Ein Quoten-Regentag

Tag 166 der Weltreise: 83 km Fahrt von Ankang nach Pingli bei Regen

Regen hatten wir ja schon lange nicht mehr, aber heute war’s mal wieder so weit. Aber seit Datong vor rund 4 Wochen den zweiten Regentag ist eigentlich ein ziemlich guter Schnitt. Und der Regen war heute auch gar nicht so schlimm. Kurz nachdem wir abgefahren und gerade aus der Stadt heraus waren, fing es an zu nieseln. Es war so wenig, dass man überlegen musste, ob man sich den Stress antat die Regenjacke aus der Satteltasche zu kramen.

Zwischenzeitlich hörte es wieder auf zu regnen und wir konnten vom Fahrtwind getrocknet den Großteil der Strecke zurücklegen. Es warteten 3 Pässe auf uns, die alle aber auch überschaubar waren. Da hatten wir schon Schlimmeres überwunden und Schlimmeres wird auch noch auf uns zukommen. Beim dritten Anstieg fing es dann nochmal an zu regnen, diesmal aber etwas stärker, damit sich das Mitschleppen der Regenklamotten wenigstens gelohnt hat. Außerdem sähe eine Radtour von solcher Länge ohne Regentage irgendwie unglaubwürdig aus. Es muss einfach den ein oder anderen Regentag geben, allein der Quote halber.

Kurz vor Ende der Etappe fanden wir denn auch ein Restaurant, in dem wir zu Mittag essen konnten. Einkehrmöglichkeiten waren auf der heutigen Etappe leider Mangelware. Das Restaurant machte uns die Essensauswahl leicht, denn es gab nichts anderes als Jiaozi (Maultaschen). Die waren aber auf jeden Fall lecker. Unser Hotel lag dann schließlich inmitten von Teeplantagen. Das nutzten wir nach einer kurzen Pause um uns frisch zu machen denn auch aus um uns bei einem Tee-Erzeuger im Dorf eine kleine Teezeremonie zu gönnen. Frei nach dem Motto: Nicht abwarten, Tee trinken!

Unsere Reiseleiter – Andreas Kraus

Mein Name ist Andreas Kraus, Jahrgang 1967, geboren in Mainz, aufgewachsen in Koblenz und mittlerweile wohnhaft in Berlin.

Ich gehöre seit 2006 zum China By Bike Team und bin dort, abgesehen von den Reiseleitungen, hauptsächlich im Büro tätig.

Mein Studium der Sinologie habe ich in Trier und in Shanghai absolviert. Ein halbes Jahr habe ich zudem in Hangzhou als Deutschlehrer an der Zhejiang University verbracht.

Trotz der vielen Reiseleitungen, die ich bisher absolviert habe, ist der Teil Chinas, den ich im Rahmen der Weltreise von Datong bis nach Chongqing betreue, absolutes Neuland für mich. Das macht es natürlich um so spannender für mich. Es ist faszinierend, dass man trotz jahrelanger Reiseerfahrung immer wieder neue Gegenden in China entdecken kann.

Die Radweltreise leite ich seit Datong und werde sie noch bis Chongqing begleiten.

Durch die Wüste

Tag 164 der Weltreise: 108 km Fahrt von Shuhe nach Ankang bei bedecktem Himmel

Die Abfahrt aus Shuhe war noch so wie wir uns das vorstellten. Auf gut asphaltierter Straße aus dem Ort hinaus und direkt am Han-Fluss entlang durch reizvolle Landschaft. Die Strecke war leicht hügelig, es rollte eigentlich ganz gut.

Ein gutes Stück vor Xunyang, das etwa auf der Hälfte der Strecke liegt, ging es dann los mit einer Baustelle, die uns für die nächsten mehr als 40 km nicht mehr loslassen sollte. Die Baustelle reichte bis kurz vor Ankang. Es wird dort die Straße anscheinend neu gemacht und bei dieser Gelegenheit verbreitert. Überall war der Hang ein gutes Stück weggerissen und wurde teilweise befestigt. Wir holperten über die rumpelige Strecke und der Staub, den die LKWs aufwirbelten, hüllte uns ein. Ich war froh, dass ich die Staubmaske, die wir für die Durchquerung des Kohlegebiets angeschafft hatten, noch aufgehoben hatte. So muss es sich anfühlen durch die Wüste zu fahren. Heißes Klima und überall nur Staub.

In Ankang angekommen waren wir von oben bis unten verstaubt. Die Farbe der Räder war unter dem Dreck kaum noch zu erkennen und einige der Räder waren durch das stetige durchrütteln auf der Holperpiste reparaturbedürftig. Glücklicherweise ist morgen ein Ruhetag in Ankang, an dem wir die Räder warten können.

Shaanxi, Hubei und zurück

Tag 163 der Weltreise: 97 km Fahrt von Manchuan nach Shuhe bei bedecktem Himmel.

Der heutige Tag startete angenehm sanft hügelig. Nach 20 km hatten wir die erste etwas länger Steigung von etwa 6 km. Die Abfahrt hätte wie immer länger sein können und wir mussten uns bereits viel zu früh wieder in die Höhe schrauben. Allerdings sehr gemächlich wie am Anfang. Die letzten 5 Kilometer waren dann wieder eine kräftigere Steigung am Stück. Die Landschaft war wie die Tage zuvor wild romantisch. Jede Menge zerklüftete Felswände zu beiden Seiten.

Nach der ersten Steigung schlichen wir uns ein kleines Stück in die Provinz Hubei rein. Dort aßen wir in einen kleinen Ort zu Mittag und fuhren dann auf einer kleinen landwirtschaftlichen Nebenstraße bis nach Hubei, das wieder in Shaanxi liegt. Auf der Straße wurde kräftig gebaut und Teilabschnitte waren sehr geröllig und matschig aber auch diese Strecke war sehr reizvoll. Vorbei an Feldern und kleinen Dörfern konnten wir das authentische ländliche China aus nächster Nähe betrachten.

In Shuhe wohnten wir in einem kleinen Hotel im chinesischen Stil. Shuhe hat auch einen kleinen Altstadtteil in dem unser Hotel liegt. Das Abendessen war ebenfalls in der Altstadt in einem kleinen Restaurant mit Außenbewirtung. Der Wirt gab sich wirklich Mühe uns zufrieden zu stellen. Leider wurde der Reis einfach nicht fertig. Erst gegen Ende unserer Mahlzeit wurde er dann aufgetischt. Eigentlich sehr chinesisch, aber wir hätten ihn dann doch gerne zu den anderen Speisen dazu gehabt. Wir wirkten nicht sehr glücklich darüber, deshalb spendierte der Wirt noch ein weiteres Gericht und mehrere Runden Schnaps. Und es funktionierte: Wir konnten ihm nun einfach nicht mehr böse sein ….

Shaanxis schöne Berglandschaften

Tag 162 der Weltreise: 95 km Fahrt von Shanyang nach Manchuan bei strahlendem Sonnenschein

Das Frühstück mussten wir heute außer Haus einnehmen, denn das Hotel hatte kein Restaurant. So gingen wir einmal um die Ecke und fanden ein Restaurant, das Teigfladen mit Gemüsefüllung machte. Dazu gab es Töpfe mit eingelegtem Gemüse und Sojamilch. Das war lecker und machte uns alle satt und wir bezahlten ganze 4 Yuan pro Person, umgerechnete etwa 50 Cent. Unglaublich!

Die heutige Strecke war landschaftlich wieder grandios. Schon seit geraumer Zeit radeln wir durch die wunderschöne Berglandschaft Shaanxis, einer Provinz, die man eigentlich nur durch Xi’an und seine Terrakotta-Armee kennt. Wie schön der Rest der Provinz ist, wissen wahrscheinlich die wenigsten.

Heute ging es immer entlang des Matan- und des Jia-Flusses, zu beiden Seiten steile Felswände und bis Kilometer 65 fast ausschließlich leicht bergab. So macht Radeln Spaß. Kurz vor der längeren Steigung aßen wir zu Mittag und machten uns dann wohl genährt an den Aufstieg. Etwa 500 Höhenmeter mussten wir uns in 6 km hinaufschrauben. Auf der Passhöhe war ein kleiner Pavillon den wir in Beschlag nahmen und eine Melone schlachteten. Das ist immer wieder eine willkommene Radlererfrischung. Anschließend ging es wieder bergab. Erst steil, dann gemächlicher. 25 km später kamen wir in Manchuan in unserem Hotel an.

Manchuan hat eine neue Altstadt, die anscheinend Touristen anlocken soll. Der Plan scheint noch nicht ganz aufgegangen zu sein, denn wir waren offensichtlich die einzigen Touristen, die heute hier einfielen. Das merkten wir auch beim Abendessen. Das Restaurant, das wir uns fürs Abendessen aussuchten, musste erst einmal die Küche anschmeißen und alles von Null an vorbereiten. Aber das nimmt man lieber in Kauf als wenn es zu überlaufen wäre.


