im Zoo darf man ihnen auch die Ohren kraulen oder sich von ihnen umarmen lassen. Das funktioniert freilich nur bei gutem Wetter: Nasse Koalas sehen furchteinflößend aus.

Doch eines darf man nicht erwarten: dass Koalas viel Kraft zum Nachdenken aufwenden. Sie sind nicht gerade das, was Zoologen im Fachjargon als bezeichnen würden. Man vermutet, dass Koalas die einzige Spezies sind, bei der das Hirn den Schädel nicht vollständig ausfüllt (und stattdessen in einer dickflüssigen Mischung aus Karamell und Liebenswürdigkeit herumschwappt). Die treudoofen Blicke der Tiere können diesen Umstand nicht verheimlichen, und auch im Koala-Alltag stellen sie sich entsprechend tollpatschig an. Doch das tut ihrem Charme keinen Abbruch.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Dann hat die liebe Seele Känguruh (Junge, komm bald wieder!)

Tag 386 der Radweltreise. 92 km von Orbost nach Cann River, dann 50 km Transfer nach Gipsy Point

Programmänderung!

Ich hatte mir die zwei nächsten Etappen noch einmal angeschaut, neu geplottet und mich für eine alternative Route entschieden. Zweimal mehr als 130 Kilometer bei gleichzeitig jeweils deutlich mehr als 1.000 Höhenmetern klangen nach Quälerei.

Daher sind wir heute „nur“ bis Cann River unterwegs, schlappe 90 Kilometer und 1.000 Höhenmeter und lassen uns dann gemütlich nach Gipsy Point zu unserer Unterkunft chaufieren.

Wir, das sind alle außer Manfred, der heute mal Gas gibt und unser Junge ist, der bald wieder kommen soll und dies auch tut, trotz falschem Endpunkt auf dem Track. Über 150 Kilometer in sieben Stunden – Respekt!

Der gar nicht so klägliche Rest lässt sich Zeit, genießt die Küstenroute, die Mündung des legendären Snow River ins Tasmanische Meer, ein paar Pausen. Die erste Kaffeepause machen wir bei Jürgen, ein echtes Nordlicht, das allerdings nur die ersten fünf Jahre in Deutschland verbracht hat, aber eine astreine Freddy-Quinn-CD besitzt, die dann auch in voller Lautstärke die Pause füllt. Dann steigt die Gruppe ein und singt aus voller Kehle mit, und ich überlege mir, ob wir vielleicht doch mal Karaokesingen gehen sollten.

Am frühen Nachmittag sind wir dann in Cann River angekommen, kaufen den „freundlichen Supermarkt“ leer, was nicht schwer ist, weil vor dem morgigen Veteranentag so ziemlich alles aus ist.

Das beste an Gipsy Point sind die Kängurus, die sich so ziemlich von Nichts stören lassen, von uns nicht, und auch nicht von der zwar grandios gelegenen Gipsy Point Lodge, die aber außer mit der Lage weder mit Service noch Freundlichkeit punkten kann.

Was die Laune aber nicht trübt.