Ein ganz normaler Tag

223. Radweltreisetag von Oudomxay nach Muang Khua, 100 km, perfekte Bedingungen

An meinen Schlafgewohnheiten hat sich nichts geändert. Ich lege mich abends nach den langen Tagesetappen müde ins Bett und schlafe wunderbar, bis mich der Hahn aus der Nachbarschaft weckt. Manchmal sind es auch die musischen Klänge der laotischen Propagandamaschine, welche mich frühmorgens aus dem Schlaf reißen. Kein Problem, der Wasserkocher steht bereit, Nescafé (vom Hotel spendiert) versüßen mir das Aufstehen.

Nun läuft alles routinemäßig ab. Nicht ganz, ich suche den Duschschlauch im Badezimmer, irgendwo an der Wand ist die Mischbatterie, wunderbar, warmes Wasser ist vorhanden. Ein letzter Kontrollblick zur Steckdose. Nach Möglichkeit sollte diese nicht mit Wasser in Berührung kommen, ich möchte ja unversehrt bis Singapur durchradeln. Nach dem ganzen Duschvergnügen, oh Schreck, der Ablauf im Boden ist an der höchsten Stelle im Badezimmer. Das Wasser hat mittlerweile das Schlafzimmer erreicht. Auch das ist kein Problem, Handtücher sind zahlreiche vorhanden und lösen das Problem.

Das Frühstück in Laos hat westliche resp. amerikanische Züge angenommen. Trump ist auch hier allgegenwärtig. Nudelsuppe adé, es lebe dieses amerikanische Frühstück und laotischen Kaffee gibt es auch. Diese Abkehr von der Nudelsuppe ist nicht allen gut bekommen. Die Plätze im Begleitfahrzeug waren zeitweise rar. Man spekulierte über den sprunghaften Anstieg der Magen-/Darmprobleme. War es jetzt das Mittagessen, die Nahrungsumstellung oder die Sonne? Na ja, es lässt sich nichts ändern, Kohletabletten oder Immodium sind noch in genügender Anzahl vorhanden.

Die Landschaft in Laos ist wunderbar, es lässt sich hier gut radfahren. Ab und zu kommen uns Busse mit Backpackern entgegen. Kunming – Vientiane steht da auf der Frontscheibe geschrieben. Ich bevorzuge lieber das Fahrrad, lasse meine Seele baumeln und träume vor mich hin. Ach du Sch… das Loch in der Straße habe ich voll übersehen. Im letzten Moment konnte ich noch meinen Lenker hoch reißen. Das Vorderrad schafft es unversehrt, das Hinterrad knallt mit voller Wucht ins Loch rein. Glück gehabt, mein Toutterrain hat diesen Fauxpas ohne Schaden überstanden. Es geht weiter, das Hotel ist nur noch wenige Kilometer entfernt. Maria und ich fahren vorne weg, wir drücken mächtig in die Pedale und liefern uns ein Kopf an Kopf Rennen. Peter meint danach sind wir hier an einer Sportveranstaltung? Das abendliche Bier haben wir uns nach dieser herausfordernden Radreise verdient.

Ein toller Tag.

Fotos: Oliver Schmidt


Bergetappe in Laos

222. Radweltreisetag von Luang Namtha nach Oudomxay, 117 km, sonnig, bergig, schön

Die heftigen Bergetappen in China haben uns Weltradler stark gemacht. Wir sind jetzt gut trainiert und fahren ein zügiges Tempo. Eine echte Herausforderung für jeden Reiseleiter, der neu zur Gruppe hinzustösst. Nicht so bei Oliver, er pendelt bei den Etappen von vorne nach hinten und fährt mit einer Leichtigkeit die Berge rauf und runter. Die heutige Etappe mit 1800 Höhenmeter ist heftig. Die Gruppe kämpft immer noch mit Magen-/Darmproblemen und die Meisten ziehen das Begleitfahrzeug vor. An diesem Tag ist es eher ein Lazarettfahrzeug. Die Radtour mutiert zur Privattour.

Um 17 Uhr erreichen Oliver, Hartmut, Beat und der laotische Reiseleiter das Hotel. Wir werden mit einem kühlen Drink empfangen.

Seit der Grenze zu Laos habe ich die Gruppenkasse übernommen. Zeitweise verfüge ich über mehrere Millionen. Schön, endlich mal reich zu sein, sagt ein armer Schweizer. Leider schmilz das Geld nur so dahin. Ein Nachtessen für die Gruppe kann durchaus mal 800‘000 kosten. Oder halt umgerechnet 80 Euro, was wiederum günstig ist. Die Begeisterung für Laos steigt von Tag zu Tag. Es gibt viele Früchte, Kaffee, feines Essen und das Wetter spielt auch endlich mit.

Fotos: Oliver Schmidt