Endlich gehts bergauf!

Von Yuanyang zu den Reisterrassen. 38 km schräg nach rechts oben laut Höhenprofil.

Räder verstaut, Foto gemacht – los geht’s. Wir fahren zur finalen Erholung! Vier Ruhetage liegen vor der Weltreisetruppe in einem idyllischen Feriendomizil oben in den Reisterrassen der Hani. Doch bevor wir den Blick über weit geschwungenen Terrassenfelder genießen können müssen wir erst mal knapp 40 km und 1500 Höhenmeter überwinden. Das gute chinesische Frühstück im Bauch radelt sich’s besonders leicht und wie zum Lohn schlängelt sich die gut geteerte Straße in weiten geschmeidigen Serpentinen den Berg hinauf. Der Nebel hängt noch tief im Tal und ab und an verdeckt zur Freude Hermanns eine Wolke die Sonne. Nach wenigen Kurven begrüßt uns ein chinesischer Betriebsausflug mit Anhang laut johlend und Fähnchen schwingend. Fast hat man den Eindruck Xiao Luo hätte diese kleine Motivationsspritze organisiert.

Ganz klar: Fotos werden geschossen und Jan wird ob seiner Körpergröße bestaunt. Dann löst sich der Wandertag auch schon auf und strömt laut lachend und schwatzend den Berg hinab.

Wir strampeln weiter fleißig bergauf. Jeder radelt sein Tempo. Schweigend. Sinnierend. Schwitzend. Genießend? Alle 5 km winkt Xiao Luo. Lockt mit Keksen und Bananen.

Die Truppe hat sich weit auseinander gezogen. So ist es am Berg.

So kommt es, daß wir alle unterschiedlich ankommen, zum Teil am Hotel vorbeifahren, kriminellerweise die Ticketbude ignorieren, im Hotel-Komplex wirr umher irren. Xiao Leis Fahrzeug mit dem quer darüber befestigten Fahrrad von Imma dient einem Teil als Orientierung.

Irgendwie finden wir uns dann doch alle wieder zusammen, verteilen uns auf die großzügigen Bungalows und entspannen bei Bier und Sonnenschein auf den jeweiligen Terrassen bevor wir uns zu einem frühen Abendessen treffen.


Die Legende geht weiter…

79 km nach Yuanyang

Weil’s so gut war, gehen wir heute gleich wieder im Restaurant zur großen Suppenschüssel frühstücken. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein geht es los. Regenjacke und Überschuhe wurden mit Sonnencreme und Sonnenbrille getauscht. Nach all den bergigen Etappen spüren wir die moderaten Anstiege auf den ersten 30 km kaum und quatschen uns gemütlich durch die Landschaft. Es radelt sich leicht dahin. Aber die Sonne brennt unerbittlich und nach 20 Kilometern lechzt es uns nach den saftigen Mandarinen aus dem Begleitfahrzeug. Nur wo ist es? Jetzt erst fällt uns auf, dass wir Xiao Luo und Xiao Luo bei der letzten Umleitung verloren haben. Wie wir später erfahren, hat die Navigations-App die beiden offenbar von der Baustelle in einen Wald, eine steile Auffahrt hinauf und in Schlammloch geschickt. Die beiden Luos sind dabei ganz schön ins schwitzen gekommen, wie sie später beteuern, außerdem wurde ein Beweis-Video von dem Weg gemacht.

Wir haben derweil die Zeit auch optimal genutzt. Hartmut, zwar glücklich, quält sich bei seiner ersten längeren Etappe nach dem Sturz, mit einem platten Reifen den Berg hoch. Oben wartet allerdings schon Imma, die sich sofort auf das Rad stürzt und in Nullkommanichts den Defekt repariert. Hartmut regeneriert sich derweil auf den Kieseln in der Kurve.

Kurze Zeit später hat uns das Begleitfahrzeug wieder eingeholt und wir steuern eine Mittagsmöglichkeit an. Überraschenderweise ist Nudelsuppe im Angebot (Nuhla-Nuhla) und gebratener Reis (Eis). Mir wird eine Schüssel vorgesetzt, die eine Armee gesättigt hätte, was bei Allen (Mitfahrern und Begleitfahrern) für große Erheiterung sorgt. Mit den zusätzlichen zwei Kilo Körpergewicht komme ich dann aber richtig gut den Berg runter, wie Maria neidisch während unserer fast 40 Kilometer langen atemberaubenden Abfahrt feststellen muß.

Obwohl Beat und ich ihn noch nicht angefasst haben, funktioniert der Fahrstuhl im Hotel nicht. Unsere Zimmer liegen im 5. und 6. Stock. Das ist bitter. Allerdings zählt das Erdgeschoss in China als 1. Stock, so daß wir gefühlt nur in den 4. Und 5. Stock steigen müssen. Ein echter Trost. Nachdem also der Fahrstuhl seinen Betrieb eingestellt hat, verabschiedet sich etwa eine halbe Stunde später noch der elektrische Strom, und zwar im ganzen Ort und so kommen wir zu guter Letzt noch zu unserem romantischen Candlelight-Dinner.


Die Legende von der großen Schüssel

Tagesausflug nach Tuanshan

Jetzt ist es soweit, wir sitzen beim Frühstück, es gibt Hefeklöße, Ölgebäck und gefüllte Hefeknödel süß und herzhaft, gegenüber ist eine Bäckerei und die Hälfte der Gruppe schreit nach Nudelsuppe. Also wechseln wir das Restaurant, die Wirtschaft nebenan ist auf Nudeln spezialisiert. Natürlich in überdimensionalen Schüsseln, den größten Schüsseln der ganzen Tour bisher, würd’ ich mal behaupten. Die will natürlich keiner, aber der Wirt ist unerbittlich, es geht kein Weg daran vorbei, wenn wir hier essen wollen, dann aus großen Schüsseln wie die anderen auch, Bitteschön!

Artig wird der Kopf über die Schüssel gehalten und fleißig geschlürft. Danach rollern wir gemütlich durch den Sonnenschein. Eine langnasige Landpartie schwatzt sich über die Landstraße. Entspannte Landschaft (O-Ton Jan), entspannte Leute. Schön nach den anstrengenden Etappen, die hinter uns liegen. Ein glücklicher Hartmut fährt auch wieder mit. Premiere nach seinem Sturz. Und es läuft, bzw. rollt gut. In der Zwischenzeit ist auch wieder Hans, der sich noch zwei Tage länger in Shilin auskuriert hat, zu uns gestoßen. Er lässt es aber langsam angehen und erholt sich im Hotel.

Unser erster Stopp ist eine kleine buddhistisch/daoistische Tempelanlage (Huang Long Si). Kleine Nonnen in safrangelben Kleidern wuseln herum und laden uns ein, die Gebäude zu besichtigen. Überall wird gebaut und gewerkelt. Reinhold hilft kurzerhand mit.

Dann gehts schon weiter. Tuanshan, ein verschlafenes Dörfchen, zwar für den Tourismus geöffnet aber noch bewohnt und bewirtschaftet, duckt seine windschiefen Dächer unter dem brennenden Sonneschein. Wir schlendern durch gewundene Gassen, sehen den Dörflern beim mittäglichen Kartenspiel auf dem Dorfplatz zu.

Weiter geht’s. Am Flüsschen entlang zurück nach Jianshui. Qingzeitliche Brücken säumen unseren Weg. Am beeindruckensten die Chuang Long Brücke. Also Fotostopp, dann werden wir von einer lautstarken chinesischen Reisegruppe vertrieben, die jedes romantische Sinnieren zunichte macht, schwingen uns auf die Räder und lassen den Nachmittag jeder für sich ausklingen.


Kurze statistische Anmerkung zum ersten Viertel

Huaning-Jianshui war der 200. Radweltreisetag!
Das erste Viertel ist damit (schon) geschafft.

Wenn mein Gedächtnis sich nicht irrt, waren seit dem Start am 1. April insgesamt 27 Radlerinnen mehr als 1 Radeltag dabei. Zur Zeit sind es 11.
Am ersten Tag durch und um Berlin waren mehr als 30 im „Peloton“.
Begleitet wurden wir von 11 Reiseleiter/innen, die sich hoffentlich schon wieder gut von uns erholt haben oder bald erholen können. 😉

Hey – einen herzlichen Zwischenglückwunsch an das CBB-Team und danke danke danke … für die Idee, die Umsetzung und den alltäglichen Einsatz, alle guten Geister in den Begleitfahrzeugen in den jeweiligen Ländern ausdrücklich eingeschlossen.

