Sandkastenspiele

114 km von Grudziadz nach Ostroda, Sonne, warm und das himmlische Kind aus der falschen Richtung

Sieht man mal vom ersten Tag ab, wurden wir bisher vom Wetter verwöhnt. Eine Woche ist es her, dass wir vom Brandenburger Tor losgeradelt sind, bei Schneetreiben, Eiseskälte und nasskaltem Wetter. Seit dem 02. April wird das Wetter Tag für Tag besser und der Wind trieb uns in angenehmer Stärke beständig in Richtung Osten. Über 500 Kilometer lang, bis heute.

Und ausgerechnet auf der ersten (von vielen) Königsetappen der Weltreise dreht der Wind und bläst uns die meiste Zeit kräftig ins Gesicht, oder, wenn wir Glück haben, nur in die rechte Seite.

Zu allem Unglück müssen wir auch erst einmal aus dem Weichseltal heraus. Das sind nur 100 Höhenmeter, aber die tun heute ein wenig weh. Am Ende der Tagesetappe werden es 700 sein.

Auf halber Strecke begrüßt uns der lokale Vertreter der nicht so anonymen Alkoholiker in der Dorfkirche. Als wir ihm von unser Reise erzählen, schlägt er die Hände über dem Kopf zusammen und murmelt die nächsten fünf Minuten „Oh no, oh no, oh no!“.

Ähnliches würden wir gerne rufen, als sich die potentielle Abkürzung als Sandkasten entpuppt und uns auf einen kleinen windintensiven Umweg schickt. Das alte Problem in Polen, das mich schon auf der Erkundung zur Verzweiflung getrieben hat: Die wenig befahrenen Nebenstraßen zu finden, die zwischen chaotischen Hauptstraßen und tiefen Sandpisten führen, ist wohl eine Lebensaufgabe (oder eine Frage der weiteren EU-Fördernung, die zumindest in den großen Strecken für eine teure, aber nicht immer sinnvolle Radinfrastruktur gesorgt hat).

Eins aber ist sicher: Vom Fahrverhalten der polnischen Autofahrer könnten sich die deutschen Kollegen so einiges abschneiden. Selten so viel Rücksicht als Radfahrer erlebt!

Nach guten 110 Kilometern Strecke rollen wir schließlich zum Seeufer in Ostroda und verbinden mal wieder Schmutzbier mit Abendessen. Mit tschechischem Bier in den Sonnenuntergang. Dazu böhmische Knödel und so manche tierische und vegetarische Sauerei. Man gönnt sich ja sonst nichts!

Und ganz ehrliche: Nach dem heutigen Tag haben wir es uns verdient!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert