Eine Weltreise beginnt zu Hause

Wenn man sich für eine Teiletappe einer Weltreise von 167 Tagen entscheidet, steht man unweigerlich vor der Frage, was nehme ich mit auf diese lange Reise. Gewisse Rahmenbedingungen sind durch die Fluggesellschaft gegeben. Nach Xi’an waren 23 Kilo erlaubt, zuzüglich Handgepäck von 5 Kilo. Ganz schön wenig, ging es mir durch den Kopf.

Bei dieser Reise fährt ein Begleitfahrzueg mit und transportiert das Gepäck, von daher konnte ich mich auf die 23 Kilo konzentrieren.

Ich packe den Koffer
Es soll ja Ehepaare geben, wo die Frau den Koffer packt. Bei uns ist das gar nicht so, meine Frau weigert sich durchs Band so was zu tun, darum muß ich es selber machen.

Extrem wichtig dabei ist, dass man nichts vergisst. Bei meiner letzten Fahrradtour durch Indien habe ich die Socken vergessen. Vermutlich ist es einfacher in der Schweiz trotz Burkaverbot eine Burka zu kaufen als in Indien ein Paar Socken. So blieb mir nichts anderes übrig, als die Socken jeden Tag auszuwaschen. Nach 4 Wochen sahen sie aus wie indisches Toilettenpapier, absolut durchsichtig.

Ab in den Süden
Ein letzter Wettercheck im Internet bestätigt, Xi’an 35 Grad. Da wir Richtung Süden fahren, soll es ja statistisch gesehen heißer werde. Ich lasse alle warmen Kleider zu Hause und stell mich auf einen heißen Sommer ein. Übersehen habe ich die hohen Berge in China und da war es ziemlich kalt.

Wie ein Papagei
Ich packe nun alle Fahrradleibchen und Fahrradhosen ein, welche ich mir in den vergangenen Jahren zum Vatertag, Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt habe. Ich war diesbezüglich sehr großzügig zu mir und es ist was zusammengekommen. Insgesamt 12 Leibchen, 8 Fahrradhosen 8 Paar Socken usw. Ich liebe es, wie ein farbiger Papagei durch die Welt zu radeln. Die Reisetasche ist voll, ich stelle das Gepäck auf die Waage, es sind 23 Kilo. Als Anfänger in dieser Szene wurde ich rasch durch meine Mitradler belehrt. Man kann die Kleider auch abends auswaschen und morgens wieder anziehen, dann genügen 2 Leibchen empfiehlt man mir. Andere Vorschläge haben mich nicht überzeugt, verbrennt man täglich mehr als 3000 Kalorien, bleibt einiges in der Kleidung hängen, ich will ja beim Radeln keine Duftwolke hinter mir herziehen und meine Mitradler vergrauen.

Sponsoren und Werbung
Viele Mitradler tragen noch irgendwelche Werbung auf den Trikots z. B. für Fahrradschaltsysteme oder längst vergangene Radtouren. Dadurch ist morgens immer gleich ein Gesprächsthema da und es wird uns nie langweilig.

So oder so, ich wechsle die Wäsche bei dieser Hitze bis dreimal täglich. Spannenderweise fällt mein merkwürdiges Verhalten den meisten Frauen auf. „Morgens hast du doch grün getragen und jetzt bist du gelb gekleidet“, meint eine Mitradlerin.

Unterschied Frau und Mann
Frauen sind generell aufmerksamer und modebewusster als Männer.

Zieht eine Frau nach 20 Ehejahren wieder einmal einen Minirock abends an, meint der Mann: „Schatz kannst du mir ein Bier holen und den Fernseher anstellen. In 5 Minuten beginnt die Sportschau.“ Männer jedoch kaufen nur neue Kleider wenn die Knöpfe nicht mehr zugehen. Oder wenn die Arbeitskollegin meint: „Schönes Hemd, gibt es das auch noch in deiner Größe?“

Helm
Dann ist noch das schwierige Thema Helm. Die Teilnehmer dieser Weltreise sind sehr diszipliniert und tragen alle einen Helm. Die Einen haben einen modernen, farbigen Helm, andere tragen einen Ausrangierten und werden ihn am Ende der Reise entsorgen. Die Reiseleiter erkennt man daran, dass sie keinen Helm tragen. Ich habe einmal dieses heikle Thema angeschnitten, es gab einen richtigen Adrenalinschub und 100 Beispiele, warum Helmtragen schlecht ist. In Zukunft lasse ich das Thema ruhen. Die ganze Sache erinnert mich etwas an die Gurtenpflicht beim Auto. Was lief da im Vorfeld ab. Hartmut ist vor einigen Wochen gestürzt und mit dem Helm auf dem Asphalt aufgeschlagen. Er meint dazu: „Lieber einen gespaltenen Helm als einen gespaltenen Schädel.“

Wie weiter?
So oder so, ich werde weiterhin als farbiger Papagei mit Helm durch die Gegend fahren. Im Hotel bleibt mir nichts anderes übrig, als weiterhin meine große Tasche, meinen Rucksack und meine Lenkertasche von Hotel zu Hotel zu schleppen und das in den verbleibenden 90 Tagen.

Ein Kommentar:

  1. Hab mich köstlich amüsiert, beim Lesen der letzten Blogeinträge……ich packe meinen Koffer;+)

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