Wie die Maden im Speck

Gut 80 km nach Qiaojia.

Die harten Etappen die hinter uns liegen fordern ihren Preis. Unsere Gruppe dezimiert sich merklich. Hartmut knabbert arg an den Nachwirkungen seines Sturzes und kaum ist Reynold wieder halbwegs auf den Damm, teilen sich Hans und Beat die Rückbank in Xiao Luos Minibus und fressen sich durch unsere Obstvorräte (wie die Maden in der Minibanane).

Dabei ist die heutige Strecke wirklich etwas für Genießer. Wunderschöne Landschaft, immer an der Uferstraße entlang. Meistens bergab, zwischendurch flach wellig bergauf, alles machbar, alles entspannt. Die offene Landschaft wird hie und da von traditionellen kleinen Ansiedlungen unterbrochen, die in ihrem Stil schon sehr an Yunnan erinnern, in dessen Richtung wir uns unaufhörlich bewegen. Überall werden die kleinen leckeren Bananen angeboten, außerdem Papayas und Mangos. Xiao Luo füllt ihre Vorräte auf. Die Bananenstauden haben die Maiskolbengirlanden abgelöst meint Ingemarie. Und das stimmt. 

Ansonsten scheint diese Gegend hier ganz groß in der Seidenraupenzucht zu sein. Kilometerweit erstrecken sich Maulbeerbaumplantagen. Die halb abgeernteten Pflanzen erinnern irgendwie an Staubwedel. 

Und wieder geht es bergab. Unten landen wir plötzlich auf einer riesigen Prachtstraße, siebenspurig und von futuristischen Lampen flankiert.  Hier können wir wie die glorreichen Sieben einreiten, ist dazu Jans’ Kommentar. Wir fahren trotzdem weiter artig in  Reih und Glied. Und reiten zeitnah in einer Garküche ein um unsere mittägliche Nudelsuppen/Maultaschen/gebratene Nudeln abzufassen.

Das heutige Etablissement ist auf Lammfleisch spezialisiert. Hans und Beat, die im Auto vorgefahren sind, bekommen vom Koch das Handy vor die Nase gehalten: Wirst Du Lamm? steht da. Damit wäre das also auch geklärt. Nach der Mahlzeit wird noch die Eistruhe geplündert, dann begutachtet der Koch noch fachmännisch die Ältesten unserer Truppe und die Fahrräder eh er uns von dannen ziehen läßt.

Und wieder geht es bergab. Am Wegesrand reiht sich Dorf an Dorf. Staunende Gesichter, die ihr Handy zücken um uns zu filmen, lachen und winken. An der einen Stelle wird Mais zum Trocknen umgeschichtet an andere Stelle wir ein Mann fachmännisch entlaust. Das alltägliche Leben eben. Einen kleinen Dämpfer verpasst uns nur die verhältnismässig kurze aber stark befahrene Einfahrt in das Städtchen.


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