Australien 15+1: Wallaroos (15)

… und heute naht das letzte Kapitel aus dem Länderporträt Australien – ich hoffe, Ihnen hat es gefallen!

Größer als ein Wallaby, handlicher als ein Känguru: Das Wallaroo ist das liebenswerteste Beuteltier Australiens – und doch überraschend unbekannt.

Für den Laien wird es schwierig sein, ein Wallaroo von seinen nahen Verwandten, den Kängurus, oder von einem großen Wallaby zu unterscheiden. Doch sind sich alle Tierpfleger, mit denen ich gesprochen habe, einig: Die ganz besonderen Charaktere finden sich bei Wallaroos.

Die Arbeit mit Tieren ist oft unterhaltsam – und lehrreich. Schnell wird man feststellen, dass jedes Tier einen eigenen Charakter hat. Genau wie bei den Menschen gibt es aggressive, fröhliche, alberne oder stille Tiere. Gerade aber Wallaroos erweisen sich als höchst amüsante Mitbewohner. Von Natur aus sind sie kletterfreudig und springen auf alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Auf den Schoß, auf den Stuhl, auf den Tisch, oder – der Favorit, weil es so schön weich ist – ins Bett. Auch erwiesen sich die meisten Wallaroos als zuneigungsbedürftig und erzählfreudig.

Einer meiner Gastgeber erzählte mir von einem von Hand aufgezogenen Wallaroo, das ohne sein Wissen in den Urlaub gefahren ist. Am Straßenrand wartete es, bis ein mit begeisterten Touristen besetztes Auto anhielt, um dann per Anhalter bis zum nächsten Ort mitzufahren. Dort verbrachte es drei Wochen auf dem lokalen Campingplatz, bis es den Pflegern gelang, es wieder ausfindig zu machen.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Tischmanieren (14)

PENTAX DIGITAL CAMERA

»Bon appetit«, »Guten Appetit« – die meisten Länder beginnen ihre gemeinsamen Mahlzeiten mit einem Mindestmaß an Etikette, und seien die Teller noch so klein. Aber: andere Länder, andere Sitten.

Dem Englischen fehlt ein starkes Pendant zum »Guten Hunger!«, den man sich vor der Mahlzeit wünscht. Ein »Enjoy your meal!« würde den Zweck zwar erfüllen, doch die Sitten zu Tisch sehen es nicht vor. Vielmehr lautet die Maxime: Wer zuletzt fertig ist, verliert.

Bei vielen Familien läuft das gemeinsame Essen nach einem losen Muster ab, in dem sich einmal mehr der australische Pragmatismus spiegelt. Irgendwann schallt der Ruf »Supper’s ready!« durch die Botanik. Ohne große Würdigung des Kochs bedient sich daraufhin jeder aus Schüsseln oder direkt aus den Töpfen und beginnt die Mahlzeit. Besucher aus Europa irritiert das, wenn sie gewohnt sind, das Essen erst dann zu beginnen, wenn alle ihre Teller voll haben.

In einigen Fällen geht es auch noch einen Hauch rustikaler zu. Anstelle der Ermahnung, still zu sitzen und gründlich zu kauen, erfreuen sich Eltern daran, ihre Kinder im Schnellessen gegeneinander antreten zu lassen. Und es kann auch schon vorkommen, dass sich jemand mit bloßen Händen aus der gemeinsamen Salatschüssel bedient. Anderswo hatte ich Gras im Salat. Oder Dreck – schließlich sei so ein bisschen Sand im Essen gesund …

Aber herzlich bleibt es in jedem Fall!

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Schilder (13)

Selbst wer keinen Führerschein besitzt und noch nie in Australien gewesen ist, wird mit den berühmten Verkehrsschildern vertraut sein, die vor den teils kuriosen Gefahren warnen, die Verkehrsteilnehmer auf australischen Wegen – und abseits davon – erwarten.

