Über die Große Mauer nach Datong

138.-139. Reisetag (16. und 17. August 2018), von Jining über Fengzhen nach Datong, 80 km/66 km

Am 138. Reisetag (16.08.2018) zog es uns vormittags durch dicht besiedelte Ortschaften auf Nebenstraßen nach Fengzhen, einer kleinen Stadt an der südlichen Grenze der Inneren Mongolei. Wir folgten einer neuen Eisenbahn-Hochtrasse während das Leben (und Sterben: denn wir wir kamen an vielen Gräbern vorbei) in den Ortschaften etwas aus der Zeit gefallen schien. Nach einer Mittagspause, in der uns ein sehr freundlicher Tankwart unterhielt, ging es über Hügel unserem Ziel entgegen. Nach einem köstlichen und unverschämt preiswerten Abendessen flanierten wir noch über den örtlichen Rummel, welcher Veranstaltungen wie den Hamburger Dom bezüglich der Lautstärke mühelos in den Schatten stellen konnte.

Am 139. Reisetag (17.08.2018) verzögerte sich unsere Abfahrt aufgrund eines Kohlezugs, der vor unserer Nase minutenlang hin und her rangierte. Nur wenige Meter hinter dem schmutzigen Kraftwerk, zu dem die Gleise führten, überquerten wir die Grenze zur Provinz Shanxi (nicht zu verwechseln mit der Provinz Shanxi/Shaanxi). Auf der Grenze steht ein Stück der Großen Mauer, welches als Lehmwall mit einigen Türmen deutlich zu erkennen ist, jedoch nicht touristisch erschlossen oder gepflegt ist. Lediglich ein Schild weist den Damm als Teil der Mauer aus und doch mussten wir bei jedem Schritt an die harte Arbeit denken, die dieses Bauwerk über viele Jahrhunderte hinweg erforderte. Mit dem Übertritt nach Shanxi wurde die Landschaft hügeliger und wir spürten, dass der Verkehr zunahm und die Straßen schlechter wurden. Nach dem wunderschönen Wetter der Vortage drohten uns Wolken, die uns aber bis zu unserem nächsten Kultur-Stop verschonen sollten: Den Nachmittag verbrachten wir an den Buddha-Höhlen in Yungang, wo wir uns in Gesellschaft zahlreicher chinesischer Touristen befanden. Um die seit Jahrhunderten Wind und Wetter ausgesetzten Höhlen ist in den letzten Jahren ein weitläufiger Park und ein neues Museum entstanden, aber dem Gefühl, das die lange Geschichte des Ortes ausstrahlte, tat dies keinen Abbruch. Die Stadteinfahrt in die Millionenstadt Datong gestaltete sich unter dem Eindruck des Kulturprogramms und angesichts des ständigen Gefälles auch bei Nieselregen als relativ einfach. Lediglich in der „Altstadt“ hatten wir mit gnadenlosen Barrieren zu kämpfen, welche die pseudo-historisch verkitschte Fußgängerzone vor Gefährten aller Art schützen sollen (siehe diesen Artikel bei The Guardian). Am Hotel empfing uns bereits Andreas mit warmer Herzlichkeit und kühlem Bier. Er wird die Gruppe bis Chongqing übernehmen. Zusammen aßen wir in einem Grillrestaurant und freuen uns auf die Vorzüge der Großstadt, die uns für die kommenden zwei Tage begleiten.


Strecke 16.08.2018 (138. Reisetag):

Strecke 17.08.2018 (139. Reisetag):

Es wird zunehmend „chinesischer“…

136.-137. Reisetag (14. bis 15. August 2018), vom Xianghuang-Banner über Shangdu nach Jining (Ulanqab/Wulanchabu), 95 km/80 km

Nach einem chinesischen Frühstück in der Nähe unseres etwas aus der Zeit gefallenen Hotels schwangen wir uns bei günstigem Wind und strahlendem Sonnenschein auf unsere Räder, um an diesem 136. Reisetag (14.08.2018) weiter nach Süden zu gelangen. Die Dörfer erinnerten in ihrer Bauweise und aufgrund ihrer Bewohner an Altersheime, was aufgrund der demografischen Probleme in China nicht überrascht. In der Nähe von Huade wechselten wir auf eine größere, breit ausgebaute Straße. Flankiert wurden wir von auffällig vielen Parolen und Losungen, die uns die Führung der Partei und die „Sozialistischen Kerntugenden“ schmackhaft machen wollten, aber auch Umweltschutz und ähnliches propagierten. Beflügelt von Rückenwind und der stärkenden Nudelsuppe, die wir mittags eingenommen hatten, erreichten wir unser nächstes Ziel, Shangdu. Den Abend verbrachten wir nach einem feurigen Essen auf dem zentralen Platz, wo fliegende Händler Wischmops und Jadeschmuck verkauften, junge und nicht mehr ganz so junge Leute ihre Tänze übten und Kinder in bunten Panzern ihre Runden drehten.

Am heutigen 137. Reisetag (15.08.2018) passierten wir hinter dem Stadtgebiet gleich mehrere Händler, die kleine Schlagzeuge aus Plastik anboten. In den Dörfern waren deutliche Zeichen der Landflucht zu erkennen und erst als wir mehrere Sonnenblumenfelder und Honighändler später die prunkvolle Einfahrt nach Jining (Teil der Großstadt Wulanchabu) passierten, spürten wir, dass unserer heutiges Ziel eindeutig eine größere Stadt ist. Da die Etappe nicht besonders lang war, stand uns der Nachmittag zur freien Verfügung. Das Abendessen nahmen wir in einem urigen Restaurant in der Nebenstraße ein.


Strecke 14.08.2018 (136. Reisetag):

Strecke 15.08.2018 (137. Reisetag):

Die Parteijurte und das abendliche Leben auf öffentlichen Plätzen

135. Reisetag, vom Rechten Sonid-Banner bis zum Xianghuang-Banner, 124 km

Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir mit Rückenwind aus der Stadt nach nach Südosten auf einer kleinen und ruhigen Straße. Das Summen unserer Reifen und die zahlreichen Windräder um uns herum stellten das Hintergrundrauschen. Die Landschaft wurde immer wieder sandiger, bevor grüne Steppenhügel für Abwechselung sorgten. Insgesamt waren zwar weniger Jurten und Tiere als in der Äußeren Mongolei zu sehen, aber Mongolisch als Sprache begleitet uns noch immer.

Das Mittagessen nahmen wir in einer geräumigen Jurte mit Kronleuchter zu uns, in der üblicherweise eine Parteigruppe der Kommunistischen Partei Chinas tagt. Nach dem Mittagessen erklommen wir ein paar weitere Höhenmeter, bevor wir uns in Richtung unseres Zielorts, dem Xianghuang-Banner, rollen lassen konnten. Dort wurden wir mit reichlich Neugier begrüßt. Bei dem Versuch das Treiben auf dem zentralen Platz zu beobachten, wurden wir zur Attraktion und wurden um unzählige Fotos gebeten. Die Bewohner versammelten sich in losen Gruppen, die Standarttanz, Karaoke, Aerobic oder andere Tänze übten. Es gab Stände mit Grillgut, Getränken und der Möglichkeit, kleine elektrische Fahrzeuge für den Nachwuchs zu mieten.


Von Außen nach Innen

133.-134. Reisetag (11. bis 12. August 2019), von Zamyn Üüd über die Grenze nach Erlian/Erenhot ins Rechte Sonid-Banner, 5 km/120 km

Für den 133. Reisetag (11.08.2018) hatten wir uns eigentlich zwei UAZ-452 organisiert, die uns über die Grenze bringen sollten, da es nicht möglich ist, die Grenze mit dem Fahrrad zu passieren. Bezeichnend für das chaotische Grenztreiben ist jedoch, dass sich die Fahrzeuge ohner unser Zutun, aber zu unserem Bedauern in größere Busse verwandelten, die zwar mehr Platz boten, aber bei jeder Bodenwelle fast auseinanderfielen. Der Grenzübertritt kam zwar mit Gepäckschleppen und Warten einher, verlief aber reibungslos. Auf der chinesischen Seite erwartete uns Xiao Ding, der die Gruppe durch China begleiten wird und seit vielen Jahren Reisen für China by Bike begleitet. Wir radelten die kurze Strecke zu unserem Hotel in Erlian/Erenhot, nahmen ein gemeinsames Mittagessen ein und erkundeten unsere erste Stadt auf dem Gebiet der VR China. Dinosaurier tauchen hier aufgrund historischer Funde an allen Ecken und in allen Größen vor. Streng genommen befinden wir uns nun wieder in der Mongolei, jedoch im Autonomen Gebiet mit dem Namen Innere Mongolei, der nach Fläche gerechnet drittgrößten administrativen Region in der VR China. Abends speisten wir draußen bei Bier und Spießchen, während der Abendhimmel von Feuerwerk erleuchtet wurde.

Am heutigen 134. Reisetag (12.08.2018) konnten wir endlich wieder eine längere Distanz zurücklegen. Wir verließen die Stadt bei Nieselregen, aber sobald die Dinosaurierskulpturen und die Windräder weniger wurden, klärte der Himmel auf und wir folgten der gut ausgebauten Straße nach Süden. Die Landschaft bot wenig Abwechslung und lediglich eine Basis der Volksbefreiungsarmee und Schilder (stets zweisprachig auf Mongolisch und Chinesisch) am Straßenrand lockerten unsere Fahrt etwas auf. Das Wetter wurde immer besser und mit einer vorzeigbaren Geschwindigkeit erreichten wir das Rechte Sonid-Banner.


Strecke 12.08.2018 (134. Reisetag):

Von Klöstern, Krücken, Kamelen und Kadavern

129.-132. Reisetag, von Sainshand über das Kloster Khamar nach Südosten bis Zamyn-Üüd, 78 km/108 km/88 km/27 km

Am 129. Reisetag (07.08.2018) führte uns eine gut ausgebaute Straße mit Rückenwind nach Süden zum Kloster Khamar, rund 47 Kilometer südlich von Sainshand. Der hier zuvor erwähnte Danzanravjaa hatte dieses 1820 (im Alter von nur 17 Jahren) gegründet. Auf dem Weg sahen wir erneut Krücken an einem Obo liegen. Bei Bedarf dürfen diese wohl mitgenommen werden. Das Wetter war ausgesprochen warm und endlich fühlte sich die Gobi wirklich wie eine Wüste an. Den Abend verbrachten wir in einem Jurten-Lager mehrere Kilometer von zwei festen Straßen entfernt.

Am folgenden 130. Reisetag (08.08.2018) mussten wir uns so mehr als 13 Kilometer auf Feldwegen durch die (dank des kaum versickerten Regens) vergleichsweise grüne Wüste schlängeln. Zurück auf der Straße legten wir relativ mühelos mehr als 90 weitere Kilometer zurück, bevor wir unser Lager nur noch rund 100 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt aufschlugen. Das üppige, mongolische Abendessen ließen wir bei einem kleinen Lagerfeuer unter Sternen ausklingen. Nachts zog schließlich ein beeindruckendes Gewitter an uns vorbei, verschonte uns aber in dem es mit einigen Kilometern Umweg an uns vorbei zog.

Dementsprechend war am 131. Reisetag (09.08.2018) auch keine Abkühlung zu spüren. Über heiße und trockene Straßen ritten wir auf unseren Fahrrädern über flache Hügel durch die Gobi nach Süden. Die Sonne brannte, Kamele schauten uns neugierig am Straßenrand hinterher und hier und dort verweste ein verendetes Pferd im Straßengraben: so hatten wir uns die Wüste schon eher vorgestellt. Unser Lager schlugen wir nur rund 25 Kilometer vor dem Grenzort Zamyn-Üüd auf. Den letzten Abend in Zelten verbrachten wir bei Kerzenschein und milden abendlichen Temperaturen.

Am heutigen 132. Reisetag (10.08.2018) verabschiedeten wir uns von unserem mongolischen Team und erreichten mittags Zamyn-Üüd und beobachteten das rege Treiben am hiesigen Bahnhof. Der chaotische Grenzverkehr ließ uns die Nähe zum Nachbarn China spüren. Morgen werden wir dann die Grenze passieren.


Strecke 07.08.2018 (129. Reisetag)

Strecke 08.08.2018 (130. Reisetag)

Strecke 09.08.2018 (131. Reisetag)

Strecke 10.08.2018 (132. Reisetag)

Aus Grün wird Gelb

125.-128. Reisetag, von Ulanbaataar durch die Steppe nach Süden bis Sainshand, 145 km/120 km/107 km

Am Freitag den 3. August, dem 125. Reisetag, brachen wir von Ulanbaataar auf und legten die ersten 30 Kilometer auf der uns unterdessen sehr vertrauten Betonpiste zurück. Diese ist Teil der horizontalen Hauptachse Ulanbaataars und schlängelt sich nach Westen hin mit reichlich Verkehr über flache Hügel. Kurz nach Nailaikh (der/die aufmerksame Leser/in erinnert sich vielleicht) bogen wir nach Süden ab. Spuren der Besiedelung rissen ab und wir ritten über saftige Hügel gen China. Mittags kehrten wir nicht ein, sondern genossen frisch zubereiteten Bratreis unter freiem Himmel. Nach dem Mittagessen trieb uns der Wind mit atemberaubender Geschwindigkeit die Straße entlang. Kamele und Pferde zierten ab und an die Steppe zu unseren Seiten. Mühelos schossen wir über unser Ziel hinaus und campierten erst nach 145 Kilometer unter freiem Himmel, rund 500 Meter von der Straße und einen Kilometer von einer Teilstrecke der Transsibirischen Eisenbahn entfernt, die in der Mongolei logischerweise als „Transmongolische Eisenbahn“ bezeichnet wird.

Am Samstag, dem 126. Reisetag (04.08.2018), schälten wir uns auf unseren Zelten und schwangen uns nach dem Frühstück direkt in den Sattel. Wir fuhren mit (im Sinne von entlang) der Eisenbahn weiter nach Süden. Die Sonne brannte und wir vesperten im Schatten eines zwischen den zwei Fahrzeugen gespannten Sonnensegels, bevor wir nachmittags an einem ersten verwesenden Pferd vorbeikamen, welches sich olfaktorisch bei der Hitze von Weitem ankündigte. In den folgenden Stunden wie auch am folgenden Tag mehrten sich die Kadaver und die Landschaft verlor nach und nach ihr Grün. Wie ein Blick auf die topografische Landkarte der Mongolei nahelegt dominierten stattdessen zunehmend Gelb- und Brauntöne. Wir durchfuhren die Stadt Choir, die Hauptstadt der Provinz Govisümber, wo wir uns unweit der Statue, die an den ersten mongolischen Kosmonauten erinnert, mit den Vorzügen eines Supermarktes erfrischten, bevor wir erneut 35 Kilometer mehr zurücklegten und unser Lager aufschlugen. Die Nacht war mild und warm, aber ein flatternder Wind kündigte an, was uns am Folgetag erwarten sollte.

Im starken Wind bauten wir am Morgen des 127. Reisetags (05.08.2018) die Zelte ab und strampelten gegen einen starken Gegenwind an, der sich stets unserer Fahrtrichtung anzupassen schien. Es ging nur schleppend voran und wider Erwarten regnete es. Bis zur Mittagspause hatten wir folglich nur knapp über 40 Kilometer zurückgelegt, bevor wir in einem einfachen Motel in der Nähe einer Zement- und Kiesfabrik das Mittagessen zu uns nahmen. Am frühen Nachmittag radelten wir durch den Ort Airag und rätselten, in welchem Zusammenhang dieser mit dem bereits in diesem Blog beschriebene Getränk mit dem gleichen Namen steht. Als wir uns bereits fast mit der unterdurschnittlichen Tagesleistung abfinden wollten drehte der Wind und blies uns ohne größere Mühen 40 weitere Kilometer nach Süden. Leider konnten wir jedoch in der immer feuchteren Steppe keinen passenden Zeltplatz ausfindig machen und beschlossen stattdessen „vorzuspulen“: Mit dem Begleitfahrzeug steuerten wir direkt die Stadt Sainshand an, die wir eigentlich erst am Folgetag erreichen sollten. Ein Teil der Gruppe radelte noch etwas im Wind weiter nach Süden, bevor wir uns zu einem gemeinschaftlichen Bier im Hotelrestaurant sammelten.

Der heutige 128. Reisetag (06.08.2018) wurde damit für den Großteil der Gruppe zu einem ungeplanten Ruhetag. Lediglich zwei Teilnehmer radelten trotzdem erneut in die Stadt. In Sainshand, einem nicht einmal 30000 Einwohner fassenden Provinzhauptstädtchen, trockneten in der Sonne heute riesige Pfützen von den Regenfällen des Vortags. In der heißen Sonne besichtigten wir das Danzanravjaa-Museum, welches dem mongolischen Nationaldichter gleichen Namens aus dem 19. Jahrhundert gewidmet ist.


Strecke 03.08.2018 (125. Reisetag):

Strecke 04.08.2018 (126. Reisetag):

Strecke 05.08.2018 (127. Reisetag):

Unsere Fahrer und Reiseleiter – Byambasuren („Byambaa“) und Algaa („Alexander“)

Auf unserer Etappe in der Mongolei werden wir durch zwei lokale Partner unterstützt. Algaa („Alexander“) ist verheiratet, hat vier Kinder und ist professioneller Fahrer. Seit 42 Jahren sitzt er hinterm Steuer und seit zwölf Jahren fährt er für Mongolei Reise. Privat interessiert er sich für Vögel und Gartenarbeit. Byambasuren („Byambaa“) ist verheiratet und hat zwei Kinder. Vor zwölf Jahren fing sie an als Reiseleiterin zu arbeiten. Sie mag es in der Natur zu sein und reitet gerne, auf Pferden und auf Fahrrädern.

Die Nationalparks in Ulanbaataars Nähe

121.-123. Reisetag, vom Terelj Nationalpark über Ulanbaataar zum Khustain Nuruu, 59 km

Als wir an unserem Ruhetag, dem 121. Reisetag (30.07.2018), im Gorkhi-Terelj Nationalpark auf den umliegenden Bergen herumspazierten, sahen wir durch das ganze Tal hindurch bereits operierende und sich im Bau befindliche Jurtencamps, Hotelanlagen und sogar einen Golfplatz. Das Gebiet ist nicht ohne Grund touristisch gut erschlossen: es ist von Ulanbaataar mit dem Auto gut zu erreichen und bietet spektakuläre Naturschönheiten. Die grünen Hänge sind bei genauerer Betrachtung nämlich von bunten Blumen, Steingartengewächsen und duftenden Kräutern und nicht etwa nur Gras bewachsen. Andere (unter Entzugserscheinungen leidende) Radweltreisende nutzten den freien Tag, um mit dem Fahrrad den Schildkrötenfelsen und den knapp 10 Kilometer weit entfernten Aryapala-Tempel zu besichtigen. Beim gemeinsamen Abendessen zeigte sich schließlich der Himmel in den schönsten Farben als die Sonne hinter den Bergen verschwand.

Den 122. Reisetag (31.07.2018) bestritten wir zunächst mit dem Rad. Wir besuchten eine Nomadenfamilie, wo wir neben Milchtee und frittierten Teigwaren mit hausgemachter Butter auch selbst hergestellten Joghurt aus Yak- und Kuhmilch probieren konnten. Letzterer schmeckte uns so gut, dass wir einen 5 Liter-Kanister davon kauften. So gestärkt stellte die Tagesetappe von gerade einmal knapp 60 Kilometer kein Problem dar. Wir fuhren die zweite Hälfte der Strecke auf der uns inzwischen vertrauten und ruhigeren Straße am Tuul zurück und konnten so endlich wieder die stark befahrene Ost-West-Achse der Hauptstadt etwas umfahren.

Nachdem wir die Räder am Hotel abgestellt hatten, zogen wir mit dem Bus weiter nach Osten, um den Birken-Gebirge-Nationalpark zu besichtigen. Der Kontrast zum Naherholungsgebiet Terelj war deutlich. Eine holprige Piste führte uns 13 Kilometer weg von der Hauptstraße in ein ruhiges Jurtencamp. Die Anlage ist Teil eines seit mehr als 25 Jahren erfolgreich betriebenen Auswilderungsprojekts, in dessen Rahmen das Mongolisches Wildpferd (das s.g. Przewalski-Pferd) wieder zurück in sein Habitat gebracht werden sollte. Nachdem die Art in den 1960ern in der Mongolei praktisch ausgestorben war, wurde der Bestand aus Populationen in Gefangenschaft wiederhergestellt. Auch andere Tiere im 50000 Hektar große Areal sowie die Menschen, die in der Pufferzone um den Park leben, profitieren von den Bemühungen, die Arten zu schützen. Das Projekt finanziert sich unter anderem aus dem Tourismus, der in einem angenehmen und offenbar nachhaltigen Rahmen betrieben wird, sowie internationaler Unterstützung.

Die wilden Pferde konnten wir schließlich am Morgen des 123. Reisetags (01.08.2018) sehen, als wir uns in aller Frühe aus den gemütlichen Jurten bewegten, um mit dem Begleitfahrzeug etwas über die Piste in Wildnis vorzustoßen. Auf den von der Morgensonne bestrahlten Hügeln konnten wir zwei Gruppen dabei beobachten, wie sie grasten oder sich in den Wiesen wälzten, die nur aus Kräutern und Blumen zu bestehen schienen. Den Vormittag nutzten wir für weitere Spaziergänge oder Reitausflüge, nachdem wir zum Frühstück unter anderem große Mengen an lokal produzierten Käse mit frisch gebackenen Milchbrötchen verköstigt hatten. Bei strahlendem Wetter fuhren wir in die Hauptstadt zurück, wo wir den Abend mit einer Musik- und Tanzaufführung der Gruppe Tumen Ekh und einem gemeinsamen Abendessen ausklingen ließen.


Strecke 31.07.2018 (122. Reisetag)

Am Tuul entlang zu Dschingis Khan

120. Reisetag, von Ulanbaataar bis Terelj, 93 km

Wir sammelten uns morgens zu einem Geburtstagsständchen, bevor wir das Stadtgebiet hinter uns ließen und eine etwas ruhigere Straße am Fluß Tuul entlang rollten. Die Strecke führte uns durch das noch unter der Verwaltung Ulanbaataars stehende Bergarbeiternest Nalaikh. Nur noch der neben dem Ort liegende Friedhof, auf dem die kasachischen Bergleute begraben liegen, zeugt noch vom inzwischen eingestellten Kohleabbau.

Sonntäglicher Ausflugsverkehr und Stände am Straßenrand, an denen Raubvögel, Kamele und Kostüme für Fotos herhalten dürfen, kündigten unser erstes Ziel an, das Bildnis Dschingis Khans.

Seit 2008 türmen sich rund 57 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt 250 Tonnen Edelstahl in 30 Meter Höhe. Damit wird der mongolische Eroberer und Nationalheld mit der größten Reiterstatue der Welt geehrt. Das Pferd, auf dem er thront, kann durch den Schweif bestiegen werden. In seiner Rechten hält er eine goldene Gerte.

Anders als am Vortag wurden uns angenehme Temperaturen und gutes Wetter zuteil. Selbst die Straßenverhältnisse waren uns trotz des streckenweise hohen Verkehrsaufkommen gewogen und manchmal unterstützte uns gar ein Rückenwind. Die Nachmittagsetappe in den Gorkhi-Terelj-Nationalpark war unter diesen Umständen ein entspanntes Vergnügen. Abwechselungsreiche Landschaften, Kamele, Yaks, Schafe, Ziegen und natürlich jede Menge Pferde säumten die grünen Hänge, aus denen beeindruckende Gesteinsformationen emporragten.


Airag auf dem Weg nach Ulanbaataar

119. Reisetag, vom Jurtencamp bei Bornuur bis Ulanbaataar, 115 km

Nach einem angenehmen Start erwartete uns ein feucht-kalter Reisetag mit einigen Strapazen. Da uns ein kleiner Pass bevorstand, stärkten wir uns vormittags mit einem Schluck fermentierter Stutenmilch. „Airag“, auch bekannt unter ihrem mongolischen Namen „Kumis“, schmeckt intensiv, leicht alkoholisch und hinterlässt den Geschmack von einem starken Parmesan auf der Zunge. Es scheint aber kein Ladenhüter zu sein, denn die Hälfte aller Jurten bietet aufgrund der beachtlichen Nachfrage am Straßenrand große PET-Flaschen mit der weißen Flüssigkeit feil.

Bis zur Mittagspause waren wir nass bis auf die Knochen und vesperten in einer Jurte, in der wir uns am Ofen wärmen konnten. Der Großteil der Gruppe ließ sich jedoch von Regen und Kälte nicht entmutigen und stellte sich der langen und zähen Einfahrt nach Ulanbaataar. Hatte uns die die Landschaft bis dahin noch an Schottland erinnert, zeichnete sich am Horizont langsam der 1,4 Millionen Einwohner-Moloch mit seinen Nebenerscheinungen ab. Wir näherten uns der Stadt von Westen. Kilometer um Kilometer wechselten sich Industriegebiete und Plattenbauten ab. Nach der Ankunft hießen wir schließlich mit einem gemeinsamen Abendessen unseren Neuzugang willkommen.