Bitte schaut doch mal in diesem „Bierbuch der Rekorde“ 😉 nach, ob es so ein Projekt bereits gab. Falls nicht, sollten wir’s vielleicht anmelden …

Auf geht’s – damit ab morgen das nächste Viertel unter die Räder kommt.

Durchhalten!

107 km nach Jianshui

Der Himmel ist blau, die Straße ist frei und das Auto voller Bananen. Xiao Luo hatte tatsächlich Schwierigkeiten Obst in den entsprechenden Mengen zu kaufen: Die Marktfrau konnte einfach nicht glauben, dass sie soviel Bananen verbrauchen könne, die werden doch sonst schlecht! Macht man so Geschäfte?

Wir rollen also los und schaffen es tatsächlich Pannenfrei bis zur Mittagspause und sogar bis zum Zielort. Reinold ist und bleibt unangefochtener Spitzenreiter in der Pannenstatistik (was möglicherweise daran liegt, dass er einer derjenigen ist, der jede Strecke mit dem Fahrrad fährt). Hoffentlich ist das Schicksal gnädig und bewahrt ihn vor weiteren Plattfüßen!

Heute haben wir das „Vergnügen“ eine sehr vielfältige Strecke zu fahren. Es geht mal wurde auf und ab. Das heißt auf kleine Straßen über den Berg. Durch den Nadelwelt ab in den Moloch. Zementfabriken säumen plötzlich die Straße. Ein Laster nach dem anderen. Verkehr. Grauer Staub überall: Oben, unten in der Luft. Es knirscht zwischen den Zähnen und die Augen fühlen sich trocken an. Haarspray braucht keiner mehr. Idyllische Plätze für die Pause? Fehlanzeige. Und dann ein paar Kilometer weiter – das weite Land. Wasser und grüne Hügel. Gemüsefelder sorgfältig in die Landschaft parzelliert. Bougainville am Straßenrand. Rosa und blaue Wicken überwuchern alles, was sich nicht wehren kann. Und wieder Verkehr und wieder Staub. So wechselt es sich ab bis zu unserem Endspurt nach Jianshui.


Mit der Sonne dem Wind entgegen

115 km in Richtung Huaning

Zwei längere Radetappen liegen noch vor uns bis zum nächsten Ruhetag. Das klingt entspannt. Zudem ist der Himmel blau, die Sonne scheint, die Räder sind auf Vordermann gebracht. Nichts kann schiefgehen, scheint es.

Zum Frühstück erscheinen wir so früh, dass wir noch den Run auf die gekochten Eier mitbekommen und uns entsprechend eindecken können. Frisch gestärkt und hochmotiviert verlassen wir Isabelle und Hans, der sich noch zwei Tage länger in Shilin auskuriert. Es geht gut voran. Bis sich Reinold mit dem ersten Platten dieses Tages meldet. Er ist jetzt Spitzenreiter in der gruppeninternen Pannenstatistik, Hans, sein stärksten Konkurrent auf diesem Gebiet, fällt ja leider zwischenzeitlich als Mitstreiter aus.

Reinold, dessen Rad wir gestern so gut kontrolliert haben! Na gut, jetzt bekommt es eben noch einen neuen Mantel. Damit auch nichts mehr schiefgehen kann. Denkste! Nach 20 Minuten die nächste Pannenmeldung. Natürlich von Reynold. Ein Plattfuß, was sonst.

Jetzt aber wirklich! Und tatsächlich, der Liechtensteiner und sein Rad benehmen sich von diesem Zeitpunkt an ganz unauffällig. Dafür fällt eine halbe Stunde später Peters Gangschaltung ab und Ingmarie fällt auf, dass sie irgendwo ihren Helm vergessen hat. Langsam mache ich mir Sorgen, ob wir heute noch im Hellen ankommen.

Aber tatsächlich verläuft die Fahrt von jetzt ab reibungslos und wir genießen die kleine Straße, die uns durch Felder, Plantagen und duftende Nadelwälder führt. Schmetterlinge kreuzen unseren Weg. Vogelgezwitscher und das unaufhörliche Sägen der Zikaden begleiten uns. Nach einer phänomenalen Abfahrt landen wir direkt in einer Mandarinen-Plantage, was Xiao Luo sogleich nutzt um unsere Obstvorräte wieder aufzufüllen. Kurz darauf heißt es wieder zur großen Freude von Maria „Nuhla, Nuhla“ (Nudelsuppe). Diesmal aber kein Eis (Reis). So der tägliche Mittagsruf unserer Begleiterin Xiao Luo.

Als wir uns vom Mittagsmal erheben, hat sich unsere Gruppe wieder dezimiert. Imma und Peter lassen einen Abschnitt aus und wollen beim Endspurt wieder einsteigen. Hermann flüchtet vor der Sonne und Ingemarie will schnell in die Stadt, um einen neuen Helm zu erwerben. Die nachmittägliche Strecke ist genauso schön, wie der Abschnitt, der hinter uns liegt. Leider wird aber auch der Gegenwind immer stärker und so wird die kleinste Steigung schon zu Herausforderung. Aber auch heute haben wir es geschafft.

Kleiner Nachtrag: Nachdem unser liechtensteinischer Mitradler Reynold mit seinen 71 Jahren in den letzten sechs Tagen durchschnittlich 1500 Höhenmeter und 90 km täglich absolviert hat, ist ihm eine Auszeichnung sicher. Zu Hause angekommen kann er garantiert mit einer liechtensteinischen Verdienstmedaille, überreicht vom Landesfürsten persönlich, rechnen.


Ein ganz besonderer Waldspaziergang

Bilderbuch am 198. Radweltreisetag in Shilin an einem sommerlichsonnigen Montag im Steinwald

Katharina hatte den Steinwald schon angekündigt, heute wollen wir ihn endlich sehen.
Er wuchs ganz in der Nähe des Hotels „Holiday Inn BoSheng Shi“, in dem wir mit angenehmem Komfort eine sehr ruhige Nacht hatten und uns auf noch eine freuen können. 🙂
Nach dem späten Frühstück (denkt euch nur – neben dem obligatorischen Sojamilchspender stand einer mit richtigem Kaffee und sogar richtigen Tee gab es!) wandern wir los.
500 m schräg gegenüber in der LVANG LU (= Grüne Straße, beschriftet in der Sprache der Yi sowie in chinesisch, erfahre ich von Isabelle) sei der Eingang zur „Stone Forest Scenic Area“, so die Auskunft der Insiderinnen an der Hotelrezeption. Im Prinzip ja, aber hinter dem Zaun und das Tor daneben, erklärt ein aufmerksamer Mann in Uniform, dürfen wir nicht passieren.
Wir müssen nämlich erst zum Haupteingang und Tickets erwerben. Der wiederum ist 3,2 km von hier entfernt, mitten in der Stadt … 🙁
Die Rettung naht alle 15 Minuten auf 4 Rädern: Der Linienbus für 2 Yuan pro Langnase. Keine 10 Minuten Fahrzeit.
Am Ticketschalter lernen wir dann ein für uns in China neues Preismodell kennen: 130 Yuan für ein „Full Price Ticket“, 65 für das „Half Price Ticket“ (ab 65) und > 70 freier Eintritt plus 25 für das „Sightseing Vehicle Ticket“ für jede(n).
Nach dem Sicherheits- und Ticket-Check besteigen wir zusammen eins der „Battery Cars“ und fahren – richtig! – genau dorthin, wo wir vor knapp 1 Stunde in den Linienbus gestiegen waren, nun aber auf der anderen Seite des Zaunes. Ätsch.

Nach weiteren 500 m zu Fuß und einem nochmaligen Ticket-Check sind wir endlich in der riesigen Scenic Area und beginnen unseren Waldspaziergang in kleinen Grüppchen oder ganz individuell.
Meinereiner schafft in 4 Stunden (ca. 14 km und nur 155 Höhenmeter 😉 ) große Teile des „Minor-“ und des „Major Stone Forest“, der „Bushao Mountain Scenic Area“ sowie der „Liziyuanqing Scenic Area“ und ich tappe zwischendurch den Weg und die Treppen durch große und kleine Spalten im dichten Steinwaldgestrüpp entlang, auf den der Weiser Richtung „Antique Cliffy Painting“ zeigt (siehe extra-Bilderbuch dazu).

Der Autonome Kreis Shilin der Yi (chinesisch 石林彝族自治县) liegt ca. 120 km südöstlich von Kunming, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Yunnan. Administrativ ist Shilin ein Teil der bezirksfreien Stadt Kunming.
Shilin hat ca. 256.000 Einwohner. Etwa 35 % der Einwohner sind Angehörige ethnischer Minderheiten Chinas, hauptsächlich der Yi-Nationalität.

Shílín (石林, zu deutsch „Steinwald“) ist eine eindrucksvolle Karstlandschaft, die sicher nicht nur die Fachleute der Geodäsie beeindruckt und begeistert. Die bis zu 30 Meter hohen Skulpturen wurden im Lauf der Zeit aus dem Stein herausgespült.

Der Steinwald gehört zusammen mit anderen südchinesischen Karstlandschaften seit 2007 zum Welterbe der UNESCO. Die begründet dies mit zwei Kriterien: Erstens hätten die Karstlandschaften Chinas herausragende ästhetische Qualitäten mit zu großen Teilen intakter Vegetation aufzuweisen und zweitens würden die Karstlandschaften die komplexe evolutionäre erdgeschichtliche Entwicklung der Gegend von vor über 270 Millionen Jahren bezeugen.
[https://de.wikipedia.org/wiki/Shilin_%28Kunming%29, https://en.wikipedia.org/wiki/Stone_Forest]

„Der Steinwald Shilin … stellt die wohl herausragendste Attraktion Yunnans dar. Man vermutet, daß diese Kalksteinformationen vor mehr als 280 Millionen Jahren entstanden sind. Das Gebiet umfaßt heute etwa 26.000 ha, wo sich zahllose Felsen in bis zu 30m Höhe türmen. Das Herz des Areals bildet ein ca. 100 ha großer Bereich, in dem man die Anhäufung der bizarrsten Felsen bewundern kann. Künstliche Pfade führen die Touristen durch ein gigantisches, steinernes Labyrinth.“
[http://www.chinas-weltkulturerbe.de/unesco-weltnaturerbe/park-steinwald-shilin/index.html]

„Als eines der Weltnaturwunder, bietet der Steinwald natürliche Karstgesteinformationen, die einem Wald ähneln. Manche sehen elegant aus, andere sind schroff, aber alle Felsen haben eine ausgeprägte Charakteristik die sie lebensecht erscheinen lässt.
Die Großen Felsen ragen aus dem Grund wie Stalagmiten oder sogar wie Bäume empor und lassen so die Illusion eines Waldes aus Stein entstehen. Jedes Jahr um den 24. und 25. Tag des sechsten Monats nach dem Mondkalender, zelebrieren die Menschen der Yi Volksgruppe ein Fackel-Festival bei dem traditionelle Yi Volkstänze und Ringkampfwettbewerbe ausgetragen werden.“
[https://www.chinarundreisen.com/china-info/top-china-liste/die-10-schoensten-geologischen-parks-in-china.htm]

Wer noch mehr über den Steinwald lesen und lernen will, guckt hier weiter:
http://german.china.org.cn/environment/archive/karst/2007-05/28/content_8311694.htm
http://www.yunnan-china.de/sehenswuerdigkeiten-kunming.html

… und allen, die die Zeit finden für „A Virtual Field Trip to the Stone Forest, Kunming, Republic of China“ sei dies empfohlen:
http://www.uh.edu/~jbutler/kunming/stoneforestkunming.html

Steinwaldbilderbuch auf (da sind übrigens auch Bäume aus richtigen Holz drin!):

Extra-„Antique Cliffy Painting“-Bilderbuch, für alle, die sich nicht vor’m Steinwaldgestrüpp fürchten:


Hermann telefoniert die Landschaft

120 km nach Shilin.

An einem Sonntag im Oktober brechen wir auf. Zu elft starten wir die heutige Etappe. Es geht in Richtung Steinwald (Shilin). Hier begann vor etwa 270 Mill. Jahren eine seichtes Meer abzufließen, gab den Kalkstein frei und lieferte ihn der Erosion aus. Die bizarren Felsnadeln, die so entstanden sind, erstreckt sich heute auf einer Fläche von über 26.000 Hektar.

Doch bevor wir den sogenannten Steinwald bewundern können, müssen wir erstmal 120 km Strecke überwinden. Es geht beständig auf und ab an Mais- und Tabakfeldern, Ginsengplantagen und Gemüsebeeten vorbei. Wir fliegen durch Dörfer, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Ziegenherden stehen meckernd am Straßenrand. Esel- und Ochsenkarren tockern über den Asphalt. Allein die Handys die uns aus den Autos entgegengehalten werden und die vielen Strommasten erinnern uns daran, das wir uns im 21. Jh befinden.

Nachdem wir den ländliche Alltag zur Genüge begutachten könnten, wird die Landschaft größer, höher und weiter. Sehr zur Freude von Hermann, der mit Begeisterung 15-sekündige Filmchen mit seinem Smartphone von der Umgebung aufnimmt, nachdem seine Kamera kurz nach der Ankunft in China den Geist aufgegeben hat. Deswegen fährst er bei jeder Pause voraus „um die Landschaft zu telefonieren“.

Nach unserem Mittagsmahl (Reisnudeln und geröstete Ente) reißt der Himmel endgültig auf und wir radeln im schönsten Sonnenschein. Nur Herman nicht, der vor der Sonne in das Begleitfahrzeug flieht. Gar nicht so dumm, ich habe mir heute einen leichten Sonnenbrand eingefangen.

Leicht dezimiert fahren wir nun zu zehnt weiter Richtung Steinwald, bewundern die gigantischen Ausblicke, erwischen einen klitzekleinen Regenschauer und erspähen die ersten Kalksteinfelsen. Kurz nach der Ortseinfahrt sammelt sich unsere Truppe wieder und nachdem wir Beat aus den Fängen einer höchstmotivierten Herbergsmutter befreien konnten, er hatte bereits seinen Pass im ersten Hotel, das er erspähte abgegeben, machen wir uns, so frisch es nach 120 km eben geht, an den Endspurt zum Hotel.

Dieses liegt schön ruhig, aber allerdings etwas ab vom Schuss, so daß wir eine kleine Nachtwanderung von 30 Minuten in Richtung Restaurant antreten müssen. Belohnt werden wir mit einem Teller lecker gerösteter Wespen. Die Nahrung der Zukunft, eine Eiweißbombe – da hüpft des Sportlerherz. Auf dem Rückweg leuchten uns Mond und Sterne und das Geschrei der Zikaden begleitet uns bis ins Hotel.


Über uns die Regenwolke

98 km nach Xundian.

Da sitzen wir nun in unserer Herberge. Um uns herum die hoch angepriesene Landschaft, aber wir sehen nichts davon. Zuerst Regen und Nebel, jetzt ist es Nacht. Wir haben uns um den kleinen Kohleofen drapiert und trinken heißen Grog.

Der nächste Morgen ist ebenso kühl und feucht. Wir schlürfen die obligatorische Nudelsuppe. Wieder teilen wir uns: Die eine Hälfte fährt im Auto, die andere sitzt auf dem Rad. Es ist wolkig, Aber im Gegensatz zu gestern lässt sich die Landschaft an einigen Stellen sehen. Der Nebel lichtet sich. Man munkelt auch, die Sonne habe sich zu Weilen schon gezeigt.

Zuerst geht es 20 km bergab, in steilen Serpentinen immer Richtung Tal. Die kleine Straße schlängelt sich durch die rotbraunen und grünen Terrassen, der Himmel hängt tief, aber die ersten Sonnenstrahlen kämpfen sich ihren Weg durch die dichte Wolkendecke. Eine dunkle Regenwolke zieht bedrohlich heran, aber wir sind schneller, saußen bergab. Unten angekommen ist die Sonne da. Wir genießen die wärmenden Strahlen. Dann geht es weiter. Im nächsten Dorf ist Marktag. Von Schweinen, Hasen und Hühnern über Haushaltsgegenständen, Kleidung, Gebäck und Obst gibt es alles, was das Herz begehrt. Und: was wir begehren. Wir decken uns mit leckerem frischen Fladenbrot, Schinken, Granatäpfeln, Drachenfrüchten und Gebäck ein und machen hinter dem Dorf, vor dem ersten richtig anstrengenden Anstieg erstmal Picknick. Dann geht es mit vollem Magen den Berg hoch. Dunkelblaugrau rollt die Regenwolke immer näher heran. Aber wir fahren ihr davon. Wieder gehts bergab. Wir saßen unserer mittäglichen Nudelsuppe entgegen. Zur Auswahl gibt es Reisnudelsuppe oder Weizennudelsuppe.

Als wir das Restaurant verlassen, scheint die Sonne ungewohnt warm und wir fahren fröhlich den Berg hoch. Glücklich über das gute Wetter. Doch wieder verdunkelt sich der Himmel und diesmal schaffen wir es nicht. Sosehr wir auch in die Pedalen treten. Der Regenschauer erwischt uns und beschert uns mal wieder eine nasse Ankunft.


Über den Wolken

45 km nach Hongtudi.

Ich sitze vor dem riesigen Panoramafenster meines Zimmers mit Blick auf die berühmten Terrassenfelder „rote Erde“ und sehe exakt nichts. Dicker Nebel wabert vorüber und hüllt alles in einen milchigen Schleier. Der Strom ist bereits zum zweiten Mal an diesem Tage ausgefallen. Der Generator schafft es nicht die Bedürfnisse so vieler frierender Ausländer zu erfüllen. Ergo – die Heizdecken bleiben kalt. Einzige Wärmequelle ist das in einer riesigen gusseisernen Kanne auf einem irdenen Kohleöfchen bereitete heiße Wasser. Wir umklammern also unseren Tee, blasen Rauchwölkchen darüber. Was für ein Unterschied zu unserem tendenziell überheizten Zimmer in Dongchuan.

Bereits der Blick aus dem Fenster heute Morgen verhieß nichts gutes. Regennasse Straßen. Kaum haben wir uns an trockenes Wetter und ein klein bisschen Wärme gewöhnt, sind die Regenwolken wieder da mit ihrer durchaus demoralisierenden Wirkung auf die Truppe. Zehn von uns entschließen sich mit dem Auto unser heutiges Etappenziel zu erreichen.

Reinold, Helmut und Gerhard lassen sich aber nicht abschrecken und schwingen sich auf die Räder, ist doch für heute eine landschaftlich phänomenale Landschaft angekündigt. Ziemlich holprig geht es für uns los über schlechte, schlammige Straßen durch Chinas Hinterhöfe den Berg hinauf. Nach ein paar Kilometern treffen wir an einem Abzweig auf Xiao Luo und Xiao Luo sowie Christine, Maria und Jan, die sich noch ein wenig den Berg hoch fahren lassen, dann leisten sie uns Gesellschaft.

Zu siebt also ziehen wir uns in weiten Serpentinen den Pass hinauf. Die Straße breit und kaum befahren, der Ausblick traumhaft, wenn man denn etwas sähe. Doch mit jedem Meter, den wir uns nach oben kämpfen, scheint es etwas besser zu werden. Schon brechen wir durch die unterste Wolkenschicht und bemerken plötzlich, dass wir auf eine Berggrad entlang radeln unter und neben uns die Gipfel der benachbarten Berge. Wolkenfäden ziehen vorüber. Alles ist friedlich und still. Auch der Regen hat sich nach und nach aufgelöst. Der Nebel, der uns die schönsten Ausblicke verwehrt, hat etwas durchaus mystisches und wir beginnen die Fahrt zu genießen bis, ja bis etwa 5 km vor dem Ziel eine leichter Niesel verbunden mit einem ekelhaften Gegenwind einsetzt, der unaufhörlich stärker wird und sich zu einem amtlichen Schauer entwickelt. Durchweicht und frierend erreichen wir nach vier Stunden unsere Herberge. Im Eingang brennt ein heimeliges Feuerchen und vor der Tür werden Kartoffeln geröstet. Nun hoffen wir auf Elektrizität….