Wie auf Schienen

Tag 385 der Radweltreise. 91 km von Bairnsdale nach Orbost

Einen ganzen Tag auf den Spuren der Eisenbahn, das klingt erst einmal ganz gut. Und tatsächlich ist der „East Gippsland Rail Trail“ durchaus gelungen, wunderbar angelegt und nur an den derelikten alten Holzbrücken etwas für Bergziegen. 50 Höhenmeter runter, wieder 50 hoch, gerne auch im zweistelligen Steigungsbereich.

Meist macht das aber Spaß, zumindest die ersten 80 Kilometer, dann entscheiden wir uns für die letzten 10 dann doch für die asphaltierte Alternative. Feldwegkilometer sind doppelte Kilometer, merkt Lee treffend an, und entsprechend müde sind wir am Abend.

Mangels Alternative dinieren wir heute im Kantinenambiente des „Orbost Club“. So stellt man sich das Klubheim der katholischen Jugend in Buxtehude vor. Wobei ich hiermit der katholischen Jugend Buxtehude wahrscheinlich unrecht tue. Immerhin, das Essen war OK, und der Wein reichlich und günstig.


Tierisch!

Tag 384 der Radweltreise. Ruhetag mit tierischem Vergnügen, ganz faul im Begleitfahrzeug!

Wir lassen es ruhig angehen, so wie die Koalas!

14 Stunden Schlaf, vier Stunden fressen und wie sie sich fortpflanzen, haben wir noch nicht herausbekommen.

Heute aber jede Menge Getier, Koalas, Papageien, Kakadus, Kängurus, Moskitos. Letztere sind nicht auf den Fotos zu finden!

P.S. Auch die Suche nach dem berühmten tasmanischem Single Malt hatte heute ein Ende! 😉

Australien 15+1: Hitze (10)

Die australische Hitze ist legendär. In so ziemlich jedem Winkel des Landes kann es im Sommer unangenehm heiß werden, doch so mancher Ort leidet ganzjährig unter apokalyptischen Temperaturen.

Die Ostküste hat es noch gut; selbst im Norden sind die Temperaturen selten so extrem wie etwa in den Northern Territories, South Australia oder weiten Teilen von Western Australia. Gerade im Westen finden sich mehrere Orte, deren durchschnittliche Jahrestemperatur bei über 35 Grad liegt. Im Schatten, wohlgemerkt.

Das Leben ist an solchen Orten eigentlich nur mit Klimatisierung – rund um die Uhr, unterwegs wie daheim – möglich. Als Umweltschutz noch kein großes Thema war, ließen viele Hausbesitzer sogar die Klimaanlage laufen, während sie in den Urlaub gefahren sind.

Wer einmal bei großer Hitze draußen oder gar in der prallen Sonne körperlich tätig war, wird wissen, wie sehr das an den Kräften zehrt. Trotz Unmengen von Wasser ist man nach kürzester Zeit erschöpft, der Appetit vergeht und selbst in der Freizeit ist jede Tätigkeit, die über phlegmatisches Zappen hinausgeht, zu anstrengend.

Selbst Aussies, die nicht rund um die Uhr kühlen wollen, legen Wert auf eine Klimaanlage im Schlafzimmer, denn die Hitze macht auch das Schlafen schwer. Ich selbst hatte das Vergnügen, mehrere Wochen in den Northern Territories ohne Klimaanlage zu schlafen – möglich war das nur mit mehreren Ventilatoren und nassen Tüchern auf dem Körper.

So gut man auch auf die hohen Temperaturen eingestellt ist: Es gibt immer wieder Hitzewellen, die große Teile des Landes erlahmen lassen. Und das gilt nicht nur für Menschen: Bei extremer Wärme fallen schon mal tote Insekten vom Himmel, denen die Kraft ausgegangen ist. Koalas, die unter normalen Umständen gar nicht trinken müssen, kommen für einen Drink auf Grundstücke und in Häuser gelaufen.

Erst 2013 brach eine Hitzewelle im Südosten alle bisherigen Rekorde – für die Wetterkarte musste eine neue Farbe gefunden werden, um die Hitze angemessen darstellen zu können. Bei solchen Temperaturen kann man übrigens problemlos Eier auf der Motorhaube braten – gerne hätte ich das einmal ausprobiert, aber ich hatte leider nicht die Eier dazu.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Ostersonntagsritt

Tag 383 der Radweltreise, 76 km von Sale nach Brainsdale. Christus ist auferstanden, sonst aber nichts passiert

Es darf und muss auf einer Radweltreise auch mal Tage geben, an denen nichts passiert.

Heute zum Beispiel. Überführungsetappe würden die Kollegen von der Tour de France sagen.

