Sommerhitze in Kjachta

114. Reisetag, von Gussinoosersk bis Kjachta, 124 km bei 28°C

Morgens nach dem Frühstück fuhren wir weiter zur russisch-mongolischen Grenze. Die ersten 51 km waren sehr angenehm – frisch und nicht zu sehr bergauf. Nach einem Anstieg von nur 2 km ging es dann wieder bergab. Unterwegs haben wir 4 Stupas gesehen (in dieser Region liegt der Geburtsort von vier Hauptlamas in Russland), dann ein buddhistisches Kloster und ein paar Kilometer weiter ein orthodoxes Kloster. Danach wollten plötzlich viele, viele Schafe und Ziegen die Autobahn überqueren. Für die Einheimischen ist das eine ganz normale Situation 🙂

Die Landschaft hat sich später total geändert – es gab keinen Wald mehr, sondern nur noch Hügel und Steppe. Dann kam wieder ein Nadelwald mit Pinien (pinus daurica) und wir dachten, dass dies ein schöner Ort sei, um ein Picknick zu organisieren. Viktor und ich haben einen Platz auf der Spitze eines Hügels gefunden. Nach dem Picknick ging es drei Kilometer den Berg hinunter, gerade nach dem Essen eine herrliche Abfahrt! Aber danach kam die Hitze, über 28 Grad – eine echte Herausforderung.

Acht Kilometer vor unserem Hotel stand eine Passkontrolle. Dort darf man keine Fotos machen, aber die Beamten waren sehr nett gewesen und auch ein bisschen erstaunt, dass einige von der Gruppe schon von Berlin mit dem Fahrrad gekommen sind.

Dann radelten wir noch 8 km in Richtung des Hotels. Als wir in die Stadt ankamen, wollte ich zum ersten Mal GPS benutzen, um den Weg zu finden. Das war keine gute Idee, wir haben eine Runde gemacht; es war unmöglich, mit diesem GPS auf der Straße zu fahren. Aber wir haben schöne Fotos von der höchsten Stelle der Stadt gemacht, und ebenso ein sehenswertes Monument entdeckt.

Bevor wir im Hotel angekommen sind, hat Viktor noch 8 Flaschen Bier für uns besorgt. Nach so einem heißen Tag war das etwas wirklich Gutes. Das Abendbrot haben wir in eine “Jurte” bestellt. Und dazu haben wir einheimisches Bier probiert, das “Der Schamane” hieß. Normalerweise bekommt man in diesem Restaurant kein Bier, sodass wir es schon vorher kaufen mussten.

Morgen werden wir die russisch-mongolische Grenze überqueren. Heute war somit der letzte Tag und das letzte Stück mit dem Fahrrad in Russland.


Das buddhistische Kloster Iwolginsker Datzan und Gartenmarkt in Orongoj

113. Reisetag, von Ulan-Ude bis Gussinoosersk, 124 km bei 15° bis 27°C

Morgens nach dem Frühstück im Hotel “Ulan-Ude” sind wir wieder weitergefahren. Nach 36 km Fahrt haben wir eines der Hauptklöster des Buddhismus in Russland erreicht – Iwolginsker Datzan (es wurde 1946 errichtet). Dort haben wir einen Rundgang gemacht und einige Tempel besucht (Tempel heißt auf Russisch “Dugan”, und buddistische Stupa heißt hier “Suburgan”). Dieses Kloster ist eigentlich eine Universität (mit nur drei Fächern: Astrologie, Medizin und Kunst) und stellt gleichzeitig das Zentrum des Buddhismus in Russland dar. Hier befinden sich die heiligen Gebeine des Hambo-Lama Itigelow. Er hat sich für den Lamaismus geopfert und ein Wunder vollbracht: Hambo-Lama Itigelow lag 70 Jahre unter der Erde; als er in den 90er Jahren ausgegraben wurde, hatte er noch flüssiges Blut und bewegliche Gelenke. Aber die heiligen Gebeine haben wir nicht gesehen – es ist nur acht Mal im Jahr möglich.

Nach dem Klosterbesuch fuhren wir weiter. Der nächste Stopp war ein Gartenmarkt in der Nähe der Siedlung Orongoj. Dort haben wir Honigmelonen und Wassermelonen vom Gewächshaus gekauft und drei Kilometer weiter einen kurzen Halt für eine Mittagspause eingelegt. In Orongoj kocht man die berühmten “Orongoj buuza (posy)”, diese Art von Teigtaschen ist zweimal größer als normale Teigtaschen 🙂 Drei von uns haben das bestellt. Es war sehr lecker.

Fürs Mittagessen hat Viktor frisch gesalzene Gurken gekauft. Es war wirklich eine gute Idee. Nach dem Essen wollten wir nicht so viel fahren. Aber 46 km warteten auf uns. Gegen Abend sind wir dann beim Gästehaus angekommen und haben unsere Fahrräder in einem ganz kleinen Zimmer geparkt. Danach gab es Abendessen und eine Wassermelone. Morgen wird unser letzter Tag in Russland. Wird es heiß wie heute oder regnet es? Das werden wir morgen genau wissen. Dann – bis morgen!


Eine echte Herausforderung mit kleinem Gebirgspass

111. Reisetag, von Possolskoje nach Ulan-Ude, 147 km bei 20°C

Am frühen Morgen sollten wir uns von Ulyana (der Gastgeberin) verabschieden und noch ein Stück von knapp 150 km weiterfahren. Das Wetter war sehr angenehm, nicht heiß und kein Regen. Wir sollten 12 km in Richtung Possolskoje zurückkehren und dann weiter die Hauptstraße entlang fahren. Kurz vor Ende von diesem Stück haben wir ein Schild gesehen mit dem Hinweis „40% Steigung“, solche steilen Steigungen sind uns noch nie begegnet. Aber ich vermute, es sollte 4% sein.

Danach ging es die Hauptstraße entlang, wo auf einmal der Wind aufkam. Die Landschaft war ganz flach, aber bei dem starken Wind war es ziemlich anstrengend, mit dem Fahrrad zu fahren (und natürlich blies der Wind ganz schön ins Gesicht). Es wurde von der Gruppe entschieden, die Mittagspause in einer Kantine zu machen; anfangs gab es dort keinen Tisch mehr, aber wir haben uns dann einfach selbst einen besorgt. Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter und ca. 20 km später sollten wir einen ganz kleinen Gebirgspass überwinden. Um ehrlich zu sein, für einige von unserer Gruppe war diese Strecke von knapp 150 km plus der Gebirgspass eine Herausforderung. Aber wir wollten alles schaffen. Und das hat geklappt! Bergauf ging es nur die ersten 2 km von 9 km des Gebirgspasses, ich war die Letzte. Und… wir haben eine tolle Gruppe – sie haben auf mich gewartet, mich angefeuert und Sven und Gerhard haben mir noch eine Süßigkeit geschenkt.

Auf der höchsten Stelle des Gebirgspasses haben wir einen Mann aus Novosibirsk getroffen. Er sprach sehr gut Deutsch und wollte sich sehr gerne mit uns unterhalten. Am Ende des Gesprächs hat er uns eine Visitenkarte von sich gegeben. Und wir haben ihm den Aufkleber der „Radweltreise“ geschenkt. Dann konnten wir 7 km bergab fahren.

Nach der Abfahrt gab es einen wunderschönen Ausblick. Wir wollten unbedingt ein Foto machen. Die Landschaft wurde danach wieder flach.

Um 19 Uhr sind wir dann am Hotel angekommen, haben die Zimmer bekommen und um 20 Uhr in einem buryat-mongolischen Restaurant zu Abend gegessen. Als wir zurück zum Hotel kamen, war es fast schon Nacht, wir haben einen kleinen Stopp vor einer Fontäne gemacht (es spielte ein wenig Musik und das Wasser war mit Licht gefärbt). Dann blitzte es in der Ferne und wir vermuteten, dass es später in der Nacht noch gewittern würde.

Es war ein voller, anstrengender Tag, knapp 150 km dem Wind entgegen und mit dem kleinen Aufstieg. Aber wir haben das alles geschaffen, niemand ist im Auto gesessen. Und morgen werden wir dann einen Ruhetag in der Hauptstadt der Republik Buryatien genießen – in Ulan-Ude.


Von Geisterzügen und sonstigen Verkehrsmitteln

109. Reisetag, von Tanchoi (Perejemnaja) nach Possilskoje, 103 km bei 18° – 23°C

Die Übernachtung war ziemlich interessant. Das Gästehaus befand sich ganz in der Nähe von einer Eisenbahnlinie. So hat unser Zimmer jedes Mal stark gewackelt, wenn irgendwelche Züge vorbei gekommen sind. Das erinnerte mich sehr an den Film “Trio aus Belleville”.

Am frühen Morgen fuhren wir mit dem Auto 10km zum Frühstück. Danach kehrten wir wieder zurück ins Gästehaus und Peter wollte nicht mit dem Fahrrad, sondern mit einem Auto fahren. Aber das Auto war zu klein und gehörte einem Kind.

Als “Abreisefoto” wollten wir alle gerne endlich ein Foto direkt am Ufer vom Baikal machen. Das Wetter heute war nicht schlecht – es regnete ein bisschen am Anfang und später kam dann langsam die Sonne.
Die Strecke war sehr angenehm, aber mit Anstiegen – für mich persönlich war das ziemlich anstrengend. Aber Martina und Sven waren super nett, haben auf mich gewartet und mich beraten, wie man besser bergauf fahren kann. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, das hat mir sehr geholfen.

Unser Mittagessen war heute auch ein Picknick – unterwegs gab es nicht so viele Siedlungen und Kneipen. Danach hatten wir noch ein Stück Straßenbau gehabt und bogen von der Hauptstraße nach links ab- 13 km weiter befand sich unser Hotel für die nächsten zwei Nächte. Unterwegs war die Landschaft wunderschön – fast kein Straßenverkehr, fast alles flach und… die Blumen im grünen Feld. Aber es gab ein kleines Problem – die Straße überquerte die Eisenbahntrasse. Und gerade als wir gekommen waren, wurde der Eisenbahnübergang plötzlich gesperrt. Und 5 Minuten später genauso plötzlich geöffnet (vielleicht war das ein unsichtbarer Zug?!).

Um ca. 4 Uhr nachmittags erreichten wir das Hotel in Possolskoje. Das Hotel lag direkt neben einem Orthodoxen Männerkloster. Nach dem Abendessen wollten wir ein bisschen spazieren gehen – der Sonnenuntergang war wunderschön. So ist noch ein Tag zu Ende gegangen.


Ein Bär und viele Erdbeeren

108. Reisetag, von Sludyanka nach Tanchoj (Perejemnaja), 129 km bei 16°C

Am frühen Morgen sind wir vom Hotel mit dem Fahrrad zum Frühstück ins Restaurant gefahren. In Sludyanka wollte niemand um 7 Uhr morgens Essen für uns 10 kochen, außer Katerina. Sie ist die Eigentürmerin der Gaststätte “Magnit” und war so nett, das Frühstück für uns vorzubereiten. Danach fuhren wir weiter. Es ging wieder eine gefährliche Strecke an der Autobahn entlang und ich habe erneut als Fahrerin des Begleitfahrzeugs ausgeholfen.

27 km nach Sludyanka war dieses Stück zu Ende und… da kamen die Erdbeeren! Die Stadt Baikalsk ist sehr berühmt für ihre Erdbeeren. Und wir haben einen ganzen Eimer gekauft. Dann fuhren wir weiter ohne Begleitfahrzeug. Allerdings war die Gefahr nicht zu Ende – zuerst hat Stefan kaputte Reifen gehabt, dann, als wir die Reifen repariert hatten, kam Karin an den Sammelpunkt und sagte, sie habe einen jungen Bären gesehen. Was kann ich dazu sagen? Das ist Sibirien 🙂

Unser Mittagessen haben wir als Picknick an der Grenze zwischen dem Irkutsk Gebiet und Buryatien organisiert. 40 km später waren wir schon im Gästehaus direkt am Baikal Ufer (Sven hat vor dem Abendessen im See gebadet). Das Abendbrot haben wir in einem separaten Restaurant in Tanchoi gehabt. Danach kehrten wir zurück ins Gästehaus und haben die Banya genossen.

P.S. Gerhard hat heute Geburtstag :). Da können wir ihm gratulieren und eine Extraflasche Bier trinken.
Alles Gute zum Geburtstag, Gerhard!


Auf der Autobahn

107. Reisetag, von Irkutsk nach Sludyanka, 113 km bei 19-23°C

Heute haben wir eine der gefährlichsten Autobahnen Russlands mit dem Fahrrad befahren. Die einheimischen Fahrradfahrer nehmen diese Strecke nicht – normalerweise fahren sie eher mit dem Zug von Irkutsk nach Kultuk und dann weiter nach Ulan-Ude oder Arschan.

Deshalb war es sicherer, noch ein Transportmittel zu benutzen – ein Begleitfahrzeug. Vom Dorf Wedentschina bis nach Glubokaya sind 6 der Gruppenteilnehmer mit dem Auto gefahren und 2 mit dem Fahrrad. Mein Auto hat als Begleitfahrzeug gedient, um die Gruppe sicher ans nächste Etappenziel zu bringen (safety first!). 10 km vor dem Dorf Glubokaya hat es plötzlich angefangen zu regnen (laut Wetterprognose sollte es sonnig sein).

Nach dem Mittagessen haben die 6 sich entschieden, mit dem Fahrrad weiterzufahren (die Straße ging ein bisschen bergauf und dann am meisten bergrunter und flach). Zu dritt sind wir mit dem Auto 2 Minuten später angekommen als die Radgruppe. Dann hatten wir eine Mittagspause im Restaurant Kantine “Karetnyj Dwor” gehabt. Gerhard hat berühmte (aber nur für die Einheimischen von Irkutsk) gebratene Wareniki (kleine Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen) mit Steinbeeren und Äpfeln bestellt. Zwei Portionen. War lecker, wie immer in diesem Restaurant. Dann fuhren wir wieder los bis zur Südspitze des Baikal – der Siedlung Kultuk. (siehe Fotos).

Nach Kultuk war es nicht so gefährlich und ich konnte direkt zum Hotel fahren. Das Abendessen gab es im Restaurant “Goldene Jurte” als kleine Vorbereitung für die Republik Buryatien und die Mongolei. Es war das letzte Abendessen in Irkutsk, morgen überqueren wir die Gebietsgrenze und werden durch Buryatien fahren.

P.S. Wir haben unterwegs noch zwei Fahrradfahrer gesehen (auch Ausländer), aber sie fuhren nach Irkutsk, in die andere Richtung.