Unter Monsunduschen nach Chumphon

288. Radweltreisetag, 92 km von Bang Boet nach Chumphon, erst schwül, dann Monsunregen, dann angenehme thailändische Wintertemperaturen.

Unsere Gastgeber der letzten Nacht waren fasziniert von uns komischen Radfahrern. Dabei sind diese keine seltene Spezies mehr in Thailand. Dennoch wollte die ganze Familie mit auf das heutige Gruppenfoto. Vielleicht komme ich ja mal wieder, wenn hier Walhai Saison ist (März bis Mai).

Unser heutiger Weg schlängelte sich immer weiter an der Küste entlang der offiziellen „Scenic Coastal Route“. Auch heute ließ sich das Meer immer wieder mal blicken. Doch der Horizont verdunkelte sich immer weiter und es wurde schnell klar, dass wir wahrscheinlich nicht im Trockenen ankommen werden.

Das eigentliche ausgesuchte Mittag-Strandblick-Restaurant wurde leider vom Sturm ausgespült und war immer noch im Wiederaufbau. Aber Essen zu finden in Thailand ist ja meistens nicht so schwer. Gute Garküchen gibt es fast an jeder Ecke.

Es dauerte nicht lange bevor die Wolken sich über uns entleerten. Aber wir nahmen die Zwangs-Eis-und-Kaffee-Pause dankend an.

Das letzte Stück führte noch einmal kreuz und quer durch kleine Vororte bevor wir in Chumphon einrollten, dem „Tor zum Süden“. Offiziell sind wir schon länger in den südlichen Provinzen. Aber auf dieser Höhe hat Thailand Zugang zu beiden Seiten des Ozeans: rechts den Golf von Thailand; links das Andaman Meer.

Viel Auswahl an Abend-Restaurants gab es nicht. Aber manchmal ist eben auch eine einfache Garküche die beste Wahl, die man treffen kann. Lecker war’s mal wieder!

Heute ist wieder der nächste Wechsel in unserer thailändischen Begleittruppe vollzogen worden. Irgendwie darf hier jeder mal ran. Haben wir so einen hohen Verschleiß an thailändischen Reiseleitern? Der Service stimmt ja. Aber man kommt kaum noch hinterher mit dem Namen. Top und Tim verlassen uns vorerst und werden ersetzt durch Äm und Jack. Äm ist Chef und Mitbegründer von Octo. Er wollte es sich nicht nehmen lassen auch mit der Welttournee mitzumachen. Macht sich ja ganz gut auf der Vita. Na dann, danke nochmal Jungs! Mit den Neuen werden wir auch noch fertig.


Strandradwege und Sturmschäden

287. Radweltreisetag, 125 km von Prajuap Kirikan nach Bang Boet, heiß und feucht; Strandwetter eben.

Hatte ich schon erwähnt das Thailand tolle kleine Nebenstraßen hat? Heute hatten wir eine Menge davon. Ich bin leider noch in den Bus verbannt da nimmt man die Umgebung natürlich etwas anders war.

Unsere Route führte uns zuerst durch das Militärgebiet des 5. Regiments – quer über die Militärlandebahn. Es ist einiges los hier, denn heute ist Kindertag in Thailand. Die meisten Familien gehen dann mit ihren Kindern zu den Militärcamps, die Panzer- und Kampfjetshows veranstalten. Für uns etwas schwer nachvollziehbar, aber das versteht man hier unter Familienveranstaltung.

Wir fuhren weiter den Golf von Thailand runter. Thema Nummer 1 im Gespräch mit den lokalen Fischern war nach wie vor der Sturm. Es war alles nicht so schlimm wie vermutet. Aber trotzdem sind die Auswirkungen deutlich spürbar.

Die meisten Strände sind vollgespült mit Müll. Das kennt man eigentlich mittlerweile anders von Thailand. Aber wie man uns berichtet wird täglich immer noch neues angespült. So wird es noch ein Weilchen dauern, bis die Strände wieder postkartenfähig sind. Dennoch war es ein toller Weg, der immer wieder an schönen Strandabschnitten vorbei führte.

Auch unser heutiges Ziel Bang Boet ist an sich ein schnuckeliges Fischerdorf mit kleinen Resorts und Restaurants am Strand. Der Zustand besonders der unbefestigten Küste zeigt jedoch was für eine zerstörerische Kraft Naturgewalten haben können.

Dennoch gab es ein tolles einfaches Lokal am Strand mit guter frischer Küche. Nur den Karaoke-Mann mit dem Tuktuk hätte man vorbestellen müssen. Schade eigentlich…


Wiedersehen macht Freude

286. Radweltreisetag, Bus Ausflug zur Phraya Nakorn Höhle, heiß und schwül um die 32 Grad.

Meine Fäden im Gesicht wurden gezogen und der Nasengips ist abgenommen. Nur für das Radfahren hat der Arzt noch kein grünes Licht gegeben. Ich bin auf jeden Fall froh wieder mit an Bord zu sein!

Für den heutigen Tag hatte ich mir eine Höhle ausgeguckt, die allerdings genau dort lag, wo gestern die Gruppe schon vorbeigefahren ist. Also hieß es in den Bus und zurück zu den 300-Spitzbergen Nationalpark, das thailändische Pendant zur trockenen Halongbucht, falls die Assoziation weiterhilft.

Stolz erzählte mir die Gruppe, wo was hier kommt auf dem Weg: Affen, Berge, tolles Restaurant. Die Rollen waren mal für einen Moment vertauscht. Ich fand es schön diesen tollen Teil der Strecke nachholen zu können, auch wenn es nur im Schnelldurchlauf mit dem Bus war.

Die Phraya Nakorn Höhle ist nicht direkt von der Straße aus zugänglich. Von dem Bang Pu Beach aus muss erst ein kleiner Hügel überwindet werden bevor denn der eigentliche Aufstieg zur Höhle beginnen kann. Der Wanderweg schlängelte sich am Berghang entlang und öffnete immer wieder den Blick auf die Bucht. Tolle Aussicht! Nur wir ahnten schon, dass wir es definitiv bereuen werden keine Badesachen mitgenommen zu haben.

Halbzeit bei der Wanderung ist eine tolle abgelegene Bucht des National Parks. Von hier ging es dann nochmal steil aufwärts zum Höhleneingang.

Sobald es von oben langsam in die Höhle hineinging ahnte man die Dimensionen. Eine alte Tropfsteinhöhle, dessen Dächer eingekracht sind öffnete sich immer mehr und plötzlich stand man vor einer unwirklichen Szenerie.

Rama V war ein Naturfreund und wollte diese Höhle besuchen. Nur ein kurzer Besuch reicht für einen König natürlich nicht aus. So ließ er ein Pavillon bauen, auf dem er sich in königlicher Manier in dieser tollen Umgebung ausruhen konnte. Geblieben ist dieser mystischer Ort, der durch den kleinen aber feinen Pavillon etwas Märchenhaftes ausstrahlt.

Zurück ging es dann nach dem Abstieg mit Boot und Bus. Den Hausberg am Stadtrand von Prajuap nahmen wir noch mit. Anscheinend ist dieser nur noch von Affen statt von Mönchen bewohnt. Mit gehörigem Respekt schlängeln wir uns durch die Affenmasse um unsere Panoramashots von oben zubekommen.

Abends nach einem guten Abendessen mit Live-Musik dann noch ein Spaziergang über den Abendmarkt mit Einführungskurs in thailändische Desserts. Es ist schön wieder dabei zu sein!

Kanalrennstrecke und Zwangspause

278. Radweltreisetag, 132 km von Bangkok nach Kanchanaburi, stetiger Nordwind, Der Tropensturm aus dem Süden kündigt sich an.

Es war wirklich erstaunlich wie schnell man aus Bangkok rauskommt. Eine Brücke hier, eine Kreuzung da und Schwupps ist man an einem ruhigen Kanal der einen schnurrgerade Richtung Westen führt.

Tolle Strecke heute. Die vielen thailändischen Radfahrer, die uns begegnet sind, bestätigen den Verdacht, ´dass es wohl eine beliebtere Strecke ist.

Im Grunde ging es über 70 km an 2 Kanälen entlang. Langweilig wurde es trotzdem nicht. Abwechslungsreiche Flusslandschaften und kleine Ortschaften lockerten das Ganze etwas auf.

Auch die Pausenpunkte waren heute mal etwas spezieller: der erste war an 2 stillgelegten Lokomotiven aus der Zeit von Rama V, der die Infrastruktur Thailands großflächig ausbauen ließ.

Die 2. Pause war an der weltweit höchsten (127m) und wohl ältesten Stupa Thailands. Die Phra Patom Chedi besteht aus 3 Schichten. Die innere ist angeblich noch aus dem 4. Jahrhundert. Dieser Stupa bildet das Zentrum der Stadt Nakorn Pathom, deren Bevölkerung nach Wiederentdeckung und Renovierung der Stupa hierher umgesiedelt wurden.

Mein GPS führte mich kurz vor dem heutigen Ziel noch einmal auf die Hauptstraße. Allerdings sah es danach aus, als könnte man noch entspannt weiter an den Eisenbahngleisen in die Stadt einrollen, statt sich hier auf den Seitenstreifen runterschieben zu lassen.

Ich suchte nach einer Abzweigung und war etwas abgelenkt. So schnell passieren Unfälle. Ein Fleischspießverkaufswagen fuhr auf dem Seitenstreifen uns entgegen und ich hatte meinen Kopf gerade unten. Krankenwagen. Wange aufgeschlitzt. Nase gebrochen. Fahrrad hinüber.

Das letzte was ich von der Gruppe sah waren besorgte Gesichter, die dem Blaulichtwagen hinterher schauten. Ich muss leider aussetzen für die nächsten Tage. Das Team von Octo übernimmt die Verantwortung und ich werde nach Bangkok verfrachtet. Nase richten. Genesen. Kraft tanken. Wiederkommen!


Klongfahrt mal anders

277. Radweltreisetag, 50 km durch Thonburi und Nontaburi, so schön war es in Bangkok lange nicht mehr. Klare Luft, schön kühl…

Ein Standard-Programmpunkt vieler Bangkok Touristen ist die Fahrt auf sogenannten Longtail-Boats durch die Kanäle (auf thail. genannt westlich Klongs) des Chao Prayas. Thonburi (Bangkoks Westufer) ist eigentlich der ältere Teil der Stadt. Die meisten Touristen kennen ihn nur von dem Ferry zum Wat Arun. Danach geht’s schnell wieder rüber auf die „richtige“ Seite der Stadt.

Über die Jahre aber behielt Thonburi einen entspannteren und ursprünglicheren Charakter. Dafür sorgten auch die vielen Kanäle, die auch immer noch tatsächlich als Verkehrswege genutzt werden.

Viele dieser Kanäle haben Uferwege, die sich kreuz und quer durch die Landschaft schlängeln. Und genau diese Wege sind wir heute lang gefahren. Damit entdeckt man Bangkok auf eine ganz andere Art und Weise. Im kompletten Kontrast zum Vortag mit den Massen an Touristen, radeln wir auf einsamen Wegen durch grüne Stadtteile, vorbei an verlassenen Tempelanlagen und kleinen Kommunen am Wasser.

Blu ist heute unser Gassen-Guide. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut er sich hier auskennt. Ich kannte auch solche Wege und enge Gassen bei mir in Bangkok. Allerdings nur im Umkreis von 1 km. Und um diese zu finden hatte ich teilweise Jahre gebraucht.