Wir radeln so vor uns hin, haben ein schönes Mittagspicknik kurz vor Schluss auf dem Gelände des lokalen Modellflugzeugvereins und sind dann bei Zeiten in Brainsdale, mit schöner historischer Unterkunft und einem lokalen Pub, der sämtliche Standards für das Abendessen nach oben schraubt.

Das Osterlamm ist zwar heute ein Steak, aber was für eins! Dazu ein lokal gebrautes IPA.
Und einen Ruhetag vor der Nase.

Wohlverdient!

Bergauf war schöner!

Tag 382 der Radweltreise, 88 km vom Tarra Bulga Guesthouse nach Sale. Tendentiell bergab.

Gestärkt von einem dann doch sehr australischem Frühstück, dem der dänische Touch des Vortages abgeht, schwingen wir uns fröhlich bei bestem Wetter auf die Räder. Abfahrt ist angesagt, beziehungsweise „tendenziell bergab“. Stammleser wissen, was das bedeutet: Es gibt auch ein paar Gegensteigungen, in unserem Fall vor allem am Anfang.

Dann aber: Schuss bergab, durch wunderbare Natur, ohne Verkehr, ein Traum.

Spätestens mit dem Kohlekraftwerk Loy Yang inklusive angeschlossenem Braunkohletagebau wird es dann ein wenig zäh, auch weil der Wind heute von vorne kommt und sich der Osterverkehr leider die gleiche Schleichstrecke ausgesucht hat wie wir.

Immerhin, Hotel und Abendrestaurant reißen es wieder raus.


In luftigen Höhen

Tag 381 der Radweltreise, 33 km von Yarram zum Tarra Bulga Guesthouse, Höhenmeter!

Am Morgen ist gespannte Erwartung zu spüren. Endlich geht es in die Berge! Der eine oder andere streckt mental noch die Unterschenkel, dann geht das Abtasten an den ersten Steigungen los. Kurz angetreten! Wer kann mithalten! Taktieren am Berg, denn es geht schließlich um das Bergtrikot!

Nein, wirklich nicht.

Wir genießen eine anspruchsvolle, aber nicht zu harte Etappe, auf der wir 800 wunderschöne Höhenmeter durch die Natur machen, gefolgt von einem grandiosen Mittagessen, einem entspannten Spaziergang durch den Tarra Bulga Nationalpark und ein fantastisches Abendessen, dank Nina, unserer dänischen Wirtin.

Morgen geht es dann alles wieder bergab.


Australien 15+1: Haustiere (9)

Zu einem echten Haushalt gehört ein Hund – oder besser gleich zwei. Doch viele Australier geben sich damit nicht zufrieden und gönnen sich einen kleinen Privatzoo, der ihnen Gesellschaft leistet.

Auf einer Outbackfarm etwa begegnete ich nicht nur den Kühen, die dort aufgezogen werden, sondern auch einem halben Dutzend Hunden, zwei Kakadus, zahlreichen Tauben, einem guten Dutzend Kängurus, drei Schweinen und einer kleinen Flotte aus Pferden sowie den omnipräsenten Hühnern. Natürlich möchten alle diese Tiere auch gefüttert werden, was Zeit und – nicht zu vergessen – Geld kostet.

Zum Glück arbeiten viele Tiere für ihr Geld. Hunde bewachen das Grundstück; doch auch sie verschlafen manchmal einen Einsatz. Wer sichergehen möchte, dass er nichts verpasst, was sich seinem Heim und Hof nähert, sollte sich Gänse zulegen. Davon abgesehen gibt es Hunde, die bei der Schaf- und Rinderzucht unersetzliche Dienste leisten. Pudel und Chihuahuas bleiben aber down under genauso nutzlos wie anderswo auch.

Andere Nutztiere sind Kühe, die immerhin frische Milch liefern, oder Hühner, die aus widerlichen Küchenabfällen erstklassige Eier produzieren. Andere Tiere – wie Schweine oder Ziegen – werden überwiegend gehalten, um sie eines fernen Tages zu schlachten und für die Tiefkühltruhe zu portionieren. Auch so etwas kann schnell unheimlich werden: Einmal erlebte ich amerikanische Gastarbeiter, die nie so fröhlich waren wie während der Tage, in denen sie die Hinrichtung einer Ziege planen und ausführen durften – vom Metzgern ganz zu schweigen …

Manchmal geht es auf den Farmen aber doch nur um ein bisschen Gesellschaft – und da die endemische Fauna zumeist nachtaktiv ist, bieten sich dafür die üblichen Verdächtigen, also Wauwau und Mieze, an. Das entpuppte sich für die australische Natur allerdings tödlich: Wilde Katzen und Hunde dezimieren die australische Tierwelt Jahr für Jahr, und selbst artige Hunde, die offiziell »so etwas nie tun würden«, naschen schon einmal an einer bedrohten Tierart.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Durch das grüne Gippsland

Tag 380 der Radweltreise, 62 km von Foster nach Yarram, weiterhin entspanntes Radeln bei Idealwetter

Der heutige Tag wird nicht als der ereignisreichste Tag der Radweltreise in die Geschichte eingehen. Nein, langweilig war es nicht, im Gegenteil. Aber angenehm tiefenentspannt und fast meditativ.

