Dem Himmel entgegen

143. Reisetag. 108 km über zwei anstrengende Pässe und wieder hinab ins Tal nach Taihuai. Bis zum zweiten Pass schien die Sonne, dann wurde es ziemlich kalt.

Eigentlich wollten wir so früh los wie möglich, denn die Etappe heute würde hart werden. Ein wenig ausgebremst in unserem Eifer wurden wir bereits vom Hotel, denn das Frühstück eröffnete erst um 07:00 Uhr und auf das Frühstücksbuffet wollten wir nicht verzichten. Man braucht ja schließlich eine ordentliche Grundlage für eine solche Etappe.

Diese Etappe war dominiert von zwei Pässen die es in sich hatten. Zum ersten Pass führte ein etwa 20 km langer Anstieg über einen Pass von 1550 Metern Höhe. Wir fuhren anschließend eine rasante Abfahrt hinab in ein Kleinstädchen wo wir Mittag aßen. Von dort ging es wieder gnadenlos bergauf und zwar etwa 30 km lang auf eine Höhe von rund 2500 Metern. Die Steigung nahm anscheinend überhaupt kein Ende und ich fragte mich wo dieses permanente Bergauf noch hinführen würde. Für die Strapazen wurden wir aber durch eine wunderschöne Berglandschaft entlohnt. Auf dem Pass sammelten wir uns und machten uns an die 16 km lange Abfahrt. Hier oben und auch während der Abfahrt wurde es verdammt kalt und wir waren alle bis auf die Knochen durchgefroren als wir im Hotel ankamen.

Der Ort Taihuai liegt inmitten des berühmten Wutaishan des bedeutendsten der 4 heiligen Berge des Buddhismus. Wegen seiner 5 Gipfel wird er auch fünf Finger Berg genannt. Seit fast 2000 Jahren kommen schon nachweislich Pilger hier her, sogar so mancher Kaiser war darunter. Auch aus vielen anderen buddhistisch geprägten Ländern kommen Pilger und machen dem Berg ihre Aufwartung. Der Wutaishan wird auch das „kühle Gebirge“ genannt, denn hier herrschen selbst im Sommer durchschnittlich 9°C. Das bekamen wir heute während der Abfahrt durchaus zu spüren. Morgen werden wir uns dann die Tempel des Wutaishan vorknöpfen.


Tendenziell bergab

142. Reisetag. Von Datong nach Yingxian, 84 km bei sonnigem Wetter und etwa 28°C plus einem zusätzlichen 6 km-Schlenker zur hölzernen Pagode von Yingxian

Die Tour begann für mich als neuen Reiseleiter der nächsten Wochen gleich mit einigen Prüfungen. Kaum dass wir losgefahren waren, hatten wir schon den ersten Platten. Da sich unser Begleitfahrzeug auf einer anderen Route aus der Stadt schlängelte, hatten wir ein kleines Ersatzteile- und Werkzeug-Problem. Schließlich konnte Gerhard aber einen Flicken hervorzaubern und wir flickten den Platten. Es dauerte nicht lange und wir hatten den nächsten. Wieder gelang es Gerhard aus den Tiefen seiner Satteltasche noch einen Ersatzschlauch hervorzubringen. Und wir waren noch nicht einmal aus der Stadt heraus. Der dritte Plattfuß konnte uns dann eigentlich nicht mehr schocken. Nur wird der Eine oder Andere morgen eventuell Muskelkater haben wegen des Aufpumpens mit allzu kleinen Luftpumpen.

Die Fahrt verlief insgesamt sehr angenehm, Steigungen waren im Grunde keine vorhanden und die Strecke ging, wie Volker immer gerne zu sagen pflegt, tendenziell bergab. Für mich die perfekte Etappe um mich einzuradeln. Die ersten Kilometer legten wir noch auf einer vierspurigen Landstraße zurück auf der die Autos aber stets in gebührendem Abstand an uns vorbei fuhren und wie in China üblich, die „Vorsicht, ich überhole jetzt“-Hupe betätigten. Später bogen wir auf eine wenig befahrene kleine Nebenstraße ab. Häufig säumten Alleen unseren Weg was das Radeln ganz angenehm machte.

Mittag machten wir in einem winzigen Dorf in dem von etwa drei Häusern eines ein winziges Restaurant war. Es gab nur einen Tisch an dem nicht alle von uns Platz hatten, deshalb mussten drei von uns auf im Nachbarraum auf dem Bettofen, dem Kang, der Familie sitzen und an einem etwa 30 cm hohen Tisch essen. Das war mal eine sehr spezielle und intime Erfahrung. Die Betreiberfamilien hatte noch nie zuvor ausländische Gäste und war entsprechend aufgeregt und neugierig. Nach gefühlt 1000 Fragen und einigen gemeinsamen Fotos, ließ man uns wieder fahren. Am späten Nachmittag erreichten wir dann unseren Zielort Yingxian.

Die Hauptsehenswürdigkeit von Yingxian ist die berühmte Sakyamuni-Pagode im Fogong-Tempel. Da wir angst hatten, dass die Pagode geschlossen sein würde wenn wir erst ins Hotel fahren und dann wieder zurück kämen, fuhren wir direkt dort vorbei. Diese recht beeindruckende Pagode wurde unter den Kitanen (Liao-Dynastie), einem Reitervolk aus dem hohen Norden, das diesen Teil Chinas seinerzeit erobert hatte im Jahre 1056 erbaut. Sie ist die älteste und größte hölzerne Pagode weltweit. Sie hat eine Höhe von über 67 m und einen Durchmesser am Sockel von rund 30 Metern. Von außen sind nur 5 Stockwerke sichtbar, aber eigentlich sind es mit den Zwischengeschossen 9 Stockwerke. Es wurden etwa 3000 Tonnen Rotkiefernholz verbaut. Die Bauweise ist so ausgeklügelt, dass die Pagode in ihrer über 900-jährigen Geschichte bereits mehrere Erdbeben überstanden hat, während die Häuser in der Umgebung fast sämtlich einstürzten. Selbst mehrere heftige Blitzeinschläge hat sie schadlos überstanden. Leider darf man nicht mehr die Pagode besteigen, aber eindrucksvoll ist sie dennoch.


In der früheren Hauptstadt und heutigen „Großen Einheit“

Bilderbuch von den Ruhetagen am 140. und 141. Reisetag in Datong, sommerlich und sonnig um die 30°C

Was ist schöner, relaxen in einem Jurtencamp zwischen den grünen Hügeln der mongolischen Grassteppe oder in einer Millionenstadt im Norden Chinas?
Unsere Reisegruppe ist da ganz verschiedener Meinung und klar ist auch, daß jede Umgebung ihre Reize, Vor- und Nachteile hat.
Landschaftlich ist eine Stadt voller Hochhäuser und endlosen Autostaus (Hupkonzert inklusive) nur Zweiter, beim Übernachtungskomfort und beim Frühstücksbuffet klar Erster. Auch bezüglich Wäschewaschen, Reparaturservices, WLAN-Versorgung (pro Zimmer ein eigener Accesspoint!) und sonstigen Sehenswürdigkeiten liegt die Großstadt nach Punkten vorn.

Wir „wohnen“ seit gestern im komfortablen Yungang Meigao Hotel.

Datong (chinesisch 大同市 = Pinyin Dàtóng shì) ist eine bezirksfreie Stadt mit etwa 1,4 Millionen Einwohnern im unmittelbaren Stadtgebiet und weiteren 2 Millionen Einwohnern in den umliegenden Kreisen. Sie liegt etwa 300 Kilometer westlich von Peking und breitet sich auf über 14.000 Quadratkilometern aus.

Von https://de.wikipedia.org/wiki/Datong (Simon hatte auch schon zum 139. Reisetag dahin verwiesen) weiß ich u.a., daß die Stadt als Píngchéng (平城) während der Han-Dynastie gegründet wurde und während der Nördlichen Wei-Dynastie fast hundert Jahre lang (398 bis 494) sogar Hauptstadt war. Bereits 1048 wurde sie in Datong (= Große Einheit) umbenannt.

Bei unserem sonnabendnachmittäglichen Stadtbummel sehen und erfahren wir viel wissenswertes und interessantes. Simon weiß wirklich viel über die Geschichte Chinas und Andreas, der Simon als Reiseleiter ablöst, ist ja auch schon dabei. Weiteres ergänzen wir individuell am Sonntag, denn der ursprünglich geplante Busausflug zu den Yungang-Grotten war schließlich durch unseren kleinen Umweg bei der Fahrt nach Datong zu Gunsten eines weiteren freien Tages nicht mehr notwendig.

Wir sehen uns also an, was aus dem „Altstadtprojekt“ der Stadt geworden ist und bekommen einen Eindruck von dem, was Wikipedia u.a. so beschreibt:
“ … Aus vorwiegend touristisch-kommerziellen Gründen wurde ab 2008 ein Stadtumbau der Innenstadt im Stil der Ming-Dynastie durchgeführt. Das 6 Milliarden Euro teure Projekt sollte besonders die finanzkräftige chinesische Mittelschicht ansprechen. Die Rekonstruktion ist nach westlichen Presseberichten nur eine ungefähre. 40.000 ärmere Bewohner der Altstadt werden abgesiedelt, im neuen alten Zentrum, das mit einer 2009 bis 2012 errichteten monumentalen Stadtmauer abgegrenzt wurde, entstehen Luxuswohnungen. Die Gentrifizierung mit ihrer historisierenden Kulissenarchitektur ist bereits weit vorangeschritten. Gemäß dem Dokumentarfilm „The Chinese Mayor“ … ist dieses Altstadtprojekt jedoch gescheitert. Der dieses Projekt vorantreibende Bürgermeister wurde nach 5 Jahren im Amt überraschend als Bürgermeister in eine 300 km weit entfernte andere Stadt versetzt. Er hinterließ – gemäß den Aussagen im o.g. Film – Schulden in Höhe einiger Milliarden Dollar und eine Vielzahl halbfertiger Projekte, die sein Nachfolger nicht mehr weiterführte.“

Der Kontrast zwischen „Abbruchgebiet“ und Neubau nach historischem Vorbild direkt daneben beeindruckt und bedrückt uns gleichzeitig.

Unzählbar viele Händler bieten an den Straßenrändern Obst, Gemüse und Waren aller Art an, darunter auch „Spendengeldscheine“ und sogar papierne „Spendenautos“. Ob die Götter und die Lieben im Jenseits wirklich was damit anfangen können?

Selbstverständlich schauen wir uns die Neun-Drachen-Wand, sowie das Huayan Kloster an, das fast alle am Sonntag sogar noch ein zweites Mal besuchen. Übrigens: Besucher über 60 haben dort freien Eintritt (wie auch schon bei den Yungang-Grotten) und sparen hier bare 65 Yuan (ca. 8 €uronen)!

Die Abendessen genießen wir gemeinsam in kleinen Restaurants „um die Ecke“ mit vielen verschieden Gemüse- sowie Fleischgerichten auf der gläsernen Drehplatte. Llllecker! Die Schlemmerei kostete uns gestern beispielsweise für alle (9) zusammen etwa 300 Yuan! Heute war es deutlich teurer: 340 für acht.
Ja, so preiswert ißt man(n) hier „beim Chinesen“! 😉

Daton-Bilderbuch auf:



Als Extrabilderbuchzugabe noch weitere Fotos vom Besuch der Yungang-Grotten (Wolkengrat Felsenhöhlen):

… 5000 6000 7000 8000 9000 10000 11000

Zweite kleine statistische Anmerkung am Ruhetag

Am 26. Mai, das war der Ruhetag in Alabuğa (Jelabuga) am 56. Reisetag, hatte ich zuletzt unter „1000 … 2000 … 3000 … 4000“ statistisches notiert.
Heute eine kurze Fortschreibung nach weiteren 85 Reistagen, also am 141.
Ich stütze mich wieder auf meine Track-Aufzeichnungen des „Mini GPS“. Jede(r) andere hat davon also mehr oder weniger abweichende Zahlen.

„Das müssen doch mehr als 1500 Kilometer gewesen sein, die ich jetzt mit euch unterwegs war“, überlegte Simon gestern beim Abschied.
Aber sicher! Er übernahm „uns“ zwischen Altanbulag und Darkhan am 25. Juli, vor 24 Tagen. Da waren wir knapp überm Reisekilometer 9500. Er hat uns also ca. 2000 Kilometer begleitet und wir hatten eine super Zeit miteinander. Nochmals vielen Dank!

Wir sind jetzt aktuell bei Reisekilometer 11.435. Darin sind auch die 198 Bus-km vom Transfer zum und vom Hustain-Nationalpark in der Mongolei enthalten.

Karin K. ist seit dem 29. Juli ab Ulaanbaatar (ca. Km 9800) dabei, steuert also auch schon die 2000er Marke an. Sven stieg etwa bei Km 8600 in Irkutsk ein und ist kurz vor den 3000. Karin L. & Martin radeln nun schon fast 2 Monate (seit Nowosibirsk, etwa Km 6650) mit und werden hinter Datong 5000 km hinter sich haben. Gerhard hat den imaginären Strich für Km 8000 auch schon gesehen. Am 12. Mai bei seinem Start in Moskau stand der Gesamtreisekilometerzähler noch bei ca. 3000.
Die „Seit-1. April-Berlin-Durchradler“ Karin B., Stefan und ich strampeln ab morgen auf die Zwölf vor den drei Nullen zu. Karin B. feierte ja in Zamyn-Üüd ihren 10000. echt geradelten Kilometer, also abzüglich der zwischendurch im Begleitbus gesessenen. Ich habe in Datong den 11000. km geschafft, die 435 km „Buskilometer“ (schlappe 3,8% – pfff …) rausgerechnet.
Uneinholbarer Spitzenreiter ist nach wie vor Stefan mit quasi „Reisekilometer = Radelkilometer“, der sogar den zwangsweise bei den Grenzübergängen im Bus abgessenen Kilometern (ich schätze mal so 4-5) als „leider nicht geradelt“ nachtrauert.

Übrigens, bei Stadtrundgängen habe ich inzwischen auch insgesamt 142 offiziell gelatschte Kilometer addiert, die individuell durch die Etappenorte spazierten gar nicht mitgerechnet!

Weiter gehts! Wir sind gespannt auf jeden nächsten Kilometer und freuen uns darauf, bald weitere Mitradler/innen begrüßen zu können.

Über die Große Mauer nach Datong

138.-139. Reisetag (16. und 17. August 2018), von Jining über Fengzhen nach Datong, 80 km/66 km

Am 138. Reisetag (16.08.2018) zog es uns vormittags durch dicht besiedelte Ortschaften auf Nebenstraßen nach Fengzhen, einer kleinen Stadt an der südlichen Grenze der Inneren Mongolei. Wir folgten einer neuen Eisenbahn-Hochtrasse während das Leben (und Sterben: denn wir wir kamen an vielen Gräbern vorbei) in den Ortschaften etwas aus der Zeit gefallen schien. Nach einer Mittagspause, in der uns ein sehr freundlicher Tankwart unterhielt, ging es über Hügel unserem Ziel entgegen. Nach einem köstlichen und unverschämt preiswerten Abendessen flanierten wir noch über den örtlichen Rummel, welcher Veranstaltungen wie den Hamburger Dom bezüglich der Lautstärke mühelos in den Schatten stellen konnte.

Am 139. Reisetag (17.08.2018) verzögerte sich unsere Abfahrt aufgrund eines Kohlezugs, der vor unserer Nase minutenlang hin und her rangierte. Nur wenige Meter hinter dem schmutzigen Kraftwerk, zu dem die Gleise führten, überquerten wir die Grenze zur Provinz Shanxi (nicht zu verwechseln mit der Provinz Shanxi/Shaanxi). Auf der Grenze steht ein Stück der Großen Mauer, welches als Lehmwall mit einigen Türmen deutlich zu erkennen ist, jedoch nicht touristisch erschlossen oder gepflegt ist. Lediglich ein Schild weist den Damm als Teil der Mauer aus und doch mussten wir bei jedem Schritt an die harte Arbeit denken, die dieses Bauwerk über viele Jahrhunderte hinweg erforderte. Mit dem Übertritt nach Shanxi wurde die Landschaft hügeliger und wir spürten, dass der Verkehr zunahm und die Straßen schlechter wurden. Nach dem wunderschönen Wetter der Vortage drohten uns Wolken, die uns aber bis zu unserem nächsten Kultur-Stop verschonen sollten: Den Nachmittag verbrachten wir an den Buddha-Höhlen in Yungang, wo wir uns in Gesellschaft zahlreicher chinesischer Touristen befanden. Um die seit Jahrhunderten Wind und Wetter ausgesetzten Höhlen ist in den letzten Jahren ein weitläufiger Park und ein neues Museum entstanden, aber dem Gefühl, das die lange Geschichte des Ortes ausstrahlte, tat dies keinen Abbruch. Die Stadteinfahrt in die Millionenstadt Datong gestaltete sich unter dem Eindruck des Kulturprogramms und angesichts des ständigen Gefälles auch bei Nieselregen als relativ einfach. Lediglich in der „Altstadt“ hatten wir mit gnadenlosen Barrieren zu kämpfen, welche die pseudo-historisch verkitschte Fußgängerzone vor Gefährten aller Art schützen sollen (siehe diesen Artikel bei The Guardian). Am Hotel empfing uns bereits Andreas mit warmer Herzlichkeit und kühlem Bier. Er wird die Gruppe bis Chongqing übernehmen. Zusammen aßen wir in einem Grillrestaurant und freuen uns auf die Vorzüge der Großstadt, die uns für die kommenden zwei Tage begleiten.


Strecke 16.08.2018 (138. Reisetag):

Strecke 17.08.2018 (139. Reisetag):

Es wird zunehmend „chinesischer“…

136.-137. Reisetag (14. bis 15. August 2018), vom Xianghuang-Banner über Shangdu nach Jining (Ulanqab/Wulanchabu), 95 km/80 km

Nach einem chinesischen Frühstück in der Nähe unseres etwas aus der Zeit gefallenen Hotels schwangen wir uns bei günstigem Wind und strahlendem Sonnenschein auf unsere Räder, um an diesem 136. Reisetag (14.08.2018) weiter nach Süden zu gelangen. Die Dörfer erinnerten in ihrer Bauweise und aufgrund ihrer Bewohner an Altersheime, was aufgrund der demografischen Probleme in China nicht überrascht. In der Nähe von Huade wechselten wir auf eine größere, breit ausgebaute Straße. Flankiert wurden wir von auffällig vielen Parolen und Losungen, die uns die Führung der Partei und die „Sozialistischen Kerntugenden“ schmackhaft machen wollten, aber auch Umweltschutz und ähnliches propagierten. Beflügelt von Rückenwind und der stärkenden Nudelsuppe, die wir mittags eingenommen hatten, erreichten wir unser nächstes Ziel, Shangdu. Den Abend verbrachten wir nach einem feurigen Essen auf dem zentralen Platz, wo fliegende Händler Wischmops und Jadeschmuck verkauften, junge und nicht mehr ganz so junge Leute ihre Tänze übten und Kinder in bunten Panzern ihre Runden drehten.

Am heutigen 137. Reisetag (15.08.2018) passierten wir hinter dem Stadtgebiet gleich mehrere Händler, die kleine Schlagzeuge aus Plastik anboten. In den Dörfern waren deutliche Zeichen der Landflucht zu erkennen und erst als wir mehrere Sonnenblumenfelder und Honighändler später die prunkvolle Einfahrt nach Jining (Teil der Großstadt Wulanchabu) passierten, spürten wir, dass unserer heutiges Ziel eindeutig eine größere Stadt ist. Da die Etappe nicht besonders lang war, stand uns der Nachmittag zur freien Verfügung. Das Abendessen nahmen wir in einem urigen Restaurant in der Nebenstraße ein.


Strecke 14.08.2018 (136. Reisetag):

Strecke 15.08.2018 (137. Reisetag):

Die Parteijurte und das abendliche Leben auf öffentlichen Plätzen

135. Reisetag, vom Rechten Sonid-Banner bis zum Xianghuang-Banner, 124 km

Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir mit Rückenwind aus der Stadt nach nach Südosten auf einer kleinen und ruhigen Straße. Das Summen unserer Reifen und die zahlreichen Windräder um uns herum stellten das Hintergrundrauschen. Die Landschaft wurde immer wieder sandiger, bevor grüne Steppenhügel für Abwechselung sorgten. Insgesamt waren zwar weniger Jurten und Tiere als in der Äußeren Mongolei zu sehen, aber Mongolisch als Sprache begleitet uns noch immer.

Das Mittagessen nahmen wir in einer geräumigen Jurte mit Kronleuchter zu uns, in der üblicherweise eine Parteigruppe der Kommunistischen Partei Chinas tagt. Nach dem Mittagessen erklommen wir ein paar weitere Höhenmeter, bevor wir uns in Richtung unseres Zielorts, dem Xianghuang-Banner, rollen lassen konnten. Dort wurden wir mit reichlich Neugier begrüßt. Bei dem Versuch das Treiben auf dem zentralen Platz zu beobachten, wurden wir zur Attraktion und wurden um unzählige Fotos gebeten. Die Bewohner versammelten sich in losen Gruppen, die Standarttanz, Karaoke, Aerobic oder andere Tänze übten. Es gab Stände mit Grillgut, Getränken und der Möglichkeit, kleine elektrische Fahrzeuge für den Nachwuchs zu mieten.


Von Außen nach Innen

133.-134. Reisetag (11. bis 12. August 2019), von Zamyn Üüd über die Grenze nach Erlian/Erenhot ins Rechte Sonid-Banner, 5 km/120 km

Für den 133. Reisetag (11.08.2018) hatten wir uns eigentlich zwei UAZ-452 organisiert, die uns über die Grenze bringen sollten, da es nicht möglich ist, die Grenze mit dem Fahrrad zu passieren. Bezeichnend für das chaotische Grenztreiben ist jedoch, dass sich die Fahrzeuge ohner unser Zutun, aber zu unserem Bedauern in größere Busse verwandelten, die zwar mehr Platz boten, aber bei jeder Bodenwelle fast auseinanderfielen. Der Grenzübertritt kam zwar mit Gepäckschleppen und Warten einher, verlief aber reibungslos. Auf der chinesischen Seite erwartete uns Xiao Ding, der die Gruppe durch China begleiten wird und seit vielen Jahren Reisen für China by Bike begleitet. Wir radelten die kurze Strecke zu unserem Hotel in Erlian/Erenhot, nahmen ein gemeinsames Mittagessen ein und erkundeten unsere erste Stadt auf dem Gebiet der VR China. Dinosaurier tauchen hier aufgrund historischer Funde an allen Ecken und in allen Größen vor. Streng genommen befinden wir uns nun wieder in der Mongolei, jedoch im Autonomen Gebiet mit dem Namen Innere Mongolei, der nach Fläche gerechnet drittgrößten administrativen Region in der VR China. Abends speisten wir draußen bei Bier und Spießchen, während der Abendhimmel von Feuerwerk erleuchtet wurde.

Am heutigen 134. Reisetag (12.08.2018) konnten wir endlich wieder eine längere Distanz zurücklegen. Wir verließen die Stadt bei Nieselregen, aber sobald die Dinosaurierskulpturen und die Windräder weniger wurden, klärte der Himmel auf und wir folgten der gut ausgebauten Straße nach Süden. Die Landschaft bot wenig Abwechslung und lediglich eine Basis der Volksbefreiungsarmee und Schilder (stets zweisprachig auf Mongolisch und Chinesisch) am Straßenrand lockerten unsere Fahrt etwas auf. Das Wetter wurde immer besser und mit einer vorzeigbaren Geschwindigkeit erreichten wir das Rechte Sonid-Banner.


Strecke 12.08.2018 (134. Reisetag):

Von Klöstern, Krücken, Kamelen und Kadavern

129.-132. Reisetag, von Sainshand über das Kloster Khamar nach Südosten bis Zamyn-Üüd, 78 km/108 km/88 km/27 km

Am 129. Reisetag (07.08.2018) führte uns eine gut ausgebaute Straße mit Rückenwind nach Süden zum Kloster Khamar, rund 47 Kilometer südlich von Sainshand. Der hier zuvor erwähnte Danzanravjaa hatte dieses 1820 (im Alter von nur 17 Jahren) gegründet. Auf dem Weg sahen wir erneut Krücken an einem Obo liegen. Bei Bedarf dürfen diese wohl mitgenommen werden. Das Wetter war ausgesprochen warm und endlich fühlte sich die Gobi wirklich wie eine Wüste an. Den Abend verbrachten wir in einem Jurten-Lager mehrere Kilometer von zwei festen Straßen entfernt.

Am folgenden 130. Reisetag (08.08.2018) mussten wir uns so mehr als 13 Kilometer auf Feldwegen durch die (dank des kaum versickerten Regens) vergleichsweise grüne Wüste schlängeln. Zurück auf der Straße legten wir relativ mühelos mehr als 90 weitere Kilometer zurück, bevor wir unser Lager nur noch rund 100 Kilometer von der chinesischen Grenze entfernt aufschlugen. Das üppige, mongolische Abendessen ließen wir bei einem kleinen Lagerfeuer unter Sternen ausklingen. Nachts zog schließlich ein beeindruckendes Gewitter an uns vorbei, verschonte uns aber in dem es mit einigen Kilometern Umweg an uns vorbei zog.

