Ein Regentag mit Buddhas am „Fünf-Terrassen-Berg“ (Wutai Shan)

Bilderbuch vom Ruhetag am 144. Reisetag in Taihuai am „Fünf-Terrassen-Berg“ (Wutai Shan), regnerisch und trüb, 17-20°C

Ein wenig Erholung nach dem anstrengenden Radeltag zuvor hatte die Nacht gebracht, in der wir wohl alle besonders tief und fest geschlafen hatten. Wie gut, daß wieder Ruhetag ist, was aber nicht heißt, daß wir vorm Mittag nicht aus den Hotelbetten kämen.
Im komfortablen Yun Feng Hotel gibt es offiziell bis 8.30 Uhr Frühstück, also sitzen wir schon vor 8 Uhr alle am großen runden Tisch im Restaurant und da wir nun eh schon wach sind, brechen wir 9.15 Uhr gemeinsam zur Tempelexkursion auf. Alle vorhandenen können wir aus Zeitgründen leider nicht besuchen, denn von den ehemals über 200 Tempelanlagen und Klöstern gibt es heute immerhin noch 47 aktive!

Wir sind in der kleinen Stadt Taihuai, die aus dem gleichnamigen Dorf enstanden ist. Das Dorf wurde 2008–13 abgebrochen und verlegt, um die innere Welterbestätte (der Tempelanlagen) von Siedlungen frei zu machen. So entstand eine Art Nationalpark. Den entschädigten Bewohnern wurden 23 km entfernt neue Häuser zur Verfügung gestellt.
Heute wohnen hier ca. 11.000 Menschen.

https://en.wikipedia.org/wiki/Taihuai zählt als wichtigste Anlagen diese auf: Jinge Temple, Mimi Temple, Xiantong Temple, Tayuan Temple, Wanfo Pavilion, Luohou Temple, Yuanzhao Temple, Guangzong Temple, Pusading, Cifu Temple, Shuxiang Temple, Longquan Temple, Zhenhai Temple, Nanshan Temple, Bishan Temple, Shouning Temple, Guangren Temple, Puhua Temple, Santa Temple, Qifu Temple, Guanghua Temple, Fanxian Temple, Jifu Temple, Pushou Temple, Jixiang Temple, Wuye Temple und Mingyue Chi.
Eine weitere Liste findet ihr hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_St%C3%A4tten_des_Wutai_Shan (Liste von Stätten des Wutai Shan)

Ich gestehe, ich stecke da nicht so tief in der Thematik drin, interessiere mich eher aus kulturhistorischen Gründen dafür und bin auf „Nachschlagewerke“ angewiesen, wie z.B. diese, in denen und über die ihr viele weitere Informationen bekommt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wutai_Shan
https://wikitravel.org/en/Wutaishan_National_Park

Kurz zusammengefaßt:

Der Wutai Shan (五臺山 / 五台山, Wǔtái Shān, wörtlich „Fünf-Terrassen-Berg“), historisch auch Qingliang Shan (清凉山, Qīngliáng Shān, wörtlich „Frischer Kühler Berg“), auch „Fünf-Finger-Berg“ genannt, ist also ein Gebirge in Nordchina.

Er ist von großer Bedeutung für den Buddhismus und gilt als einer der vier heiligen Berge des Buddhismus. Im Juni 2009 wurde der Wutai Shan in die Liste des Weltkulturerbes (World Heritage List) der UNESCO aufgenommen.

Der Wutai-Shan-Gebirgszug gilt als das wichtigste der vier heiligen Gebirge des chinesischen Buddhismus.

Die Klöster am Wutai Shan waren so bedeutend, dass man Darstellungen von ihnen auf Fresken in über 1600 Kilometern Entfernung in Dunhuang fand. Eine Vielzahl der Klöster ist dem tibetischen Buddhismus (Lamaismus) zuzuordnen. Hauptmerkmal dafür sind die Stupas als Gegenpart zu den Pagoden der Buddhisten.
Der 13. Dalai Lama (Thubten Gyatsho) verbrachte 1909 auf seiner Reise nach Peking (Beijing) mehr als ein halbes Jahr am Wutai Shan.

Der Wutai Shan mit seinen fünf höchsten Gipfeln gilt bei vielen Buddhisten als Residenz des Bodhisattva Manjushri. Buddha Shakyamuni soll nach der Überlieferung von Indien aus gelbes Licht zum Berg Wutai Shan ausgestrahlt haben, woraufhin sich dort der Bodhisattva Manjushri, der Herr der Weisheit, manifestierte. Dies geschah, um in der Zukunft die Menschen in China für die Lehren des Buddhismus zu gewinnen. Manjushri soll in Folge die Verbreitung der buddhistischen Lehre in China bewirkt haben.

Ob die vielen vielen Besucher/innen hier das auch alles wissen? Familien- und Großgruppenweise ziehen sie durch die Anlagen.
Geduldig wartend oder ungeduldig drängelnd verneigen sie sich dann vor den Tempeln und schicken ihre Bitten an die Götter. Einige halten dazu brennende Blumenkerzen oder gannze Bündel von Räucherstäbchen in den Händen.

Den anderen und auch mir genügen heute zwei der wichtigsten Tempelanlagen: Tayuan Si und Nanshan Si.

Der Tayuan Si ist etwa 4 km vom Hotel entfernt und wir zwängten uns zu acht in ein kleines Bus-„Taxi“ mit 6 Sitzplätzen. Der umtriebige Fahrer achtete aber darauf, 8 x je 5 Yuan Fahrgeld zu kassieren (der Linienbus kostet nur 2 pro Nase …).

Der Tayuan ist schon von Weitem an der 56,4 m hohem weißen Dabai Pagoda / Dagoba (Stupa), Da Baita, zu erkennen, an deren Seite sich noch eine kleinere erhebt. In der Klosterbibliothek auf der Nordseite werden viele alte und wertvolle buddhistische Schriften in chinesischer, mongolischer und tibetischer Schrift aufbewahrt.

Der Nanshan-Tempel, hoch auf dem Berg, ist zu Fuß in 10 Minuten vom Hotel aus erreichbar. Er gehört mit frühester Bauzeit in der Yuan-Dynastie zu den größeren Klosteranlagen im Inneren Wutai Shan. In drei Teile gegliedert erstreckt sie sich über sieben Terrassen. Die drei tiefstgelegenen werden Jile Si („Tempel der Höchsten Erbauung“) genannt; die mittlere Terrasse heißt „Halle der Güte und Tugend“ und die oberen drei tragen den Namen „Das Land behütender Tempel“.

Was hab ich sonst noch gelernt?
1. Wenn man(n) auch nicht chinesisch kann, einige Hinweistafeln und Schilder geben dennoch wichtige Hinweise für die Bewältigung des Alltags.
2. Zur Grundausstattung eines Mönchs gehört hier neben der traditionellen Kleidung unbedingt ein Smartphone. (Einer las davon sogar seinen Gebetstext ab!) – Religion trifft Moderne.

Regentempelbilderbuch auf:


In der früheren Hauptstadt und heutigen „Großen Einheit“

Bilderbuch von den Ruhetagen am 140. und 141. Reisetag in Datong, sommerlich und sonnig um die 30°C

Was ist schöner, relaxen in einem Jurtencamp zwischen den grünen Hügeln der mongolischen Grassteppe oder in einer Millionenstadt im Norden Chinas?
Unsere Reisegruppe ist da ganz verschiedener Meinung und klar ist auch, daß jede Umgebung ihre Reize, Vor- und Nachteile hat.
Landschaftlich ist eine Stadt voller Hochhäuser und endlosen Autostaus (Hupkonzert inklusive) nur Zweiter, beim Übernachtungskomfort und beim Frühstücksbuffet klar Erster. Auch bezüglich Wäschewaschen, Reparaturservices, WLAN-Versorgung (pro Zimmer ein eigener Accesspoint!) und sonstigen Sehenswürdigkeiten liegt die Großstadt nach Punkten vorn.

Wir „wohnen“ seit gestern im komfortablen Yungang Meigao Hotel.

Datong (chinesisch 大同市 = Pinyin Dàtóng shì) ist eine bezirksfreie Stadt mit etwa 1,4 Millionen Einwohnern im unmittelbaren Stadtgebiet und weiteren 2 Millionen Einwohnern in den umliegenden Kreisen. Sie liegt etwa 300 Kilometer westlich von Peking und breitet sich auf über 14.000 Quadratkilometern aus.

Von https://de.wikipedia.org/wiki/Datong (Simon hatte auch schon zum 139. Reisetag dahin verwiesen) weiß ich u.a., daß die Stadt als Píngchéng (平城) während der Han-Dynastie gegründet wurde und während der Nördlichen Wei-Dynastie fast hundert Jahre lang (398 bis 494) sogar Hauptstadt war. Bereits 1048 wurde sie in Datong (= Große Einheit) umbenannt.

Bei unserem sonnabendnachmittäglichen Stadtbummel sehen und erfahren wir viel wissenswertes und interessantes. Simon weiß wirklich viel über die Geschichte Chinas und Andreas, der Simon als Reiseleiter ablöst, ist ja auch schon dabei. Weiteres ergänzen wir individuell am Sonntag, denn der ursprünglich geplante Busausflug zu den Yungang-Grotten war schließlich durch unseren kleinen Umweg bei der Fahrt nach Datong zu Gunsten eines weiteren freien Tages nicht mehr notwendig.

Wir sehen uns also an, was aus dem „Altstadtprojekt“ der Stadt geworden ist und bekommen einen Eindruck von dem, was Wikipedia u.a. so beschreibt:
“ … Aus vorwiegend touristisch-kommerziellen Gründen wurde ab 2008 ein Stadtumbau der Innenstadt im Stil der Ming-Dynastie durchgeführt. Das 6 Milliarden Euro teure Projekt sollte besonders die finanzkräftige chinesische Mittelschicht ansprechen. Die Rekonstruktion ist nach westlichen Presseberichten nur eine ungefähre. 40.000 ärmere Bewohner der Altstadt werden abgesiedelt, im neuen alten Zentrum, das mit einer 2009 bis 2012 errichteten monumentalen Stadtmauer abgegrenzt wurde, entstehen Luxuswohnungen. Die Gentrifizierung mit ihrer historisierenden Kulissenarchitektur ist bereits weit vorangeschritten. Gemäß dem Dokumentarfilm „The Chinese Mayor“ … ist dieses Altstadtprojekt jedoch gescheitert. Der dieses Projekt vorantreibende Bürgermeister wurde nach 5 Jahren im Amt überraschend als Bürgermeister in eine 300 km weit entfernte andere Stadt versetzt. Er hinterließ – gemäß den Aussagen im o.g. Film – Schulden in Höhe einiger Milliarden Dollar und eine Vielzahl halbfertiger Projekte, die sein Nachfolger nicht mehr weiterführte.“

Der Kontrast zwischen „Abbruchgebiet“ und Neubau nach historischem Vorbild direkt daneben beeindruckt und bedrückt uns gleichzeitig.

Unzählbar viele Händler bieten an den Straßenrändern Obst, Gemüse und Waren aller Art an, darunter auch „Spendengeldscheine“ und sogar papierne „Spendenautos“. Ob die Götter und die Lieben im Jenseits wirklich was damit anfangen können?

Selbstverständlich schauen wir uns die Neun-Drachen-Wand, sowie das Huayan Kloster an, das fast alle am Sonntag sogar noch ein zweites Mal besuchen. Übrigens: Besucher über 60 haben dort freien Eintritt (wie auch schon bei den Yungang-Grotten) und sparen hier bare 65 Yuan (ca. 8 €uronen)!

Die Abendessen genießen wir gemeinsam in kleinen Restaurants „um die Ecke“ mit vielen verschieden Gemüse- sowie Fleischgerichten auf der gläsernen Drehplatte. Llllecker! Die Schlemmerei kostete uns gestern beispielsweise für alle (9) zusammen etwa 300 Yuan! Heute war es deutlich teurer: 340 für acht.
Ja, so preiswert ißt man(n) hier „beim Chinesen“! 😉

Daton-Bilderbuch auf:



Als Extrabilderbuchzugabe noch weitere Fotos vom Besuch der Yungang-Grotten (Wolkengrat Felsenhöhlen):

… 5000 6000 7000 8000 9000 10000 11000

Zweite kleine statistische Anmerkung am Ruhetag

Am 26. Mai, das war der Ruhetag in Alabuğa (Jelabuga) am 56. Reisetag, hatte ich zuletzt unter „1000 … 2000 … 3000 … 4000“ statistisches notiert.
Heute eine kurze Fortschreibung nach weiteren 85 Reistagen, also am 141.
Ich stütze mich wieder auf meine Track-Aufzeichnungen des „Mini GPS“. Jede(r) andere hat davon also mehr oder weniger abweichende Zahlen.

„Das müssen doch mehr als 1500 Kilometer gewesen sein, die ich jetzt mit euch unterwegs war“, überlegte Simon gestern beim Abschied.
Aber sicher! Er übernahm „uns“ zwischen Altanbulag und Darkhan am 25. Juli, vor 24 Tagen. Da waren wir knapp überm Reisekilometer 9500. Er hat uns also ca. 2000 Kilometer begleitet und wir hatten eine super Zeit miteinander. Nochmals vielen Dank!

Wir sind jetzt aktuell bei Reisekilometer 11.435. Darin sind auch die 198 Bus-km vom Transfer zum und vom Hustain-Nationalpark in der Mongolei enthalten.

Karin K. ist seit dem 29. Juli ab Ulaanbaatar (ca. Km 9800) dabei, steuert also auch schon die 2000er Marke an. Sven stieg etwa bei Km 8600 in Irkutsk ein und ist kurz vor den 3000. Karin L. & Martin radeln nun schon fast 2 Monate (seit Nowosibirsk, etwa Km 6650) mit und werden hinter Datong 5000 km hinter sich haben. Gerhard hat den imaginären Strich für Km 8000 auch schon gesehen. Am 12. Mai bei seinem Start in Moskau stand der Gesamtreisekilometerzähler noch bei ca. 3000.
Die „Seit-1. April-Berlin-Durchradler“ Karin B., Stefan und ich strampeln ab morgen auf die Zwölf vor den drei Nullen zu. Karin B. feierte ja in Zamyn-Üüd ihren 10000. echt geradelten Kilometer, also abzüglich der zwischendurch im Begleitbus gesessenen. Ich habe in Datong den 11000. km geschafft, die 435 km „Buskilometer“ (schlappe 3,8% – pfff …) rausgerechnet.
Uneinholbarer Spitzenreiter ist nach wie vor Stefan mit quasi „Reisekilometer = Radelkilometer“, der sogar den zwangsweise bei den Grenzübergängen im Bus abgessenen Kilometern (ich schätze mal so 4-5) als „leider nicht geradelt“ nachtrauert.

Übrigens, bei Stadtrundgängen habe ich inzwischen auch insgesamt 142 offiziell gelatschte Kilometer addiert, die individuell durch die Etappenorte spazierten gar nicht mitgerechnet!

Weiter gehts! Wir sind gespannt auf jeden nächsten Kilometer und freuen uns darauf, bald weitere Mitradler/innen begrüßen zu können.

„Die Wüste ist versumpft“

Sonderbilderbuch vom Extra-Ruhetag am 128. Reisetag in Sainschand, sonnig-heiß bei 30°C

Sven hatte es mit der in die Überschrift übernommenen Bemerkung kurz zusammengefaßt, was wir gestern abend bei Kilometer 107 feststellen mußten. Die Wüste war vom Regen so aufgeweicht, daß weder der kleine „Küchen“-Bus noch der größere Begleitbus von der Straße ins Gelände zur Suche nach einem geeigneten Platz für unsere Zelte abbiegen konnten. Sie versanken nach wenigen Metern im tiefen durchnäßten Boden. Unsere Reisebegleiter fanden schnell eine Ersatzlösung: Bustransfer zum Hotel, zu dem wir eigentlich erst am nächsten Tag radeln wollten.
Wir gewannen damit einen freien Tag in Sainschand hinzu.
Spät abends kamen wir noch alle zu unserem „Schmutzbier“ und einem leckeren Abendessen.
Ich bestelle übrigens gern das Nudelgericht Tsuivan. Gibt es in allen Imbiß- und Nobelrestaurants in vielen verschiedenen und sogar in speziellen Varianten für unsere Vegetarier.

Sainschand (mongolisch Сайншанд) ist die Hauptstadt des Dorno-Gobi-Aimag, also dieser Provinz.
Sie liegt in der östlichen Gobi. Der Bahnhof ist ein Haltepunkt an der Transmongolischen Eisenbahn.
Hier leben und arbeiten etwa 25.000 Menschen.
Sainshand ist geprägt von Wüstenklima mit langen sehr trockenen und kalten Wintern sowie kurzen heißen Sommertagen. Von Regen hab ich nirgendwo was gelesen …

Wir nutzen den gewonnenen Ruhetag zum Ausschlafen, Wäschewaschen. Schlauchflicken etc. pp. und sehen uns in der Stadt um.

Das Highlight am Nachmittag: Besuch des Museums über das Leben von Danzanrawdschaa.

Dulduityn Rawdschaa (mongolisch Дулдуйтын Равжаа; auch: Danzanrawdschaa / Данзанравжаа) war Schriftsteller und gilt als einer der Nationaldichter der Mongolen. Er starb 1856 im Alter von 53 Jahren

https://de.wikipedia.org/wiki/Dulduityn_Rawdschaa weiß u.a. dies über ihn:
„Rawdschaa wurde als Sohn eines verarmten und bettelnden Viehhüters geboren. Er verlor früh seine Mutter, so dass ihn sein Vater anfangs allein erziehen musste. Mit sechs Jahren gab er den Jungen als Novize in ein Kloster, wo er sich bald durch schnelle Auffassungsgabe und vielseitige Begabungen auszeichnete.
Als Rotmützenlama gehörte er dem älteren, unreformierten Lamaismus an, der in der Mongolei nicht sehr verbreitet war. Weniger lebensfremd als die neuere Schule des Lamaismus, war er nicht an den Zölibat gebunden. Trotz mancher Beschränkungen führte Rawdschaa ein recht weltliches Leben, was ihm nicht nur Freunde im Klerus und den Beinamen „Trinker der Gobi“ einbrachte.
Als Halbwüchsiger erhielt er die hohe geistliche Würde als Wiedergeborener und den Titel eines 5. Nojon Chutagt der Gobi. Neben einer gründlichen theologischen Ausbildung erwarb er sich ausgezeichnete Kenntnisse der indischen und tibetischen Poetik sowie der mongolischen Literatur. Der unstete Rawdschaa, kein weltfremder Geistlicher und Poet, bereiste fast die gesamte Mongolei. Er gründete und besuchte zahlreiche Klöster, um dort zu lehren. “

Die Sonne hatte in den Straßen schon fast alles, was der Regen der letzten Tage angeschwemmt und aufgestaut hatte wieder trocken gelegt. Hoffentlich auch die Wüste an unseren nächsten Radeltagen, damit wir abends wieder unser Zeltlager aufbauen können.

Sonderbilderbuch auf:

Die kälteste Hauptstadt der Welt: Ulaanbaatar – Der „Rote Held“

Bilderbuch vom 124. Reisetag am Ruhetag in der Hauptstadt der Mongolei

Wir sind seit gestern wieder zurück in der Hauptstadt.
Ulaanbaatar (Улаанбаатар / russisch: Улан-Батор = Ulan-Bator) heißt auf mongolisch „Roter Held“, lerne ich beim Recherchieren im WWW.

Als die Stadt 1639 gegründet wurde, erhielt sie den Namen Örgöö (in Europa auch Urga genannt.)
Hier lebt und arbeitet fast die Hälfte der mongolischen Gesamtbevölkerung: Rund 1,5 Millionen.
Ulaanbaatar ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Mongolei und hier ist auch der Sitz des Oberhaupts des Lamaismus in der Mongolei, des Jebtsundamba Khutukhtu (auch Bogd Gegen genannt).

Anfangs wechselte sie mehr als 25 Mal ihren Standort und ein paar Mal auch den Namen.
Ab 1706 wurde sie Ich-Chüree (Их-Хүрээ) genannt, von 1911 bis 1924 hieß sie Niislel-Chüree, ab 1924 schließlich Ulaanbaatar.
Ich hab im Geografie-Unterricht noch die russische Schreibweise Ulan-Bator (Улан-Батор) gelernt. in ihren jungen Jahren wurde nämlich die kyrillische Schrift in der damaligen Mongolischen Volksrepublik eingeführt und die an der russischen Aussprache orientierte phonetische Schreibweise etablierte sich.

Ulaanbaatar ist eine eigenständige Verwaltungseinheit und gehört zu keinem Aimag (einer Provinz).
Das Verwaltungsgebiet von Ulaanbaatar ist auch kein eng zusammenhängendes Stadtgebiet. Beim Hinaus- und wieder Zurückradeln sahen wir eine sehr großflächige ländliche Siedlungsstruktur. Verwaltungstechnisch zählen noch die Exklaven Bagakhangai und Baganuur zum Stadtgebiet. Das Verwaltungsgebiet von Ulaanbaatar umfaßt mehr als 4700 Quadratkilometer und ist damit etwa doppelt so groß wie das Saarland, hab ich gelesen.

Ulaanbaatar liegt in 1350 Meter Höhe am Tuul-Fluß (Simon hatte schon davon berichtet) und am Fuß des 2256 Meter hohen „Bogd Khan Uul“.
Es ist laut Statistik die kälteste Hauptstadt der Welt mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von −2 °C. Das liegt vor allem an den extrem kalten Wintermonaten mit bis −25 °C. Im Sommer ist es bei bis 30 °C recht mollig, das können wir „wärmstens“ bestätigen.
Das Klima ist eher trocken und es regnet zu wenig, sagt Byambaa. Das können wir angesichts unserer „Unterwasserankunft“ vor 5 Tagen noch nicht unterschreiben und auch heute tröpfelte und nieselte es gelegentlich. 😉
Nach wie vor ziehen während der Sommermonate Familien als traditionelle Nomaden aufs Land und leben nur in der kalten Jahreszeit in der Stadt. Interessant: Die Älteren bevorzugen dann nach wie vor die Jurte.

Wir treffen uns zum Stadtrundgang und natürlich läßt es sich Byambaa nicht nehmen, uns durch ihre Heimatstadt zu begleiten.

Nicht weit vom „Premium Hotel“, in dem wir wieder echt komfortabel logieren, liegt das Gandan-Kloster, das größte des Lamaismus im Lande und eines der wenigen noch fast original erhaltenen. Leider wurden auch hier früher Gebäude zerstört und unter anderem eine 26 Meter hohe goldene Statue der Göttin Janraisig (Sanskrit: Avalokiteshvara) demontiert und eingeschmolzen. Mit Spenden in Höhe von ca. 5 Millionen US-Dollar wurde nach 1990 im Haupttempel eine neue vergoldete Janraisig errichtet und für den Dalai Lama – er gilt als das eigentliche Oberhaupt des Klosters – wurde ein Thronsessel gebaut.

Wir bummeln danach ins eigentliche Stadtzentrum rüber, das keine 30 Minuten entfernt ist.
Ulaanbaatar ist eine Stadt zwischen Tradition und Moderne. Das ist an der deutlich sichtbaren „Vielfalt“ der Gebäude-Architektur der zurückliegenden Jahrzehnte und der letzten Jahre leicht erkennbar.
Zentrum der Stadt ist der Süchbaatar-Platz. Hier steht auch das Denkmal von Damdiny Süchbaatar (Дамдины Сүхбаатар). Er wurde wahrscheinlich 1893 im damaligen Örgöö / Urga geboren und gilt als Gründungsvater der Mongolischen Volksrepublik. Süch heißt „Axt“ und der Übername Baatar „Held“ auf mongolisch. Er stützte sich damals auf die tatkräftige Hilfe der jungen Sowjetunion, starb aber schon 1923 an einer Krankheit. Es gibt Vermutungen, dass er vergiftet worden ist. Ein Jahr später erklärte die Regierung der 1924 gegründeten Mongolischen Volksrepublik Süchbaatar postum zum Helden. Seine Witwe Süchbaataryn Jandschmaa wurde 1953 Staatspräsidentin und war die erste Frau, die dieses Amt innehatte.

Byambaa erzählt uns interessantes über die markantesten Bauten auf diesem riesigen Platz. Da gibt es das Parlamentsgebäude, das Rathaus der Stadt, das Haus der Kultur, die Staatsoper, die Mongolische Börse sowie einige neuere und moderne Hochhäuser mit Hotels, Restaurants und Geschäften. In allen großen Straßen des Zentrums rufen Banken nach Kunden und auch wir folgen den zahlreichen ATM-Schildern, um uns mit Tugrik (Bildnisse von Süchbaatar und Dschingis Khan) zu versorgen. Anmerkung für die Insider unter den Blogleserinnen: Nach meiner Beobachtung dominieren eindeutig Wincor-Nixdorf und Diebold die „Geldautomaten“-Szene, sogar im Ticket-Häuschen des Gandan-Klosters. 😉

Vor dem Eingang des Parlamentsgebäudes sind große Skulpturen aufgestellt: In der Mitte natürlich Dschingis Khan, rechts und links sein Sohn und Nachfolger Ögedei Khan und sein Enkel Kublai Khan, der sogar Kaiser von China war.

Eine Straßenecke und vielleicht 400 Meter vom großen Platz entfernt sitzt ein früherer Staats- und Parteichef auf seinem Stuhl mit einem Sockel darunter: Jumschaagiin Tsedenbal (mongolisch Юмжаагийн Цэдэнбал). Der war 1974-1984 Staatsoberhaupt und mit der Russin Anastasia Iwanowna Filatowa verheiratet. Aufgrund ihrer engen Beziehungen zum langjährigen sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew wurde diese damals als die einflussreichste politische Persönlichkeit in der Mongolischen Volksrepublik angesehen.

Einmal im Jahr, am 11. Juli, findet das größte Volksfest des Landes statt, das Naadam. Dazu kommen Männer, Frauen und Kinder aus allen Landesteilen, um sich miteinander im Wettkampf beim Ringen, Reiten und Bogenschießen zu messen. Wir sahen z.B. als wir zum Dshingis-Khan-Monument aus der Stadt radelten einen Teil der ca. 27 km langen „Rennstrecke“ in der Steppe am Straßenrand.

Ulaanbaatar wird aus nahegelegenen Revieren mit Kohle versorgt. Am Stadtrand gibt es u. a. Elektrizitätswerke, deren Schornsteine und Rauchwolken schon vom weitem unübersehbar sind.

Helden-Bilderbuch auf:

Radreise-Auszeit in der Geheimen Mongolischen Geschichte

Bilderbuch vom 118. Reisetag am Ruhetag im Jurtencamp „Mongolian Secret History“ an einem bewölkten und nieselnassen 18-20°C-Sommertag

„Den heutigen Tag verbringen wir in der näheren Umgebung.“, steht im Reiseprogramm. Diese Umgebung ist ca. 120 km von Darkhan entfernt und liegt 7 km abseits der Autostraße Richtung Ulaanbaatar.
Ja, wir sind seit 2 Tagen in der Mongolei (amtlich Монгол Улс/Mongol Uls; /mongɣol ulus, wörtlich: Mongolischer Staat) unterwegs.
Das Land ist immerhin viereinhalbmal so groß wie Deutschland, aber mit rund 3 Millionen Einwohnern der am dünnsten besiedelte Staat der Welt mit weniger als 2 Einwohnern pro km² . [Mehr darüber u.a. auf https://de.wikipedia.org/wiki/Mongolei]

Links und rechts der Straße tauchen nah und fern regelmäßig weiße Punkte auf, die dann aus der Nähe zum traditionellen Zelt der Nomaden in West- und Zentralasien werden, zur Jurte (Yurt bedeutet z.B. auf türkisch „Heim“)
Die Mongolen nennen die Jurte „Ger“ (гэр, s.u.a. auch unter https://de.wikipedia.org/wiki/Jurte). Der Eingang zeigt immer nach Süden. Das hat zum Einen mit dem Schutz vor Nordwinden und zum Anderen mit der Orientierung zu tun. Die Nomaden können so auf der Wanderschaft jederzeit ohne Kompass die Himmelsrichtungen bestimmen.

In solche Jurten (in die weißen auf den Fotos unten) sind wir gestern abend auf 1240 Meter Höhe nach einem aufreibend hügeligen Radeltag bei Wind und Gewitterregen eingezogen und entspannen heute in traumhafter Landschaft. Zum Camp gehört ein großes Blockhaus mit Restaurant und gemütlichen Sitzecken zum Lesen, „Statistik“ nacharbeiten, Blog schreiben oder einfach „gar nichts machen“.
Die Küche des Retaurants ist exzellent, die Speisekarte dick und die Portionen sind echt mongolisch: Riesenportionen, vor allem mit Fleisch. Wer es lieber vegetarisch mag wird aber auch gut versorgt.
Eine Eiswaffel „Plombir w stankantschike“ (Мороженое «ПЛОМБИР» в стаканчике) kostet hier 1300 Tögrög (oder Tugrik / төгрөг, 1 €uro wird z.Zt. in 2864,46 ₮ getauscht).
Auf den Tischen ist selbstverständlich das originellste Spiel der Mongolen präsent: „Schagai“ (ein Knochenspiel). Es wird normalerweise mit Schafsknöcheln gespielt und unsere nette Betreuerin Byambaa (Byambasuren Batnasan von www.mongolei-reise.de) animiert uns immer wieder, mitzuspielen.

„Mongolian Secret History“ – Bilderbuch auf:

Gedanken eines Mitradlers im Rückblick auf …chosen und frühere Wege (Landwirtschaft am Radreise-Weg)

Seit dem 29. April waren wir auf den Straßen durch die Russische Föderation und kleine autonome Republiken dieses riesigen Landes unterwegs. Damals in Staroje Isborsk, kurz vor Pskow waren wir fast bei Reisekilometer 2000. Heute sind wir ungefähr beim Kilometer 9300.
Etwa ein Vierteljahr erleben wir nun, wie es neben den Straßen grünt und blüht.
Wir haben gesehen, wie die Felder nach dem Winter gepflügt, besät und bepflanzt wurden, wir haben beobachtet, wie die Halme wuchsen und sahen wogende Felder in riesigen Dimensionen. Die Ernte werden wir hier aber nicht mehr mitbekommen. Erst recht jetzt im Steppengebiet kurz vor der Mongolei, denn hier sehen wir vor allem große und kleine Viehherden.

Zeit also, sich rückblickend über die Landwirtschaft Russlands Gedanken zu machen.

In der Sowjetunion gab es ja insbesondere 2 landwirtschaftliche Organisationsformen, im deutschen gern Kolchosen und (seltener) Sowchosen genannt.

Der Kolchos (колхоз = коллективное хозяйство / Kollektivwirtschaft), war ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, der genossenschaftlich organisiert war und dessen Bewirtschaftung durch das „sozialistische Kollektiv“ der Mitglieder erfolgte.
Die ersten Kolchosen entstanden nach der Oktoberrevolution 1917 auf freiwilliger Basis, ab etwa 1929 wurden es Zwangskollektive der bäuerlichen Einzelwirtschaften. Juristisch standen sie unter kollektiver Selbstverwaltung.
Die Mitglieder eines Kolchos waren formal auch gemeinsame Eigentümer der Produktionsmittel, nicht aber des Bodens, der dem Staat gehörte. Es dominierte eine starke staatliche Einflussnahme durch die i.d.R. von der Kommunistischen Partei eingesetzte Kolchosleitung. Den Kolchosen wurde jeweils ein Produktionssoll auferlegt, das sie zu staatlich festgesetzten Preisen abzuliefern hatten.

Der Gegenpart zum kollektiven Landwirtschaftsbetrieb (Kolchos) war der staatliche Landwirtschaftsbetrieb (Sowchos). Ein Sowchos (совхоз, советское хозяйство / Sowjetwirtschaft) war ebenfalls ein landwirtschaftlicher Großbetrieb.

Im Gegensatz zu den kollektiv bewirtschafteten Kolchosen war ein Sowchos im Staatsbesitz mit angestellten Lohnarbeitern. Ursprünglich wurden sie seit 1919 aus staatlichen und privaten landwirtschaftlichen Gütern gebildet, um den Bauern die Vorzüge der gemeinschaftlichen Wirtschaft zu demonstrieren. Später waren sie meist spezialisierte Betriebe, die Saatgut und Zuchtvieh an die Kolchosen lieferten. Häufig wurden Sowchosen auch in naturräumlich benachteiligten Gebieten errichtet, in denen das Ernterisiko recht hoch war. Die Beschäftigten erhielten in der Regel feste monatliche Löhne. Ab Mitte 1950 nahm die Zahl der Beschäftigten erheblich zu. In den 1970er Jahren produzierten die Sowchosen knapp fünfzig Prozent der agrarischen Gesamtproduktion der UdSSR.

In der DDR entsprachen den Kolchosen die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs), bei denen jedoch auch der Boden Privateigentum war, aber genossenschaftlich genutzt wurde. Die Volkseigenen Güter (VEG) waren hier den Sowchosen vergleichbare Landwirtschaftsbetriebe.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion brachen viele Sowchosen und Kolchose zusammen oder wurden aufgelöst, weil sie wirtschaftlich unrentabel waren und weil die junge Bevölkerung in die Städte floh. Zurück blieben Kulturruinen und Landbrachen von großem Ausmaß.

Wir erinnern uns an riesige bestens bestellte Felder, die unmöglich von Einzelbauern oder kleinen Landwirtschaftsbetrieben „beackert“ werden können. Es gibt also weiterhin große Agrarbetriebe auf jetzt verschiedenen Eigentumsgrundlagen, sogar als Aktiengesellschaften. Wir beobachteten größere und kleinere Tierherden, aber auch individuelle Tierhaltung in den Dörfern und kleinen Städten.

Am Wegesrand sahen wir viele große und kleinere Betriebe, aber auch z.T. stark in die Jahre gekommene Zeitzeugen aus Beton der zurückliegenden Jahrzehnte, zum Einen offenbar nicht mehr genutzte Gebäude und irgendwie passend dazu die Stelen zur Erinnerung an die ehemaligen Kolchosen „Weg Lenins“ / „Weg Ilitschs“ hinter Kalatschinsk und Tulun bzw. „Tschapajew“ (auch hinter Tulun), „Weg des Kommunismus“ hinter Nischneudinsk (Innas Geburtsstadt) sowie an den Sowchos „Lekarstwenuij“ hinter Novosibirsk und zuletzt „Erdem“ („Tugend“ oder „Anstand“) kurz vor Kjachta. Siehe Fotos unten.
Mußten / müssen diese Wege nun repariert, renoviert oder / und durch neue ersetzt werden?

Wir konnten leider keine ausführlicheren Gespräche zur heutigen Situation führen, deshalb nachfolgend wenigstens ein Zitat aus
https://de.wikipedia.org/wiki/Russland#Landwirtschaft_und_Rohstoffwirtschaft

„Die Landwirtschaft ist nach wie vor eine wichtige Branche der russischen Wirtschaft. Einst die Kornkammer Europas, erlitt die russische Landwirtschaft in den 1990er-Jahren einen drastischen Einbruch der Agrarproduktion, schon in den 1980er-Jahren war Russland noch der weltweit bedeutendste Weizenimporteur. Der Produktionswert der russischen Landwirtschaft lag 2009 wieder bei umgerechnet 38 Milliarden Euro. Im Jahr 2016 unterstrich Präsident Putin den Willen, eine Agrar-Exportnation zu sein. Von der Rekordernte von 75 Millionen Tonnen Weizen im Jahr 2016 könnten knapp 7 Millionen Tonnen (ähnlich wie 2015) exportiert werden. Für den Transport ist die staatliche Agrar-Transportbehörde Rusagrotrans zuständig. Der Wert der exportierten Landwirtschaftsgüter lag 2016 bei 17 Milliarden Dollar.
Die Bedingungen für die Landwirtschaft sind vor allem im europäischen Teil Russlands sowie in Südrussland gut, das russische Schwarzerdegebiet ist das größte der Welt. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt 219 Millionen Hektar, das sind 13 Prozent der Landfläche Russlands. Davon sind 122 Millionen Hektar Ackerfläche, was neun Prozent des weltweiten Ackerlandes entspricht. Mehr als 80 Prozent der Saatflächen liegen an der Wolga, im Nordkaukasus, am Ural und in Westsibirien innerhalb des sogenannten Agrardreiecks. Der Ackerbau macht 36 Prozent der landwirtschaftlichen Bruttoerzeugung Russlands aus, die Tierzucht über 60 Prozent.
Die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Russland sind Getreide, Zuckerrüben, Sonnenblumen, Kartoffeln und Flachs. Die Binnenfischerei liefert mit dem Stör den begehrten russischen Kaviar. In der Transformationsphase zwischen 1990 und 1997 gingen die Schweine- und Geflügelbestände fast um die Hälfte zurück. Russland importierte seitdem einen Teil seiner Nahrungsmittel. Es war schon zuvor, aber insbesondere seit seinen Gegen-Sanktionen gegen den Westen nach der Sezession/Annexion der Krim im Jahr 2014 das Ziel der russischen Regierung, die Fähigkeit zur Eigenversorgung zu steigern und die Importabhängigkeit zu reduzieren.
Der Bestand an Rindern beträgt 12,1 Millionen Tiere, an Schweinen 7 Mio. sowie an Schafen und Ziegen 4,6 Mio. Rinderzucht wird vorwiegend im Wolgagebiet, in Westsibirien und dem europäischen Zentrum betrieben, Schweinezucht findet sich ebenfalls im Wolgagebiet, aber auch in Nordkaukasien und im zentralen Schwarzerdegebiet. Schafzucht weist Schwerpunkte in den Regionen Ostsibirien, Nordkaukasiens und dem Wolgagebiet auf.“

Die „Versorgungslage“ mit landwirtschaftlichen Produkten war, soweit wir es in „Magazins“, „Supermarkets“ usw. sowie in Stolowajas, Kafes und Restaurants erlebt haben, immer gut. In unserem Begleitbus lagen neben Äpfeln und Birnen sogar fast immer auch Bananen für unsere Zwischenstopps bereit.

Landwirtschaftsgalerie auf:

Wasserwandern in Ulaan-Ùde, der Hauptstadt Burjatiens

Bilderbuch vom Ruhetag am 112. Reisetag in Ulan-Ude, bedeckt und regnerisch bei 18-20°C

Ein letztes städtisches Highlight auf russischem Boden erleben wir noch, genauer gesagt, auf burjatischem.
Hier in Ulan-Ude (Улан-Удэ; burjatisch Улаан-Үдэ, Ulaan-Ùde), der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Burjatien leben mehr als 400.000 Menschen. Die russisch-orthodoxe und die buddhistische Religion harmonieren friedlich miteinander.
Ulan-Ude ist das kulturelle, politische und wirtschaftliche Zentrum der Region.

Gegründet im Jahre 1666 wechselte der Ort mindestens viermal den Namen: Udinskoje simowje (Siedlung Udinskoje / Уди́нское) bis 1680, Udinski ostrog (1680–1690), Udinsk (1690–1735), Werchneudinsk bzw. Werchne-Udinsk (Верхнеуди́нск, 1735–1934) und seit dem 27. Juli 1934 nun Ulan-Ude (burjatisch für Rote Uda). Das Stadtrecht hat sie seit 1775.
Übriges, auch das Untere Udinsk (Nishneudinsk), die Geburtsstadt Innas, hatten wir besucht! Nachzulesen hier im Blog unter „Fahrt durch meine Heimatstadt mit besonderem Gefühl“ von Inna Popowa (7. Juli).

Von 1923 bis 1992 war Werchneudinsk / Ulan-Ude Hauptstadt der Burjatischen ASSR innerhalb der RSFSR, heute ist sie Hauptstadt der autonomen Republik Burjatien innerhalb Russlands.
Von hier sind es rund 4.400 km Luftlinie bis Moskau und auch schon wieder 150 km bis zum Baikalsee …
In der Stadt mündet der Fluß Uda in die Selenga.

In Ulan-Ude gibt es mehrere Universitäten und Hochschulen.

Am Verkehrsknotenpunkt Ulan-Ude treffen sich die Transsibirische und dier Transmongolische Eisenbahn.
Die Fernstraße P-258, über die wir hierher radelten, führt noch weiter bis ins ferne Tschita und hier beginnt auch „die Fernstraße föderaler Bedeutung“ A340, die die Republik Burjatien über 245 Kilometer mit der Grenze zur Mongolei bei Kjachta verbindet. Genau dahin radeln wir ab morgen weiter.

Olga begleitet uns beim Rundgang durch das Stadtzentrum und wir erfahren viel interessantes über Burjatien. Beschriftungen an „offiziellen Gebäuden“ sind immer zweisprachig burjatisch und russisch.
Wie gefällt euch das Profilfoto unserer Gruppe am größten Lenin-Kopf der Welt aus Granit? Er ist allein 5 Meter hoch, das gesamte Monument 7,20 m! Übrigens, das Karl-Marx-Monument („dor Nischl“) in Chemnitz, dem früheren Karl-Marx-Stadt, ist nur 60 cm „kleiner“ und damit immerhin die zweitgrößte Porträtbüste der Welt.

Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden versuchen wir in einem Cafe etwas zu trocknen, was eher nicht gelingt, so durchgeweicht wie wir mittlerweile sind. Der Rückweg zum Hotel wird zu einer Art Kneipp-Kur, also Wassertreten auf allen Wegen im ablaufenden Regenwasser.
Wir nehmen trotzdem einen sehr guten Eindruck und beste Erinnerungen an Ulan-Ude mit auf die weitere Reise.

Regenbilderbuch auf:

Ausruhen im Fischerdorf am Ufer des Baikal

Bilderbuch vom Ruhetag am 110. Reisetag in Possolskoje (Посольское), sonnig und warm mit frischer Meeresbrise

Das Fischerdorf Possolskoje wurde 1652 gegründet und liegt direkt am Baikal im Kabansker Rayon (Каба́нский райо́н; Burjatisch: Хабаансхын аймаг). Dieser ist 13.470 Quadratkilometer groß und hat ca. 60.000 Einwohner. In Possolskoje leben etwa 800 Menschen.
Es gibt eine Schule, einen Kindergarten, ein Kulturhaus, ein Ambulatorium für die medizinische Versorgung, eine Poststelle und hier ist auch die wirtschaftliche Adminstration der Siedlung (администрация сельского поселения) sowie der Absatzgenossenschaft der Kabansker Fischfabrik (СПК „Рыболовецкая артель“ Кабанский рыбозавод)

Die Grenzen zur Mongolei und zu China sind nicht weit entfernt, so daß es auch im 16./17. Jahrhundert für die Bewohner immer wieder neue Herrscher und Konflikte gab. Seinen Namen verdankt Possolskoje den 1651 hier gelandeten Botschaftern (posol) des russischen Zaren. Die „Botschafter“ waren unterwegs, um Steuern von der Bevölkerung einzutreiben. Das Schiff, mit dem sie hier landeten, war folglich voll Gold, das ein Geschenk für die Mongolei war, um Brücken zwischen Russland und der Mongolei zu schaffen. Davon wollten sich die damals schon hier lebenden Burjaten und Mongolen einen Teil holen.
Sie töteten 8 der „Botschafter“, darunter einen der Anführer, während die anderen mit dem Schiff entkamen.
Zu Ihrem Gedenken wurde hier zunächst eine kleine Kapelle und danach die mittlerweile älteste orthodoxe Kirche in Transbaikalien errichtet. An der Kapelle erinnern 7 hölzerne und ein Steinkreuz an die getöteten „Botschafter“.
Dominierendes Bauwerk im Dorf ist ein großes orthodoxes Männerkloster direkt am Ufer. Zwischendurch war es auch Kloster für Nonnen. Es wird seit 18 Jahren vor allem mit Spenden rekonstruiert und neu aufgebaut. Die Mönche lebten früher von Ackerbau und Viehzucht, die Nonnen hatten sich auf die Herstellung von Kerzen spezialisiert.
Wir dürfen das Kloster besuchen und erfahren bei einer Führung durch Olga viel interessantes.

Wir wohnen unmittelbar gegenüber im komfortabel eingerichteten „Gästehaus am Baikal ‚Sofia'“.
Ein wunderbares Plätzchen zum Übernachten, Ausruhen und zum genießen malerischer Sonnenuntergänge.

Possolskoe liegt nicht nur direkt am Baikal, sondern auch am Südwestende des Selenga-Deltas.
Die ursprünglich im Reiseplan vorgesehenen Höhepunkte („… Fahrt mit kleinen Motorbooten durch die Flussarme und … Gastfreundschaft der Wärter des ältesten Leuchtturms des Baikals … und das Wandeln … auf einer Sandbank 2 cm hoch über dem Wasser des Heiligen Meeres.“) waren leider vom Tagesprogramm gestrichen worden. 🙁
Olga, Karin B., Gerhard und Viktor machen mit dem Bus einen Kurzausflug zum Selenga-Delta und Viktor konnte endlich auch mal ein längeres Stück radeln.
Gerhard hat dazu Fotos beigesteuert. Danke.
Alle anderen genießen den sonnigen Tag beim Bummel durch das Dorf, am Strand, im See und auf der Terrasse.

Zum Abendessen sitzen wir zum dritten Mal im Kafe „Omuljok“,das schon so etwas wie unser Stammlokal in Possolskoje geworden ist.

Den Tag beschließen wir gemeinsam am Baikalsee mit leckerem heißgeräucherten Omul und lokalem Bier.
Die Kräfte des ältesten und größten Sees der Erde werden uns auf den weiteren Radelwegen stärken.

Fischerdorf-Bilderbuch auf:





Славное море, священный Байкал … / Herrlicher Baikal, du heiliges Meer …

Bilderbuch vom 106.Reisetag mit Ruhetags-Ausflug zum Baikalsee an einem sonnigen sibirischen Sommersonntag

Was soll man(n) über dieses „Meer“ schreiben? Da gibt es unzählige Bücher, Webseiten u.v.a. Infoquellen. Ihr kennt sicher viele davon.

Der Baikalsee, oft auch nur einfach Baikal genannt (о́зеро Байка́л / osero Baikal; von burjatisch Байгал / Bajgal) ist mit 1642 Metern der tiefste und mit mehr als 25 Millionen Jahren der älteste Süßwassersee der Erde. Sein Abfluss Angara fließt über den Jenissej in die Karasee des Polarmeeres.
Seine Wasseroberfläche liegt ca. 455 m hoch über dem Meeresspiegel und ist fast 32.000 km² groß.
1996 wurde die Baikal-Region von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Viktor hat sich bereit erklärt, mit uns zusammen die 70 km zum Baikal zu fahren. 🙂
Wir mußten also nicht auf eines der zahlreichen Angebote von kleinen und großen Veranstaltern in Irkutsk zurückgreifen oder gar mit der direkten Autobuslinie hinfahren.
Aber hin wollten wir unbedingt, denn auf den weiteren Radelwegen wird uns der See meist nur aus der Ferne „begleiten“.
Olga war auch dabei und so hatten wir zusätzlich jede Menge weitere Informationen.
Vielen vielen Dank an Viktor und Olga. Sie hätten ja sonst auch einen „Ruhetag“ gehabt.

Wir fuhren also bis Listwjanka (Листвянка). Das ist eine sogenannte „Siedlung städtischen Typs“, 70 Kilometer südöstlich von Irkutsk nahe der Stelle, an der die Angara aus dem Baikalsee fließt. Also hinaus, nicht hinein. Listwjanka hat rund 2000 Einwohner. Den Namen hat der Ort den vielen Lärchen (russ. listwenniza) zu verdanken, die drumherum wachsen.
Der 1773 erstmals als Poststelle bzw. Fährplatz erwähnte Ort ist in der Vergangenheit vor allem von Intourist zum Touristenort aufgebaut worden und genau den Eindruck hatten wir auch.

Olga empfahl uns zu einem Aussichtspunkt hochzufahren und das letzte Stück zu laufen oder bequem mit dem Sessellift zu fahren. Jede(r) entscheidet sich anders und wir treffen uns oben zum Gruppenfoto.
Danach bummelten wir wie viele andere „Touris“ auch durch alle Angebotsstände und Touristeninfos entlang der Gorkistraße bis zu einem etwas größeren Markt und ließen uns zum Mittag leckeren heißgeräucherten Baikalfisch schmecken.

Karin B., Viktor, Martin, Sven und Gerhard wagten sogar ein kurzes Bad im maximal 14°C „warmen“ Wasser. Chapeau!

Mehr Baikal-Romantik war leider nicht. Kommt vielleicht noch.

Ich häng hier trotzdem die legendäre Baikalhymne dran. Mit dem Lachs ist natürlich der berühmte Omul oder Baikal-Omul (Омуль байкальский) gemeint und im Text ist der hier weit verbreitete Schamanismus unverkennbar.

Herrlicher Baikal, du heiliges Meer / Славное море, священный Байкал

1.
Herrlicher Baikal, du heiliges Meer, auf einer Lachstonne will ich dich zwingen!
Starker Nordost treibt die Wellen daher. Rettung, sie muss mir gelingen.
Starker Nordost treibt die Wellen daher. Rettung, sie muss mir gelingen.

2.
Jahrelang schleppt ich die Kette am Bein, fern in Sibiriens eiskalten Bergen.
Bis eines Tags es gelang zu befrein, mich von den Ketten und Schergen.
Bis eines Tags es gelang zu befrein, mich von den Ketten und Schergen.

3.
Schilka und Nertschinsk, nicht schreckt ihr mich mehr.
Tigern und Bären bin heil ich entgangen; nimmer noch traf mich des Jägers Gewehr.
Bergwacht, sie konnt mich nicht fangen.
Nimmer noch traf mich des Jägers Gewehr. Bergwacht, sie konnt mich nicht fangen.

4.
Heimlich entwich ich in stockdunkler Nacht, wochenlang musst ich die Taiga durchtraben, Städte umging ich, das Bauernvolk bracht Brot mir und andere Gaben. Städte umging ich, das Bauernvolk bracht Brot mir und andere Gaben.

5.
Herrlicher Baikal, du heiliges Meer. Auf einer Lachstonne will ich dich zwingen,
spann meinen Kittel als Segel verquer, Rettung, sie muss mir gelingen.
Spann meinen Kittel als Segel verquer, Rettung, sie muss mir gelingen.

Hier zum Hören …

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(The Holy Baikal – old russian song)

… und hier zum Mitsingen:

1.
Славное море, священный Байкал, Славный корабль – омулёвая бочка.
Эй, баргузин, пошевеливай вал, – Плыть молодцу недалечко.
Эй, баргузин, пошевеливай вал, – Плыть молодцу недалечко.

2.
Долго я звонкие цепи влачил, Душно мне было в горах Акатуя,
Старый товарищ бежать пособил, Ожил я, волю почуя.
Старый товарищ бежать пособил, Ожил я, волю почуя.

3.
Шилка и Нерчинск не страшны теперь, – Горная стража меня не поймала,
В дебрях не тронул прожорливый зверь, Пуля стрелка миновала.
В дебрях не тронул прожорливый зверь, Пуля стрелка миновала.

4.
Шёл я и в ночь и средь белого дня, Вкруг городов озирался я зорко, Хлебом кормили крестьянки меня,
Парни снабжалимахоркой. Хлебом кормили крестьянки меня,
Парни снабжали махоркой.

5.
Славное море, священный Байкал, Славный мой парус – халат дыроватый. Эй, баргузин, пошевеливай вал, –
Слышатся бури раскаты. Эй, баргузин, пошевеливай вал, –
Слышатся бури раскаты.

Baikalbilderbuch auf: