Kurzurlaub in Thailand

237. Weltreisetag, 96 Kilometer von Vientiane nach Bueng Kan, flach, flacher, am flachsten

Aufgrund relativ schlechter Straßenverhältnisse gen südliches Laos umfahren wir diesen Abschnitt mit einem viertägigen Ausflug durch Thailand. Nicht nur der sedimentbraune träge Mekong wird weiterhin unser steter Begleiter sein, voll Freunde dürfen wir auch alte und neue Weggefährten begrüßen. Gerhard ist zurück und bleibt uns nun bis Singapur  erhalten und wir haben eine neue Crew für die Etappe durch Thailand. Mr. What und Mr. Woddy werden uns die folgenden Tage begleiten.

Die Länge der geplanten Tagesetappe und zeitaufwendige Formalitäten bei der Grenzüberschreitung zwingen uns heute gleich zweimal auf motorisierte Unterstützung zurückzugreifen. Transfer zur Grenze im Tuk Tuk, knapp einhundert flachste Kilometer im Sattel unserer Räder und nochmals knapp 40 Kilometer im Bus bis nach Bueng Kan. Die vorbeiziehende Landschaft ändert sich, verglichen zu den letzten Tagen, kaum, die politischen Systeme und die Lebensart dafür um so mehr … Wir tauschen Präsozialismus gegen eine Monarchie und eine unbedarfte Gelassenheit gegen die geballte Kraft eines Tigerstaates. Für uns Radfahrer bedeutet dies: gepflegte mehrspurige Radwege, Eiscremefachgeschäfte in erreichbaren Distanzen und luxuriöse Unterkünfte…


Bun That Luang

Umfangreicher fotografischer Nachschlag zum Fest Bun That Luang (Photos: Oliver Schmidt)

Jedes Jahr im November findet in der laotischen Hauptstadt Vientiane das bedeutendste Tempelfest des Landes statt – Bun That Luang. Viele Tausende Mönche und Gläubige strömen in diesen Tagen zum laotischen Nationalheiligtum, dem That Luang, um gemeinsam zu meditieren, zu beten und Opfergaben darzubringen. Das Fest erinnert an die indischen Missionare die hier im dritten Jahrhundert vor Christus einen Reliquienschrein für einen hochverehrten Knochensplitters von Buddhas Brustbein errichtet haben. Welch eindrückliche Atmosphäre und zugleich unfassbares Glück zum richtigem Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein…

Auf in die laotische Hauptstadt!

235. Weltreisetag, 96 km vom Stausee Nam Ngum nach Vientiane, relativ flach und tropisch heiß

Nachdem auf den ersten paar steileren Kilometern unsere Radtrikots ordentlich durchgeschwitzt wurden, nutzten wir die restlichen flachen und heißen 80 Kilometer um selbige wieder zu trocknen. Nur stehenbleiben war nicht gern gesehen, da sofort die Mühe zunichte gemacht wurde …

Einer von diesen Tagen, wo nicht viel Berichtenswertes passiert … landwirtschaftliche geprägte Region, Wasserbüffel im Schlamm am Straßenrand und am Abend ein kurzer Spaziergang am Mekong und durch die entspannte Altstadt von der laotischen Hauptstadt – Vientiane.


Bike & Boot ²

234. Weltreisetag, 23 km von Vang Vieng zum Stausee Nam Ngum und ca. 35 km  mit dem Boot

Das üppiges Frühstück im Hotel direkt am Nam Song Fluss mit dem Blick auf bewaldete Karstberge könnte aus einem Reiseprospekt stammen. Der schrille Geräuchpegel, verursacht von dutzenden Rasenmähermotoren als Antrieb an kleinen Booten (besetzt mit jeweils zwei Touristen), aus einem Alptraum.

Schleunigst schwingen wir uns auf die Sättel, lassen uns vom Verkehr in dichte Staubwolken hüllen und erreichen nach einer knappen Stunde das Ufer des Nam Ngum Reservoir, mit 370 km² der größte und älteste Stausee in Laos. Hier tauschen wir die Transportmittel und schippern innerhalb weniger Stunden mit einem kleinem Dampfer gemächlich zum Südufer des Sees. Ein Gefühl fast wie Urlaub  …


Laos hat viele Gesichter

232. Weltreisetag, 60 km von Kasi nach Vang Vieng, tropisch heiß & abwärts

Landschaftlich bleiben wir den letzten Tagen treu. Verwitterte Karstformationen, ich bin fast geneigt sie malerisch zu nennen, von mehreren hundert Metern Höhe säumen unsere Straße gen Süden. Farbtupfer bilden die Reisbauern die zahlreich auf ihren Feldern die Ernte einbringen. Oft nehmen wir sie nur schemenhaft wahr da sich die Reisegeschwindigkeit aufgrund des anspruchslosen Reliefs erhöht hat. Nur die zahlreichen schlechten Straßenverhältnisse, größtenteils bedingt durch den intensiven und nervigen schwer beladenen LKW-Verkehr, bremsen uns gelegentlich aus.

Vang Vieng, einer der Schmelztiegel der Backpacker Touristen in Laos, kündigte sich lange vorher an … Langnasen auf Mopeds, Fahrrädern, Elefanten, eingepfercht in Busse beladen mit Kajaks oder bewehrt mit riesigen Gummireifen für das River Tubbing (sprich im ‚Autoreifen‘ den Fluss hinabtreiben), bestimmen zunehmend das Straßenbild. Vang Vieng lebt vom Tourismus, und letztendlich sind auch wir ein Teil davon, reflektieren wir beim gemeinsamen Abendessen. Erneut wird uns bewusst wie intensiv wir die Möglichkeiten und Freiheiten haben, im Gegensatz zu ’normal‘ reisenden Touristen, dieses Land erleben zu können. In Laos spielt das Leben größtenteils in einem eng bemessenen Raum zwischen Haus und Straße und sobald wir anhalten entwickelt sich ein Gespür für die bereiste Region und für das was die Menschen hier anscheinend wirklich bewegt, ein Gefühl das den meisten Touristen denen wir immer wieder begegnen, vielleicht leider enthalten bleibt.

Die Quintessenz des Tages? Fahrt mehr Rad! Weit und ausdauernd.


Laotischer Höhenrausch

231. Weltreisetag, 94 km von Kiu Kacham nach Kasi, weiterhin tendenziell bergig

Der gestrige Tag und die bewältigten Höhenmeter steckt uns allen noch etwas in den Knochen, sodass wir länger als gewöhnlich am Frühstückstisch verweilen. Vielleicht noch einen Kaffee ?

Ein Blick auf das heutige Höhenprofil erinnert an eine Herzfrequenzgrafik und schwankt zwischen Maximalpuls und Scheintod. Ungesund sieht das auf jeden Fall aus …

Vom Fahrrad aus betrachtet ist die Grafik längst vergessen und jeder widmet sich ausgiebig seiner persönlichen Herz- und Trittfrequenz. Welch grandiose Landschaft zieht heute an uns vorbei … bizarr verwitterte Karstformationen, dichte, tropische Wälder aber auch an Hänge geklebte Dörfer bewohnt von freundlichen Kindern, die uns schon von weitem ein schallendes ‚Sabaidee‘ entgegenschmettern und ihre kleinen Hände weit auf die Straße strecken, damit der Radfahrer sie im Vorbeifahren abklatsche.

Das haben wir schon lange übernommen … eine Abklatschung und aufmunternde Worte auf Pässen und am Tagesziel. Die Stimmung in der Gruppe ist nach wie vor sehr gut.

Ein kleiner Wermutstropfen am heutigen Tag sind die vielen schlammigen Baustellen, die Opfer in Form von zwei Platten (beide Oliver) und ein deformiertes Kettenblatt bei Maria, einfordern. Das Malheur, ausgelöst durch verlorene Schrauben, zwingt Maria unsanft aus dem Sattel, zum Glück übersteht sie den Sturz unbeschadet und auch ihr Fahrrad wart schnell wieder repariert.

Rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen sind wir in Kasi, einer Kleinstadt am Rande des laotischen Zentralgebirges und es wird uns bewusst, dass die schönen Auf- und Abfahrten der letzten Wochen nun fast ein Ende haben. Es wird tentenziell flacher bis zum Golf von Thailand …

Alp d’Huez de Laos

230. Weltreisetag, 79 km von Luang Prabang nach Kiu Kacham, tendenziell bergan

Das Profil der Tagesetappe mit den drei zu radelnden Pässen sieht verheißungsvoll aus und sorgt für heiße Diskussionen am Frühstückstisch. Über 2000 Höhenmeter insgesamt und einzelne Auffahrten von 1000 Höhenmeter stehen uns heute bevor …

Da wir heute zum dritten Mal in unserem Hotel in Luang Prabang frühstücken, verziehen die Kellnerinnen keine Mine mehr, als sie unsere Bestellung entgegen nehmen. Ja, wir werden die Unmengen an bestellten Esswaren wirklich verspeisen. Restlos. Im Gegensatz zu den Tagen zuvor, können wir es heute aber wirklich gebrauchen.

Etwas Wehmut schwingt mit als wir Luang Prabang und das nebelverhangene Mekongtal verlassen.  Der erste Pass ist zum Aufwärmen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Morgendunst ist längst verzogen und die Sonne heizt uns ordentlich ein. Danach kurze Abfahrten, gefolgt von welligen Abschnitten entlang des Nam Kham Flusses, holprige Passagen durch diverse Baustellen und schon sind wir mitten im Aufstieg zu Pass Nummer Zwei. Jeder radelt, gedankenversunken, seinen eigenen Rhythmus, dennoch treffen wir uns gelegentlich am Fahrzeug von Mr. Kham, der sich als hervorragender Begleiter herausstellt. Frische Mango und Ananas sind vorbereitet und lassen uns die Strapazen schnell vergessen.

Die gewonnen Höhenmeter verschenken wir großzügig an die rasante Abfahrt. Doch Vorsicht wart geboten, denn die im Schatten liegenden Kurven sind nass  und schmierig. Die schwer beladenen LKW’s kühlen bei den Abfahrten permanent die heiß gelaufenen Bremsen, was uns in schattigen Bereichen doch einige Schreckmomente bescherte.

Kurze Stärkung mit köstlicher Nudelsuppe und gebraten Fisch am Straßenrand zur Mittagszeit und schon sind wir beim letzten Eintausendmeteransstieg für heute – Pass Nummer Drei. Die Steigungen sind moderat und gut zu fahren doch Temperaturen über 30 Grad Celsius treibt uns den Schweiß aus allen Poren und die Fahrt mutet zeitweise einem zweistündigen Dauersaunabesuch an. Fahrtwind, sprich eine signifikante Erhöhung der Reisegeschwindigkeit, so die Idee, könnte Erleichterung verschaffen, stößt allerdings nicht bei allen Mitreisenden auf Gegenliebe. Wahrscheinlich aus Angst vor Erfrierungen …

Irgendwann am späten Nachmittag ist die letzte Kurve genommen, der letzte Anstieg geschafft und zufrieden rollen wir nur wenige Kilometer hinter den Pass in das quirlige Dorf Kiu Kacham. Das sogenannte Schmutzbier ist heute mehr als redlich verdient und Lao Lao, der süffige Reisschnaps, versüßt uns am höchsten Punkt der Reise durch Laos den geselligen Abend.

Luang Prabang oder verweile doch du bist so schön …

228. / 229. Reisetag, Luang Prabang

 

Ein kleiner photografischer Nachtrag zu zwei entspannten Tagen in Luang Prabang. Photos: Oliver Schmidt

 

Auf dem Wege in die Königstadt

227. Weltreisetag, 100 km von Nam Thousan nach Luang Prabang, Sonne, Regen, Glücksgefühle

Es bedarf nicht viel zufrieden zu sein … Wohl gestärkt, auf guten tendenziell abfallenden Straßen und durch abwechslungsreiche Landschaften radeln wir mit einem Lächeln im Gesicht einem ersehnten Etappenziel entgegen – die alte Königstadt Luang Prabang. Kleine und große Baustellen (mal wieder ein chinesisches Staudammprojekt) zwingen uns gelegentlich heftig in die Bremsen zu steigen, können allerdings die Stimmung nicht trüben.

Wir folgen, wie seit Tagen, den Fluß Nam Ou und heute den Nam Khan der genau an seiner Mündung gemeinsam mit dem mächtigen Mekong das historische Stadtzentrum von Luang Prabang umschließt.

Unsere Unterkunft, nur einen Steinwurf vom Königspalast entfernt, ist von extravaganter Eleganz verglichen zu den Herbergen in den  letzten Tagen. Auch das Angebot an Restaurants, kulinarischen Nachtmärkten und einladenden Essensständen am Straßenrand ist heute schlicht unüberschaubar, aber großartig.

Voll Vorfreude blicken wir den nächsten beiden Tagen in Luang Prabang entgegen.


Boot & Bike

226. Weltreisetag, mit dem Boot von Muang Ngoy nach Nong Kiaw und mit Fahrrad nach Nam Thousam, 43 km bei optimalen Bedingungen

Eine Stunde benötigt das kleine Boot von Muan Ngoy nach Nong Kiaw, wo unser Begleitfahrzeug mit dem Fahrer Kham schon mit unseren Fahrrädern wartet. Alle Teilnehmer sind froh sich nach zwei Tagen der Abstinenz wieder in den Sattel schwingen zu dürfen. Wiedereinmal wird deutlich welch Privileg das Reisen mit dem Fahrrad bedeutet … Wir werden nicht, wie die meisten Rucksackreisenden, aus überfüllten Bussen an den touristischen Höhepunkten ausgespuckt sondern erleben die Momente dazwischen, die eine Reise wie die unsere erst bedeutend macht.

Das Tagesziel Nam Thousam, welches außer einer Übernachtungsmöglichkeit nichts erwähnenswertes zu bieten hat, erreichen wir schon am frühen Nachmittag und nutzen die verbleibende Zeit den Fahrrädern Pflege zuzuwenden und der allseits ungeliebten Tätigkeit nachzukommen die Wäsche zu reinigen…