Auf dem Dach der Tour

Tag 391 der Radweltreise. 109 km vom Warren Farmstay nach Braidwood. Königsetappe mit viel Feldweg und Gegenwind

Gut, das richtige Dach der Tour war in China, auf über 3.000 Metern Höhe.

Aber für Australien haben wir heute das entsprechende Dach der Tour erreicht: Immerhin 1.260 Meter. Dazu noch mehr als 100 Kilometer, davon fast 50 km auf Feldwegen. Weniger als 10 Autos zählten wir auf den ersten zwei Dritteln der Etappe. Dafür aber ein halbes Dutzend frisch überfahrener Wombats und ebenso viele Kanguruhs. Und denken uns unseren Teil: Wer selbst für ein Gruppe Radfahrer nicht bremst, macht das nie und nimmer für ein paar Tiere, die es in Australien sowieso en masse gibt. Kenne ich aus meiner oberpfälzer Heimat: Umso dümmer die Bauern, desto dicker die Autos.

Roadkill nennt man das in der englischsprachigen Welt. Immer wieder traurig. Und ziemlich vermeidbar. Es sei denn, man muss einen Feldweg mit 100 km/h entlangbrausen. (s.o.)

Nach 60 Kilometern ist dann das Schlimmste vorbei, denken wir uns. Verspeisen die Reste der gestrigen Lammkeule, freuen uns auf die Abfahrt. Noch ein paar Kilometer Piste, dann aber nur noch tendenziell bergab!

Nun, es ist etwas zäh, weil der Wind von vorne kommt und die Gegensteigungen zwar nur jeweils ein gutes Dutzend Höhenmeter ausmachen, aber ziemlich nerven!

Wie auch immer, wir rollen rechtzeitig vor Sonnenuntergang – inzwischen mit 17:30 Uhr recht früh – in Braidwood ein und freuen uns auf den Ruhetag.


Unsere kleine Farm

Tag 390 der Radweltreise. 40 km von Cooma zum Warren Farmstay

40 km, das klingt nach gemütlichem Radeln. Dementsprechend lassen wir uns Zeit. Gönnen uns ein ausgiebiges Frühstück. Kaufen im erstaunlich quirrligen Cooma Vorräte für die nächsten Tage. Genießen die Sonne.

Und haben dann doch ein gutes Stück Arbeit! Immerhin fast 1.000 Höhenmeter verstecken sich auf den 41 Kilometern. Nichts Spektakuläres, aber eben ein ewiges Auf-und-Ab. Landschaftlich durchaus gewinnend. Aber nur in Teilen vergnügungssteuerpflichtig!

Umso überraschend der „Farmstay“, von mir in aller Vorsicht als „etwas einfach“ angekündigt.

Zur Begrüßung gibt es erst einmal eine gemischte Käse-Wurst-Platte, die für mehr als 10 Personen gereicht hätte. Die gönnen wir uns zusammen mit dem Schmutzbier, während die Sonne langsam hinter den grünen Hügeln verschwindet.

Dann wird der Kamin angefeuert und das Abendessen kredenzt: Lammkeule aus eigener Zucht, Salat, Kartoffelauflauf, Bohnen und als Nachtisch Griespudding mit Eis und Sahne.

Dann noch die Milchstraße, eiskalt am Abend und dennoch ziemlich spektakulär.

„Gute Nacht, Elly!“

„Gute Nacht, Michael!“

„Gute Nacht, Andrew!“

„Gute Nacht, Volker!“

„Gute Nacht, HaJü!“

„Gute Nacht, Jutta!“

„Gute Nacht, Manfred!“

„Gute Nacht, alle!“, sagte Wendy, unsere Gastgeberin


Auf dem Kuhdamm nach Cooma

Tag 389 der Radweltreise. 89 km von Bombala nach Cooma

Manchmal reicht auch ein Video als Blogeintrag. Tolles Licht, tolle Stimmung und viele, viele Kühe!


Und täglich grüßt das Schnabeltier

Tag 388 der Radweltreise. Ruhetag in Bombala.

Man stellt sich Bill Murray vor. Er kommt nach Bombala, um ein Schnabeltier zu sehen. Und endlich, nach mehr als einem Jahr, in dem er den Tag immer wieder erlebt, sieht er die eierlegenden Säuger und verlässt schließlich die Zeitschleife.

Nein, wir haben kein Schnabeltier gesehen. Nicht am Morgen, im Schnabeltierreservoir.
Nicht am Abend, am Bombala River.

Ein paar Fotos gibt es aber dennoch!

P.S. Heute hieß es Abschied nehmen von Lee, der uns als Fahrer und verwandte Seele seit Melbourne begleitet hat. Herzlichen Dank für die tolle Zeit!

Kühle Berge

Tag 387 der Radweltreise. 87 km von Cann River nach Bombala. Für die Jahreszeit zur kalt!

Nicht mein Tag heute, die Beine sind schwer, die Höhenmeter viel und der Wind kommt meist aus der falschen Richtung.

Da kommt der Ruhetag morgen ganz recht!

Wir verlassen das Meer und schrauben uns langsam auf die Höhe, in Richtung Bombala. Die Landschaft wechselt alle paar Minuten, erst weites Farmland, dann ein enges Flusstag, dann grüne Hügel, schließlich ein weites Hochplateau.

Farben, die sich kaum beschreiben lassen!

Klare Luft, und kaum Verkehr.

Ein deutsch-italienischer Reiseradler im fortgeschrittenen Alter bei seiner siebten Weltumradlung.

Und zum Abendessen am Veteranentag dann das Veteranenbistro. Vom Ambiente her eine Erinnerung an Orbost.
Aber definitiv gutes Essen! Alles, was Veteranen und Reiseradler stark macht!

Dann hat die liebe Seele Känguruh (Junge, komm bald wieder!)

Tag 386 der Radweltreise. 92 km von Orbost nach Cann River, dann 50 km Transfer nach Gipsy Point

Programmänderung!

Ich hatte mir die zwei nächsten Etappen noch einmal angeschaut, neu geplottet und mich für eine alternative Route entschieden. Zweimal mehr als 130 Kilometer bei gleichzeitig jeweils deutlich mehr als 1.000 Höhenmetern klangen nach Quälerei.

Daher sind wir heute „nur“ bis Cann River unterwegs, schlappe 90 Kilometer und 1.000 Höhenmeter und lassen uns dann gemütlich nach Gipsy Point zu unserer Unterkunft chaufieren.

Wir, das sind alle außer Manfred, der heute mal Gas gibt und unser Junge ist, der bald wieder kommen soll und dies auch tut, trotz falschem Endpunkt auf dem Track. Über 150 Kilometer in sieben Stunden – Respekt!

Der gar nicht so klägliche Rest lässt sich Zeit, genießt die Küstenroute, die Mündung des legendären Snow River ins Tasmanische Meer, ein paar Pausen. Die erste Kaffeepause machen wir bei Jürgen, ein echtes Nordlicht, das allerdings nur die ersten fünf Jahre in Deutschland verbracht hat, aber eine astreine Freddy-Quinn-CD besitzt, die dann auch in voller Lautstärke die Pause füllt. Dann steigt die Gruppe ein und singt aus voller Kehle mit, und ich überlege mir, ob wir vielleicht doch mal Karaokesingen gehen sollten.

Am frühen Nachmittag sind wir dann in Cann River angekommen, kaufen den „freundlichen Supermarkt“ leer, was nicht schwer ist, weil vor dem morgigen Veteranentag so ziemlich alles aus ist.

Das beste an Gipsy Point sind die Kängurus, die sich so ziemlich von Nichts stören lassen, von uns nicht, und auch nicht von der zwar grandios gelegenen Gipsy Point Lodge, die aber außer mit der Lage weder mit Service noch Freundlichkeit punkten kann.

Was die Laune aber nicht trübt.


Wie auf Schienen

Tag 385 der Radweltreise. 91 km von Bairnsdale nach Orbost

Einen ganzen Tag auf den Spuren der Eisenbahn, das klingt erst einmal ganz gut. Und tatsächlich ist der „East Gippsland Rail Trail“ durchaus gelungen, wunderbar angelegt und nur an den derelikten alten Holzbrücken etwas für Bergziegen. 50 Höhenmeter runter, wieder 50 hoch, gerne auch im zweistelligen Steigungsbereich.

Meist macht das aber Spaß, zumindest die ersten 80 Kilometer, dann entscheiden wir uns für die letzten 10 dann doch für die asphaltierte Alternative. Feldwegkilometer sind doppelte Kilometer, merkt Lee treffend an, und entsprechend müde sind wir am Abend.

Mangels Alternative dinieren wir heute im Kantinenambiente des „Orbost Club“. So stellt man sich das Klubheim der katholischen Jugend in Buxtehude vor. Wobei ich hiermit der katholischen Jugend Buxtehude wahrscheinlich unrecht tue. Immerhin, das Essen war OK, und der Wein reichlich und günstig.


Tierisch!

Tag 384 der Radweltreise. Ruhetag mit tierischem Vergnügen, ganz faul im Begleitfahrzeug!

Wir lassen es ruhig angehen, so wie die Koalas!

14 Stunden Schlaf, vier Stunden fressen und wie sie sich fortpflanzen, haben wir noch nicht herausbekommen.

Heute aber jede Menge Getier, Koalas, Papageien, Kakadus, Kängurus, Moskitos. Letztere sind nicht auf den Fotos zu finden!

P.S. Auch die Suche nach dem berühmten tasmanischem Single Malt hatte heute ein Ende! 😉

Ostersonntagsritt

Tag 383 der Radweltreise, 76 km von Sale nach Brainsdale. Christus ist auferstanden, sonst aber nichts passiert

Es darf und muss auf einer Radweltreise auch mal Tage geben, an denen nichts passiert.

Heute zum Beispiel. Überführungsetappe würden die Kollegen von der Tour de France sagen.

Wir radeln so vor uns hin, haben ein schönes Mittagspicknik kurz vor Schluss auf dem Gelände des lokalen Modellflugzeugvereins und sind dann bei Zeiten in Brainsdale, mit schöner historischer Unterkunft und einem lokalen Pub, der sämtliche Standards für das Abendessen nach oben schraubt.

Das Osterlamm ist zwar heute ein Steak, aber was für eins! Dazu ein lokal gebrautes IPA.
Und einen Ruhetag vor der Nase.

Wohlverdient!

Bergauf war schöner!

Tag 382 der Radweltreise, 88 km vom Tarra Bulga Guesthouse nach Sale. Tendentiell bergab.

Gestärkt von einem dann doch sehr australischem Frühstück, dem der dänische Touch des Vortages abgeht, schwingen wir uns fröhlich bei bestem Wetter auf die Räder. Abfahrt ist angesagt, beziehungsweise „tendenziell bergab“. Stammleser wissen, was das bedeutet: Es gibt auch ein paar Gegensteigungen, in unserem Fall vor allem am Anfang.

Dann aber: Schuss bergab, durch wunderbare Natur, ohne Verkehr, ein Traum.

Spätestens mit dem Kohlekraftwerk Loy Yang inklusive angeschlossenem Braunkohletagebau wird es dann ein wenig zäh, auch weil der Wind heute von vorne kommt und sich der Osterverkehr leider die gleiche Schleichstrecke ausgesucht hat wie wir.

Immerhin, Hotel und Abendrestaurant reißen es wieder raus.