Ginger und Fred

Tag 161 der Weltreise: 61 km Fahrt von Shangluo nach Shanyang bei strahlendem Sonnenschein.

Heute ließen wir uns ein wenig Zeit mit der Abfahrt, denn gestern war es für uns recht spät geworden. Wir frühstückten gemütlich bis um 09:00 Uhr und fuhren dann um 09:30 Uhr los. Die ersten 10 Kilometer waren flach. Dann begann eine leichte Steigung. An einer Stelle war die Straße komplett gesperrt aber Fahrräder und Mopeds konnten passieren. Unsere Begleitfahrzeuge mussten sich einen neuen Weg suchen und wieder zu uns stoßen.

Die Straße wurde nun etwas steiler und schraubte sich in Serpentinen den Berg hinauf. In einem Dorf, in dem Markt war, stieß dann auch unser Begleitfahrzeug wieder zu uns. Als wir nach rund 500 Höhenmetern den Pass erreicht hatten, ging es dann für etwa 30 km bergab. Das machte mächtig Spaß. Das Hotel erreichten wir gegen 14:30 Uhr. Nach einer kurzen Pause gingen wir eine Kleinigkeit essen, der Rest des Nachmittags war frei.

Am Abend trafen wir uns wieder zum Abendessen. Direkt hinter dem Hotel war ein etwas besseres Restaurant, wo wir einen riesigen Tisch für 16 Leute bekamen. Das hatten wir noch nie. Die riesige Drehplatte in der Mitte hatte einen Motor und lief automatisch permanent rund. Da wir ausreichend konsumierten, spendierte uns das Restaurant eine Flasche Schnaps. Auch das hatten wir noch nie. Für die meisten in der Gruppe war das die erste chinesische Schnapserfahrung.

Nach den Abendessen suchten wir noch den Tanzplatz auf. In den meisten Städten Chinas gibt es irgendwo einen Platz, auf dem am Abend getanzt wird. Entweder Gruppentänze im Kollektiv oder Paartanz. Als sich Reinold und Karin mit jeweils chinesischen Tanzpartnern ins Getümmel stürzten war die Sensation perfekt. Die gesamte Zuschauermenge umringten die beiden und bestaunte die ausländischen Meistertänzer. Selbst Fred Astaire und Ginger Rogers hätten keinen größeren Auflauf verursachen können. Auch der Rest der Gruppe konnte sich vor neugierigen Einheimischen kaum retten. Ausländer sieht man hier halt nur alle Schaltjahre mal.


Irrfahrt ins Dunkel

Tag 160 der Weltreise: 144 km Fahrt von Xi’an nach Shangluo mit über 1400 Höhenmetern bei strahlendem Sonnenschein.

Wir haben in Xi’an Zuwachs bekommen und ein liebes Mitglied der Gruppe hat sich verabschiedet. Karin reiste heute ab und zwei Tage zuvor waren fünf neue Teilnehmer angekommen und ein Hospitant der uns ab Xi’an unterstützt.

Wir planten ursprünglich um 08:00 Uhr abzufahren, denn unsere Etappe heute versprach 126 km und 1833 Höhenmeter Anstieg. Das Problem begann schon beim Frühstück. Das Restaurant war so langsam, dass wir erst um 08:20 Uhr mit dem Frühstück fertig waren. Dann zurück ins Hotel und die üblichen Verrichtungen erledigen, die Koffer zum Gepäckwagen bringen, die Räder hinunter bringen, denn die waren in unserem Stockwerk gelagert. Bis dann alles zu den beide Autos gebracht war, die Fahrräder fertig gemacht, das Gruppenfoto geschossen und wir abfahrbereit waren schlug die Uhr bereits kurz nach Neun.

Kaum dass wir aus der Stadt heraus waren, fing auch schon die erste Steigung an. Wir hatten sie noch nicht ganz hinter uns, da hatten wir den ersten Platten. Die Strecke endete plötzlich im Nichts und wir waren zu einem Umweg gezwungen. Kurze Zeit später ereilte uns der zweit Platten. An einer Abfahrt verpassten wie zu allem Überfluss noch eine unscheinbare Abfahrt und mussten wieder zurück den Berg hinauf. Die Wege die wir fuhren, waren so klein und eng, dass uns unser Begleitfahrzeug gar nicht hätte folgen können, hätte der Fahrer überhaupt gewusst wo wir sind. Das Begleitfahrzeug fand uns erst beim Mittagessen nach mehreren Telefonaten.

