Ostersonntagsritt

Tag 383 der Radweltreise, 76 km von Sale nach Brainsdale. Christus ist auferstanden, sonst aber nichts passiert

Es darf und muss auf einer Radweltreise auch mal Tage geben, an denen nichts passiert.

Heute zum Beispiel. Überführungsetappe würden die Kollegen von der Tour de France sagen.

Wir radeln so vor uns hin, haben ein schönes Mittagspicknik kurz vor Schluss auf dem Gelände des lokalen Modellflugzeugvereins und sind dann bei Zeiten in Brainsdale, mit schöner historischer Unterkunft und einem lokalen Pub, der sämtliche Standards für das Abendessen nach oben schraubt.

Das Osterlamm ist zwar heute ein Steak, aber was für eins! Dazu ein lokal gebrautes IPA.
Und einen Ruhetag vor der Nase.

Wohlverdient!

Bergauf war schöner!

Tag 382 der Radweltreise, 88 km vom Tarra Bulga Guesthouse nach Sale. Tendentiell bergab.

Gestärkt von einem dann doch sehr australischem Frühstück, dem der dänische Touch des Vortages abgeht, schwingen wir uns fröhlich bei bestem Wetter auf die Räder. Abfahrt ist angesagt, beziehungsweise „tendenziell bergab“. Stammleser wissen, was das bedeutet: Es gibt auch ein paar Gegensteigungen, in unserem Fall vor allem am Anfang.

Dann aber: Schuss bergab, durch wunderbare Natur, ohne Verkehr, ein Traum.

Spätestens mit dem Kohlekraftwerk Loy Yang inklusive angeschlossenem Braunkohletagebau wird es dann ein wenig zäh, auch weil der Wind heute von vorne kommt und sich der Osterverkehr leider die gleiche Schleichstrecke ausgesucht hat wie wir.

Immerhin, Hotel und Abendrestaurant reißen es wieder raus.


In luftigen Höhen

Tag 381 der Radweltreise, 33 km von Yarram zum Tarra Bulga Guesthouse, Höhenmeter!

Am Morgen ist gespannte Erwartung zu spüren. Endlich geht es in die Berge! Der eine oder andere streckt mental noch die Unterschenkel, dann geht das Abtasten an den ersten Steigungen los. Kurz angetreten! Wer kann mithalten! Taktieren am Berg, denn es geht schließlich um das Bergtrikot!

Nein, wirklich nicht.

Wir genießen eine anspruchsvolle, aber nicht zu harte Etappe, auf der wir 800 wunderschöne Höhenmeter durch die Natur machen, gefolgt von einem grandiosen Mittagessen, einem entspannten Spaziergang durch den Tarra Bulga Nationalpark und ein fantastisches Abendessen, dank Nina, unserer dänischen Wirtin.

Morgen geht es dann alles wieder bergab.


Australien 15+1: Haustiere (9)

Zu einem echten Haushalt gehört ein Hund – oder besser gleich zwei. Doch viele Australier geben sich damit nicht zufrieden und gönnen sich einen kleinen Privatzoo, der ihnen Gesellschaft leistet.

Auf einer Outbackfarm etwa begegnete ich nicht nur den Kühen, die dort aufgezogen werden, sondern auch einem halben Dutzend Hunden, zwei Kakadus, zahlreichen Tauben, einem guten Dutzend Kängurus, drei Schweinen und einer kleinen Flotte aus Pferden sowie den omnipräsenten Hühnern. Natürlich möchten alle diese Tiere auch gefüttert werden, was Zeit und – nicht zu vergessen – Geld kostet.

Zum Glück arbeiten viele Tiere für ihr Geld. Hunde bewachen das Grundstück; doch auch sie verschlafen manchmal einen Einsatz. Wer sichergehen möchte, dass er nichts verpasst, was sich seinem Heim und Hof nähert, sollte sich Gänse zulegen. Davon abgesehen gibt es Hunde, die bei der Schaf- und Rinderzucht unersetzliche Dienste leisten. Pudel und Chihuahuas bleiben aber down under genauso nutzlos wie anderswo auch.

Andere Nutztiere sind Kühe, die immerhin frische Milch liefern, oder Hühner, die aus widerlichen Küchenabfällen erstklassige Eier produzieren. Andere Tiere – wie Schweine oder Ziegen – werden überwiegend gehalten, um sie eines fernen Tages zu schlachten und für die Tiefkühltruhe zu portionieren. Auch so etwas kann schnell unheimlich werden: Einmal erlebte ich amerikanische Gastarbeiter, die nie so fröhlich waren wie während der Tage, in denen sie die Hinrichtung einer Ziege planen und ausführen durften – vom Metzgern ganz zu schweigen …

Manchmal geht es auf den Farmen aber doch nur um ein bisschen Gesellschaft – und da die endemische Fauna zumeist nachtaktiv ist, bieten sich dafür die üblichen Verdächtigen, also Wauwau und Mieze, an. Das entpuppte sich für die australische Natur allerdings tödlich: Wilde Katzen und Hunde dezimieren die australische Tierwelt Jahr für Jahr, und selbst artige Hunde, die offiziell »so etwas nie tun würden«, naschen schon einmal an einer bedrohten Tierart.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Durch das grüne Gippsland

Tag 380 der Radweltreise, 62 km von Foster nach Yarram, weiterhin entspanntes Radeln bei Idealwetter

Der heutige Tag wird nicht als der ereignisreichste Tag der Radweltreise in die Geschichte eingehen. Nein, langweilig war es nicht, im Gegenteil. Aber angenehm tiefenentspannt und fast meditativ.

Die ersten Kilometer fahren wir noch auf der Bahntrasse, dann gibt es tatsächlich, zum ersten Mal seit Langem, ein paar Höhenmeter. Die sich dann auch noch lohnen!

Wir fahren knapp 200 Höhenmeter ins Hinterland und genießen die Ausblicke auf die grünen Hügel von Gippsland. Schafe, Kühe, Alpakas. Ein paar Bauarbeiter, die uns ausfragen. Ein Wasserfall, tolle Ausblicke auf das Meer. Zum Abschluss ein paar Kilometer Hauptstraße und dann Yarram.

Wenn am Arsch der Heide Gary Cooper die Hauptstraße entlang läuft. Und dann bitterlich weint, weil sich niemand für ihn interessiert.

Immerhin, der lokale Pub und das Essen waren gut, das Motel eher nicht.

Australien ungeschminkt.

Altweibersommer

Tag 379 der Radweltreise, 65 km von Inverloch nach Foster, weiterhin entspannt bei Idealwetter.

Herbst in Australien macht Spaß! Ich muss Lee mal fragen, ob es einen australischen Ausdruck für „Altweibersommer“ gibt. Wie auch immer, das ist genau, was wir hier gerade haben! Die Bäume zeigen herbstliches Gelb und Rot, der Wind ist zuweilen etwas frisch, die Nächste sind kühl und die Tage sonnig-warm.

Wir radeln weiter auf den Spuren der Eisenbahn, lassen bei Rückenwind rollen und sind etwas überrascht, wie früh wir trotz entspannter Fahrt an unserem Ziel ankommen. Mit dem Schmutzbier wird es mit der Devise „Kein Bier vor 4“ schwierig.

Am Abend erkunden wir dann Foster, eine dieser Städte, die genau einen Pub haben, wo sich dann am Abend alles trifft. Es wird Bingo, Poker und Automatenkasino gespielt, getrunken, gegessen, geraucht, Australian Football geschaut. Zwischendrin wir, die wir zuweilen erstaunt angeschaut werden, meist für verrückt erklärt, weil wir von Adelaide nach Sydney radeln. Wo es in Foster doch so schön ist. So ruhig und entspannt. Oder wenigstens: Ohne Veränderung – NO WORRIES!

Nur mit dem Internet, da müssen die Aussies noch ein wenig üben! Foster ist der erste von drei Übernachtungsorten ohne oder mit einem vorsintflutartigem Wlan. Nur falls sich jemand wundert, warum der Blog ein wenig hinterherhinkt!

Tut-Tut, hier kommt die Eisenbahn

Tag 378 der Radweltreise, 64 km von Cowes nach Inverloch, Radeln auf imaginären Schienen bei Idealwetter.

Nach dem gestrigen Tag ist klar: Die Gruppe, auch Jutta und HaJü, unsere Neuankömmlingen, ist fit. Folglich lassen wir es ruhig angehen. Gemütliches, bisher bestes Frühstück um die Ecke, ein bisschen Möwengucken und dann geht es los. Der Wind erst von der Seite, dann von hinten.

Zum ersten Mal, seit wir in Adelaide losgefahren haben, fahren wir dann mehr als 10 Kilometer am Stück mit viel Verkehr. Und stellen fest, dass es auch unter den Australiern Menschen gibt, die Fahrradfahrer als Hindernis auffassen, dass man im Zweifelsfall auch umfahren darf. So wie die Dutzende Kängurus, Wombats, Füchse, Hasen, Adler und allerlei weiteres „Roadkill“, das uns täglich begleitet. So wenig Leute auf so viel Platz in Australien, und trotzdem dominiert der Bleifuß.

Wie auch immer, es bleibt eine Episode, und dann biegen wir auf den „Bass Coast Rail Trail“ ein und genießen autofreie Fahrt auf einer ehemaligen Bahntrasse. Schade um die Eisenbahn, aber ideal für uns!

Mittagspicknick gibt es heute mit Meerblick und dann sind wir schon fast am Ziel.

So macht Radeln Spaß!

Australien 15+1: Great Blue Sky (8)

Der Himmel ist groß und blau und endlos. So ganz kann man diese Beschreibung erst verstehen, wenn man mit eigenen Augen die Weite des australischen Himmels erfasst.

Kein Vergleich zur Großstadt, wo man in den Häuserschluchten vielleicht einen Klecks Dunst im Himmel ausmachen kann. In der Wildnis gibt es keine Häuser, keine Berge und teilweise nicht einmal Bäume, die den Blick zum Horizont versperren. Die Luft ist trocken und sauber – weder Feuchtigkeit noch Dreck schwirren umher. Folglich ist der gesamte Himmel – von ganz oben bis ganz unten – von einem tiefen, gesunden Blau, an dem man sich so schnell nicht sattsehen kann. Selbst bei Schlechtwetter wirkt der Himmel endlos … und weckt gallische Urängste, er könne einem auf dem Kopf fallen. Schöner ist es aber, mit dem Auto unter dem big blue sky entlangzudüsen und sich einfach nur frei zu fühlen.

Dafür sind die Sonnenuntergänge oftmals schnell und unprätentiös. Wenig dramatische Farben, mehr so, als würde jemand da oben langsam das Licht dimmen. Je näher man dem Äquator ist, desto schneller fällt die Sonne dabei hinter den Horizont.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Ja wo watscheln sie denn? (Pleiten, Glück und Pannen)

Tag 377 der Radweltreise, 94 km von Melbourne nach Cowes auf Phillip Island, allerlei Wetter

Auch bei der Ausfahrt zeigt sich Melbourne von der schönen Seite. Ein wenig vom Hotel den Berg runter, dann am Meer entlang. Lee, der uns seit Melbourne begleitet, findet nach 25 km ein schönes Radcafé, wir lassen uns Zeit, da es gut rollt. Hier eine Pause, da ein Schwätzchen, hier ein Kaffee. Um kurz vor 13:00 Uhr dann Mittagpause, wir haben ja Zeit.

„Wann fährt denn die Fähre?“, fragt Manfred eher beiläufig. Diese Etappe hatte ich von unserem ehemaligen australischen Partner übernommen. Regelmäßig, hieß es da, und vor ein paar Wochen hatte ich mir die 15:50-Uhr-Fähre rausgesucht. 20 Minuten Überfahrt, Schmutzbier, Schnelldusche und ab zur Pinguin Parade, die heute abend auf dem Programm steht. Das war der Plan.

Nun, um sicher zu gehen, checke ich noch einmal den Fahrplan. Keine Fähre um 15:50 Uhr mehr, die letzte verwertbare fährt um 14:30 Uhr. Das ist in einer guten Stunde. Es sind 23 km bis zum Ableger. Die letzten Bissen fliegen mit Schwung in den Mund und fünf Minuten später sitzen wir auf den Rädern. Kommen gut voran, fahren einen 26er-Schnitt.

Soweit so gut.

Dann hat Michael einen Platten. An der drei Zentimeter großen Schraube konnte er einfach nicht vorbeifahren! 😉
Ich hole das Begleitfahrzeug zurück, Michael bereitet sich auf das Aufladen vor. Der Rest ist etwas vorausgefahren, ich schließe mit Rückwind wieder auf. Um 14:20 Uhr sind wir am Anleger. Um 14:35 Uhr fahren wir dann entspannt nach Phillip Island, leider ohne Begleitfahrzeug und Lee. Die Fähre ist ein kleines Boot, das nur Personen und Räder mitnimmt. Hatte uns unser alter Partner auch nicht mitgeteilt und wieder einmal sind wir froh, dass wir den Partner kurz vor der Reise gewechselt haben – notgedrungen zwar, aber, wie sich immer mehr zeigt, zum allgemeinen Vorteil!

Da Lee aber wohl bei Lewis Hamillton gelehrnt hat und die 120 km Umweg genauso schnell absolviert wie die Fähre die knapp 10 km bis zur Insel, hat auch das keine gravierenden Auswirkungen. So haben wir noch Zeit für ein gemütliches Schmutzbier, für eine Dusche und fahren dann mit dem Begleitfahrzeug zur Pinguin Parade.

Da starren wir dann mit ein paar hundert anderen Menschen auf ein paar Zwergpinguine, die vorsicht aus dem Meer krabbeln und dann zu ihren Baus watscheln. Ein ziemlicher Zirkus, der, auch wenn beteuert wird, dass die Einnahmen nur den Pinguinen zugute kommt, doch einen etwas faden Beigeschmack hinterlässt, vor allem beim Spießrutenlauf durch das mit Pinguin-Nippes und Stofftieren vollgestopften Besucherzentrum. Ein typischer Fall von: Muss man gesehen haben, aber muss man nicht wiederholen.

Abendessen gibt es dann beim stilvollen Italiener, eines der wenigen Restaurants, die so kurz vor Ostern und nach 19:00 Uhr noch geöffnet haben. War aber gut, und solange der Bottle Shop noch offen hat, ist auch der Abend gerettet!

Bilderbuch am Ruhetag: Melbourne

Tage 375 und 376 der Radweltreise. Ruhige Tage in Melbourne

Eine schöne, spannende Stadt.

Das Bilderbuch: