Kleine Solo-Tour

Bilderbuch vom Ruhetag in Solo am 340. Radweltreisetag, wolkig-gewittrig und tropisch warm

Die Stadt Solo (oder auch Sala, für kurze Zeit von der Regierung Surakarta genannt, die holländischen Kolonialbesatzer nannten sie Soerakarta) liegt in Zentral-Java, also im Süden Indonesiens in der Provinz Jawa Tengah am Fluss Bengawan Solo. Sie hat etwas mehr als mit 600.000 Einwohner. In der ganzen Region drumherum leben über 3,5 Millionen Menschen.
Solo gilt mit Yogyakarta als eines der beiden Zentren javanischer Kultur, in dem die alten höfischen Traditionen am stärksten fortwirken. Unsere touristischen Begleiter sprachen von Bruderstädten, die einst auf zwei benachbarte Königreiche (Sultanate) aufgeteilt worden waren.
Solo ist neben Yogyakarta ein Zentrum der Batikkunst und ein bekannter Handelsplatz für Batikstoffe und Batikprodukte aller Art. Bekannt ist Solo auch für seine traditionelle javanische Naturmedizin, Jamu genannt, die ihren Ursprung in den Sultanspalästen hat. Dort wurde sie entwickelt und gepflegt. Heute ist dieses jahrhundertealte Wissen durch moderne Medizin ersetzt worden und es gibt nur noch wenige Heiler, denen die Patienten aber vertrauen und die auch teilweise Erfolge in der Bekämpfung diverser Krankheiten vorweisen können.
Eine schon ältere weise Frau bot uns bei unserem Besuch im Sultanspalast eben solche Pülverchen an.
Solo ist auch der Geburtsort des gegenwärtigen Präsidenten Indonesiens, Joko Widodo, der hier von 2005 bis 2012 „Mayor“ (ich denke, sowas wie der Oberbürgermeister) war.
Solo ist ein wichtiger Straßen- und Schienenverkehrsknoten mit gleich vier Bahnhöfen. Das wirkt sich heftig auf die Verkehrsdichte aus. Schienenstränge durchziehen die Stadt (auch in der Nähe unseres bestens ausgestatteten „Harris“-Hotels – hey Volker, das sollte ein dickes Lob sein! 😉 ) und wir mußten schon beim Einradeln über diverse „Bahnübergänge“ hoppeln.
[https://de.wikipedia.org/wiki/Surakarta; https://en.wikipedia.org/wiki/Surakarta; https://en.wikipedia.org/wiki/Surakarta; http://www.museumkeris.com/; https://en.wikipedia.org/wiki/Mangkunegaran; https://www.britannica.com/place/Surakarta: https://encyclopedia2.thefreedictionary.com/Surakarta]

Wir treffen uns nach dem Frühstück mit Audina, die uns für vier Stunden durch ihre Stadt begleitet. Sie spricht perfekt englisch, hat aber auch wichtige deutsche Vokabeln gelernt. Zum Beispiel „Ich liebe Dich“, „die Mannschaft“ (gemeint ist das DFB-Nationalteam) und „Manuel Neuer“ sowie bitteschön und dankeschön.

Zuerst kämpft sich unser Busfahrer durch die verstopften Straßen des wuseligen Straßenverkehrsknotens zum Museum „Keris Pusaka Indonesia“. Ein freundlicher und mit sehr viel wissenswertem bewaffneter junger Mann führt uns von Etage zu Etage und Vitrine zu Vitrine. Wir lernen eine Menge über die Tradition, die Herstellung und die zeremonielle Bedeutung dieser kunstvoll geschmiedeten Stichwaffen mit z.T. sehr aufwendig gefertigten Griffen sowie Scheiden. Ausgewählte Stücke sind sogar sehr sehr wertvoll und teuer.

Nach der Lehrstunde über Dolch-, Messer- und Griffe-Kunst steuern wir das „Museum Batik“ mit „Galerie Batik Kuno Danar Hadi“ an. Hohe handwerkliche Kunst und Tradition! Solche edlen Stücke Batikstoff sind bis zu drei Monate in Arbeit, bevor sie auf dem Ladentisch landen und sie präsentieren sich danach – zu recht – mit stolzen Preisen! Im Museum durften wir leider nicht fotografieren. Nach einer Stunde Rundgang durch die riesigen Räume mit Stoffkreationen der Vergangenheit, der Gegenwart, der Region sowie mit chinesischem, japanischem, holländischem u.v.a.m. Einfluß hatten wir das Gefühl, nur einen Bruchteil aller Schätze wirklich wahrgenommen zu haben.
In der Mini-Workshop-Werkstatt schauen wir drei Künstlerinnen beim „Batiken“ zu. In der eigentlichen Factory, weiß unser dortiger Begleiter, arbeiten etwa 100 Frauen, alle nicht mehr ganz so jung, denn für dieses Handwerk ist jahrelange Erfahrung nötig. Wieviel Lohn sie dafür bekommen, weiß er leider nicht und er hofft mit mir, daß es gut zum Leben reicht.

Dritter Halt: Pura Mangkunegaran, auch Keraton Surakarta, der Palast von Susuhunan Pakubuwono, einem kleinen Javanesischen Hof, eine der Haupttouristenattraktionen der Stadt. Der aufgrund dynastischer Auseinandersetzungen entstandene Junior-Hof Mangkunegaran ist noch gut erhalten und besitzt einen der schönsten Pendopo (offener Pavillon) von Java. Das Mangkunegaran ist unter anderem für seine Gamelan- und Tanz-Tradition bekannt.
Wir konnten zwei Tänzen zuschauen, von denen dort täglich viele als „Workshop“ getanzt werden.
Sehr eindrucksvoll und ausdrucksstark.
In der für die Öffentlichkeit zugänglichen Sultans-Halle war wieder Fotoverbot (im Privatteil wohnt sogar noch ein richtiger Sultan, der „Zehnte“, wenn ich mich nicht irre), aber dann im öffentlichen Teil des Parks wieder.

Ohne Audina hätten wir die besuchten Museen von den verkehrsüberfluteten Straßen nur schwer entdeckt und gefunden. Um so eindrucksvoller, was wir dann alles sehen konnten.
Andres und Werner und konnten leider nicht dabei sein. Sie hatten ein „Date“ bei der „Immigration“. Mit Erfolg. Siehe vorheriger Blogeintrag.

Solo-Bilderbuch auf:

 

Nicht weit vom Keraton Surakarta-Palast befindet sich auch der Vergnügungspark Sri Wedari, der unter anderem auch eines der bekanntesten Wayang-Orang-Theater von Indonesien beherbergt. Astrid und ich waren gestern Abend dort zu einer Vorstellung.
VIP-Tickets für 10.000 IDR in der ersten Reihe, ca. 35 Akteure einschl. Musiker und Sängerinnen und etwa 30 Zuschauer/innen, die stellenweise hoch emotional mitgingen und applaudierten. Nur wir nicht, denn wir hatten ein Sprachproblem bei den z.T. längeren Dialogen …
War aber trotzdem ein 2,5-h-Erlebnis vom Besten.
Hier ein paar Impressionen davon als Zugabe:


Ein Kommentar:

  1. Lieber Peter, danke für das dicke Lob, tut ja auch mal gut! Bis dann in zwei Wochen! Kinder, wie die Zeit vergeht! 😉

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