Stadt ohne Ende

Tag 178 der Weltreise: 133 km Fahrt von Fuling nach Chongqing mit etwa 1500 Höhenmetern bei heftigem Regen mit einer Unterbrechung.

Der Regen hat uns fest im Griff. Seit Tagen ist es schon verregnet mit einer Ausnahme. Auch heute regnete es heftig und in Anbetracht der langen Strecke wollten nicht alle auf’s Rad. Da aber auch die Leute die Rad fahren wollten nicht die ganze Strecke radeln wollten, musste der Begleitbus spätestens am Nachmittag wieder den Radlern zur Verfügung stehen. Wir schickten also den Bus mit 6 Rädern und sämtlichem Gepäck vor nach Chongqing das Gepäck abzuladen und wieder zurück zur Radgruppe zu kommen. Da im Bus nun kein Platz mehr war um noch Leute mitzunehmen, fuhren die 6 Nicht-Radler mit dem Zug nach Chongqing. Die restlichen Leute radelten. Der Regen war mal stärker und mal schwächer und hörte am späteren Vormittag sogar für eine Weile ganz auf. Als wir beim Mittagessen saßen und uns gebratenen Reis einverleibten, fing der Regen aber wieder an. Dafür war das zweite Begleitfahrzeug mittlerweile wieder da.

Wir fuhren durch den strömenden Regen und passierten mehrere Tunnel. Mindestens 5 der Tunnel hatten über 2 km Länge. Das einzig gute an den Tunneln war, dass es darin nicht regnetet und dass es drinnen wärmer war als draußen. Es war immer ein regelrechter Kälte-Schock wenn man aus dem Tunnel herausradelte.Fotos waren wieder nur bedingt möglich auf Grund des Regens, aber ein paar konnte ich machen, unter anderem von einem Vergnügungpark mit halb Europa auf einer Brücke. Sehr amüsant.

Am Rade der Stadt verloren wir dann leider unseren Begleitbus. Er lotste uns noch auf die Stadtautobahn und plötzlich war er nicht mehr da. Das war etwas ungünstig aber wir fanden trotzdem den Weg. Über zwei Stunden dauerte die Stadteinfahrt. Es ist unglaublich wie groß diese Stadt ist. Nicht umsonst ist sie die größte Stadt Chinas und laut Wikipedia auch die größte Stadt der Welt. Eine solche Stadteinfahrt habe ich noch nie erlebt. Es hat den Anschein als habe die Stadt überhaupt kein Ende. Das zermübt ziemlich. Aber die nächsten zwei Tage sind ja zum Glück Ruhetage um wieder Kraft zu schöpfen.


Von Geistern und Dämonen

Tag 177 der Weltreise: 50 km Fahrt von Fengdu nach Fuling mit etwa 500 Höhenmetern bei heftigem Regen.

Auf Grund des heftigen Regens fuhren wir heute morgen mit dem Bus zur Geisterstadt von Fengdu. Diese Geisterstadt ist ein daoistisch/buddhistischer Tempel mit seinen Ursprüngen in der Han Dynastie Ende zweites Jahrhundert. Seit behauptet wird, hier befände sich die Pforte zur Unterwelt ist Fengdu zu einem Wallfahrtsort für Daoisten geworden.

Der Tempel strotzt nur so von Geister- und Dämonendarstellungen und besonders drastisch sind die Darstellungen der Höllenqualen. Unterwegs auf dem Rad habe ich mich gefragt, ob Radfahren im Regen auch eine der Höllenabteilungen ist. Nur für Ausländer versteht sich. Als wir von der Besichtigung zurück waren, fuhren ein kleiner Teil von uns trotz des Regens mit dem Rad los und der Großteil der Gruppe wartete auf ihren Transfer nach Fuling.

Unterwegs machten wir eine Stunde Pause in einer kleinen Nudelbude bei zwei alten Ayis, zwei alten Tanten. Die waren natürlich auch mächtig aufgeregt und neugierig, denn man bekocht in dieser Gegend ja nicht täglich Langnasen. Die Suppe tat gut in der nassen Kälte und brachte uns den Rest der Strecke gut durch. Kurz nach 16:00 Uhr waren wir schon im Hotel und konnten uns unter einer heißen Dusche aufwärmen. Die hatten wir uns auch redlich verdient. Fotos sind heute etwas rar im Blog, wegen des stetigen starken Regens kam die Kamera leider kaum zum Einsatz.


Wir sind wieder wer

Tag 176 der Weltreise: 95 km Fahrt von Zhongxian nach Fengdu mit rund 1400 Höhenmetern bei bewölktem Himmel und einigen Sonnenstrahlen.

Sie gaffen wieder. Unsere chinesische Welt ist wieder in Ordnung. Waren die Menschen von Wanzhou zu weltmännisch um Ausländer anzustarren, erregen wir in Zhongxian nun doch wieder die gewohnte Aufmerksamkeit. Als wir aufbrechen, hat sich wieder eine beachtliche Menschenmenge versammelt um uns beim Präparieren der Räder zuzuschauen und alles fachmännisch zu kommentieren.

Unterwegs ist es nicht anders. Wir fahren auf Nebenstraßen durch jede Menge kleine Dörfer und überall sind die Leute überrascht und teilweise völlig verdattert, dass hier durch ihr kleines unbekanntes Dorf eine Meute Ausländer fährt. Und auch noch mit dem Rad, das ist fast am unglaublichsten. Ein Zirkuselefant auf einem Motorrad würde wahrscheinlich nicht viel mehr Aufmerksamkeit erregen.

Als wir in einem der Dörfer ein Restaurant ansteuern, sind es in erster Linie die Kinder, die völlig aus dem Häuschen sind und um uns herumtoben. Die Erwachsenen stehen in respektvollem Abstand draußen auf der Straße und gaffen herein. Nach diesen Erfahrungen bin ich mir sehr sicher, dass ein Leben als Hollywoodstar nichts für mich wäre.

Die Etappe zieht sich gegen Ende etwas, denn das ewige Auf und Ab zermürbt ziemlich und die anstrengende Etappe von gestern steckt uns auch noch in den Knochen. Wir wollen einfach nur noch ankommen. Nach 95 km und rund 1400 Höhenmetern ist es dann geschafft und wir gönnen uns seit Tagen mal wieder ein Schmutzbier. Angenehme Traditionen muss man einfach bewahren.


Ja wo gucken sie denn?

Tag 175 der Weltreise: 107 km Fahrt von Wanzhou nach Zhongxian mit rund 1800 Höhenmetern bei bewölktem Himmel und ein wenig Regen.

Das Hotel in Wanzhou und seine Belegschaft ist wirklich sehr nett. Auf unsere Bitte hin bereiteten sie das Frühstück eine halbe Stunde früher vor, damit wir um 08:00 Uhr würden abfahren können. Überhaupt ist das Hotel anscheinend nagelneu und sehr geschmackvoll eingerichtet. Zwar ist der Eingang und einer der Aufzüge etwas arg unscheinbar und eher schrottig, aber wenn man es mal bis in die Lobby im 11. Stockwerk geschafft hat, offenbart sich ein sehr schnuckeliges, stilvolles und blitzsauberes Hotel. Als wir mit dem Frühstück fertig waren und mit den Koffern zu den Rädern in die Tiefgarage fuhren, kam die Chefin persönlich mit und verabschiedete uns. Toller Service!

Die Etappe war heute deutlich urbaner als die Tage zuvor. Bislang fuhren wir oft kilometerweit durch relativ einsame Landstriche aber heute hörte die Bebauung eigentlich kaum auf. Im Grunde fuhren wir von einem Dorf in das nächste. Überhaupt ist hier in der Region um Wanzhou eine quasi großstädtische Gelassenheit zu spüren. Insbesondere merkt man das daran, dass wir nicht mehr so angeglotzt werden und die Leute nicht mehr alle 2 Minuten fragen ob sie mit uns ein Foto machen können. Wir werden fast schmerzlich ignoriert.

Um die Mittagszeit fing es dann an zu regnen und wir waren froh, relativ bald in einem kleinen Restaurant einkehren zu können, das unsere Begleitmannschaft ausfindig gemacht hatte. Es gab Nudelsuppe oder gebratene Kartoffeln. Das bringt einen über die nächsten 50 km . Denn heute war die Etappe wieder recht anspruchsvoll. 107 km mit 1800 Höhenmetern ist kein Pappenstiel. Das ständige Auf und Ab zermürbt ganz ordentlich und macht über kurz oder lang die Beine schlapp.

So waren auch alle froh, als wir kurz nach 18:00 Uhr diese anstrengende Etappe hinter uns hatten und im Hotel einrollten. Zum Abendessen wollte keiner mehr weit laufen müssen mit seinen schweren Beinen, deshalb wählten wir das erstbeste Restaurant, das groß genug war um uns alle 14 zu bewirten. Es gab genug gekühltes Bier und das Essen war auch lecker. Was will man mehr? Schlafen werden wir heute Abend sicher alle gut und morgen wieder ausgeruht an die nächste schwierige Etappe gehen.


Die Glorreichen Sieben

Tag 173 der Weltreise: 60 km Fahrt von Yunyang nach Wanzhou mit rund 860 Höhenmetern bei strömendem Regen.

Gewitter! Die ganze Nacht hindurch donnerte und blitzte es und noch bis in den Vormittag hinein rumpelte es am Himmel. Sieben wackere Reiter sattelten ihre Räder und ritten hinaus in den prasselnden Regen. Hier in der Region sind sie nun als die „Glorreichen Sieben“ bekannt. Wo sie auch entlang fuhren wurden ihnen emporgereckte Daumen entgegen gestreckt. Soweit die Legende. Der Rest der Truppe fuhr heute mit dem Bus. Die einen wollten sich die Berg- und Talfahrt im strömenden Regen nicht antun, andere hatten Bedenken wegen des Gewitters. Da die Kapazitäten der Begleitfahrzeuge begrenzt sind, musste der kleine Bus zweimal fahren und der PKW mit unserem unerschrockenen Fahrer Xiao Lei folgte uns in die Wildnis von Chongqing.

Das Streckenprofil war wie die Tage zuvor auch schon, es ging permanent bergauf und bergab. Da selbst Helden wie die „Glorreichen Sieben“ einmal Hunger bekommen, kehrten wir für ein paar Nudelsuppen bzw. gebratene Kartoffeln in einen kleinen Saloon unterwegs ein. Bis zum Ziel waren es dann nur noch 25 km. Wir kamen in Wanzhou sogar noch vor der zweiten Busladung unserer Gruppe an. Das nenne ich mal heldenhaftes Radeln!

Am Abend ging das Heldentum gleich weiter. Wir aßen Feuertopf. In der Geburtsstadt des Feuertopfs, des chinesischen Fondues, ein kulturelles Muss! Nach dem Genuss hätten wir alle als Feuerspucker auftreten können, denn hier im ehemals zu Sichuan gehörigen Wanzhou wird nicht an Chilis und Sichuanpfeffer gespart. Der Wanzhou-Feuertopf ist nichts für Weicheier.

Vorhang auf, die Show beginnt

Tag 172 der Weltreise: 70 km Fahrt von Guling nach Yunyang mit rund 1100 Höhenmetern bei ausgezeichnetem Wetter.

Der Morgen begann wie der Abend endete, mit einem beeindruckenden Auflauf an Menschen vor dem Frühstücksladen in dem wir unsere Wantan Suppen schlürften. Etwa 50 Leute starrten durch die Panoramascheiben des Ladens und bestaunten die Alien-gleichen Langnasen, die eine Laune des Schicksals ausgerechnet in ihr kleines Guling geweht hatte.

Als wir uns auf dem Rückweg dem Hotel näherten, stand bereits ein Menschentraube vor dem Hotel und fieberte unserem Aufbruch entgegen. Langnasen auf dem Fahrrad das ist schon sensationell. Fast so gut wie Langnasen, die sich schwitzend mit Essstäbchen abmühen. Irgendwann hatten wir das Spießrutenlaufen dann hinter uns und saßen wirklich in den Sätteln und fuhren der Sonne entgegen.

Und gleich stellten sich uns die ersten Höhenmeter in den Weg die es zu erklimmen galt. Man sollte meinen, dass wir darin mittlerweile schon eine gewisse Routine hätten, aber die Anstiege machen uns doch immer wieder auf’s Neue zu schaffen. Landschaftlich war die Etappe wieder sehr reizvoll. Wir fuhren durch jede Menge Obstplantagen, insbesondere Orangen und Mandarinen werden hier massenhaft angebaut. Nach rund 42 km kehrten wir in einem kleinen Örtchen ein und genossen unsere wohlerarbeitete Nudelsuppe. Die restlichen 28 km waren fast ein Klacks. Wenn nicht doch ein paar gemeine Anstiege uns das radeln schwer gemacht hätten.

Alles in allem rollten wir aber doch sehr zeitig in unserem Domizil in Yunyang ein. Yunyang ist eine kleine aufstrebende Kreisstadt. Der gesamte Kreis hat etwas über 900.000 Einwohner, also für chinesische Verhältnisse wirklich eine Kleinstadt. In China ist aufgrund der Massen alles etwas größer dimensioniert als bei uns. Man sieht, die Urbanisierung hier im Lande schreitet mit großen Schritten voran. Aber trotz städtischem Flair, kamen wir nach unserem Abendessen um das mittlerweile vertraute Gruppenfoto-Shooting mit den Restaurant-Leuten nicht herum.

Instantnudeln, Matsch und Höhenmeter

Tag 171 der Weltreise: 82 km Fahrt von Fengjie nach Guling mit 1500 Höhenmetern bei Regen mit Unterbrechungen. Der Blog, heute geschrieben von Rudi Schneider:

Nach einem für chinesische Verhältnisse ausgiebigem Frühstück verabschiedeten wir uns von den Hoteldamen, die uns so lieb gewonnen hatten, dass sie uns noch bis zur Straße begleiteten. Der Tag begann regnerisch und blieb auch so bis zur Mittagsstunde. Wir überquerten den Yangzi über eine eindrucksvolle Brücke und verließen bald die Hauptverkehrsstraße. Wir konnten uns über eine sehr ruhige Straße freuen. Der Nachteil war natürlich der Zustand der Straße. Durch das langsame Absacken des Hangs war zumeist ein Teil der Straße von Rissen und tiefen Löchern durchzogen. Hoch und runter ging es am Südufer des Yangzi durch verschlafene Dörfer in denen wir wie immer eine Attraktion darstellten. Allmählich machte sich Unruhe breit, da allen Teilnehmern klar war, dass es unwahrscheinlich war, eine ordentliche Nudelbude zu finden. Auf ein Mittagessen verzichten kam jedoch nicht in Frage und so wurden kurzerhand Instantnudeln im Dorfkiosk gekauft und mit heißem Wasser aufgegossen. Das war sicherlich nicht jedermanns Sache, aber bändigte zumindest den Hunger etwas. Auch hier versammelte sich das halbe, wenn nicht das ganze Dorf um uns beim Essen zuzugucken. Ein Vergnügen, das uns am Abend auch noch ereilen sollte. Das Südufer des Yangzi ist in dieser Gegend erstaunlich dünn besiedelt und die steilen Abhänge boten wenig Platz für den Gemüseanbau. Das schreckt die Einheimischen jedoch nicht davon ab, jeden Quadratmeter auszunutzen. Sei es für den Anbau oder als Weide für Ziegen und Kühe.

Die Strecke war durchaus eine Herausforderung aufgrund der sehr holprigen und matschigen Passagen die heute rund 60% der Strecke ausmachten, belohnte aber immer wieder mit wunderschönen Ausblicken auf den langen Fluss, wie ihn die Chinesen nennen. Am frühen Abend erreichten wir dann Guling, wo sich bei unserem Anblick eine große Menschenmenge versammelte. Viele der Gesichter sollten wir dann noch einmal beim Abendessen wiedersehen. Zuerst waren es nur ein paar wenige, nach und nach schien sich unsere Anwesenheit aber rumzusprechen und eine größere Gemeinschaft von bald 40 Leuten versammelte sich um unsere zwei Tische um uns beim Essen zuzuschauen. Viele Fragen wurden an uns gerichtet, von denen leider nicht alle beantwortet werden konnten, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der lokale Dialekt äußerst schwer verständlich ist. Nach und nach legte sich jedoch die Neugier und nachdem genug Fotos gemacht wurden, Babys auf den Arm genommen, Körpergrößen verglichen und Hände geschüttelt wurden, ging jeder wieder seiner Wege. Ein kleiner Bummel durch die Stadt brachte nur wenig aufregendes zu Tage. Guling ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Kleinstadt und die meisten Läden hatten kurz nach acht bereits zugemacht. Nur die Mahjiangzimmer waren noch hell erleuchtet. In China zockt man halt für sein Leben gern.

 

Runter an den Yangzi sollte sich eigentlich anders anfühlen

Tag 169 der Weltreise: 98 km Fahrt von Wuxi nach Fengjie mit 1929 Höhenmetern bei bedecktem Himmel und einigen Sonnenstrahlen

In den meisten Fällen wurde uns bei heftigen Anstiegen vorher eine kleine Warmradelphase gegönnt. Nicht so heute. Wir waren noch nicht mal aus der Kleinstadt Wuxi heraus, da fing bereits die Steigung an. Und zwar hatten wir gleich zu beginn die längste der heutigen Steigungen. Auf 16 km kamen 850 Höhenmeter in einem Rutsch. Und das gleich nach dem Frühstück. Das war hart.

Nach einer kurzen Abfahrt von etwa 350 Höhenmetern kam der zweite Anstieg von 250 Höhenmetern auf 6 km und im späteren Verlauf der Strecke hatten wir noch weitere 4 Anstiege zu bewältigen, so dass wir auf 1929 Höhenmeter kumuliert an diesem Tag kamen.

Auf dem ersten Pass mussten wir feststellen, dass bei Reinold eine Speiche gebrochen war. Das Ersatzrad war leider mit dem Begleitbus vorausgefahren um das Gepäck ins Hotel zu bringen und leer wieder zurück zu kommen um mehr Platz zu haben, falls jemand in den Bus steigen müsste. Da wir nun das Hinterrad von Reinold nicht wechseln konnten, fuhr er kurzerhand mit Rudis Rad weiter und Rudi setzte sich ins Begleitfahrzeug. Das tat Rudis lädiertem Knie sicher gut, diese Etappe nicht fahren zu müssen.

Von den Bergrücken, über die wir uns schlängelten, konnten wir irgendwann den Meixi-Fluss sehen. Dieser mündet dann bei Fengjie in den Yangzi. Von da an wussten wir, dass das Ziel nicht mehr fern ist. Im Grunde fuhren wir ja eigentlich runter zum Yangzi, nur, dass es sich überhaupt nicht so anfühlte. So viel bergauf waren wir nur selten gefahren. Kurz vor dem Ort ging es dann aber doch noch den ein oder anderen Höhenmeter nach oben und die letzten 10 Km war die Straße so kaputt, dass es die reinste Rütteltour wurde und zwar für Fahrräder und Autos gleichermaßen. Im Hotel angekommen hatten wir uns unser Schmutzbier redlich verdient.


Im Drei-Provinzen-Eck

Tag 168 der Weltreise: 97 km Fahrt von Zhenping nach Wuxi bei kühlen Temperaturen, bedecktem Himmel und einigen Regenschauern

Als wir starteten war es noch trocken. Aber das änderte sich. Leider mitten am Berg, als wir uns den 11 km langen Aufstieg hinauf kämpften. Den Berg hinauf fuhren wir ein Stückchen durch die Provinz Hubei. Gestartet waren wir in Shaanxi und auf dem Pass überquerten wir die Grenze von Hubei nach Chongqing, die mit 30 Millionen Einwohnern inzwischen größte Stadt Chinas. Three in one, eine Radtour, drei Provinzen und alles an einem Tag! Das muss uns erst mal einer nachmachen!

Die Abfahrt war der Wahnsinn. Die Landschaft war sehr schön und durch die tief hängenden Wolken sehr mystisch anmutend. Man hätte im Grunde alle paar hundert Meter anhalten können um ein Foto zu machen aber man wollte ungern die Fahrt abbremsen. So rauschten wir etwa 30 Kilometer bergab. Kurz nach der Abfahrt kehrten wir ein für eine Nudelsuppe, die heute ausgesprochen lecker war.

Der Rest der Strecke war ein stetiges Auf und Ab, das aber tendenziell bergab ging. Kurz vor unserem Ziel war eine Brücke auf unserer Strecke abgerissen worden, so dass wir eine Alternativ-Strecke fahren mussten. Es ging durch einen Tunnel und nochmal einen kurzen aber knackigen Anstieg hinauf bevor wir hinab in den Ort und zum Hotel rollten.


Jede Menge Beziehungen nur nicht zu Petrus

Tag 167 der Weltreise: 108 km Fahrt von Pingli nach Zhenping bei Regen

Der Quoten-Regentag von gestern scheint sich zu einem Dauerzustand auszuwachsen. Als ich heute morgen aus dem Fenster schaue regnet es noch immer. Nach dem Frühstück regnet es noch immer. Wir steigen auf die Räder und es regnet noch immer. Der Regen ist nicht stark, aber es nieselt unablässig.

Alle radeln mit und anfangs fühlt es sich eigentlich gar nicht so schlimm an. Durch den permanenten Anstieg ist einem warm, und als der Pass richtig los geht wird einem noch etwas wärmer, so dass der Regen fast eine erfrischende Wirkung hat. Am Pass oben passieren wir noch einen Tunnel und dann geht es rasant bergab. Hier rächt sich nun, dass wir doch ziemlich durchnässt den Pass hinauf gefahren sind. Bei der Abfahrt wird es barbarisch kalt. Die Gliedmaßen sind dermaßen kalt und steif, dass man kaum die Bremsen betätigen kann. Als wir nach rund 10 km Abfahrt ein Restaurant erreichen, bin ich so durchgefroren in den nassen Klamotten, dass ich am ganzen Leib zittere. Da bin ich allerdings nicht der einzige.

Die gebratenen Nudeln spenden wieder ein wenig Wärme und im Restaurant haben sie für uns Heizstrahler und Kohleöfen angefacht. Rudi und ich kauften uns in einem Laden im Ort trockene, todschicke Pullover um einigermaßen wieder warm zu werden. Den Rest erledigte der heiße Tee.

Nach dem Mittagessen ging die Abfahrt noch eine Weile weiter. Aber drei von uns stiegen in den Bus, da sie die nasse Kälte nicht länger ertrugen. Der Rest fuhr bis zum Ende durch. Die letzten 40 km waren wieder ein überwiegendes Bergauf mit ein paar Entspannungsmomenten, in denen es ein wenig abwärts ging. Zhenping, unser Zielort, entpuppte sich als ein zwar recht kleiner Ort (rund 60.000 Einwohner) aber erstaunlich belebt.

Das Abendessen hatte auch wieder eine skurrile Begebenheit. Die Polizistin, die ins Hotel kam um unsere Passe und Visa zu kontrollieren, hatte einen Restauranttipp für uns. Um sicher zu gehen dass wir es auch finden führte sie uns auch gleich hin. Und in der Tat hätte ich dieses Restaurant sicher nicht gefunden. Später nahm die Polizistin sogar höchst persönlich die Bestellung auf bevor sie sich verabschiedete. Die Chefin des Restaurants war höchstwahrscheinlich ihre Mutter oder zumindest eine Tante. So läuft das in China. Beziehungen sind alles.