Hatte das finden so lange gedauert, gelang ihm das Verlieren dafür um so schneller. Nach dem Essen fuhren wir auch wieder eine Strecke über kleine Gassen, durch Baustellenabsperrungen und standen abrupt vor einer Sackgasse. Wir kamen nicht weiter und entschlossen uns auf die einige Kilometer entfernte Bundesstraße G312 zu fahren und diese durchzufahren bis Shangluo. Diese Entscheidung sparte uns etwa 400 Höhenmeter, aber dafür fuhren wir etwa 20 km Umweg. Die Bundesstraße führte durch ein Tal, das eine grandiose Aussicht bot.

Das Resultat dieser Umwege und Verspätungen war, dass wir erst gegen 21:00 Uhr im Hotel waren und die Reststrecke in der Dunkelheit hinter uns brachten. Und die meisten unserer Räder hatten, wie in China üblich, kein Licht. Schließlich kamen aber alle unbeschadet im Hotel an. Kurz vor dem Ziel fuhren die beiden Begleitautos vor und hinter uns und Leuchteten uns den Weg. Drei Leute waren zwischendurch ins Begleitfahrzeug gestiegen aber der Rest fuhr mit einem Wahnsinnstempo durch, denn alle hatten große Angst mit dem Rad in die Dunkelheit zu kommen. Die holte uns aber schließlich dennoch ein.


Sandmännchen

Tag 157 der Weltreise: Zuerst Besichtigung der berühmten Terrakotta-Armee, dann 38 km von Lintong nach Xi‘an bei strahlendem Sonnenschein.

Um dem Hauptansturm der Touristenmassen auf die Terrakotta-Armee ein wenig aus dem Weg zu gehen, fuhren wir heute um kurz vor 09:00 Uhr mit dem öffentlichen Bus zur Terrakotta-Armee. Diese liegt etwa 15 km außerhalb von Lintong. Diese tönerne Armee ist ein kleiner Teil der Grabanlage des ersten Kaisers von China, Qinshi Huangdi, der 221 v. Chr. den Thron bestieg. Noch im gleichen Jahr ließ er mit dem Bau der Grabanlage beginnen. 700.000 überwiegend Zwangsarbeiter bauten an dieser Anlage und schufen ein gewaltiges Werk, das man eigentlich schon zu den Weltwundern zählen könnte. Von den insgesamt rund 8.000 Ton-Soldaten, die da zerstört unter der Erde liegen hat man erst etwas über 1.000 Soldaten wieder restauriert. Man kann aber erahnen welches gigantische Ausmaß die Anlage einmal gehabt hat. Jeder dieser Ton-Krieger ist individuell gestaltet, kein einziger gleicht einem anderen. Karin meinte beim wandeln durch die Ausgrabungshallen, diese „Sandmännchen“ seinen schon ein ganz besonderes Highlight dieser Reise.

Um die Mittagszeit fuhren wir mit dem Bus zurück nach Lintong und aßen Maultaschen zu Mittag. Gegen 15:00 Uhr machten wir uns auf nach Xi’an, wo uns nach den anstrengenden Etappen der letzten Tage nun ein paar verdiente Ruhetage erwarten. Die kurze Strecke hatte es aber auch wieder in sich. Wir mussten doch wieder einiges an Höhenmetern machen und das Streckenprofil war so kompliziert wie nie zuvor. Wir fuhren durch winzigste Gassen, durch eigentlich abgesperrte Gelände auf neuen, nur halb fertiggebauten Prachtstraßen und durch ewiges Stadtgebiet. Sehr skurril und abwechslungsreich die Strecke, aber kompliziert. Die Gruppe war sich anschließend auch nicht einig, ob sie die Strecke gut fand oder nicht. Einige fragten, ob man nicht einen einfacheren, direkteren Weg hätte nehmen können. Diese Etappe fällt wohl auch in die Kategorie der Weg ist das Ziel.

Im Hotel angekommen gab Karin 1 eine Runde Schmutzbier aus, denn sie hatte heute Geburtstag. Xiao Ding, unser Fahrer, hatte für sie eine Geburtstagstorte besorgt, die wir nach dem Abendessen als Nachtisch vertilgten. Er hatte an alles gedacht. Es war ein Tortenheber dabei, kleine Papptellerchen und sogar Kuchengabeln. Was ein Glück, denn das Restaurant war etwas überfordert mit einer solchen Geburtstagsparty.



Nichts ist einfach aber alles ist möglich

Tag 156 der Weltreise: 143 km von Baishui nach Lintong bei strahlendem Sonnenschein.

Schon vor dem Frühstück ereilte mich die Katastrophennachricht. Stefans Vorderachse ist kaputt. Die Gruppe startete dann wie besprochen zusammen mit Xiao Ding und 08:30 Uhr und ich suchte mit Stefan zusammen einen Giant Radladen auf. Wir mussten bis um 09:00 Uhr warten bis er öffnete um dann festzustellen, dass er keine passende Vorderachse hat. Die Achsen waren im Durchmesser alle zu dick. Ich fragte den Chef ob er nicht einen Laden wisse, der alte Räder verkaufe die noch diese schmalen Achsen hätte. Er meinte nur: “Kommt mit“, schloss seinen Laden ab und lief mit uns quer durch die Stadt zu einem winzigen Eisenwahrenladen, der von Baubeschlägen aller Art über Werkzeugen auch diverse Achsen hatte. Der Laden sah sehr aus wie eine Rumpelkammer, und die Ordnung verstand wohl nur der alte Ladeninhaber selbst. Aber nach ein wenig Wühlerei zauberte der alte Herr tatsächlich genau die passende Achse hervor samt Ersatz-Kugellagerkugeln. Grandios.

Um 10:20 Uhr fuhr ich dann los, der Gruppe hinterher. Stefan baute im Hotel noch seine Vorderachse ein und wollte dann eine kürzere Strecke auf einer Bundesstraße fahren. Ich fuhr so schnell ich konnte ohne Pausen und holte die Gruppe bei km 66 ein, als sie gerade Mittag machte. Ich bekam auch noch eine sehr leckere Nudelsuppe und ab hier fuhren wir wieder gemeinsam weiter. Die Strecke war überwiegend flach, aber dafür lang. Erst gegen Ende der Etappe kamen einige Steigungen hinzu.

Kurz vor Lintong endete der Track in einer Sackgasse und Xiao Ding erbot sich mit seinem auf dem Smartphone gefundenen Track vor zu fahren. Das machte leider einen Umweg von 8 km aus. Nach den anstrengenden Radtagen die wir hinter uns hatten und der langen Etappe heute war das nicht besonders amüsant. Aber bei beginnender Dämmerung erreichten wir unser Hotel in Lintong, und als wir dort ankamen stand Stefan bereits an der Rezeption und hatte gerade eingecheckt.


Schlammschlacht

Tag 155 der Weltreise: 84 km von Huangling nach Baishui. Wunderschöne Strecke auf ruhigen Nebenstraßen mit fünf Pässen. Zwei kräftige Regenschauer, ansonsten bewölkter Himmel

Die Nacht brachte Regen. Als wir losfuhren regnete es noch immer, hörte aber nach ein paar Kilometern wieder auf. Nach rund 7 km war eine Brücke, die wir hätten passieren sollen weggerissen und statt dessen eine Baustelle dort. Eine Behelfsstraße war durch den Regen so aufgeweicht, dass der Lößschlamm extrem weich und glitschig war. Wir versuchten unser Räder durch zu schieben, aber nach ein paar Metern waren die Räder so mit Matsch zugesetzt, dass die Räder sich nicht mehr drehten. Nun mussten wir die Räder den Weg hinaufschleifen. Das war ein schwieriges Unterfangen, da man auf dem rutschigen Untergrund keinen richtigen Halt hatte und die Räder ganz schön Gewicht hatten. Einige von uns hat es bei der Aktion in den Matsch gehauen. Schöne Sauerei.

Wir brauchten ein gute habe Stunde um die Räder wieder notdürftig von dem zähen Schlamm zu befreien. Nur soweit, dass die Räder wieder rollen konnten. Nach dem Mittagessen fanden wir dann auch einen Herrn der eigentlich Autos mit seinem Hochdruckreiniger säuberte. Für ganze 3 RMB pro Rad (etwa 50 Cent) wusch er unsere Räder und wer wollte auch die Satteltaschen und sogar die verschlammten Schuhe.

Die Strecke war heute wieder traumhaft schön und sehr Verkehrsarm. Die Autos, die pro Stunde an uns vorbei fuhren, konnte man an einer Hand abzählen. Erst die letzten 20 km vor Baishui wurden wieder verkehrsreicher. Es war also eine sehr entspannte Etappe, wenn die Berge und die beiden Regenschauer nicht gewesen wären. 5 Pässe hatten wir zu überwinden, die Aufstiege von 200 bis 400 Höhenmetern boten. Insgesamt hatten wir 1390 Höhenmeter auf 84 km zu überwinden. Da weiß man abends auch was man am Tage gemacht hat. Zumal uns einige anstrengende Etappen der letzten Tage in den Knochen stecken.