Die ersten Kilometer fahren wir noch auf der Bahntrasse, dann gibt es tatsächlich, zum ersten Mal seit Langem, ein paar Höhenmeter. Die sich dann auch noch lohnen!

Wir fahren knapp 200 Höhenmeter ins Hinterland und genießen die Ausblicke auf die grünen Hügel von Gippsland. Schafe, Kühe, Alpakas. Ein paar Bauarbeiter, die uns ausfragen. Ein Wasserfall, tolle Ausblicke auf das Meer. Zum Abschluss ein paar Kilometer Hauptstraße und dann Yarram.

Wenn am Arsch der Heide Gary Cooper die Hauptstraße entlang läuft. Und dann bitterlich weint, weil sich niemand für ihn interessiert.

Immerhin, der lokale Pub und das Essen waren gut, das Motel eher nicht.

Australien ungeschminkt.

Altweibersommer

Tag 379 der Radweltreise, 65 km von Inverloch nach Foster, weiterhin entspannt bei Idealwetter.

Herbst in Australien macht Spaß! Ich muss Lee mal fragen, ob es einen australischen Ausdruck für „Altweibersommer“ gibt. Wie auch immer, das ist genau, was wir hier gerade haben! Die Bäume zeigen herbstliches Gelb und Rot, der Wind ist zuweilen etwas frisch, die Nächste sind kühl und die Tage sonnig-warm.

Wir radeln weiter auf den Spuren der Eisenbahn, lassen bei Rückenwind rollen und sind etwas überrascht, wie früh wir trotz entspannter Fahrt an unserem Ziel ankommen. Mit dem Schmutzbier wird es mit der Devise „Kein Bier vor 4“ schwierig.

Am Abend erkunden wir dann Foster, eine dieser Städte, die genau einen Pub haben, wo sich dann am Abend alles trifft. Es wird Bingo, Poker und Automatenkasino gespielt, getrunken, gegessen, geraucht, Australian Football geschaut. Zwischendrin wir, die wir zuweilen erstaunt angeschaut werden, meist für verrückt erklärt, weil wir von Adelaide nach Sydney radeln. Wo es in Foster doch so schön ist. So ruhig und entspannt. Oder wenigstens: Ohne Veränderung – NO WORRIES!

Nur mit dem Internet, da müssen die Aussies noch ein wenig üben! Foster ist der erste von drei Übernachtungsorten ohne oder mit einem vorsintflutartigem Wlan. Nur falls sich jemand wundert, warum der Blog ein wenig hinterherhinkt!

Tut-Tut, hier kommt die Eisenbahn

Tag 378 der Radweltreise, 64 km von Cowes nach Inverloch, Radeln auf imaginären Schienen bei Idealwetter.

Nach dem gestrigen Tag ist klar: Die Gruppe, auch Jutta und HaJü, unsere Neuankömmlingen, ist fit. Folglich lassen wir es ruhig angehen. Gemütliches, bisher bestes Frühstück um die Ecke, ein bisschen Möwengucken und dann geht es los. Der Wind erst von der Seite, dann von hinten.

Zum ersten Mal, seit wir in Adelaide losgefahren haben, fahren wir dann mehr als 10 Kilometer am Stück mit viel Verkehr. Und stellen fest, dass es auch unter den Australiern Menschen gibt, die Fahrradfahrer als Hindernis auffassen, dass man im Zweifelsfall auch umfahren darf. So wie die Dutzende Kängurus, Wombats, Füchse, Hasen, Adler und allerlei weiteres „Roadkill“, das uns täglich begleitet. So wenig Leute auf so viel Platz in Australien, und trotzdem dominiert der Bleifuß.

Wie auch immer, es bleibt eine Episode, und dann biegen wir auf den „Bass Coast Rail Trail“ ein und genießen autofreie Fahrt auf einer ehemaligen Bahntrasse. Schade um die Eisenbahn, aber ideal für uns!

Mittagspicknick gibt es heute mit Meerblick und dann sind wir schon fast am Ziel.

So macht Radeln Spaß!