Wir wuselten uns durch die Nachbarschaften und setzten schließlich wieder mit der Fähre auf die „offizielle“ Bangkoker Flussseite über.

Was für eine Highlight-Fahrt!

Am Abend wurden noch Helga, Hans, Hartmut und Catherine auf einem Rooftop-Restaurant verabschiedet, für die Bangkok das Ende der Reise war. Gute Heimreise! Ich hoffe ihr nehmt tolle Erfahrungen und Erlebnisse mit nach Hause! Vielleicht bis bald mal wieder!


Bangkok, mein Feind, mein Freund…

276. Radweltreisetag, Bangkok Sightseeing Programm, Sonne glüht unermüdlich

Das Timing für den Bangkok Besuch ist sicher spektakulär gewählt, mit Einfuhr in die Stadt der Engel am letzten Tag des Jahres und so. Das Sightseeing Programm am 1.1. zu machen stellte sich allerdings als nicht ganz so einfach heraus. Der Eintritt für den Wat Phra Keao, Thailands königlichem Tempel ist an bestimmten Feiertagen kostenfrei. So auch heute.

So kamen gläubige Thais, wegen dem Segen für das neue Jahr, geizige Touristen, wegen des freien Eintritts und Radreisende, die keine andere Wahl hatten alle zusammen und drängten sich durch die Gänge um einmal den Smaragd-Buddha zu begutachten. Anbeten war heute eher nicht. Von Ehrfurcht und Mystischem Charme, was dieser Ort sonst versprüht war nicht viel zu spüren.

Der 46m lange Liegende Buddha am Wat Pho war ähnlich gut besucht. Daher ließen wir anschließend Wat Arun links am Ufer liegen. Dieser wurde vor kurzem trotz vielen Gegenstimmen renoviert und hat wohl einiges von seiner Ausstrahlung verloren. Galt er doch als der „alte“ Königstempel.

Hartes Programm heute… Was bleibt einem übrig, wenn man nur einen Tag für Bangkoks Hauptattraktionen hat. Wir spazierten weiter durch den Blumenmarkt bis nach Little India, der kleinen Indischen Enklave mit indischen Restaurants und Schneidern. Vor 3 Jahren war das mal schick hier, mit überdachten Gassen und Märkten am Kanal. Anscheinend wird gerade das Kanalufer befestigt/repariert. Wie auch immer. Gut Indisch essen kann man hier immer noch. Nur nicht mehr so hübsch.

Wieder gestärkt marschieren wir weiter in Richtung China Town. Hier geht es durch die Soi Sampeng, die pulsierende Hauptader der chinesischen Community in Bangkok. Es wird mit allem gehandelt, was man verkaufen kann. Das meiste eher Schrott. Aber wir sind auch nicht zum Shoppen hier. Früher gab es hier einige Opium-Höhlen, Bordelle und Spielhallen. Man sagt der Gasse nach, dass immer irgendwo eine Leiche hing. Das Spielglück ist eben doch eher selten auf der Seite des Spielers.

Diese dunkle Geschichte hat das Bangkoker Chinatown mittlerweile hinter sich gelassen. Die Yaowarat Rd. ist die neue schillernde Boulevard dieses Viertels mit Goldgeschäften und Werbetafeln wie aus alten Hongkong Filmen. Hier scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben. Während sich der Rest der Stadt immer weiterentwickelt und modernisiert, bleibt Chinatown, dass was es auch vor 20 Jahren schon war.

Und wenn wir vorne schon einen Tempel weggelassen haben, dann hängen wir hinten eben noch einen dran. Wat Traimit beherbergt den größten Gold-Buddha der Welt. Mit 5,5 Tonnen Gold wird der reine Materialwert der Statue auf etwa 250 Mio € geschätzt. Einen schönen Ausblick über Chinatown gibt’s dazu.

Dann noch mit dem Tuktuk zum Hotel und ich glaube wir haben wirklich fast alles abgehakt, was man in Bangkok an einem Tag machen kann/muss/soll.

Wir sind uns aber alle einig. Radreisen sind viel angenehmer als klassisches Sightseeing Programm. Zum Glück geht’s ja morgen wieder mit dem Rad weiter.

Besten Rutsch ins neue Jahr!

275. Radweltreisetag, 100 km von Bang Khla nach Bangkok, Wetter: angenehm, sonnig, schön

Letzter Tag im Jahr. Letzte Etappe nach Bangkok rein. Die letzte Radetappe für Helga, Hans und Hartmut. Wenn das mal keine Vorzeichen für einen emotionalen Schlussspurt sind, dann weiß ich auch nicht.

Auf dem Papier sah die Tour gut machbar aus: Erster Teil ganz hübsch, dann 6-spurige Straßen nach Bangkok rein. Wenn ich mich recht entsinne, gab es noch keine Gruppe, die komplett rein oder raus von Bangkok gefahren ist. Ich war zugegebenermaßen etwas skeptisch.

Der erste Teil der Strecke war noch einmal die schönsten Landschaften in Thailand zusammengefasst: Reisfelder, Seerosenteich, kleine kurvige Straßen, Palmen- und Bananengärten. Sehr sehr schön!

Und dann? Wie fährt man nun am entspanntesten nach Bangkok rein? Zum Glück hatten wir unser Thailändisches Begleitteam, die nun richtig in ihrem Territorium angekommen sind. „Wollt ihr große Straße oder lieber noch ein bisschen Schleichwege fahren? Ich kenne da was.“ Was für eine Frage?!

Kreuz und quer durch Markt am Wasser, Stege über Kanäle ging es weiter ungefähr in Richtung Westen. Für die weitere Einfahrt bot sich die Autobahn an. Eine vor kurzem erst fertiggestellte abgetrennte Straße führte uns fast Autofrei ein gutes Stück weiter, bevor wir uns unter dem Airport-Link (Flughafen-Hochbahn) mal links, mal rechts an und über Bahngleisen durchschlängelten. Bevor man überhaupt was vom Bangkoker Verkehr mitbekam waren wir auch schon in dem Altstadt-Gebiet und am Hotel.

So einfach habe ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Vielleicht lag es auch daran, dass zu Neujahr die Straßen wesentlich leerer sind. Aber ich möchte trotzdem nicht die Streckenwahl heute schmälern. Das war ganz großes Kino!

Nun fehlte noch ein entsprechendes Abendessen und Platz am Flüsschen für die Silvester Feier. Tisch reservieren? Pustekuchen. Alles voll oder zu heute! Mir blieb nichts anderes als meinen Joker auszuspielen: Papa & Mama anrufen, dass sie doch bitte ein Tisch am Wasser freihalten sollen. Sie hatten angeblich eh nichts vor heute. Vielen lieben Dank nochmal! Ihr seid die Besten!

So hatte ich 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen, bzw. auf Thailändisch 2 Vögeln mit einem Schuss geschossen: besten Platz am Fluss mit super Essen für uns und dazu doch noch Silvester mit der Familie.

Wenn man aus Berlin kommt, dann ist Silvester in Bangkok im Vergleich eher ein besinnliches Fest. Feuerwerk dürfen nur noch die großen Einkaufszentren der Stadt zünden. Es ist wie es ist. Trotzdem ist der Rutsch gut gelungen. Also dann: Frohes Neues! Happy new Year! สวัสดีปีใหม่!

Wir schreiben das Jahr 2562…


Country Club und Flughunde Tempel

274. Radweltreisetag, 105 km von Pluak Daeng nach Bang Khla, bestes Radelwetter

Die Temperatur heute Vormittag war sehr erträglich. Meine Mutter meldete aus Bangkok, dass es jetzt kalt werden soll – für hiesige Verhältnisse versteht sich. Unter 30 Grad könnte es werden. Es wird quasi Zeit den Pullover auszupacken.

Heute stellte uns das Thailändische Begleitteam eine ganze Entourage zur Verfügung, die uns bis nach Bangkok begleiten sollen: Eve, der mitradelte und uns den Weg nach Bangkok rein zeigen soll; Bee, der Fotograf, der mit seinem Klapprad vorprescht und nach einer Vollbremsung in Vollprofihaltung Fotos schoss; Tan unser Bus-Manager war natürlich auch noch mit von der Partie.

Es ist schlimm, wie schnell sich der Anspruch an die Gegebenheiten anpasst. Nach den vollen Straßen in Kambodscha teilweise wäre es heute sicher eine schöne Etappe gewesen. Nach den letzten beiden Tagen aber fiel das Niveau etwas ab. Zu viele Auto hier, zu lange gerade Strecke da…

Das Mittagslokal war aber toll. Direkt am See, der randvoll mit Pangasius war. Aus den Lautsprechern tönte leise Hotel California und Shania Twain. Der Besitzer verstand es einen Country Flair zu erzeugen.

Nach langen schnurgeraden 12 km rollten wir in Bang Khla ein. Oder zumindest kurz davor. Angeblich gibt es hier einen Floating Market, den einige von uns sich anschauen wollten. Schwimmende Märkte sind mittlerweile ja eher Touristengassen auf Pontons als bewundernswerte traditionelle Frischmarkt vom Boot, so auch dieser hier. Fressstände, Bootstour, Massage am Fluss. Alte Omas auf ihrem kleinen Holzbötchen, die Früchte verkaufen, wie auf Postkarten sucht man hier vergeblich.

Immerhin waren wie versprochen Fledermäuse am Wat Pho. Und was für welche. Flughunde in Entengröße hingen von den Bäumen und warteten darauf auf die Jagd zu gehen. Leider muss es dafür dunkel werden und wir haben kein Licht bei.

Für das Abendessen musste wieder ein Biergarten herhalten. Diesmal auch mit Live-Musik. Nun hieß es Schlachtplan vorbereiten für die Silvester Fahrt nach Bangkok. Wir sind gespannt.


Bikeline-Quality Radetappe

273. Radweltreisetag, 80 km von Laem Mae Phim nach Pluak Daeng, etwas kühler geworden durch das Gewitter letzter Nacht.

Kann man in Thailand wirklich gut Radfahren? Eine Frage mit unterschiedlichen Antworten. Das hängt immer davon ab, wo man sich in dem Land befindet und wie willig man ist auch mal kleinere Wege auszuprobieren.

Das Straßennetz in Thailand ist mittlerweile erschreckend gut ausgebaut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sich nur auf das Gebiet hier um Rayong handelt. Selbst die kleinsten Nebenstraßen haben frischen glatten Asphalt oder zumindest Betonplatten. Je kleiner die Wege desto näher ist man auch seiner Umgebung. Und davon hatten wir heute eine Menge.

Kreuz und quer ging es heute mitten durch die Pampa in Richtung Norden. Das Ziel war nicht so wichtig. Eine Übergangsstation mit Business-Hotel als Unterkunft. Der Weg dorthin, darum ging es.

Es ging gut los mit einer kleinen Straße durch eine Eukalyptus Plantage. Die Atemwege wurden freigelegt und der Sauerstoffzufuhr damit abgesichert für den Tag. Es roch wie in einer Hustenbonbon-Fabrik.

Weiter fuhren wir über kleine Berge (Traue mich ja kaum diese so zu bezeichnen, wo die Gruppe doch durch Südchina geradelt ist) vorbei an einem Freizeitpark. Die Steigungen in Thailand sind ein Zeichen dafür, wie man hier motorisiert unterwegs ist: getunte Pickups und Mopeds mit 125cc aufwärts. Solche Steigungen würde man in Kambodscha oder Laos nie finden.

Zum Mittagessen versuchten Hans und ich den Frosch, gebraten mit Holy Basil. Geschmacklich hervorragend. Nur gehackt war er etwas schwierig zu essen, da die kleinen Knochen wie Kies im Reis immer wieder ausgespuckt werden mussten. Dann doch lieber den Ganzen das nächste Mal.

Einen kurzer Zwischenstop gab es noch beim Wat Lahan Rai, gewidmet dem Luang Puh Tim, der bekannt war für seine magische Amulett-Kollektion. Die Merchandising Maschine für die Neujahrsfestlichkeiten war voll im Gange. Die monotonen Ansagen des Zeremonienmeisters hätte man leicht als Gebet interpretieren können. Aber es ging eher darum: mehr Geldspende = mehr Glück. Scheint ja zu funktionieren. Die riesige Statue, die hier über allem thront kostete rund 10 Mio Baht. Da muss jemand jetzt ein ganz schön volles Glückskonto haben.

Neujahr ist an sich keine große Festlichkeit in Thailand gewesen. Aber die meisten Leute haben um diese Jahreszeit ein paar Tage frei und nehmen sich die Zeit ihre Familie und Freunde zu besuchen. Entsprechend schwierig war es ein Restaurant aufzutreiben, dass noch geöffnet hatte. Auf das Niveau Pizza zu bestellen lass ich mich noch nicht herab. Es blieb nur ein Biergarten übrig mit dicken Boxen und Fußball-Leinwand. Liverpool gewann 4-0 gegen Newcastle. Klopppoo!


Mangroven Autobahn

272. Radweltreisetag, 70 km von Chantaburi nach Laem Mae Phim, mit Sonne heiß, ohne nicht so, Nachts Gewitter…

Tan bleibt heute mal gleich im Auto. Er muss ja die Busse managen. Aha…

Beat und Catherine haben sich für 2 Tage ausgeklinkt und Besuchen einen ehemaligen Nachbarn in Chantaburi. Viel Spaß und hoffentlich bis bald Bangkok!

Richtig spannend war der erste Teil der Strecke nicht. Viel Stadtausfahrt. Viel Verkehr. Viel Straße. Vorbei an Salzfeldern und Kautschuk Plantagen ging es weiter Richtung Westen. Umso besser wurde dann aber der hintere Teil. Nach dem Mittagessen führte eine lang gestreckte Brücke über Mangroven Wälder und Austernfarmen hinweg und bot einen schönen Überblick über die Landschaft. Das „Scenic Route“-Schild alle 300 m erinnert einen daran, dass man die Strecke doch bitte genießen soll. Dann waren wir auch schon wieder am Meer.

Für meinen Geschmack ist Rayong einer der letzten Küstenorte östlich von Bangkok, die man hier ruhigen Gewissens noch besuchen kann. Danach kommen Chonburi und Pattaya. Alles verseucht vom Rotlicht- und Massentourismus und am Strand sind mehr Plastik und Kondome zu finden als Muschel und Seesterne. Vielleicht war das etwas überzogen. Aber ich habe da ein paar Traumas aus der Jugend, die wieder hochkommen, wenn ich an die Orte denke.

Lange haben wir heute nicht gebraucht und waren wieder am Nachmittag im Hotel, sodass genügend Zeit blieb für Schwimmen, Strandspaziergang, Massage und Haareschneiden. Ein bisschen Urlaub darf es ja auch noch sein.

Die Seafoodrestaurants reihen sich den Strand entlang in einer langen Kette auf. Eines gleicht dem anderen. Teure Preise und eingeschränkte Auswahl machen einem Reiseleiter das Leben schwer. Heute zum Abendessen dann wohl eher Schadensbegrenzung als Gaumenschmaus. Lecker bleibt’s aber meist trotzdem.