Durchatmen.

Ruhetag in Xichang

Heute lassen wir es gemütlich angehen. Das haben wir uns nach den letzten Etappen auch verdient. Um neun Uhr stürzen wir uns ins geschäftige Treiben auf der Straße vor unserer Herberge und fallen hungrig in einer der reichlich vertretenen Frühstückslokale ein. Es gibt luftige Mantou, Baozi, Youtiao und Nudelsuppe natürlich. Besonders gut kommen die Fladen mit Taro-Füllung an. Allein die Wirtin und ihr Mann scheinen mit der Vielzahl an Gästen ein wenig überfordert. Wir hoffen sehr, dass sie morgen auf den Ansturm vorbereitet ist. Nachdem Frühstück begleitet Isabelle Hartmut in den Massage-Salon in der Hoffnung, dass seine Schmerzen dadurch ein wenig Linderung erfahren. Wir Übrigen machen uns auf die mingzeitliche (allerdings 2005 restaurierte) Stadtmauer zu erklimmen, um uns die Stadt von oben anzusehen. Auf Höhe des Hotels fängt uns allerdings die Dame des Hauses ab. Wir müssen noch einmal zurück. Die örtliche Polizei ist besorgt um unsere Sicherheit und spielt mit dem Gedanken, uns auf die Mauer zu begleiten. Zu unserem Schutz, versteht sich. Ein kleiner Wortwechsel mit den beiden freundlichen Beamten und unserer Zusicherung, dass es uns gut geht und wir uns bei Problemen umgehend bei der Polizei melden, reichen aus und wir erhalten die Erlaubnis alleine die Mauer zu besichtigen. 

Den eher symbolischen Eintrittspreis von 1 Yuan bezahlen wir gerne und feilschen nicht um Rentner-Ermäßigung  – obwohl das wahrscheinlich eine gute Gelegenheit gewesen wäre, die 5-Jiao-Scheine loszuwerden- und schlendern entspannt über das Bauwerk. Von hier oben hat man einen guten Überblick auf das alte diesseits und das  neue Xichang jenseits der Stadtmauer. Nach diesem offiziellen Teil verfolgt jeder seine eigenen Pläne. 

Unser Hotel liegt an einer der Magistralen, die durch die Altstadt führt. Bereits hier gibt es einiges zu entdecken: Vom Haushaltswarenladen über den Obststand und die Erdnussöl-Presse findet man hier alles was das Herz begehrt. Vor allem Apotheken, Metzgereien und Schnapsläden sind mehrfach vertreten. 

Ein wenig weiter oben haben wir sogar eine Art „Café“ entdeckt. Das heißt: Hier gibt es Cappuccino. Das müssen wir probieren. Leider werden unserer Erwartungen enttäuscht.  Das edle Gebräu wird nicht von einer italienischen Siebträgermaschine  erzeugt, im Gegenteil: Es handelt sich um eine Mischung verschiedener Pulver und Soßen, die mit heißem Wasser aufgegossen wird. Obendrauf landet ein kräftiger Schlag einer säuerlichen, schaumigen Masse, mutmaßlich ein Frischkäse-Sahne-Gemisch. Die süße, „hochkaloröse“ Plörre hinterlässt einen eigenartigen Geschmack und ein dumpfes Gefühl im Magen. Der unvorsichtige Genuss dieses Getränks löst vor allem bei Christine und mir ein Unwohlsein aus, dass sich bis in den Abend zieht.

Beim Abendessen kann Christine aber schon wieder genüßlich zulangen, während der Anblick der reich gedeckten Tisches mir heute ausnahmsweise mal keine besondere Freude bereitet.

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