Durch die grün-violetten Täler Selenges

117. Reisetag, von Darkhan bis zum Jurtencamp bei Bornuur, 119 km

Aus der Stadt hinaus fuhren wir zunächst gemütlich neben der Eisenbahn entlang, bevor wir nach der ersten Pause gleich drei Gegner gestellt bekamen: Es regnete in unregelmäßigen Abständen, wir hatten eine kontinuierliche Steigung zu bewerkstelligen und der Gegenwind ließ uns nur unter großer Anstrengung nach Süden voran. Die letzten 20 Kilometer vor der Mittagspause waren hingegen ein reines Fahrvergnügen mit langen und malerischen Abfahrten im Trockenen.

Nach dem Mittagessen zogen rechter Hand von violetten Blumen überzogene Hänge vorbei und wir durchquerten den Ort Bayangol. Bei einer Pause stärkten wir uns mit reifen Nektarinen und genossen die Sonne, die sich nach langem Hin und Her doch wieder blicken ließ. Als jedoch nur noch 15 Kilometer zu fahren gewesen wären, zwang uns ein düsteres Gewitter dazu, auf einem kleinen Pass zu pausieren. Wir sondierten abwartend das Wettertreiben im Tal. Ein Teil der Gruppe fuhr mit dem Begleitfahrzeug vor, um die warmen Duschen im Jurtencamp bei Bornuur zu genießen. Ein anderer Teil fuhr zumindest ins Tal hinab und einer biss sich gar im Fahrradsattel durch das letzte Stück Schotterweg von der Straße weg.

Junge Pferde, runde Jurten (manche weiß, manche rostrot) sowie ein großes Holzhaus mit den Vorzügen der Zivilisation erwarteten uns. Nachdem wir wieder vollzählig waren und Quartier bezogen hatten, nahmen wir dort gemeinsam das Abendessen ein. Stünden die Jurten nicht am Abhang in Richtung der Hauptstraße in ein paar Kilometern Entfernung, könnte man meinen, wir wären in einem mongolisch angehauchten Landgasthof auf der Schwäbischen Alb gelandet. Sogar ein paar Flecken Wald ziehen sich hinter unserer Bleibe über die grünen Steppenhügel.


Durch die trockenen Winde nach Darkhan

116. Reisetag, vom Jurtencamp bei Sükhbaatar bis Darkhan, 121 km

Nach rund 65 Kilometern und reichlich Gegenwind fand in einer kleinem Landstraßenrestaurant die Staffelübergabe statt. Das Team, das sich über die letzten Monate in Russland bewährt hatte, kehrte nach Norden zurück und wir strampelten weiter nach Süden. Der mongolische Verkehr stellte sich im Vergleich zum russischen als weniger halsbrecherisch dar. In unregelmäßigen Abständen zogen vor allem gebrauchte Toyatas (trotz Rechtsverkehr mit dem Steuer rechts) mit winkenden Familien, meist ausreichend Abstand haltend, an unserer Gruppe vorbei.

Trotz der Wolken und des kühlenden Windes ließen sich die hohen Temperaturen bei jedem Schluck aus den aufgewärmten Wasserflaschen erahnen. In drei Zügen schafften wir schließlich die verbliebenen knapp 55 Kilometer bis zum Ziel; vorbei an saftig grünen Hügeln, den Himmel spiegelnden Gewässern, berittenen Hirten und „Obo“ (den für die Mongolei und Tibet typischen kultischen Steinhaufen).

In der erst 1961 durch sowjetische Hilfe gegründeten Stadt Darkhan wartete auf uns eine zwangsläufig erfrischende Dusche auf uns. Denn die zentralisierte Warmwasserverorgung in der Stadt — immerhin eines der wichtigsten urbanen Zentren des Landes — wird leider im Juli gewartet und war nicht funktionstüchtig.


Unsere Reiseleiter – Simon Preker

Mein Name ist Simon Preker und ich werde die Radweltreisenden von der Mongolei nach Süden in die VR China bis Datong begleiten. Geboren und aufgewachsen bin ich in Freiburg und ich werde dieses Jahr 32 Jahre alt. Meine Lieblingstiere sind Katzen, Bären, Schildkröten und Ameisen.

Seit 2014 fahre ich für China by Bike und vor Kurzem habe ich mein Studium der Sinologie in Hamburg beendet. Während meines Studiums habe ich mehrere Jahre in China und Japan studiert, geforscht, gearbeitet und gelebt. In den letzten Jahren wurde aber vor allem Taiwan–wie das geschulte Auge auf dem Bild vielleicht erkennen kann–zu einer weiteren Heimat für mich. Die VR China und Japan habe ich von dort aus jedoch immer wieder zu verschiedenen Anlässen besucht.

In Sachen Kondition und räumliche Weite freue ich mich auf die Herausforderungen und die bestimmt überwältigen Eindrücke, die auf uns als Gruppe warten werden. Vor vielen Jahren habe ich die Innere Mongolei, die Teil des Staatsgebietes der VR China ist, besucht. Unser Startpunkt, die s.g. Äußere Mongolei, ist für mich jedoch Neuland. Den Norden Chinas und die Provinz Shanxi, wo ich die Gruppe wieder verlassen werde, kenne ich hingegen gleichermaßen von meiner ersten Chinareise. Ich bin sehr gespannt, was sich dort getan hat!