Dementsprechend war am 131. Reisetag (09.08.2018) auch keine Abkühlung zu spüren. Über heiße und trockene Straßen ritten wir auf unseren Fahrrädern über flache Hügel durch die Gobi nach Süden. Die Sonne brannte, Kamele schauten uns neugierig am Straßenrand hinterher und hier und dort verweste ein verendetes Pferd im Straßengraben: so hatten wir uns die Wüste schon eher vorgestellt. Unser Lager schlugen wir nur rund 25 Kilometer vor dem Grenzort Zamyn-Üüd auf. Den letzten Abend in Zelten verbrachten wir bei Kerzenschein und milden abendlichen Temperaturen.

Am heutigen 132. Reisetag (10.08.2018) verabschiedeten wir uns von unserem mongolischen Team und erreichten mittags Zamyn-Üüd und beobachteten das rege Treiben am hiesigen Bahnhof. Der chaotische Grenzverkehr ließ uns die Nähe zum Nachbarn China spüren. Morgen werden wir dann die Grenze passieren.


Strecke 07.08.2018 (129. Reisetag)

Strecke 08.08.2018 (130. Reisetag)

Strecke 09.08.2018 (131. Reisetag)

Strecke 10.08.2018 (132. Reisetag)

Unsere Mitradler – Maria

Eine Tour, vor allem eine so lange, steht und fällt mit den Teilnehmern. Sie sind das Salz in der Suppe, die Notwendigkeit und Bereicherung für solch ein Mammutprojekt, der Grund, warum wir Touren wie diese organisieren. Daher wollen wir euch ein paar unserer mutigen Mitreisenden vorstellen.

Maria

Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

Dieses Zitat von Albert Einstein beschreibt Vieles, was man mit dem Fahrrad in Verbindung bringen kann.

Aufgewachsen bin ich in einer kleinen Stadt im Münsterland, in der Zeit der Realität und der direkten (Face to Face) Kommunikation – sprich ohne Handy, E –Mail und soziale Netzwerke. Etwa mit 25 Jahren ging ich in die Schweiz, wo ich seitdem lebe und arbeite. Momentan wohne ich mit meinem Partner im schönen Prättigau – das ist im Kanton Graubünden. Ich geniesse, es die Berge vor der Haustür zu haben, und sei es zu Fuss oder mit dem Mountainbike dort unterwegs zu sein. So ist die Schweiz zu meiner zweiten Heimat geworden.

Schon früh wurde mein Interesse an fremden Ländern und Kulturen durch das Reisen geweckt. Unterwegs zu sein, die Welt zu entdecken, ob mehrere Monate mit dem Rucksack auf eigene Faust durch Teile von Asien, Nord oder Südamerika oder zu Fuss in den schönen Schweizer Bergen, oder mit dem Fahrrad in Tibet, oder auch Nepal, ja man könnte auch sagen „der Reisevirus setzte sich definitiv in mir fest“. Eine fremde Kultur zu ergründen ist wie der Versuch den Horizont zu erreichen. Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat, doch der Blick zum Horizont ist ein anderer.

Den Wunsch einmal mehre Monate mit dem Fahrrad unterwegs zu sein hatte ich schon länger und nun wird er wahr. Von früheren kleineren Radreisen weiss ich – Das Rad ist wie eine Eintrittskarte für viele schöne Begegnungen. Es beginnt mit dem Gefühl der Freiheit – aufs Rad zu steigen und loszufahren, ob kurz oder Langstrecke- schon mit dem ersten Tritt kommt dieses Gefühl hoch. Innerhalb weniger Sekunden beginnt die Landschaft an einem vorbei zu ziehen, der Horizont wird weiter, man ist irgendwo anders. Mit dem Fahrrad zu reisen heisst auch die Menschen und das Leben zwischen den grossen Städten und touristischen Attraktionen kennen zu lernen – menschennah zu sein. Das schöne am Fahrrad fahren ist aber auch, dass es nahezu immer und überall machbar ist – alleine oder in der Gruppe mit Freunden.

Nach wie vor ist meine Neugier ungestillt – es gibt so viele faszinierende Länder zu entdecken. Jedes Land der Erde birgt wundervolle Schätze und wer die Energie aufwendet, die Welt aus eigener Muskelkraft zu erfahren, wird doppelt belohnt.

Ich freue ich mich sehr, auf der Transasien Etappe dabei zu sein zu dürfen. 🙂

Maria