In der früheren Hauptstadt und heutigen „Großen Einheit“

Bilderbuch von den Ruhetagen am 140. und 141. Reisetag in Datong, sommerlich und sonnig um die 30°C

Was ist schöner, relaxen in einem Jurtencamp zwischen den grünen Hügeln der mongolischen Grassteppe oder in einer Millionenstadt im Norden Chinas?
Unsere Reisegruppe ist da ganz verschiedener Meinung und klar ist auch, daß jede Umgebung ihre Reize, Vor- und Nachteile hat.
Landschaftlich ist eine Stadt voller Hochhäuser und endlosen Autostaus (Hupkonzert inklusive) nur Zweiter, beim Übernachtungskomfort und beim Frühstücksbuffet klar Erster. Auch bezüglich Wäschewaschen, Reparaturservices, WLAN-Versorgung (pro Zimmer ein eigener Accesspoint!) und sonstigen Sehenswürdigkeiten liegt die Großstadt nach Punkten vorn.

Wir „wohnen“ seit gestern im komfortablen Yungang Meigao Hotel.

Datong (chinesisch 大同市 = Pinyin Dàtóng shì) ist eine bezirksfreie Stadt mit etwa 1,4 Millionen Einwohnern im unmittelbaren Stadtgebiet und weiteren 2 Millionen Einwohnern in den umliegenden Kreisen. Sie liegt etwa 300 Kilometer westlich von Peking und breitet sich auf über 14.000 Quadratkilometern aus.

Von https://de.wikipedia.org/wiki/Datong (Simon hatte auch schon zum 139. Reisetag dahin verwiesen) weiß ich u.a., daß die Stadt als Píngchéng (平城) während der Han-Dynastie gegründet wurde und während der Nördlichen Wei-Dynastie fast hundert Jahre lang (398 bis 494) sogar Hauptstadt war. Bereits 1048 wurde sie in Datong (= Große Einheit) umbenannt.

Bei unserem sonnabendnachmittäglichen Stadtbummel sehen und erfahren wir viel wissenswertes und interessantes. Simon weiß wirklich viel über die Geschichte Chinas und Andreas, der Simon als Reiseleiter ablöst, ist ja auch schon dabei. Weiteres ergänzen wir individuell am Sonntag, denn der ursprünglich geplante Busausflug zu den Yungang-Grotten war schließlich durch unseren kleinen Umweg bei der Fahrt nach Datong zu Gunsten eines weiteren freien Tages nicht mehr notwendig.

Wir sehen uns also an, was aus dem „Altstadtprojekt“ der Stadt geworden ist und bekommen einen Eindruck von dem, was Wikipedia u.a. so beschreibt:
“ … Aus vorwiegend touristisch-kommerziellen Gründen wurde ab 2008 ein Stadtumbau der Innenstadt im Stil der Ming-Dynastie durchgeführt. Das 6 Milliarden Euro teure Projekt sollte besonders die finanzkräftige chinesische Mittelschicht ansprechen. Die Rekonstruktion ist nach westlichen Presseberichten nur eine ungefähre. 40.000 ärmere Bewohner der Altstadt werden abgesiedelt, im neuen alten Zentrum, das mit einer 2009 bis 2012 errichteten monumentalen Stadtmauer abgegrenzt wurde, entstehen Luxuswohnungen. Die Gentrifizierung mit ihrer historisierenden Kulissenarchitektur ist bereits weit vorangeschritten. Gemäß dem Dokumentarfilm „The Chinese Mayor“ … ist dieses Altstadtprojekt jedoch gescheitert. Der dieses Projekt vorantreibende Bürgermeister wurde nach 5 Jahren im Amt überraschend als Bürgermeister in eine 300 km weit entfernte andere Stadt versetzt. Er hinterließ – gemäß den Aussagen im o.g. Film – Schulden in Höhe einiger Milliarden Dollar und eine Vielzahl halbfertiger Projekte, die sein Nachfolger nicht mehr weiterführte.“

Der Kontrast zwischen „Abbruchgebiet“ und Neubau nach historischem Vorbild direkt daneben beeindruckt und bedrückt uns gleichzeitig.

Unzählbar viele Händler bieten an den Straßenrändern Obst, Gemüse und Waren aller Art an, darunter auch „Spendengeldscheine“ und sogar papierne „Spendenautos“. Ob die Götter und die Lieben im Jenseits wirklich was damit anfangen können?

Selbstverständlich schauen wir uns die Neun-Drachen-Wand, sowie das Huayan Kloster an, das fast alle am Sonntag sogar noch ein zweites Mal besuchen. Übrigens: Besucher über 60 haben dort freien Eintritt (wie auch schon bei den Yungang-Grotten) und sparen hier bare 65 Yuan (ca. 8 €uronen)!

Die Abendessen genießen wir gemeinsam in kleinen Restaurants „um die Ecke“ mit vielen verschieden Gemüse- sowie Fleischgerichten auf der gläsernen Drehplatte. Llllecker! Die Schlemmerei kostete uns gestern beispielsweise für alle (9) zusammen etwa 300 Yuan! Heute war es deutlich teurer: 340 für acht.
Ja, so preiswert ißt man(n) hier „beim Chinesen“! 😉

Daton-Bilderbuch auf:



Als Extrabilderbuchzugabe noch weitere Fotos vom Besuch der Yungang-Grotten (Wolkengrat Felsenhöhlen):

… 5000 6000 7000 8000 9000 10000 11000

Zweite kleine statistische Anmerkung am Ruhetag

Am 26. Mai, das war der Ruhetag in Alabuğa (Jelabuga) am 56. Reisetag, hatte ich zuletzt unter „1000 … 2000 … 3000 … 4000“ statistisches notiert.
Heute eine kurze Fortschreibung nach weiteren 85 Reistagen, also am 141.
Ich stütze mich wieder auf meine Track-Aufzeichnungen des „Mini GPS“. Jede(r) andere hat davon also mehr oder weniger abweichende Zahlen.

„Das müssen doch mehr als 1500 Kilometer gewesen sein, die ich jetzt mit euch unterwegs war“, überlegte Simon gestern beim Abschied.
Aber sicher! Er übernahm „uns“ zwischen Altanbulag und Darkhan am 25. Juli, vor 24 Tagen. Da waren wir knapp überm Reisekilometer 9500. Er hat uns also ca. 2000 Kilometer begleitet und wir hatten eine super Zeit miteinander. Nochmals vielen Dank!

Wir sind jetzt aktuell bei Reisekilometer 11.435. Darin sind auch die 198 Bus-km vom Transfer zum und vom Hustain-Nationalpark in der Mongolei enthalten.

Karin K. ist seit dem 29. Juli ab Ulaanbaatar (ca. Km 9800) dabei, steuert also auch schon die 2000er Marke an. Sven stieg etwa bei Km 8600 in Irkutsk ein und ist kurz vor den 3000. Karin L. & Martin radeln nun schon fast 2 Monate (seit Nowosibirsk, etwa Km 6650) mit und werden hinter Datong 5000 km hinter sich haben. Gerhard hat den imaginären Strich für Km 8000 auch schon gesehen. Am 12. Mai bei seinem Start in Moskau stand der Gesamtreisekilometerzähler noch bei ca. 3000.
Die „Seit-1. April-Berlin-Durchradler“ Karin B., Stefan und ich strampeln ab morgen auf die Zwölf vor den drei Nullen zu. Karin B. feierte ja in Zamyn-Üüd ihren 10000. echt geradelten Kilometer, also abzüglich der zwischendurch im Begleitbus gesessenen. Ich habe in Datong den 11000. km geschafft, die 435 km „Buskilometer“ (schlappe 3,8% – pfff …) rausgerechnet.
Uneinholbarer Spitzenreiter ist nach wie vor Stefan mit quasi „Reisekilometer = Radelkilometer“, der sogar den zwangsweise bei den Grenzübergängen im Bus abgessenen Kilometern (ich schätze mal so 4-5) als „leider nicht geradelt“ nachtrauert.

Übrigens, bei Stadtrundgängen habe ich inzwischen auch insgesamt 142 offiziell gelatschte Kilometer addiert, die individuell durch die Etappenorte spazierten gar nicht mitgerechnet!

Weiter gehts! Wir sind gespannt auf jeden nächsten Kilometer und freuen uns darauf, bald weitere Mitradler/innen begrüßen zu können.