Australien 15+1: Big things (4)

Das Erstaunliche ist nicht, dass irgendjemand einmal auf die Idee gekommen ist, eine überdimensionierte Skulptur zu errichten. Das wirklich Kuriose ist vielmehr, dass andere es für eine gute Idee hielten. Und sie kopierten.

Im Jahre 1963 platzte einem Südaustralier die künstlerische Ader, und er entschied sich, einen gigantischen Dudelsack spielenden Schotten zu errichten.

Kurz darauf wurde die Idee für so genial befunden, dass sich eine Welle von big things über den ganzen Kontinent ergoss, mit unterschiedlichen ästhetischen Ansprüchen. Zu ihnen zählen eine überdimensionierte Banane, eine überdimensionierte Gitarre, ein überdimensioniertes Merinoschaf, ein überdimensionierter Tennisschläger, ein überdimensionierter Captain Cook, ein überdimensionierter Liegestuhl, eine überdimensionierte Macadamianuss, ein überdimensionierter Rasenmäher, eine überdimensionierte Ananas, ein überdimensionierter Hummer und ein überdimensioniertes Schaukelpferd. Alle von ihnen sind über zehn Meter groß – und trotzdem handelt es sich nur um eine kleine Auswahl.

Üblicherweise entpuppen sich solche Kunstwerke alsbald als Touristenmagneten. Wer von Dorf zu Dorf tingelt, schaut sich jede noch so kleine (oder in diesem Fall große) Sehenswürdigkeit an, weshalb sich big things in Australien auch heute noch größter Beliebtheit erfreuen – vor allem bei Touristen, die einen ausgefallenen Schnappschuss suchen.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Serpentinen kennen keine Windrichtungen

Tag 368 der Radweltreise, 88 km von Horsham nach Halls Gap. Die ersten „richtigen“ Höhenmeter und wunderbare Landschaft bei kühlem Wetter.

Wir schrumpfen ein wenig. Sabine und Heinz waren ja schon vorgestern nach Halls Gap vorgefahren, um die Füße ein wenig auszustrecken, Manfred bildet heute die Nachhut, weil sein Hinterrad neu zentriert werden muss und der Radladen nicht vor Mittag in die Püschen kommt.

Elly, Helmut, Michael und ich fahren dann kurz nach 9:00 Uhr in Richtung Grampians, einer Bergkette, zu der man in meiner Heimat Bayern „Hügel“ sagen würde und in der Schweiz liefe das unter „kupiertes Gelände“, was wir heute vor uns haben.

Unterwegs besichtigen wir noch den Ngamadjidj Shelter, Wandmalereien der Aborigines in recht spektakulärer Umgebung. Danach geht es dann in die „Berge“, eben jene Grampians. Kängurus, lebendige und leider auch einige als Roadkill begleiten uns auf dem langen, aber nicht allzu beschwerlichem Weg nach oben, Papageien flattern durch die Bäume, Krähen kündigen unser Kommen an und neugierige Kakadus setzen sich auf Zaunpfähle wie die beiden Alten in der Muppet Show. Ein Ameisenigel verharrt in Abwehrreaktion, so sehr wir auch, Fotoapparate gezückt, auf eine kleine Bewegung hoffen. Der Wind kam die meiste Zeit von vorne, bis wir dann in leichten Serpentinen nach oben radeln. Denn merkte: Serpentinen kennen keine Windrichtung!

Nach immerhin 800 kumulierten Höhenmetern lassen wir die letzten 10 km rollen und freuen uns auf den Ruhetag, Blick von der Terrasse auf Emus, Kängurus, Enten und allerlei anderes Federvieh.