Ein »Vorsicht, Känguru!« erwarten die meisten. Auch »Vorsicht, Kühe!« ist für den europäischen Fahrer noch nachvollziehbar. Aber spätestens wenn vor Wombats, Pinguinen, Kasuaren, Emus, Koalas oder Kamelen gewarnt wird, ist klar, dass man sich in einer anderen Welt befindet.

Hilfreich und ebenso wichtig sind die Hinweise auf die nächsten Raststätten. Oftmals liegen deutlich über 100 km vor der nächsten Möglichkeit zu tanken, zu essen, zu trinken. Und so manch naiver Reisender überschätzt die eigene Leistungsfähigkeit – oder die des Autos – und weiß dann wenigstens, wie lange er per Anhalter fahren muss, um zum nächsten roadhouse zu gelangen. Doch so mancher Hinweis bezieht sich nicht aufs Autofahren, sondern aufs Parken. Viele Tiere, wie etwa Bandicoots oder Pinguine, verstecken sich liebend gerne unter geparkten Autos.

Nicht nur auf der Straße wird gewarnt, was das Zeug hält: Auch auf arglose Strandgänger wartet eine Auswahl an kuriosen Schildern, deren Warnungen man ernst nehmen sollte, wenn man seinen Rückflug auch antreten möchte. Dazu gehören die Warnungen vor Krokodilen, Quallen und starken Strömungen.

Bei allen Motiven liegt aber irgendwie der Verdacht nahe, dass der verantwortliche Grafiker einen Heidenspaß gehabt haben muss, alle denkbaren Gefahren und Überraschungen angemessen zu illustrieren.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Mitbewohner (12)

PENTAX DIGITAL CAMERA

Nicht nur als Wild- und Nutztiere haben Kängurus den Kontinent erobert: Auch als Haustiere erfreuen sie sich größter Beliebtheit.

Kängurus sind dabei keine Haustiere im eigentlichen Sinne, die man im Geschäft einkauft und mit denen man Stöckchenfangen spielen kann. Vielmehr sorgen wildlife carer nach einer speziellen Ausbildung für verletzte und verwaiste Tiere.

Diese Ausbildung ist auch für das ganz normale Fußvolk erschwinglich, sodass sich regelrechte Kommunen entwickelt haben, die sich um die Tiere kümmern. Das ist auch nötig, denn gerade verwaiste Kleintiere sind ausgesprochen pflegeaufwendig. Alle paar Stunden – auch nachts – müssen sie gefüttert und vor den Gefahren der großen weiten Welt beschützt werden. Auch das ist alles andere als einfach, denn Kängurus sind empfindliche Tiere. Morgens hüpfen sie noch fröhlich durchs Gras, abends sehen sie ihm schon von unten beim Wachsen zu – kein Einzelfall.

Das Zusammenleben mit Kängurus ist entzückend. Offiziell heißt es, man solle den Tieren keine Zuneigung entgegenbringen, um sie nicht zu vermenschlichen. »Bullshit«, lautete der einhellige Kommentar aller wildlife carer, mit denen ich gesprochen habe. Viele der Jungtiere sind ohnehin sehr zutraulich. Mögen sie einen Menschen, werden sie versuchen, mit großer Ernsthaftigkeit zu putzen oder sich mit ihm durch Klicklaute zu unterhalten.

Roos sind keine lauten oder aufdringlichen Tiere, und wenn man doch mal seine Ruhe braucht, kann man sie in einen Beutel packen, in dem sie sich für die nächsten Stunden pudelwohl fühlen. Bonus einer kleinen Armee aus Kängurus im Hinterhof: Man braucht keinen Rasenmäher mehr (und auch keinen Dünger).

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Koalas (11)

Eines der ikonischen Tiere Australiens ist der Koala. Nicht, dass er die von Touristen gehegten Ansprüche an Knuffigkeit nicht erfüllen könnte, aber Koalas sind anders, als man es erwartet.

Die meiste Zeit hängen Koalas regungslos im Baum. Halten sie sich, wie meist, in luftigen Höhen auf, so sind sie kaum von Ameisennestern zu unterscheiden. Da ein Großteil ihres Energiebedarfs für die Verdauung des eigentlich ungenießbaren Eukalyptus verbraucht wird, bleibt wenig Kraft für andere Dinge. Geschätzte 96 % ihres Tages verbringen Koalas folglich mit Schlafen oder Ruhen; in den restlichen 4 % der Zeit wird gegessen, sauber gemacht, die Post reingeholt etc.

Wer also aktive Koalas sehen möchte, muss sie zur rechten Zeit erwischen – oder ein Jungtier finden, das mit perfekt aufbereiteter Milch weniger Energie für die Verdauung braucht und daher mehr Schabernack treiben kann. Als tapsige und generell gutmütige Tiere sind sie beliebte Fotomotive – für einen kleinen Aufpreis im Zoo darf man ihnen auch die Ohren kraulen oder sich von ihnen umarmen lassen. Das funktioniert freilich nur bei gutem Wetter: Nasse Koalas sehen furchteinflößend aus.

Doch eines darf man nicht erwarten: dass Koalas viel Kraft zum Nachdenken aufwenden. Sie sind nicht gerade das, was Zoologen im Fachjargon als bezeichnen würden. Man vermutet, dass Koalas die einzige Spezies sind, bei der das Hirn den Schädel nicht vollständig ausfüllt (und stattdessen in einer dickflüssigen Mischung aus Karamell und Liebenswürdigkeit herumschwappt). Die treudoofen Blicke der Tiere können diesen Umstand nicht verheimlichen, und auch im Koala-Alltag stellen sie sich entsprechend tollpatschig an. Doch das tut ihrem Charme keinen Abbruch.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Hitze (10)

Die australische Hitze ist legendär. In so ziemlich jedem Winkel des Landes kann es im Sommer unangenehm heiß werden, doch so mancher Ort leidet ganzjährig unter apokalyptischen Temperaturen.

Die Ostküste hat es noch gut; selbst im Norden sind die Temperaturen selten so extrem wie etwa in den Northern Territories, South Australia oder weiten Teilen von Western Australia. Gerade im Westen finden sich mehrere Orte, deren durchschnittliche Jahrestemperatur bei über 35 Grad liegt. Im Schatten, wohlgemerkt.

Das Leben ist an solchen Orten eigentlich nur mit Klimatisierung – rund um die Uhr, unterwegs wie daheim – möglich. Als Umweltschutz noch kein großes Thema war, ließen viele Hausbesitzer sogar die Klimaanlage laufen, während sie in den Urlaub gefahren sind.

Wer einmal bei großer Hitze draußen oder gar in der prallen Sonne körperlich tätig war, wird wissen, wie sehr das an den Kräften zehrt. Trotz Unmengen von Wasser ist man nach kürzester Zeit erschöpft, der Appetit vergeht und selbst in der Freizeit ist jede Tätigkeit, die über phlegmatisches Zappen hinausgeht, zu anstrengend.

Selbst Aussies, die nicht rund um die Uhr kühlen wollen, legen Wert auf eine Klimaanlage im Schlafzimmer, denn die Hitze macht auch das Schlafen schwer. Ich selbst hatte das Vergnügen, mehrere Wochen in den Northern Territories ohne Klimaanlage zu schlafen – möglich war das nur mit mehreren Ventilatoren und nassen Tüchern auf dem Körper.

So gut man auch auf die hohen Temperaturen eingestellt ist: Es gibt immer wieder Hitzewellen, die große Teile des Landes erlahmen lassen. Und das gilt nicht nur für Menschen: Bei extremer Wärme fallen schon mal tote Insekten vom Himmel, denen die Kraft ausgegangen ist. Koalas, die unter normalen Umständen gar nicht trinken müssen, kommen für einen Drink auf Grundstücke und in Häuser gelaufen.

Erst 2013 brach eine Hitzewelle im Südosten alle bisherigen Rekorde – für die Wetterkarte musste eine neue Farbe gefunden werden, um die Hitze angemessen darstellen zu können. Bei solchen Temperaturen kann man übrigens problemlos Eier auf der Motorhaube braten – gerne hätte ich das einmal ausprobiert, aber ich hatte leider nicht die Eier dazu.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Haustiere (9)

Zu einem echten Haushalt gehört ein Hund – oder besser gleich zwei. Doch viele Australier geben sich damit nicht zufrieden und gönnen sich einen kleinen Privatzoo, der ihnen Gesellschaft leistet.

Auf einer Outbackfarm etwa begegnete ich nicht nur den Kühen, die dort aufgezogen werden, sondern auch einem halben Dutzend Hunden, zwei Kakadus, zahlreichen Tauben, einem guten Dutzend Kängurus, drei Schweinen und einer kleinen Flotte aus Pferden sowie den omnipräsenten Hühnern. Natürlich möchten alle diese Tiere auch gefüttert werden, was Zeit und – nicht zu vergessen – Geld kostet.

Zum Glück arbeiten viele Tiere für ihr Geld. Hunde bewachen das Grundstück; doch auch sie verschlafen manchmal einen Einsatz. Wer sichergehen möchte, dass er nichts verpasst, was sich seinem Heim und Hof nähert, sollte sich Gänse zulegen. Davon abgesehen gibt es Hunde, die bei der Schaf- und Rinderzucht unersetzliche Dienste leisten. Pudel und Chihuahuas bleiben aber down under genauso nutzlos wie anderswo auch.

Andere Nutztiere sind Kühe, die immerhin frische Milch liefern, oder Hühner, die aus widerlichen Küchenabfällen erstklassige Eier produzieren. Andere Tiere – wie Schweine oder Ziegen – werden überwiegend gehalten, um sie eines fernen Tages zu schlachten und für die Tiefkühltruhe zu portionieren. Auch so etwas kann schnell unheimlich werden: Einmal erlebte ich amerikanische Gastarbeiter, die nie so fröhlich waren wie während der Tage, in denen sie die Hinrichtung einer Ziege planen und ausführen durften – vom Metzgern ganz zu schweigen …

Manchmal geht es auf den Farmen aber doch nur um ein bisschen Gesellschaft – und da die endemische Fauna zumeist nachtaktiv ist, bieten sich dafür die üblichen Verdächtigen, also Wauwau und Mieze, an. Das entpuppte sich für die australische Natur allerdings tödlich: Wilde Katzen und Hunde dezimieren die australische Tierwelt Jahr für Jahr, und selbst artige Hunde, die offiziell »so etwas nie tun würden«, naschen schon einmal an einer bedrohten Tierart.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Great Blue Sky (8)

Der Himmel ist groß und blau und endlos. So ganz kann man diese Beschreibung erst verstehen, wenn man mit eigenen Augen die Weite des australischen Himmels erfasst.

Kein Vergleich zur Großstadt, wo man in den Häuserschluchten vielleicht einen Klecks Dunst im Himmel ausmachen kann. In der Wildnis gibt es keine Häuser, keine Berge und teilweise nicht einmal Bäume, die den Blick zum Horizont versperren. Die Luft ist trocken und sauber – weder Feuchtigkeit noch Dreck schwirren umher. Folglich ist der gesamte Himmel – von ganz oben bis ganz unten – von einem tiefen, gesunden Blau, an dem man sich so schnell nicht sattsehen kann. Selbst bei Schlechtwetter wirkt der Himmel endlos … und weckt gallische Urängste, er könne einem auf dem Kopf fallen. Schöner ist es aber, mit dem Auto unter dem big blue sky entlangzudüsen und sich einfach nur frei zu fühlen.

Dafür sind die Sonnenuntergänge oftmals schnell und unprätentiös. Wenig dramatische Farben, mehr so, als würde jemand da oben langsam das Licht dimmen. Je näher man dem Äquator ist, desto schneller fällt die Sonne dabei hinter den Horizont.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Gastfreundschaft (7)

Australische Gastfreundschaft: herzlich und unkompliziert.

Diese Geschichte aus einem Privathaushalt steht stellvertretend für die Offenheit und das Vertrauen, dass einem als Fremden entgegengebracht wird. »Du darfst alles anfassen, außer meiner Tochter!«, so lautete die einzige Regel im Haushalt.

Die Gastfreundschaft, die ich nahezu in jedem Haushalt erleben durfte, war überwältigend. und unaufdringlich, stets hilfsbereit. Doch sollte man nicht erwarten, dass man den sprichwörtlichen Arsch hinterhergetragen bekommt: Eher wird man von Anfang an wie ein Familienmitglied behandelt. Man darf sich am gemeinsamen Kühlschrank bedienen, aber dass man beim Abräumen hilft, versteht sich von selbst. Als Gast, der nur für einen Abend vorbeischaut, genügt es völlig, wenn man seinen Alkohol mitbringt (den man im Zweifelsfall dann auch alleine leert).

Auch hatten die wenigsten Hemmungen, mir ihr Haus zu überlassen. Bereits nach einigen Tagen vertraute man mir so sehr, dass man mich ohne Zögern mit Hab und Gut alleine ließ. Selbst Familiengeheimnisse wurden mir äußerst rasch anvertraut – und die eigentlichen Tabuthemen wurden noch bei jedem meiner Gastgeber eher früher als später angeschnitten.

Selbst bei der Wohnungssuche zeigte sich das Vertrauen, dass einem entgegengebracht wird, sehr deutlich. Die Bewertung »Du siehst anständig aus!« reichte als Qualifikation bei meiner Wohnungssuche in Sydney – und schon hatte ich, obwohl ich sicher nicht anständig aussah, Wohnungsschlüssel in der Hand, ohne Protokoll, ohne Vertrag, ohne auch nur Kontaktdaten anzugeben. Bis heute die erfolgreichste WG, in der ich wohnen durfte!

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Australien 15+1: Drogen & Alkohol (6)

Wie viele andere Länder rühmt sich Australien gerne mit seinem Alkoholkonsum; die Verehrung von Bier nimmt dabei oft spirituelle Ausmaße an. Doch auch ein buntes Spektrum an Drogen wird konsumiert.

Die Statistiken täuschen: Geht es nach der WHO, trinken Australier viel und gerne, doch in der globalen Spitzengruppe befinden sie sich keineswegs. Warum, ist allerdings nicht ganz ersichtlich, schließlich gibt es schon den Spirituosenhändler mit bequemem drive-in. Davon abgesehen bieten viele Kleinstädte wenig Entertainment, sodass das regelmäßige Besäufnis die einzige Abwechslung bietet.

Auffallend ist, dass auch in Australien der Trend zum binge-drinking geht. Wenn getrunken wird, dann auch richtig – der Durchschnittskonsum wird von einigen professionellen Trinkern hochgehalten. Wo immer man auf der Welt Leute nach extremen Erlebnissen mit Betrunkenen befragt, wird es nicht lange dauern, bis jemand eine Episode mit einem Australier (oder einer Australierin) erwähnt. Und das geschieht deutlich häufiger, als es die Bevölkerungszahlen vermuten ließen.

Auch Drogen erfreuen sich großer Beliebtheit. Einige Farmer haben auf ihrem Grundstück eine Hanfplantage versteckt. Für den Eigenbedarf, versteht sich. Und den des Dorfes. Eine Familie, bei der ich zu Gast war, entdeckte sogar erst nach einigen Jahren, dass sie zu ihrem Haus auch eine Hanfplantage erworben hatten, die nachts zwielichtige Gestalten anlockte. Schwierig scheint es nicht zu sein, sich mit Drogen einzudecken: Ein roommate in einem Hostel in Sydney konnte mir bereits wenige Stunden nach seiner (erstmaligen!) Ankunft im Land stolz seinen neu erworbenen Stoff präsentieren.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag