Auf der Durchreise

Drei etwas zähe Tage von Bayonne nach Bordeaux
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Um ehrlich zu sein, hatte ich diesen Abschnitt durch die französische Region Nouvelle-Aquitaine deutlich schlechter in Erinnerung. Doch in den vier Jahren seit der Erkundung hat sich viel zum Besseren geändert, vor allem gibt es hier plötzlich Überlandradwege, die den Namen auch verdienen. Die gute Nachricht also: Wir fahren die knapp 300 Kilometer von Bayonne bis Bordeaux fast ausschließlich auf Radwegen. Die nicht so gute (schlecht wäre übertrieben): Die Landschaft wird dadurch auch nicht interessanter. Aber wer erwartet schon 800 Tage Filetlandschaft, wenn er um die Welt radelt oder eben, in der Verkürzung, von Santiago nach Paris.

Zumindest kulinarisch müssen wir uns nicht beschweren. Zum (Mittags-)picknick gibt es lokale Wurst- und Käsespezialitäten, Gemüse und einen Schluck regionalen vergorenen Traubensaft (vulgo: Wein) und die Abendessen sind auch nichts für Kostverächter. Höhepunkt der drei Tage: Das All-you-can-eat-Meeresfrüchte-Buffet in Teste-de-Buch, bei dem es uns vor allen die Austern angetan haben.

Fazit: Den wohl langweiligsten Teil der Tour haben wir gut hinter uns gebracht, die Stimmung ist gut und ab heute haben wir Nachwuchs, in Form vom Martina, Ingrid, Oskar und Rainer, die uns bis nach Paris begleiten.

Und falls ihr Lust habt, ein Teil der Radweltreise zu werden oder noch einmal Weltumrundungsluft zu schnuppern: Ab dem 26.05.2022 sind wir auf der Schlussetappe von Münster nach Berlin unterwegs:

Die schönen letzten Meter

Good morning sunshine!

Sonnige 60 km entlang der Nive bei immerhin gut 500 Höhenmeter von St. Jean-Pied-de-Porte nach Bayonne
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Endlich Sonne! Und warme Temperaturen. Ein Flussradweg entlang der Nive, der die eine oder andere Herausforderung in Form von steilen Rampen bereithält. Die eine oder andere Abfahrt mit fliegenden Fahnen. Ein Picknickplatz am Fluss und ein Zielort, der allen ausnehmend gut gefällt.

Ein leckeres Abendessen bei Victor Hugo – so heißt das Restaurant – rundet den Tag ab.

Die grüne Grenze

80 km und gut 1.000 Höhenmeter über die Pyrenäen von Spanien nach Frankreich
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Der Regen sollte um 10:00 Uhr aufhören, also fahren wir zu dieser Uhrzeit los, tatsächlich im Trockenen. Weit kommen wir allerdings nicht, da Frank heute den Pannenteufel verschluckt hat und den Tag gleich mit einer Glasscheibe und einem Platten beginnt.

Um 10:45 sind wir aber dann endlich auf dem Weg, beziehungsweise suchen ihn noch, da ich einmal falsch abbiege und das dann gleich einen Umweg nach sich zieht. Hektisch wird es aber trotzdem nicht, da der Wind von hinten uns den auch nicht sonderlich steilen Berg nach oben bläst. Zwischendrin ein wenig Sonne, zwei kurze Schauer, ein Passrestaurant, das wenig vertrauenserweckend ist und ein weiteres, in dem Baskische Schafzücher anscheinend den kommenden Wahlsieg Le Pens begießen. Mit dem Alkohol waren sie da erfolgreicher. Reinhold, unser Fahrer, wird erst einmal von einem der Schäfer nach dem baskischen Pass gefragt, sonst würde er keinen Zutritt zum Restaurant erhalten. „Spass!“, ruft er und weht mit der Atemluft ein lokales Pastisderivat entgegen.

Über das Mittagsmenü gibt es geteilte Meinungen, einig sind wir uns aber, dass es den Weg in Richtung St. Jean-Pied-de-Port ein wenig schwer machte, obwohl es fast nur nach unten ging. Aber das satte Grün (Überschrift!) der Pyrenäen versorgt uns mit ordentlich Augenfutter. Punkt 18 Uhr waren wir auf jeden Fall in unserer schuckligen und fast luxurösen Herberge und lassen endlich mal wieder die gute China-By-Bike-Tradition des Schmutzbiers aufleben.

Santé!

Und abends hat dann das kleinere Übel gewonnen, wie uns ein kleiner aber lauter Autokorso von Macron-Anhängern verkündet.

Bilderbuchtag mit Ernest

Keine Stiere, kaum Regen, aber eine ganze Menge Spaß
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

In der Tradition der Radweltreise: Ruhetage sind Ruhetage, es wird ein wenig besichtigt und dann ist Wäschewaschen, Wundenlecken und Reflektieren angesagt.

Daher: Das Radweltreise typische Bilderbuch. Ernest war auch ein Meister der Auslassung.

Weine nicht, wenn der Regen fehlt (dam-dam, dam-dam)

Aus dem Rioja in die Navarra
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Es ist trocken. Jedenfalls regnet es nicht mehr. Wir sind ja schon mit wenig zufrieden nach den zwei Regentagen.

Der Regen hatte aber auch etwas Gutes: Die Natur ist förmlich explodiert, es grünt aus jeder Furche. Zuweilen weht der Geruch von frischen Tannennadeln herüber, der Duft der Eukalyptusbäume macht die Schnupfennasen frei und der Raps sorgt nicht nur für gelbes Augenfutter, sondern ist auch olfaktorisch ein beliebter Begleiter. Die gesamte Etappe begleiten uns üppig gelb blühende Senfpflanzen, weißblütrige Obstbäume, meist Birne und Getreidefelder in allen Grünvariationen.

Nachdem wir den Pilgerweg wegen des Regens und des aufgeweichten Bodens die letzten Tage vermieden haben, sind wir heute die meiste Zeit auf dem Jakobsweg unterwegs. Buen Camino!

Und die Weinquelle hällt ein spätes Osterwunder für uns bereit.

 

Da lassen wir uns nicht lumpen:

 

Zum Wein machen wir uns über die Restvorräte an spanischer Wurst und spanischem Käse her. Vor der französischen Grenze muss das aufgegessen sein, wir wollen ja keine Käseeulen nach Paris bringen.

Dann 500 Meter Ausrollen zum Hotel, neu gebaut und mit prächtigem Restaurant. Wir sind gespannt!

Der Nasse Jakob

Zwei durchnässte Etappen von Burgos nach Logroño
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Nun hat es uns doch erwischt: Strömender Regen, Wind von vorne, teilweise in Orkanstärke.

Nass ist er, unser Jakob, und so langsam zeigen sich gleich bei mehreren Bremsen die Verschleißerscheinungen, zerrieben von Matsch und Wasser. Zum Glück mussten wir nicht viel Bremsen, das hat schon der Gegenwind für uns erledigt.

Da tat es ganz gut, dass in Santo Domingo de la Calzada eines der besten Hotels auf der Reise auf uns wartete, mit funktionierender Heizung im Bad und einem Fön. Ganz schön luxuriös, das ehemalige Franziskanerkloster. Vor dem Abendessen besuchten wir noch die Hühner in der hiesigen Kathedrale, die dort seit dem „Hühnerwunder“ untergebracht sind. Auch jenseits des Federviehs ist das durchaus eines ansehnliches Gotteshaus und begeistert selbst die inzwischen ein wenig kirchenmüde Gruppe. Abendessen fand in einer kleinen lokalen Kaschemme statt, die günstig, gut und sowieso das einzig offene Restaurant im Ort war. Nach der Heiligen Woche brummt dem Kneipenpersonal gehörig der Schädel, da machen die meisten zwei Tage zu.

Zwischen Santo Domingo und Logroño ist es weiterhin naß, aber der Wind kommt inzwischen von hinten, es ist weniger feucht und vor allem ein wenig wärmer. Es rollt gut und wir radeln auf etwas umständlichen, aber immerhin gut ausgebauten Radwegen in die Stadt ein.

Morgen ist trockenes Wetter angesagt. Wir freuen uns darauf!

Sonne pur in Burgos

Bilderbuchtag in Burgos
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Ein wenig lecken wir uns die Wunden. Nein, es war kein Hardcore zwischen Santiago und Burgos, aber die Strecken und die teilweise herausvordernden Wetterbedingungen (Wind, Kälte, Regen), fordern ihren Tribut.

Daher tut es heute auch ein halber Tag mit Besichtigungen, ein Spaziergang durch die Altstadt von Burgos, und natürlich eine ausgedehnte Besichtigung unter der gehabt sachkundigen Führung von Christoph, durch die Kathedrale.

Wobei anzumerken ist, dass die vielen Anbauten der Kathedrale heute von keinerlei Genehmigung bekommen würden, und auch zu recht. Obwohl: Die Innenausstattung so mancher angehängten Kapelle lohnt durchaus den Besuch. Die Innenausstattung allemal, nur das der „Fliegenfänger“ leider um ein Uhr nur einmal schnappt.

Am Nachmittag pflegen wir unsere müden Knochen, der eine oder andere macht Siesta, so wie es sich gehört.

Hier das Bilderbuch des heutigen Tages:

Meseta-Meseta-Meseta

Zwei Tage durch die Meseta von Léon nach Burgos
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

„Als Meseta wird das im Zentrum der Iberischen Halbinsel (genauer Spaniens) gelegene, über 200.000 km² große kastilische Hochland bezeichnet. Da der Begriff Meseta aber nicht ausschließlich das kastilische Hochland, sondern Hochebenen allgemein bezeichnet und im geologischen Kontext für meist variszische Gebirgsrümpfe steht, wird sie präziser Iberische Meseta oder auch Iberisches Massiv,[2] im Spanischen auch Meseta Central genannt.“

Wie profan doch Wikipedia die Sollbruchstelle eines jeden Jabobswegpilger, einer jeden Pilgerin beschreibt.

Wir ziehen Hut oder besser gesagt Helm vor den Pilgern, die sich diese 200 Kilometer Weite zu Fuß antun. Sicher ist die Meseta nicht ohne Reiz, vor allem, wenn man hier wie wir in zwei Tagen durchrauscht und die Highlights, die tollen Kirchen in Carrion de los Cordes und Fromista mitnimmt, und einen malerischen Abschnitt am Kastilianischen Kanal genießt.

Hilfreich ist auch, dass wir mit wenigen Stunden Ausnahme Sahnewetter hatten. Uns hat die Meseta jedenfalls Spaß gemacht. So mancher Pilger gibt hier auf, oder macht es wie Hape: Er nimmt den Bus.

Rosenmontag am Karfreitag in Spanien am Jakobsweg (Party!)

Karfreitag in Léon
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Die Etappen zwischen Sarria und Léon waren hart, die die Abende lang und der Wein schmackhaft. Darunter litt der Blog, beziehungsweise der Blogschreiber.

Daher machen wir es jetzt wie Ostern, das letzte vor dem Eigentlichen, und zäumen das Ganze vom Ende auf.

Karfreitag in Léon, mit einem Bilderbuch:

Mit Gaudi nach Léon

Genussetappe von Astorga nach Léon
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Ausschlafen. Fenster auf – Sonne schnuppern. Blick auf den Gaudi-Palast und die Kathedrale von Astorga. Ein wenig launige Besichtigung, dann ein wenig radeln. Raciones, spricht Tapas mit Blick auf die alte Römerbrücke in Hospital de Órbigo.

Dann das Einradeln nach Léon, Unterkunft in den Außenbezirken, da die Innenstadt an Ostern voll ist. Als Bonus Zimmer mit Balkon.

Läuft!