Entspannen und Technik-Check bei Kosakin Ija (казачка Ия)

Bilderbuch am 100. Reisetag im Wald nahe Tulun, bewölkt und eher frisch als Sommer, nachmittags leichter dann heftiger Regen

Tulun (Тулун) ist eine Stadt mit ca. 45.000 Einwohnern, die schon in der Oblast Irkutsk liegt. Eine erste Erwähnung soll es bereits um 1735 geben. Der Name bedeutet auf Jakutisch Tal. 1927 bekam das frühere Dorf Tulunowskoje dann das Stadtrecht.

Tulun liegt am Streckenkilometer 4795 (ab Moskau) der Transsibirischen Eisenbahn, etwa am Radweltreisekilometer 8190 (ab Berlin, nach meiner Zählung) an der Fernstraße P-255 / M-53 Nowosibirsk-Irkutsk-Listwjanka sowie am Fluss Ija, die als kräftiger Strom durch das Tal fließt. Die Ija (Ия) ist 484 km lang und von Anfang November bis Ende April zugefroren. Wie gut, dass wir am 8. Juli hier angekommen sind. Sommerlich heiß ist es aber gerade auch nicht. 😉 Weiter hinter Tulun mündet die Ija in den Bratsker Stausee, der auch von der Angara durchflossen wird. Wir haben also auf dem Land-, dem Schienen- und dem Wasserwege schon direkten Kontakt zum Baikal!

Von der Stadt bekamen wir nur einen kleinen Eindruck beim Durchradeln zur Unterkunft, die sich einige Kilometer außerhalb an der Ija befindet und eine „Erholungs-Basis“ (ба́за о́тдыхa) mit dem Namen „Kosakin Ija“ (казачка Ия) ist. So richtig gut läßt sich das aber nicht übersetzen, sagen Inna und Viktor.

Wir nutzen also die heutige Stille (die lauten Wochenendgäste sind alle abgereist) und machen tatsächlich mal nichts als entspannen.
R u h e t a g eben!
Wenigstens fast. Nach einigen tausend Fahrkilometern brauchen auch unsere bisher stets zuverlässigen „tout-terrains“ (und auch die beiden Räder von Karin und Martin) ein wenig Pflege.
Dreck wegputzen, Schraubverbindungen fetten, Schwalbe-Reifen kritisch beäugen (alles bestens!) einschl. Luftdruck prüfen, Gatescarbonriemenspannung justieren, wo nötig Magura-Bremsen justieren etc. pp und – ganz wichtig! – Ölwechsel im Rohloff-Getriebe.

Vielen vielen Dank an Gerhard, der uns seine Erfahrungen dabei vermittelte und das technische Management übernommen hatte. So haben nach knapp 4 Stunden auch alle mit den Interna unserer Fahrrad-Hightech-Boliden noch nicht so vertrauten ganz wichtiges hinzugelernt. Hatte ich schon erwähnt, daß bei Karin (B.) und mir seit Berlin außer mal Luft nachpumpen in den hinter uns liegenden über 8000 Kilometern absolut kein technisches Problem aufgetreten ist? Hey Volker – alles perfekt „konfektioniert“ und die richtigen Sponsoren gewonnen! Ach so, an den immer noch wasserdichten MSX-Lenkertaschen mußte bisher auch nix gewartet werden, außer einem kleinen Problem an meinem Schulterriemen. Da half mir übrigens bei einem Aufenthalt in Tjaschinskij ein netter junger Mann im „Remont Obufi“ (Schuhreparatur), der mir nach 15 Minuten gleichzeitigem angeregten Gespräch das Teil genäht und perfekt verklebt mit den Worten zurückgab „Kostet natürlich nichts, ist ein Geschenk Russlands an die tapferen Radfahrer aus Germanija“. Sowas vergißt man den Rest seines Lebens nicht mehr. 🙂

Für den heutigen Abend haben wir uns ein „Buffet“ (Шведский Стол / Schwedski Stol) mit lokalen Spezialitäten (z.B. mit Wild-Fleisch und besonderem Fisch) bestellt, um den Hundertsten gebührend zu feiern, bevor es morgen früh weiter in Richtung Irkutsk geht. Dahin sind es nicht mal mehr 400 km.

Waldbilderbuch auf:

Ein Kommentar:

  1. Hi Peter, jetzt habe ich mich an mein Passwort erinnert und kann auch vom Smartphone kommentieren. (Computerpause im Urlaub ) Herzlichen Dank für den Text, die positive Resonanz und überhaupt dafür, dass wegen euch die Reise so weit gekommen ist!! Hut ab, wir sehen uns in gut 100 Tagen in Chinas Südwesten

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