Pingyao – Kontraste einer historischen Banker- und Handelsstadt

Bilderbuch vom Ruhetag am 149. Reisetag in Pingyao, hochsommerlich sonnig und heiß bei 30°C

„Pingyao, eine historische Handelsstadt mit gut erhaltener Altstadt und Stadtmauer, gilt als Wiege des chinesischen Bankensystems und ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.“ Diese Ankündigung im Reiseprogramm hatte Erwartungen geweckt.
Aber wurden diese auch erfüllt? Ich denke, wenn man(n) unsere Gruppe einzeln und anonym befragen würde, könnten 10 oder mehr verschiedene Meinungen herauskommen.

Ich nehme sehr gemischte Eindrücke und Erinnerungen mit auf die weitere Reise. Siehe auch Bilderbuch.

Ja, Pingyao hat eine gut erhaltene Altstadt und eine rund um die Stadt noch erhaltene Stadtmauer. Hier und da wird repariert, renoviert und neu gebaut. Wie überall in Chinas Orten. Mir werden insbesondere die gesehenen und erlebten Kontraste im Kopf bleiben.

Aber fangen wir mit den Fakten an.
Andreas hat gestern schon was zu Pingyao geschrieben und ich habe u.a. hier https://de.wikipedia.org/wiki/Pingyao und hier https://wikitravel.org/en/Pingyao nachgelesen. Über diese URLs findet ihr bei Bedarf noch mehr Infos.

Pingyao (chinesisch 平遙 / 平遥, Pinyin Píngyáo) ist also eine Mittelstadt mit etwa 42.000 Einwohnern, was für „chinesische Verhältnisse“ eher sehr klein ist. Den Hauptteil der Bevölkerung stellen Han-Chinesen, weitere Bevölkerungsgruppen sind Hui-Chinesen, Mandschu und Mongolen.

Touristisch ist Pingyao vor allen Dingen wegen des mingzeitlichen Stadtbildes bekannt, das von der UNESCO im Jahre 1997 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Die Mehrheit der Touristen, die sich z.T. in Massen durch die historischen Gassen schieben, sind offenbar Chinesen, aber außer uns haben wir vereinzelt weitere „Langnasen“ gesehen und vereinzelt auch gesprochen.

Erste Nachweise menschlicher Besiedelung in der Region reichen bis in die Altsteinzeit zurück. Die Geschichte der Stadt selbst lässt sich bis in die Zeit der westlichen Zhou-Dynastie um die Wende vom 9. zum 8. vorchristlichen Jahrhundert zurückverfolgen. In diese Zeit fällt wohl auch die Errichtung eines Erdwalls als erste Stadtbefestigung. Zur Zeit der Frühlings- und Herbstannalen gehörte Pingyao zum Reich der Jin. In diese Zeit fällt auch die erste Erwähnung der Stadt unter dem Namen Zhongdu.

Nach mehreren Namenswechseln während der Qin und Han Zeit, erhielt die Stadt im Jahr 424 n. Chr. unter der Herrschaft der nördlichen Wei ihren endgültigen Namen Pingyao, den sie bis heute behalten hat. Seit der Einteilung Chinas in 36 Landkreise unter der Herrschaft des ersten Kaisers Qin Shi Huang Di im Jahr 221 v. Chr. ist Pingyao auch Bezirkshauptstadt. Während der Zeit der Fünf Dynastien und Zehn Königreiche wurde Pingyao im Jahr 960 während eines Krieges zwischen der nördlichen Song und der nördlichen Han Dynastie erobert, geplündert und niedergebrannt.

1370, unter der Herrschaft des Ming-Kaisers Hongwu, wurde die Stadt wesentlich erweitert und die nun größere Stadtbefestigung als Mauer mit Erdkern errichtet. Seitdem entwickelte sich Pingyao durch die gesamte Zeit der Ming und Qing Dynastien zu einem Finanzzentrum Chinas und beherrschte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den chinesischen Finanzsektor. Durch den Aufstieg der chinesischen Küstenstädte im Zuge der wirtschaftlichen Einflussnahme der westlichen Kolonialmächte verlor Pingyao aber Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts seine Bedeutung insbesondere an Hongkong und Shanghai und erholte sich von diesem Bedeutungsverlust bis heute nicht. Durch die dadurch fehlende Finanzkraft und Bedeutung wurde Pingyao aber weitgehend von den Zerstörungen durch Modernisierung und Kulturrevolution verschont und konnte so seine historisch gewachsene Altstadt erhalten. Pingyao besitzt heute die längste vollständig erhaltene mingzeitliche Stadtmauer Chinas, die seit 1988 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China steht, und weist noch eine Vielzahl historischer Hofhäuser auf.

Welche Waren früher auch immer die Stadt als Handelszentrum geprägt haben mögen, heute sind es vor allem „Souvenir“-, Getränke- und Imbiss-Händler auf hunderten Metern beiderseits in allen Straßen und Gassen der Altstadt sowie angrenzenden Vierteln. Ähnlich wie in Europa, der Großteil der Waren ist natürlich echt „Made in China“. 😉
Der Gerechtigkeit halber: Die Geschäfte der Silberschmiede und der Kunsthandwerker bieten sehenswertes in bester Qualität!

Bei dem riesigen Angebot muß mensch schon gut aufpassen, um die Eingänge zu sehenswerten und geschichtlich interessanten Gebäuden nicht zu übersehen. Das kostet 125 Yuan zusätzlich für ein Tagesticket, das für alle diese Museen gilt. Alle > 60 haben auch hier freien Eintritt!
Wir schauen uns also zusammen 2 der historischen Bankhäuser von innen an und erkunden dann auf individuellen Wegen weiteres.

Im Stadtplan sind Türme markiert, an denen es möglich sein soll, auf die Stadtmauer hinauf oder von dort wieder hinunter zu gelangen. Die Stadtmauer hält sich aber nicht an den Plan. So bin ich bestimmt 2-3 km erwartungsfroh am Fuße der Mauer und Türmen entlang gewandert, bis doch noch ein Turm auftauchte, an dem die Treppe nicht gesperrt war und die sogar auf und ab benutzt werden konnte! Nach wenigen Metern war allerdings der Weg wegen Rekonstruktionsarbeiten vorübergehend nicht begehbar. In der anderen Richtung ging es deutlich weiter, aber aus der war ich ja schon unterhalb auf der Suche nach einem Aufgang gekommen. Nun ja, dachte ich, wo lange Zeit kein Weg nach oben führt, dürfte auch lange keiner nach unten zu finden sein … Also hab ich die einzige mir nun vertraute Treppe gleich wieder zum Abgang genutzt.

Ein Extra-Dankeschön an die freundliche Frau in der Filiale der „China Post“ muß ich hier unbedingt noch loswerden! Mir war dort beim Briefmarkenkauf mein Personalausweis (auf dem der Barcode für das Freiticket klebte) aus der Tasche gefallen. Sie hatte ihn gefunden, griffbereit aufbewahrt und freute sich, ihn mir zurückgeben zu können. Na, und ich erst! 🙂 Danke auch an Andreas für die Unterstützung beim Kommunizieren.

Historisches Banker- und Handelsstadtkontrastbilderbuch auf:


„Tendenziell bergab“ und fitness-seitig bergauf

Tendenzielles im Rückblick auf drei kürzlich geradelte Tage …

Der Eine oder die Andere notiert sich abends statistisches zum Tage, mehr oder weniger detailliert und akribisch.
Mein „Mini GPS“ ist damit recht sparsam, was mir auch völlig reicht.
Nun brachte mich aber Andreas‘ Blogbeitrag „Tendenziell bergab“ vom 20. August darauf, mal wieder genauer darauf zu schauen, insbesondere weil es tagelang gefühlt fast nur noch aufwärts ging und man(n) kaum einen Pedaltritt auslassen konnte ohne nach 10 Metern stehenzubleiben.

Was sagen also die aufgezeichneten Zahlen vom 21. bis zum 24. August der vorigen Woche dazu?

Yingxian – Taihuai / Wutaishan am Dienstag, 21. August 2018

Unterwegs: 11:13:49
Radelzeit : 08:15:40
Distanz: 109.49 km
Anstieg: 2,284 m
Abstieg: 1,687 m
Max Höhe: 2,516 m
Min Höhe: 1,005 m
Verbrauchte Kalorien: 3,233 kcal

Wutaishan – „Hot Spring im Dorf Temple Ping An / Liangjia Zai“ am Donnerstag, 23. August 2018

Unterwegs: 09:56:17
Radelzeit: 06:25:47
Distanz: 117.39 km
Anstieg: 1,200 m
Abstieg: 2,380 m
Max Höhe: 1,608 m
Min Höhe: 420 m
Verbrauchte Kalorien: 3,456 kcal

„Hot Spring im Dorf Temple Ping An / Liangjia Zai“ – Yuxian am Freitag, 24. August 2018

Unterwegs: 06:15:26
Radelzeit: 04:04:51
Distanz: 68.28 km
Anstieg: 898 m
Abstieg: 363 m
Max Höhe: 980 m
Min Höhe: 429 m
Verbrauchte Kalorien: 1,989 kcal

Summiert euch, was euch interessant erscheint. Als Beispiel sei hier hervorgehoben:

An den 3 Tagen zusammen fast 19 h auf dem Fahrrad gesessen, zwischen 430 und 2.500 Metern insgesamt 4.400 m aufwärts gestrampelt und 4.500 m abwärts „gerollt“ – stimmt also doch: Es ging „tendenziell bergab“. 😉
Dabei haben wir auch fast 8.700 kcal „verbrannt“, die wir mittags und abends „beim Chinesen“ mit leckeren lokalen Spezialitäten versucht haben, wieder auszugleichen.

Wenn ihr also z.B. gerade über Fitness- und/oder Gewichtsreduktionsprogramme nachdenken solltet – ich empfehle Radreisen!
Die besorgten Nachrichten aus westlicher Ferne bzgl. meines flatterndes T-Shirts oder des vorübergehend kleiner ausfallenden „Spätburgundermuskels“ sind aber sicher nicht so ernst zu nehmen. Dennoch, ich hab in den zurückliegenden 5 Monaten ca. 11 Kilo „verloren“ und kann euch hiermit versichern: Radwandern hilft! Man(n) muß nur Geduld aufbringen. Pro 1000 geradelte Kilometer purzelt 1 Kilo. So schnell geht das!
Wieviel wolltet ihr eigentlich schon längst wieder loswerden?
„Macht mit, machts nach, machts besser“, hätten Adi und Angelika in der beliebten kindersportlichen Fernsehsendung jetzt gerufen – falls sich jemand an diese noch erinnern kann.
Wir haben auch grad abnehmenden Mond – Alle Zeichen stehen also günstig! 😉

Hinter Xian bei der nächsten großen Teiletappe“Transasien“ bis Singapur sollen ja noch mehrere weitere Hügel und Pässe warten.
Packen wir sie an.