Vergnügungsfahrt zum Abschied

92. Reisetag, 47 km von Dorf Sukhaja nach Krasnojarsk

Ganz unerwartet kam mein letzter Reisetag mit der Gruppe und Hermes oder Hl. Nikolaus (oder wer auch immer für alle Reisende zuständig ist) hat mir nur eine kurze Strecke geschenkt. War mir auch recht. ))

Anstatt die heißbegehrte P 255 zu nehmen wählten wir diesmal etwas längere Route auf einer Landstrasse durch den Flughafen Emeljanovo und kleinere Dörfer.

Es ging durch eine hübsche Hügellandschaft nicht ohne ein Paar verdammte Aufstiege, wo du völlig verschwitzt oben ankommst. Aber dann ging’s endlich runter ins Jenisejtal!

Kurzer Stopp war an einem Teich, wo unser Viktor zu fischen versuchte. Und weiter durch den sonnigen Vormittag an die Stadtgrenze. Gut, dass es Sonntag war! So eine leichte Einfahrt in eine Großstadt war anscheinend auch von unserem Schutzpatronen spendiert… Selbst die Friedensallee war fast leer!

Um den besonderen Gunst uns gegenüber noch deutlicher zu machen, waren wir in einem Viersternehotel untergebracht.

Nach dem wir freien Nachmittag genossen hatten, ging unsere Mannschaft in ein usbekisch eingerichtetes Lokal, wo ich die Reiseleitung an Inna offiziell übergab und somit meine erste knapp 1600kilometerlange Fahrradreise beendete.

Gute Fahrt und viel Rückenwind tapfere Radler! Toi toi toi!


Taiga

91. Reisetag, 133 km von Atschinsk nach Dorf Sukhaja

Nach dem guten Frühstück in Aurora Hotel waren wir bereit für die Abfahrt Richtung Krasnojarsk. Die Stadt Atschinsk lag durch das nächtliche Gewitter frischgewaschen in Sonnenlicht immer noch verschlafen. Es war ja Samstag.

Die Strecke, die wir vor uns hatten schien einfach zu sein: nur die Schnellstraße P 255 entlang, das Ziel liegt nur 130 km entfernt.

Es stellte sich bald heraus, dass die Hügel langsam höher wurden, die Schwüle blieb auch und der Rückenwind von gestern sich anders überlegte. Tja! Man musste trotzdem weiter. Verglichen mit dem Surfen von gestern war das heute etwas mühsam.

Man muss aber sagen, dass die Landschaft doch interessant und abwechslungsreich war. Da tauchten immer mehr Nadelbäume, Birkenzweigeverkäufer (die man für russische Sauna benutzt) und auch manche Wildtiere leider nur ausgestopft (eine Art sibirischen Gartenzwerge, die einfach auf dem Straßenrand verkauft werden). Es waren ein Paar kleinere Flüsse, die mit ihrer Frische lockten und es nicht schufen uns vom Weg abzubringen.

Das Hotel an der P 255, wo wir abends doch ankamen hieß BerlogaHome, was Bärenlager-Home  bedeuten sollte.  Auf Waldhütte gemacht war es aber sehr komfortabel. In manchen Zimmern gab es sogar eigene Saunas, was natürlich auch später ausgenutzt wurde. Es gab gleich eine Runde Ankunftsbier, Dusche und gutes Essen und die Vorfreude auf die morgige Kurzfahrt bis Krasnojarsk.


Segelradler

90. Reisetag, 144 km von Tjaschinsk nach Atschinsk

Dass Erholen gut tut weiß man ja. Aber dass es SO gut tut habe ich erst heute mitbekommen. Oder war es das gestrige Fasten? Wie auch immer… So flott und spaßig wie heute war das Radfahren für mich noch nie!

Die ersten 30-40 km waren durch verdeckte Sonne und eine angenehme Brise recht erfrischend. Die Landschaft spielte heute auch mit: es wurde flacher als in den letzten drei Tagen und die Anzahl der Abschnitte, wo es bergab ging, war deutlich höher als denen, wo man sich beraufschwitzen musste. Wie das wohl möglich war, bleibt ein sibirisches Geheimnis…

Später gesellte sich noch der Rückenwind dazu, sodass eine lange und mühsame Tagestour doch zu einem Sprintmarathon wurde))) Durchschnittlich 23-24 km/h, oft über 30 km/h, und das stundenlang!

Selbst die berühmte sibirische Hitze war gut zu ertragen. Erst als wir an die Stadt näher glitten, hatte man mehr davon.

Unser heutige Hotel Aurora hat sich zwischen den alten Plattenbauten versteckt, war aber trotzdem leicht zu finden. Und zum Schluss entdeckten wir noch einen guten Pizzaladen, wo es ausnahmsweise eine sehr schelle Bedienung und gediegenes Essen gab.

So sollte es eigentlich jeden Tag weitergehen. Da waren wir uns schon einig.


Erholungsfahrt

89. Reisetag, 62 km von Mariinsk nach Tjaschinsk

Endlich war das heute eine humane Strecke nach all den Torturen der letzten Tage. Wobei die schwüle Hitze wollte nicht nachlassen. Immer noch die 30 Grad im Schatten! Wo ist der seit Tagen versprochene Regen?

Zwei kurze Pausen und wir kamen schon ohne etwas Bemerkenswertes in Tjaschinsk an. Nettes Städtchen an der Grenze mit der Krasnojarsker Region. Das kleine Hotel oberhalb einer Bank war eine gute Überraschung was Komfort anging.

Gott sei Dank gab es im Dorf keine Cafes! Und die einzige Kantine war kaum zu beachten. D.h. keine vergeudete 3-4 Stunden diesmal ;))) Dafür aber ruhiger Abend mit frühem ins Bett gehen…

Uferpromenadentag

87. Reisetag, 99 km von Jurga nach Kemerovo

Halb in Tanz geschlafen aßen wir gemeinsam unser Frühstück in dem selben hochgeschätzten Nachtclub. )))

Und bei schönem Wetter ging es los Richtung Kemerovo entlang des Tom Flusses mal näher mal weiter ins Innere. Kein Vergleich zu P 255! Wunderschöne Landschaften, entspanntes Verkehr, ruhige Dörfer.

Bei der Ausfahrt von Jurga fuhren wir an einem Militärcamp vorbei. Die schienen nicht so sehr durch die Invasion von NATO-Fahrradtruppen beeindruckt zu sein, deshalb rollten wir weiter gen Osten.

Dadurch dass die Landschaft so schön hügelig wurde, hat sich auch das Fahrgefühl wesentlich geändert. Es gab zwar immer noch flache Stellen, aber es kamen noch mehr und mehr An- und Abstiege. Wobei die letzteren meine immer mehr wachsende Zuneigung gewannen.

Das Ankommen in eine Industriestadt ist immer ein besonderes Vergnügen. In Kemerovo war das noch dadurch verstärkt, dass das Industriegebiet rasant in eine lebendige und interessante Großstadt  überging.

Aufgefrischt gingen wir abends auf die schicke Uferpromenade mit vielen Spaziergängern, Fünfsterne-Hotels und dezenten Cafes in den Nebenstrassen, wo wir uns niederließen und den Tag lecker abschließen.


Ein Marathon

86. Reisetag, 160 km von Korpysak nach Jurga

Ausgeruht am Badeort Karpysak konnte man endlich etwas leisten. Der Tag war genau richtig dafür, denn die Strecke bis Jurga war um 160 km. Die ersten 8 km auf der asphaltierten Straße waren gut aber kurz. Dann kam die lustige Abfahrt einen Fahrweg runter, über die Transsibgleise und über einen Fluss. Im Dorf auf der anderen Seite haben wir Paar Kühe und Pferde getroffen. Ach ja, und ein Paar Dorfbewohner an einem Laden, die so früh am Morgen etwas Wichtiges zu besprechen hatten.

Ab dann ging es wieder auf einer entspannten Landstraße weiter. Insgesamt 43 km Aufwärmung bevor es richtig auf der P 255 zuging! Je weiter umso stressiger wurde es. Wilder LKW-Fahrer, Baustellen, Staub und die sibirische Hitze!

Und trotzdem war das gemacht! Als Belohnung konnten wir unsere Räder in einem Nachtclub nebendran abstellen und durften bis spät in die Nacht dort gefeierte Abi-Abschlussparty mithören…


Der Kohlweißlingtag

85. Reisetag, 60 km von Novosibirsk nach Korpysak

Schön! Schön war das in Novosibirsk, in der Hauptstadt Sibiriens! Und trotzdem muss man weiter. Schon ruft uns der Weg gen Osten. Und am sonnigen Sonntag trotz aller Wettervorhersagen können wir  gemütlich weiterfahren. Da die Strecke recht kurz war legten wir erst um 10Uhr los.

Ungleich der Anfahrt war die Ausfahrt ganz gemütlich, obwohl der Sonntagsverkehr nicht ganz so entspannt war wie erwartet.

Die Bewohner der Stadt haben sich speziell zu diesem Anlass was einfallen lassen! Und zwar ein 125. Jubiläumstag von Novosibirsk zu feiern. Und selbst dieser Aufwand ihrerseits konnte uns nicht überzeugen noch ein Tag dort zu verweilen…

Und so schickten sie uns hinterher das Beste, was sie hatten – die unzählige feierlich weißgekleidete Schmetterlinge!!! So etwas haben wir noch nicht erlebt!

Die Landschaft hat sich auch weiter gebessert: es kamen waldbewachsene Hügel und endlich waren auch Kieferbäume zu sehen!

Das gemütliche Hotel am Rande des Korpysakdorfes war eine gute Überraschung. Nach der kurzen Mittagspause gingen wir das sibirische Badeangebot zu testen. Ah ja, was habt ihr euch gedacht? So wie es Reiseagentur uns versprochen hatte, gab es hier auch Strandurlaubbonus. ))) Man muss ja nicht immer nach Türkei fahren…

Zauberhaft war dieser Tag. Hoffentlich werden wir seine Kraft und innere Ruhe auf die Marathonstrecke morgen mitnehmen können.

Wochenende bei Sommersonnenwende

83. Reisetag, 137 km von Tschulym nach Novosibirsk

Der langerwartete Tag ist endlich gekommen! Die Fahrt nach Novosibirsk und der letzte Tag des siebentägigen Marathons.

Wie üblich war der Morgen etwas verschleiert und angenehm frisch. Im Laufe des Tages hat die Temperatur bis ca. 30 Grad gestiegen und da waren wir mitten im Sibirischen Sommer (genauso wie man es sich vorstellt).

Eine schöne Überraschung war es zu entdecken, dass es den Transsibirischen Fahrradweg tatsächlich gibt! Da hat man 8-9 m Fahrradspur nur für sich und lässt sich von den vorbeifahrenden Fahrer neidisch angucken… )))

Langsam wurde auch die Großstadtnähe spürbar: mehr Ortschaften, mehr Verkehr.

Gepicknickt wurde es etwa 30 km weit von Novosib am Birkenhein. Als wir die Stadt näherten wurde es richtig heiß! Und die lange Anfahrt im Staub und Abgase des Freitagsverkehrs war nicht so angenehm wie es man sich wünscht. Dazu hat unser hochgeachtete Navi nicht die kürzere Strecke verraten wollen sondern eine zusätzliche Stadtführung aufgedrückt.

Immerhin schuften wir es bis zum Hotel, wo auf uns die zwei neue Teilnehmer Karin und Martin wartetenote,,! Und natürlich schwerverdientes Bier!!!

P.S.: als wunderbarer Abschluss des Tages war das ueppige Abendessen im tradizionelleingerichteten Lokal. Da hat man endlich das richtige Kwas probiert.


Slava KPSS!

81. Tag, von Barabinsk nach Ubinskoe, 87 km

Die Nacht im LKW-Fahrernest hat mich zum Erkenntnis gebracht, warum manche von ihnen so schlechtgelaunt durch die Gegend jagen. Wir, auf der anderen Seite, waren guter Dinge los und glitten auf der Autobahn Richtung Ubinskoe. Selbst die 15km auf Betonplatten  konnten den Tag nicht verderben!

Nach dem gestrigen Unwetter schien die Sonne heute wieder, manchmal hinter ein Paar Wolken versteckt. Übergang zu Waldsteppe machte sich immer deutlicher. Auch Bremsenanzahl stieg rasant hoch.

Als wir gegen 3 Uhr im Dorf ankamen, konnten wir einen Sprung in die Sowjetische Atmosphäre machen. Denn das Hotelgebäude samt seiner Einrichtung hatte sich bis heute nicht viel geändert. Zumindest war es hier nix mit Internet.

Eine Besonderheit des hiesigen Lebensstils ist, dass die wenigen Cafés, die es hier gibt bis 17 Uhr, und eins sogar bis 18 Uhr, aufhaben. Solche Kleinigkeiten können aber die Entschlossenheit der Radler nicht beeinflussen, weil auch hier reichlich Bier gibt!

P.S:  ah, ja! Und warum Slava KPSS erklaert sich im naechsten Beitrag ))


Klitschnass und trotzdem Spaß

80. Tag, von Tschany nach Barabinsk, 112 km

Der schöne Morgen im verschlafenen Dorf an der Transsib hat uns nur Gutes versprochen. Gefrühstückt wurde in einer Raststätte 8 km weiter. Allmählich wurde es trüber und teilweise windiger bis mittags uns der Regen vom Picknick abhielt. Halbe Stunde im Bus hat die hungrigen Radler überzeugt, dass das Unwetter es ernst meinte und es besser war doch  bis zur weiteren Raststätte weiterzufahren. Interessanterweise wimmelte es dort von lauter deutschsprachigen Touristen! Anscheinend gibt es einen Gegentrend von Flüchtlingen in Europa! ))) Und die Leute suchen nach gemütlichen Plätzchen selbst in Sibirien…

Gut erholt begaben wir uns in die graue Weite, wo uns vorbeifahrende LKW-Kapitäne spritzig begrüßen suchten. Schön eingeweicht kamen wir am späten Nachmittag in der 3. Raststätte an, wo wir den Anker warfen.