Kunst am Bau

Tag 365 der Radweltreise, 79 km entlang des „Silo Art Trail“, Wind aus der falschen Richtung

Nach 141 Kilometern wirkt eine 80-Kilometer-Etappe ja fast wie eine lockere Spazierfahrt. Am Morgen – nach einem echt australischem Frühstück (Toastbrot im Gefrierfach, Instantkaffee, Peanutbutter) – lässt es sich auch noch gut an. Die Sonne scheint, es ist, im Vergleich zu gestern, erstaunlich warm am Morgen.

Heute steht unsere erste Silo-Art-Trail-Etappe auf dem Programm, und tatsächlich, schon die erste Silomalerei ist ziemlich beeindruckend, zumal in der Morgensonne. Von Patchewollock geht es dann erst einmal nach Speed, und leider schleicht sich für die ersten 20 km Herbert Grönemeier in mein Hirn und singt „Alkohol ist mein Rettungsanker in der Not…“. Alles nur wegen der späteren Textzeile „Der Apotheker nimmt Valium und Speed“. Die Synapsen spielen beim Radfahren zuweilen verrückt.

Nach einer Stunde sind wir auf Speed, bzw. dort, und biegen dann leider in Richtung Wind ein. Dann wird es zäh. Sabine und Heinz schmeißen das Handtuch und fahren mit Ian, unserem Fahrer, in Richtung Unterkunft vor. Der Rest quält sich in Richtung nächsten Silo. Der steht in Lacelles, ist durchaus spannend, was man auch vom besten, weil einzigen Restaurant am Ort sagen kann. Mit „Drive-in“-Bottleshop. Rein mit dem Auto, raus mit der Buddel und dann erledigt die Kuhfänger alle Hindernisse, die eventuell auf der Straße lauern. Wobei man sagen muss: Die Australier fahren deutlich besser als ihr Ruf, sogar die Roadtrains bremsen in der Regel für uns ab. Und wenn nicht, ergibt das wenigstens einen gute Sog!

Während wir unsere Nasen in das lokale „Pubfood“ stecken kommt Ian mit schlechten Nachrichten zurück. Die geplante Unterkunft hat nicht nur keine Bettwäsche (darauf waren wir vorbereitet), sondern auch keine Decken, keine Kissen und ist auch ansonsten nicht der Platz, an dem man einen Ruhetag verbringen wollte. Originell, soll sie angeblich sein. Nachdem ich sie mir einige Stunden später selbst angeschaut habe, muss ich sagen – noch nicht einmal das. Design beats Funktion. Bestenfalls.

Da hatten wir aber schon im lokalen Motel das erste Schmutzbier hinter uns, haben ein wenig umgeplant, der Ruhetag ist nun in Halls Gap, und sind froh, dass wir in Hopetoun keine zwei Nächte verbringen müssen. Die Idee hatte ich von unserer ehemaligen Agentur übernommen, die sich auch sonst nicht mit Ruhm bekleckert hat. Aber dazu später. Mit Ian und Escapegout sind wir inzwischen aber sehr gut unterwegs.

Der lokale Pub hat heute „Pizza Night!“. Und siehe da, im beschaulichen Hopetoun, einem Ort, in dem man jeden Moment erwartet, dass Gary Cooper um die Ecke kommt, um dann pünktlich um 12 Uhr Mittag von Grace Kelly gerettet zu werden (für die jüngere Generation: Achtung, Spoiler!), gibt es jeden Sonntag die beste „Prawn Garlic Pizza“ der Welt.

Schmeckte jedenfalls so.

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