Gratis Schlammbad im Sonnenschein

Von Lüchun nach Daheishan, 102 km mit wunderschönen Abfahrten (und einigen Erdrutschen) bei außergewöhnlich gutem Wetter 

Trotz recht begründeter Furcht vor einem weiteren Regentag begrüßte uns Lüchun heute mit blauem Himmel und einer langvermissten Bekannten – unserer lieben Sonne. Nach einem kräftigenden Frühstück aus Nudelsuppen, Spiegeleiern, Teigtaschen und/oder Jans sogenannten „Böllern“, ging es heute gegen halb 9 auf in Richtung Daheishan. Ein verheißungsvoller Name, denn Daheishan heißt auf Chinesisch so viel wie „großer schwarzer Berg“.

Die ersten 45 km ging es stetig bergab, dann kämpften sich die meisten den 20km langen Anstieg hinauf, der von einer kurzen Mittagspause mit warmer Nudelsuppe unterbrochen wurde, bevor es später wieder einige Kilometer bergab zum Hotel ging.

Auf dem Weg sahen wir einige Erdrutsche und nahmen unfreiwillige Schlammbäder. Es gab ein Mindestlevel an Schlammkontakt, aber Gerhard und mich traf es wohl am härtesten: Er geriet in einen durch Baggertätigkeiten ausgelösten Schlammtsunami, ich wurde von einem Jeep gebadet und tunkte daraufhin beide Füße in die Matschabgründe.

Außerdem staunten wir über Teeplantagen, die örtliche Kautschukproduktion und was man in Yunnan nicht alles essen kann! Zum Abendessen gab es dann ein fleischiges grün-braunes Blatt, das uns sehr an Gewürzgurken ohne Gewürze erinnerte. Aus dem Wald kam es wohl, was es genau war, wusste niemand. Probiert haben trotzdem alle.


Fette Nebelschwaden

Von Titian nach Lüchun, 102km bei ordentlich Regen und beinahe undurchdringlichen Nebelfeldern – nicht verwunderlich, dass sich die Gruppe heute ausnahmsweise einmal geschlossen für die Option extra Begleitfahrzeug entschieden hat!

In Erwartung eines nassen Tages hatte es schon am Vorabend von einigen geheißen „Also bei Regen fahr‘ ich nicht!“, aber erst beim Frühstück präsentierte sich das miese Wetter in vollster Pracht: Prasselnder Regen und dichter Nebel, dass unsere geschätzten Reisfelder mal wieder in den Wolken verschwanden. Wenig später wurde daher schnurstracks ein extra Fahrzeug herbei geordert und ausnahmsweise fuhr die Gruppe einmal in einem Rutsch, motorisiert und ohne selbst erkämpfte Höhenmeter in den nächsten Ort.

Für Imma und Hartmut aber ging es nochmal ins bereits bekannte Krankenhaus. Immas Knie hatte sich verschlimmert und musste akupunktiert werden, Hartmut legte sich noch einmal auf sein angestammtes Bett, um wieder einen kleinen Nadelwald in die Hüfte zu bekommen. Gerhard ließ sich währenddessen vom Oberarzt des undichten Wellblechanbaus (der sich zuvor noch hatte vom Chef einweisen lassen müssen, wie denn diese Ausländerin, die so fürchterlich lange Fahrrad gefahren war, zu behandeln sei) eine kleine Massageprobe geben.

„Wenn ich dich an diesen Punkten massiere, kann ich deine Laune positiv beeinflussen!“, meinte der massierende Arzt. Die war zwar ohnehin schon gut, aber die geheimen Knöpfe für bessere Laune zu kennen, kann uns sicher nicht schaden, wenn das Wetter so übel bleibt!


Mehr Ruhe, Reis und etwas zu viel Chili

Eine faszinierende Landschaft: Die Honghe Hani Reisterassen

Von Peter:

Bilderbuch am 206. Radweltreisetag in Titian bei den Reisterrassen der Hani, mal sonnig, dann stark bewölkt bis dauerregnerisch

Hallo ihr Blogleserinnen und -Leser im WWW.
Drei erholsame Tage nach 19.319 Höhenmetern an 15 Radeltagen mit nur 2 Ruhetagen dazwischen seit Ybin mitten in den Reisterrassen der Hani haben uns gut getan.
Dicke Wolken waren um uns, zeitweilig auch ein paar Stunden Sonnenschein und zuletzt viel Regen.
Wir haben die Zeit genutzt und uns im Weltkulturerbeobjekt „Honghe Hani Reisterrassen“ umgesehen.
Beim Rundgang am Hang des Hotels sowie bei einer kleinen Fahrradtour und einer Autotour mit Xiao Lei ist das nachfolgende Bilderbuch entstanden.

Wie üblich, zuerst wissenswertes mit den Optionen, noch mehr nachlesen zu können.

Die Honghe Hani Reisterrassen wurden vor 5 Jahren von der UNESCO in die Liste der Weltkulturerbeobjekte aufgenommen.
Die UNESCO schreibt dazu u.a.:
Cultural Landscape of Honghe Hani Rice Terraces

The Cultural Landscape of Honghe Hani Rice Terraces, China covers 16,603-hectares in Southern Yunnan. It is marked by spectacular terraces that cascade down the slopes of the towering Ailao Mountains to the banks of the Hong River. Over the past 1,300 years, the Hani people have developed a complex system of channels to bring water from the forested mountaintops to the terraces. They have also created an integrated farming system that involves buffalos, cattle, ducks, fish and eel and supports the production of red rice, the area’s primary crop. The inhabitants worship the sun, moon, mountains, rivers, forests and other natural phenomena including fire. They live in 82 villages situated between the mountaintop forests and the terraces. The villages feature traditional thatched “mushroom” houses. The resilient land management system of the rice terraces demonstrates extraordinary harmony between people and their environment, both visually and ecologically, based on exceptional and long-standing social and religious structures.

Description is available under license CC-BY-SA IGO 3.0
[http://whc.unesco.org/en/list/1111]

„Am 22. Juni 2013 beschloss das Welterbekomitee der UNESCO bei der 37. Welterbekonferenz in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh, die Honghe-Hani-Reisterrassen in der südchinesischen Provinz Yunnan als Weltkulturerbe anzuerkennen. Wortlaut: „Das Volk der Hani hat aus dem dichten Wald ein außergewöhnlich komplexes System bewässerter Reisterrassen geformt“.

In Yunnan sind die Reisterrassen bereits seit 2003 als Schutzzonen im Nationalpark der „Drei parallel verlaufenden Flüsse“ auf der Welterbeliste.

Die sich in der südchinesischen Provinz Yunnan befindenden Honghe-Hani-Reisterrassen haben eine Geschichte von mehr als 1300 Jahren. Bis heute bauen die Einwohner noch auf den Terrassen Reis an.

Die Reisterrassen verteilen sich am ganzen südlichen Ufer des Hong He, beispielsweise in den Kreisen Yuanyang, Lüchun und Jinping des Autonomen Bezirks Honghe der Hani und Yi. Besonders sind die Reisterrassen in Yuanyang mit einer Fläche von 12.6 Tausend ha (ca. 126 Quadratkilometer, Berlin: 883 Quadratkilometer) der berühmteste Teil. Weil Yuanyang eine reiche Quelle, feuchte Luft und wechselhaften Nebel hat, bildet hier immer eine lebendige Landschaft.

Vor 2000 Jahren siedelten die Vorfahren der Hani nach Honghe in Yunnan um und legten dort die erste Reisterrasse auf einem Berghang an. Danach wurden Schritt für Schritt Wasserkanäle gebaut. Durch das Kanalsystem nutzen die Menschen das natürliche Regenwasser der Hochgebirgen zur Bewässerung.

Außerdem züchten sie in den Reisterrassen Fische. Die Reisterrassen bieten den Fischen genug Wasser und Nahrung, beispielsweise Wasserpflanzen oder Insekten. Gleichzeitig erhält der Wasserreis natürlichen Dünger von den Fischen.

Generationen der Hani-Nationalität arbeiten auf den Reisterrassen und streben immer nach einer Balance zwischen Natur und Menschen.

Die Yuanyang-Reisterrassen befindet sich im Kreis Yuanyang, wo man überall steile Bergkette und Hochgebirge sieht. Die Reisterrassen werden auf den ca. 2000 Metern hohen Berghängen, bei 15 – 75 Grad Steigung, mit Stützmauern angelegt.

Die Yuanyang-Reisterrassen bestehen aus drei Hauptlandschaftszone (Duoyishu Reisterrassen, Laohuzui-Reisterrassen, Bada-Reisterrassen) und ein paar Reisterrassen im Kleinformat.
[https://de.wikipedia.org/wiki/Hani-Reisterrassen]

Von Isabelle:

Erwacht vom Plätschern und Scheppern des starken Regens war eigentlich schon morgens klar, dass auch dieser Tag ein nasser werden würde. Dementsprechend wurde selbst unsere kleine, auf den späten Vormittag gelegte „Privattour“ für Peter und Hans, die am ersten Tag nicht mitkommen konnten, in der Hoffnung auf nachlassenden Wolkenguss um zwei Stunden verschoben. Der Himmel aber blieb uns ungnädig und so entschieden wir uns dafür, Xiao Leis Angebot, den kleinen Trip im Auto zu fahren, dankend anzunehmen und ließen uns im kalten Nass brummend übers Huppelpflaster fahren. (Man erinnere sich: Dasselbe Huppelpflaster, das Ingemarie und co. auf dem Fahrrad bis in die Haarwurzeln durchdrang! „Je weiter wir kommen, umso weniger bereue ich, diese Strecke nicht mit dem Fahrrad gefahren zu sein“, kommentierte Peter ganz passend.)

Einer jedoch scheute weder Regen, noch Huppel, rutschigen Boden oder sonstige Gefahren: Reinold machte sich heute trotz aller Widrigkeiten zu einem Spaziergang bis in die untersten Hänge der Reisterrassen auf. Ihn trafen wir auf der Hälfte unseres Weges. Mitnehmen lassen wollte er sich aber nicht; er genoss es, sich nach all den Radkilometern auch einmal einfach nur die Beine zu vertreten.

Für Peter, Hans, Xiao Lei und mich gab es wenig später eine kleine Reisnudelsuppe, die in mühsamer Einzelarbeit (und bewunderungswürdiger Ineffizienz) angefertigt würde und uns eine gute Stunde im feuchtkalten Nudelshop kostete. Lecker schmeckte sie aber! Mit einer weiteren kleinen „Daizou“- (Take Away-) Schüssel ungewohnt durchgekochter Kartoffeln machten wir uns wieder auf den Heimweg.

Später dann machten wir uns mit Transporthilfe eines örtlichen Minibusfahrers auf den Weg in den nächstgelegenen Ort, wo ich ein für einige etwas schmerzhaftes (da ziemlich chililastiges) Essen bestellt hatte. Meiner Meinung nach köstlich, aber ab Morgen dann wieder etwas mund- und verdauungsfreundlicher! Unser interessantes Gericht heute wohl das Innere des Bananenbaumstammes. Morgen geht es dann wohl auskuriert auf den Weg nach Lüchun. Hoffentlich regenfrei!

3-Tage-Reisterrassen-Bilderbuch auf:


Baumflechten und eine ganze Menge Nadeln

Ruhetag Nummer 2 in den Reisterrassen

Heute dazu genutzt, einen kleinen Abstecher in den nächstgelegenen Ort zu unternehmen. Etwas gelangweilt von unserer hiesigen Auswahl reizten uns die prallgefüllten Kühlschränke der dortigen Restaurants. Wildes Blattgemüse (mit Dornen!), Baumflechten, riesige Lotusstängel, ein Eimer mit umherhuschenden kleinen Minifischen und allerhand sonstiges Kurioses. Frisch, lecker, unheimlich flott und noch dazu sehr günstig. Dazu ein kaltes Bier oder eines der vielen guten Teegetränke, fertig ist die perfekte Mahlzeit. China weiß, wie es einen glücklich macht.

Hartmut und Imma bekamen noch eine Portion Zufriedenheit oben drauf, als sich nach dem Essen direkt um die Ecke ihr Wunsch nach einer Akupunkturbehandlung erfüllen ließ. Während am Anfang eigentlich von einer 30-minütigen Behandlung die Rede war, lagen die beiden letztlich gute 1,5 bis 2 Stunden auf ihren blauen Metallbetten, Hartmut zwei Reihen Nadeln in der Hüfte, Imma an beiden Knien so zugepiekst, dass sie abstanden wie die Stacheln eines Igels. Erst kamen die Nadeln, dann kam der Strom, dann kamen Wärmelampen, Wärmekleber, Spritzen, Massagen und riesige Pflaster mit klebrigem braunen Zeug. Kurz weg – es war ein Erlebnis!


Ordentlich durchgerüttelt

Unser erster Ruhetag in den Reisterrassen!

Verwöhnt von poolgroßen Badewannen, wohlgepolsterten Betten und schönen Ausblicken auf die Felder fanden wir uns zum Start des heutigen Tages dort wieder, wo wir den letzten beendet hatten – im Hotelrestaurant. Angedacht war eigentlich, dass wir um 9Uhr eine kleine Rundtour durch die Reisterrassen starten würden.

Aufgrund des dichten Nebels aber, der sämtliche Felder verschluckt hatte und wie eine dicke Wolke im Tal hing, verschoben und verkürzten wir unser Vorhaben und starteten stattdessen um 11 Uhr zu einem wesentlich kürzeren Trip ohne zu viele Höhenmeter. Die Straße stellte sich als ganz schön holprig heraus, eine Art Huppelpflaster aus kleinen Zementsteinen, und so wurden wir auf unserem kleinen Ausflug von Kopf bis Fuß oder wie Ingemarie so schön sagte „bis zu den Haarwurzeln“ durchgeschüttelt.

Der Nebel verzog sich glücklicherweise und die Reisterrassen präsentierten sich in ihrer vollen Pracht. Die meisten Felder waren schon ohne Wasser, einige wurden in Brand gesteckt, da die Erntezeit bereits vorüber ist. Überall sahen wir Frauen in bunten Trachten, die auf den Feldern arbeiteten oder vor ihren Häusern diversen Handarbeiten nachgingen.

Nach 15 km hielten wir in einem kleinen Restaurant, das zur großen Freude Katharinas einen weitaus üppiger gefüllten Kühlschrank als unser etwas überteuertes Hotelrestaurant bot und aßen uns an wildem Gemüse, Rührei und meinen Lieblingswurzeln, von denen ich bisher leider niemanden so wirklich überzeugen konnte, satt.

Auf dem Rückweg teilte sich dann unser Trupp, als sich einige dazu entschlossen, doch noch die große Runde zu fahren. Schon kurz nach der Gabelung aber platzte Helmut der Reifen und Jan sprang das gerade von Maria geliehene Garmin aus der Halterung. Trotz verzweifelter Suche in den umliegenden Gebüschen war es nirgends zu sehen. Fast hatte man die Hoffnung schon aufgegeben, als Christine es nach einigem Wühlen plötzlich aus den Gemüsebeeten zutage förderte. Dafür wurde sie später als Heldin des Tages gekrönt.

Gerhard kümmerte sich im Rahmen einer schnellen Reparaturexkursion um Helmuts Reifen und so konnten alle ihren Rundtrip fortsetzen, während der Rest der Gruppe in der nahe gelegenen kleinen Ortschaft herum bummelte und dann langsam zurück ins Hotel fuhr. Am Abend mussten wir uns dann verabschieden von unseren treuen Gefährten Helmut, Ingemarie und Hermann und unserer Katharina.

Endlich gehts bergauf!

Von Yuanyang zu den Reisterrassen. 38 km schräg nach rechts oben laut Höhenprofil.

Räder verstaut, Foto gemacht – los geht’s. Wir fahren zur finalen Erholung! Vier Ruhetage liegen vor der Weltreisetruppe in einem idyllischen Feriendomizil oben in den Reisterrassen der Hani. Doch bevor wir den Blick über weit geschwungenen Terrassenfelder genießen können müssen wir erst mal knapp 40 km und 1500 Höhenmeter überwinden. Das gute chinesische Frühstück im Bauch radelt sich’s besonders leicht und wie zum Lohn schlängelt sich die gut geteerte Straße in weiten geschmeidigen Serpentinen den Berg hinauf. Der Nebel hängt noch tief im Tal und ab und an verdeckt zur Freude Hermanns eine Wolke die Sonne. Nach wenigen Kurven begrüßt uns ein chinesischer Betriebsausflug mit Anhang laut johlend und Fähnchen schwingend. Fast hat man den Eindruck Xiao Luo hätte diese kleine Motivationsspritze organisiert.

Ganz klar: Fotos werden geschossen und Jan wird ob seiner Körpergröße bestaunt. Dann löst sich der Wandertag auch schon auf und strömt laut lachend und schwatzend den Berg hinab.

Wir strampeln weiter fleißig bergauf. Jeder radelt sein Tempo. Schweigend. Sinnierend. Schwitzend. Genießend? Alle 5 km winkt Xiao Luo. Lockt mit Keksen und Bananen.

Die Truppe hat sich weit auseinander gezogen. So ist es am Berg.

So kommt es, daß wir alle unterschiedlich ankommen, zum Teil am Hotel vorbeifahren, kriminellerweise die Ticketbude ignorieren, im Hotel-Komplex wirr umher irren. Xiao Leis Fahrzeug mit dem quer darüber befestigten Fahrrad von Imma dient einem Teil als Orientierung.

Irgendwie finden wir uns dann doch alle wieder zusammen, verteilen uns auf die großzügigen Bungalows und entspannen bei Bier und Sonnenschein auf den jeweiligen Terrassen bevor wir uns zu einem frühen Abendessen treffen.


Die Legende geht weiter…

79 km nach Yuanyang

Weil’s so gut war, gehen wir heute gleich wieder im Restaurant zur großen Suppenschüssel frühstücken. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein geht es los. Regenjacke und Überschuhe wurden mit Sonnencreme und Sonnenbrille getauscht. Nach all den bergigen Etappen spüren wir die moderaten Anstiege auf den ersten 30 km kaum und quatschen uns gemütlich durch die Landschaft. Es radelt sich leicht dahin. Aber die Sonne brennt unerbittlich und nach 20 Kilometern lechzt es uns nach den saftigen Mandarinen aus dem Begleitfahrzeug. Nur wo ist es? Jetzt erst fällt uns auf, dass wir Xiao Luo und Xiao Luo bei der letzten Umleitung verloren haben. Wie wir später erfahren, hat die Navigations-App die beiden offenbar von der Baustelle in einen Wald, eine steile Auffahrt hinauf und in Schlammloch geschickt. Die beiden Luos sind dabei ganz schön ins schwitzen gekommen, wie sie später beteuern, außerdem wurde ein Beweis-Video von dem Weg gemacht.

Wir haben derweil die Zeit auch optimal genutzt. Hartmut, zwar glücklich, quält sich bei seiner ersten längeren Etappe nach dem Sturz, mit einem platten Reifen den Berg hoch. Oben wartet allerdings schon Imma, die sich sofort auf das Rad stürzt und in Nullkommanichts den Defekt repariert. Hartmut regeneriert sich derweil auf den Kieseln in der Kurve.

Kurze Zeit später hat uns das Begleitfahrzeug wieder eingeholt und wir steuern eine Mittagsmöglichkeit an. Überraschenderweise ist Nudelsuppe im Angebot (Nuhla-Nuhla) und gebratener Reis (Eis). Mir wird eine Schüssel vorgesetzt, die eine Armee gesättigt hätte, was bei Allen (Mitfahrern und Begleitfahrern) für große Erheiterung sorgt. Mit den zusätzlichen zwei Kilo Körpergewicht komme ich dann aber richtig gut den Berg runter, wie Maria neidisch während unserer fast 40 Kilometer langen atemberaubenden Abfahrt feststellen muß.

Obwohl Beat und ich ihn noch nicht angefasst haben, funktioniert der Fahrstuhl im Hotel nicht. Unsere Zimmer liegen im 5. und 6. Stock. Das ist bitter. Allerdings zählt das Erdgeschoss in China als 1. Stock, so daß wir gefühlt nur in den 4. Und 5. Stock steigen müssen. Ein echter Trost. Nachdem also der Fahrstuhl seinen Betrieb eingestellt hat, verabschiedet sich etwa eine halbe Stunde später noch der elektrische Strom, und zwar im ganzen Ort und so kommen wir zu guter Letzt noch zu unserem romantischen Candlelight-Dinner.


Die Legende von der großen Schüssel

Tagesausflug nach Tuanshan

Jetzt ist es soweit, wir sitzen beim Frühstück, es gibt Hefeklöße, Ölgebäck und gefüllte Hefeknödel süß und herzhaft, gegenüber ist eine Bäckerei und die Hälfte der Gruppe schreit nach Nudelsuppe. Also wechseln wir das Restaurant, die Wirtschaft nebenan ist auf Nudeln spezialisiert. Natürlich in überdimensionalen Schüsseln, den größten Schüsseln der ganzen Tour bisher, würd’ ich mal behaupten. Die will natürlich keiner, aber der Wirt ist unerbittlich, es geht kein Weg daran vorbei, wenn wir hier essen wollen, dann aus großen Schüsseln wie die anderen auch, Bitteschön!

Artig wird der Kopf über die Schüssel gehalten und fleißig geschlürft. Danach rollern wir gemütlich durch den Sonnenschein. Eine langnasige Landpartie schwatzt sich über die Landstraße. Entspannte Landschaft (O-Ton Jan), entspannte Leute. Schön nach den anstrengenden Etappen, die hinter uns liegen. Ein glücklicher Hartmut fährt auch wieder mit. Premiere nach seinem Sturz. Und es läuft, bzw. rollt gut. In der Zwischenzeit ist auch wieder Hans, der sich noch zwei Tage länger in Shilin auskuriert hat, zu uns gestoßen. Er lässt es aber langsam angehen und erholt sich im Hotel.

Unser erster Stopp ist eine kleine buddhistisch/daoistische Tempelanlage (Huang Long Si). Kleine Nonnen in safrangelben Kleidern wuseln herum und laden uns ein, die Gebäude zu besichtigen. Überall wird gebaut und gewerkelt. Reinhold hilft kurzerhand mit.

Dann gehts schon weiter. Tuanshan, ein verschlafenes Dörfchen, zwar für den Tourismus geöffnet aber noch bewohnt und bewirtschaftet, duckt seine windschiefen Dächer unter dem brennenden Sonneschein. Wir schlendern durch gewundene Gassen, sehen den Dörflern beim mittäglichen Kartenspiel auf dem Dorfplatz zu.

Weiter geht’s. Am Flüsschen entlang zurück nach Jianshui. Qingzeitliche Brücken säumen unseren Weg. Am beeindruckensten die Chuang Long Brücke. Also Fotostopp, dann werden wir von einer lautstarken chinesischen Reisegruppe vertrieben, die jedes romantische Sinnieren zunichte macht, schwingen uns auf die Räder und lassen den Nachmittag jeder für sich ausklingen.


Kurze statistische Anmerkung zum ersten Viertel

Huaning-Jianshui war der 200. Radweltreisetag!
Das erste Viertel ist damit (schon) geschafft.

Wenn mein Gedächtnis sich nicht irrt, waren seit dem Start am 1. April insgesamt 27 Radlerinnen mehr als 1 Radeltag dabei. Zur Zeit sind es 11.
Am ersten Tag durch und um Berlin waren mehr als 30 im „Peloton“.
Begleitet wurden wir von 11 Reiseleiter/innen, die sich hoffentlich schon wieder gut von uns erholt haben oder bald erholen können. 😉

Hey – einen herzlichen Zwischenglückwunsch an das CBB-Team und danke danke danke … für die Idee, die Umsetzung und den alltäglichen Einsatz, alle guten Geister in den Begleitfahrzeugen in den jeweiligen Ländern ausdrücklich eingeschlossen.

Bitte schaut doch mal in diesem „Bierbuch der Rekorde“ 😉 nach, ob es so ein Projekt bereits gab. Falls nicht, sollten wir’s vielleicht anmelden …

Auf geht’s – damit ab morgen das nächste Viertel unter die Räder kommt.

Durchhalten!

107 km nach Jianshui

Der Himmel ist blau, die Straße ist frei und das Auto voller Bananen. Xiao Luo hatte tatsächlich Schwierigkeiten Obst in den entsprechenden Mengen zu kaufen: Die Marktfrau konnte einfach nicht glauben, dass sie soviel Bananen verbrauchen könne, die werden doch sonst schlecht! Macht man so Geschäfte?

Wir rollen also los und schaffen es tatsächlich Pannenfrei bis zur Mittagspause und sogar bis zum Zielort. Reinold ist und bleibt unangefochtener Spitzenreiter in der Pannenstatistik (was möglicherweise daran liegt, dass er einer derjenigen ist, der jede Strecke mit dem Fahrrad fährt). Hoffentlich ist das Schicksal gnädig und bewahrt ihn vor weiteren Plattfüßen!

Heute haben wir das „Vergnügen“ eine sehr vielfältige Strecke zu fahren. Es geht mal wurde auf und ab. Das heißt auf kleine Straßen über den Berg. Durch den Nadelwelt ab in den Moloch. Zementfabriken säumen plötzlich die Straße. Ein Laster nach dem anderen. Verkehr. Grauer Staub überall: Oben, unten in der Luft. Es knirscht zwischen den Zähnen und die Augen fühlen sich trocken an. Haarspray braucht keiner mehr. Idyllische Plätze für die Pause? Fehlanzeige. Und dann ein paar Kilometer weiter – das weite Land. Wasser und grüne Hügel. Gemüsefelder sorgfältig in die Landschaft parzelliert. Bougainville am Straßenrand. Rosa und blaue Wicken überwuchern alles, was sich nicht wehren kann. Und wieder Verkehr und wieder Staub. So wechselt es sich ab bis zu unserem Endspurt nach Jianshui.