Unsere Mitradler – Maria

Eine Tour, vor allem eine so lange, steht und fällt mit den Teilnehmern. Sie sind das Salz in der Suppe, die Notwendigkeit und Bereicherung für solch ein Mammutprojekt, der Grund, warum wir Touren wie diese organisieren. Daher wollen wir euch ein paar unserer mutigen Mitreisenden vorstellen.

Maria

Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.

Dieses Zitat von Albert Einstein beschreibt Vieles, was man mit dem Fahrrad in Verbindung bringen kann.

Aufgewachsen bin ich in einer kleinen Stadt im Münsterland, in der Zeit der Realität und der direkten (Face to Face) Kommunikation – sprich ohne Handy, E –Mail und soziale Netzwerke. Etwa mit 25 Jahren ging ich in die Schweiz, wo ich seitdem lebe und arbeite. Momentan wohne ich mit meinem Partner im schönen Prättigau – das ist im Kanton Graubünden. Ich geniesse, es die Berge vor der Haustür zu haben, und sei es zu Fuss oder mit dem Mountainbike dort unterwegs zu sein. So ist die Schweiz zu meiner zweiten Heimat geworden.

Schon früh wurde mein Interesse an fremden Ländern und Kulturen durch das Reisen geweckt. Unterwegs zu sein, die Welt zu entdecken, ob mehrere Monate mit dem Rucksack auf eigene Faust durch Teile von Asien, Nord oder Südamerika oder zu Fuss in den schönen Schweizer Bergen, oder mit dem Fahrrad in Tibet, oder auch Nepal, ja man könnte auch sagen „der Reisevirus setzte sich definitiv in mir fest“. Eine fremde Kultur zu ergründen ist wie der Versuch den Horizont zu erreichen. Irgendwann steht man wieder an dem Punkt, an dem man begonnen hat, doch der Blick zum Horizont ist ein anderer.

Den Wunsch einmal mehre Monate mit dem Fahrrad unterwegs zu sein hatte ich schon länger und nun wird er wahr. Von früheren kleineren Radreisen weiss ich – Das Rad ist wie eine Eintrittskarte für viele schöne Begegnungen. Es beginnt mit dem Gefühl der Freiheit – aufs Rad zu steigen und loszufahren, ob kurz oder Langstrecke- schon mit dem ersten Tritt kommt dieses Gefühl hoch. Innerhalb weniger Sekunden beginnt die Landschaft an einem vorbei zu ziehen, der Horizont wird weiter, man ist irgendwo anders. Mit dem Fahrrad zu reisen heisst auch die Menschen und das Leben zwischen den grossen Städten und touristischen Attraktionen kennen zu lernen – menschennah zu sein. Das schöne am Fahrrad fahren ist aber auch, dass es nahezu immer und überall machbar ist – alleine oder in der Gruppe mit Freunden.

Nach wie vor ist meine Neugier ungestillt – es gibt so viele faszinierende Länder zu entdecken. Jedes Land der Erde birgt wundervolle Schätze und wer die Energie aufwendet, die Welt aus eigener Muskelkraft zu erfahren, wird doppelt belohnt.

Ich freue ich mich sehr, auf der Transasien Etappe dabei zu sein zu dürfen. 🙂

Maria

Aus Grün wird Gelb

125.-128. Reisetag, von Ulanbaataar durch die Steppe nach Süden bis Sainshand, 145 km/120 km/107 km

Am Freitag den 3. August, dem 125. Reisetag, brachen wir von Ulanbaataar auf und legten die ersten 30 Kilometer auf der uns unterdessen sehr vertrauten Betonpiste zurück. Diese ist Teil der horizontalen Hauptachse Ulanbaataars und schlängelt sich nach Westen hin mit reichlich Verkehr über flache Hügel. Kurz nach Nailaikh (der/die aufmerksame Leser/in erinnert sich vielleicht) bogen wir nach Süden ab. Spuren der Besiedelung rissen ab und wir ritten über saftige Hügel gen China. Mittags kehrten wir nicht ein, sondern genossen frisch zubereiteten Bratreis unter freiem Himmel. Nach dem Mittagessen trieb uns der Wind mit atemberaubender Geschwindigkeit die Straße entlang. Kamele und Pferde zierten ab und an die Steppe zu unseren Seiten. Mühelos schossen wir über unser Ziel hinaus und campierten erst nach 145 Kilometer unter freiem Himmel, rund 500 Meter von der Straße und einen Kilometer von einer Teilstrecke der Transsibirischen Eisenbahn entfernt, die in der Mongolei logischerweise als „Transmongolische Eisenbahn“ bezeichnet wird.

Am Samstag, dem 126. Reisetag (04.08.2018), schälten wir uns auf unseren Zelten und schwangen uns nach dem Frühstück direkt in den Sattel. Wir fuhren mit (im Sinne von entlang) der Eisenbahn weiter nach Süden. Die Sonne brannte und wir vesperten im Schatten eines zwischen den zwei Fahrzeugen gespannten Sonnensegels, bevor wir nachmittags an einem ersten verwesenden Pferd vorbeikamen, welches sich olfaktorisch bei der Hitze von Weitem ankündigte. In den folgenden Stunden wie auch am folgenden Tag mehrten sich die Kadaver und die Landschaft verlor nach und nach ihr Grün. Wie ein Blick auf die topografische Landkarte der Mongolei nahelegt dominierten stattdessen zunehmend Gelb- und Brauntöne. Wir durchfuhren die Stadt Choir, die Hauptstadt der Provinz Govisümber, wo wir uns unweit der Statue, die an den ersten mongolischen Kosmonauten erinnert, mit den Vorzügen eines Supermarktes erfrischten, bevor wir erneut 35 Kilometer mehr zurücklegten und unser Lager aufschlugen. Die Nacht war mild und warm, aber ein flatternder Wind kündigte an, was uns am Folgetag erwarten sollte.

Im starken Wind bauten wir am Morgen des 127. Reisetags (05.08.2018) die Zelte ab und strampelten gegen einen starken Gegenwind an, der sich stets unserer Fahrtrichtung anzupassen schien. Es ging nur schleppend voran und wider Erwarten regnete es. Bis zur Mittagspause hatten wir folglich nur knapp über 40 Kilometer zurückgelegt, bevor wir in einem einfachen Motel in der Nähe einer Zement- und Kiesfabrik das Mittagessen zu uns nahmen. Am frühen Nachmittag radelten wir durch den Ort Airag und rätselten, in welchem Zusammenhang dieser mit dem bereits in diesem Blog beschriebene Getränk mit dem gleichen Namen steht. Als wir uns bereits fast mit der unterdurschnittlichen Tagesleistung abfinden wollten drehte der Wind und blies uns ohne größere Mühen 40 weitere Kilometer nach Süden. Leider konnten wir jedoch in der immer feuchteren Steppe keinen passenden Zeltplatz ausfindig machen und beschlossen stattdessen „vorzuspulen“: Mit dem Begleitfahrzeug steuerten wir direkt die Stadt Sainshand an, die wir eigentlich erst am Folgetag erreichen sollten. Ein Teil der Gruppe radelte noch etwas im Wind weiter nach Süden, bevor wir uns zu einem gemeinschaftlichen Bier im Hotelrestaurant sammelten.

Der heutige 128. Reisetag (06.08.2018) wurde damit für den Großteil der Gruppe zu einem ungeplanten Ruhetag. Lediglich zwei Teilnehmer radelten trotzdem erneut in die Stadt. In Sainshand, einem nicht einmal 30000 Einwohner fassenden Provinzhauptstädtchen, trockneten in der Sonne heute riesige Pfützen von den Regenfällen des Vortags. In der heißen Sonne besichtigten wir das Danzanravjaa-Museum, welches dem mongolischen Nationaldichter gleichen Namens aus dem 19. Jahrhundert gewidmet ist.


Strecke 03.08.2018 (125. Reisetag):

Strecke 04.08.2018 (126. Reisetag):

Strecke 05.08.2018 (127. Reisetag):

„Die Wüste ist versumpft“

Sonderbilderbuch vom Extra-Ruhetag am 128. Reisetag in Sainschand, sonnig-heiß bei 30°C

Sven hatte es mit der in die Überschrift übernommenen Bemerkung kurz zusammengefaßt, was wir gestern abend bei Kilometer 107 feststellen mußten. Die Wüste war vom Regen so aufgeweicht, daß weder der kleine „Küchen“-Bus noch der größere Begleitbus von der Straße ins Gelände zur Suche nach einem geeigneten Platz für unsere Zelte abbiegen konnten. Sie versanken nach wenigen Metern im tiefen durchnäßten Boden. Unsere Reisebegleiter fanden schnell eine Ersatzlösung: Bustransfer zum Hotel, zu dem wir eigentlich erst am nächsten Tag radeln wollten.
Wir gewannen damit einen freien Tag in Sainschand hinzu.
Spät abends kamen wir noch alle zu unserem „Schmutzbier“ und einem leckeren Abendessen.
Ich bestelle übrigens gern das Nudelgericht Tsuivan. Gibt es in allen Imbiß- und Nobelrestaurants in vielen verschiedenen und sogar in speziellen Varianten für unsere Vegetarier.

Sainschand (mongolisch Сайншанд) ist die Hauptstadt des Dorno-Gobi-Aimag, also dieser Provinz.
Sie liegt in der östlichen Gobi. Der Bahnhof ist ein Haltepunkt an der Transmongolischen Eisenbahn.
Hier leben und arbeiten etwa 25.000 Menschen.
Sainshand ist geprägt von Wüstenklima mit langen sehr trockenen und kalten Wintern sowie kurzen heißen Sommertagen. Von Regen hab ich nirgendwo was gelesen …

Wir nutzen den gewonnenen Ruhetag zum Ausschlafen, Wäschewaschen. Schlauchflicken etc. pp. und sehen uns in der Stadt um.

Das Highlight am Nachmittag: Besuch des Museums über das Leben von Danzanrawdschaa.

Dulduityn Rawdschaa (mongolisch Дулдуйтын Равжаа; auch: Danzanrawdschaa / Данзанравжаа) war Schriftsteller und gilt als einer der Nationaldichter der Mongolen. Er starb 1856 im Alter von 53 Jahren

https://de.wikipedia.org/wiki/Dulduityn_Rawdschaa weiß u.a. dies über ihn:
„Rawdschaa wurde als Sohn eines verarmten und bettelnden Viehhüters geboren. Er verlor früh seine Mutter, so dass ihn sein Vater anfangs allein erziehen musste. Mit sechs Jahren gab er den Jungen als Novize in ein Kloster, wo er sich bald durch schnelle Auffassungsgabe und vielseitige Begabungen auszeichnete.
Als Rotmützenlama gehörte er dem älteren, unreformierten Lamaismus an, der in der Mongolei nicht sehr verbreitet war. Weniger lebensfremd als die neuere Schule des Lamaismus, war er nicht an den Zölibat gebunden. Trotz mancher Beschränkungen führte Rawdschaa ein recht weltliches Leben, was ihm nicht nur Freunde im Klerus und den Beinamen „Trinker der Gobi“ einbrachte.
Als Halbwüchsiger erhielt er die hohe geistliche Würde als Wiedergeborener und den Titel eines 5. Nojon Chutagt der Gobi. Neben einer gründlichen theologischen Ausbildung erwarb er sich ausgezeichnete Kenntnisse der indischen und tibetischen Poetik sowie der mongolischen Literatur. Der unstete Rawdschaa, kein weltfremder Geistlicher und Poet, bereiste fast die gesamte Mongolei. Er gründete und besuchte zahlreiche Klöster, um dort zu lehren. “

Die Sonne hatte in den Straßen schon fast alles, was der Regen der letzten Tage angeschwemmt und aufgestaut hatte wieder trocken gelegt. Hoffentlich auch die Wüste an unseren nächsten Radeltagen, damit wir abends wieder unser Zeltlager aufbauen können.

Sonderbilderbuch auf:

Unsere Fahrer und Reiseleiter – Byambasuren („Byambaa“) und Algaa („Alexander“)

Auf unserer Etappe in der Mongolei werden wir durch zwei lokale Partner unterstützt. Algaa („Alexander“) ist verheiratet, hat vier Kinder und ist professioneller Fahrer. Seit 42 Jahren sitzt er hinterm Steuer und seit zwölf Jahren fährt er für Mongolei Reise. Privat interessiert er sich für Vögel und Gartenarbeit. Byambasuren („Byambaa“) ist verheiratet und hat zwei Kinder. Vor zwölf Jahren fing sie an als Reiseleiterin zu arbeiten. Sie mag es in der Natur zu sein und reitet gerne, auf Pferden und auf Fahrrädern.

Die kälteste Hauptstadt der Welt: Ulaanbaatar – Der „Rote Held“

Bilderbuch vom 124. Reisetag am Ruhetag in der Hauptstadt der Mongolei

Wir sind seit gestern wieder zurück in der Hauptstadt.
Ulaanbaatar (Улаанбаатар / russisch: Улан-Батор = Ulan-Bator) heißt auf mongolisch „Roter Held“, lerne ich beim Recherchieren im WWW.

Als die Stadt 1639 gegründet wurde, erhielt sie den Namen Örgöö (in Europa auch Urga genannt.)
Hier lebt und arbeitet fast die Hälfte der mongolischen Gesamtbevölkerung: Rund 1,5 Millionen.
Ulaanbaatar ist das politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Mongolei und hier ist auch der Sitz des Oberhaupts des Lamaismus in der Mongolei, des Jebtsundamba Khutukhtu (auch Bogd Gegen genannt).

Anfangs wechselte sie mehr als 25 Mal ihren Standort und ein paar Mal auch den Namen.
Ab 1706 wurde sie Ich-Chüree (Их-Хүрээ) genannt, von 1911 bis 1924 hieß sie Niislel-Chüree, ab 1924 schließlich Ulaanbaatar.
Ich hab im Geografie-Unterricht noch die russische Schreibweise Ulan-Bator (Улан-Батор) gelernt. in ihren jungen Jahren wurde nämlich die kyrillische Schrift in der damaligen Mongolischen Volksrepublik eingeführt und die an der russischen Aussprache orientierte phonetische Schreibweise etablierte sich.

Ulaanbaatar ist eine eigenständige Verwaltungseinheit und gehört zu keinem Aimag (einer Provinz).
Das Verwaltungsgebiet von Ulaanbaatar ist auch kein eng zusammenhängendes Stadtgebiet. Beim Hinaus- und wieder Zurückradeln sahen wir eine sehr großflächige ländliche Siedlungsstruktur. Verwaltungstechnisch zählen noch die Exklaven Bagakhangai und Baganuur zum Stadtgebiet. Das Verwaltungsgebiet von Ulaanbaatar umfaßt mehr als 4700 Quadratkilometer und ist damit etwa doppelt so groß wie das Saarland, hab ich gelesen.

Ulaanbaatar liegt in 1350 Meter Höhe am Tuul-Fluß (Simon hatte schon davon berichtet) und am Fuß des 2256 Meter hohen „Bogd Khan Uul“.
Es ist laut Statistik die kälteste Hauptstadt der Welt mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von −2 °C. Das liegt vor allem an den extrem kalten Wintermonaten mit bis −25 °C. Im Sommer ist es bei bis 30 °C recht mollig, das können wir „wärmstens“ bestätigen.
Das Klima ist eher trocken und es regnet zu wenig, sagt Byambaa. Das können wir angesichts unserer „Unterwasserankunft“ vor 5 Tagen noch nicht unterschreiben und auch heute tröpfelte und nieselte es gelegentlich. 😉
Nach wie vor ziehen während der Sommermonate Familien als traditionelle Nomaden aufs Land und leben nur in der kalten Jahreszeit in der Stadt. Interessant: Die Älteren bevorzugen dann nach wie vor die Jurte.

Wir treffen uns zum Stadtrundgang und natürlich läßt es sich Byambaa nicht nehmen, uns durch ihre Heimatstadt zu begleiten.

Nicht weit vom „Premium Hotel“, in dem wir wieder echt komfortabel logieren, liegt das Gandan-Kloster, das größte des Lamaismus im Lande und eines der wenigen noch fast original erhaltenen. Leider wurden auch hier früher Gebäude zerstört und unter anderem eine 26 Meter hohe goldene Statue der Göttin Janraisig (Sanskrit: Avalokiteshvara) demontiert und eingeschmolzen. Mit Spenden in Höhe von ca. 5 Millionen US-Dollar wurde nach 1990 im Haupttempel eine neue vergoldete Janraisig errichtet und für den Dalai Lama – er gilt als das eigentliche Oberhaupt des Klosters – wurde ein Thronsessel gebaut.

Wir bummeln danach ins eigentliche Stadtzentrum rüber, das keine 30 Minuten entfernt ist.
Ulaanbaatar ist eine Stadt zwischen Tradition und Moderne. Das ist an der deutlich sichtbaren „Vielfalt“ der Gebäude-Architektur der zurückliegenden Jahrzehnte und der letzten Jahre leicht erkennbar.
Zentrum der Stadt ist der Süchbaatar-Platz. Hier steht auch das Denkmal von Damdiny Süchbaatar (Дамдины Сүхбаатар). Er wurde wahrscheinlich 1893 im damaligen Örgöö / Urga geboren und gilt als Gründungsvater der Mongolischen Volksrepublik. Süch heißt „Axt“ und der Übername Baatar „Held“ auf mongolisch. Er stützte sich damals auf die tatkräftige Hilfe der jungen Sowjetunion, starb aber schon 1923 an einer Krankheit. Es gibt Vermutungen, dass er vergiftet worden ist. Ein Jahr später erklärte die Regierung der 1924 gegründeten Mongolischen Volksrepublik Süchbaatar postum zum Helden. Seine Witwe Süchbaataryn Jandschmaa wurde 1953 Staatspräsidentin und war die erste Frau, die dieses Amt innehatte.

Byambaa erzählt uns interessantes über die markantesten Bauten auf diesem riesigen Platz. Da gibt es das Parlamentsgebäude, das Rathaus der Stadt, das Haus der Kultur, die Staatsoper, die Mongolische Börse sowie einige neuere und moderne Hochhäuser mit Hotels, Restaurants und Geschäften. In allen großen Straßen des Zentrums rufen Banken nach Kunden und auch wir folgen den zahlreichen ATM-Schildern, um uns mit Tugrik (Bildnisse von Süchbaatar und Dschingis Khan) zu versorgen. Anmerkung für die Insider unter den Blogleserinnen: Nach meiner Beobachtung dominieren eindeutig Wincor-Nixdorf und Diebold die „Geldautomaten“-Szene, sogar im Ticket-Häuschen des Gandan-Klosters. 😉

Vor dem Eingang des Parlamentsgebäudes sind große Skulpturen aufgestellt: In der Mitte natürlich Dschingis Khan, rechts und links sein Sohn und Nachfolger Ögedei Khan und sein Enkel Kublai Khan, der sogar Kaiser von China war.

Eine Straßenecke und vielleicht 400 Meter vom großen Platz entfernt sitzt ein früherer Staats- und Parteichef auf seinem Stuhl mit einem Sockel darunter: Jumschaagiin Tsedenbal (mongolisch Юмжаагийн Цэдэнбал). Der war 1974-1984 Staatsoberhaupt und mit der Russin Anastasia Iwanowna Filatowa verheiratet. Aufgrund ihrer engen Beziehungen zum langjährigen sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew wurde diese damals als die einflussreichste politische Persönlichkeit in der Mongolischen Volksrepublik angesehen.

Einmal im Jahr, am 11. Juli, findet das größte Volksfest des Landes statt, das Naadam. Dazu kommen Männer, Frauen und Kinder aus allen Landesteilen, um sich miteinander im Wettkampf beim Ringen, Reiten und Bogenschießen zu messen. Wir sahen z.B. als wir zum Dshingis-Khan-Monument aus der Stadt radelten einen Teil der ca. 27 km langen „Rennstrecke“ in der Steppe am Straßenrand.

Ulaanbaatar wird aus nahegelegenen Revieren mit Kohle versorgt. Am Stadtrand gibt es u. a. Elektrizitätswerke, deren Schornsteine und Rauchwolken schon vom weitem unübersehbar sind.

Helden-Bilderbuch auf:

Die Nationalparks in Ulanbaataars Nähe

121.-123. Reisetag, vom Terelj Nationalpark über Ulanbaataar zum Khustain Nuruu, 59 km

Als wir an unserem Ruhetag, dem 121. Reisetag (30.07.2018), im Gorkhi-Terelj Nationalpark auf den umliegenden Bergen herumspazierten, sahen wir durch das ganze Tal hindurch bereits operierende und sich im Bau befindliche Jurtencamps, Hotelanlagen und sogar einen Golfplatz. Das Gebiet ist nicht ohne Grund touristisch gut erschlossen: es ist von Ulanbaataar mit dem Auto gut zu erreichen und bietet spektakuläre Naturschönheiten. Die grünen Hänge sind bei genauerer Betrachtung nämlich von bunten Blumen, Steingartengewächsen und duftenden Kräutern und nicht etwa nur Gras bewachsen. Andere (unter Entzugserscheinungen leidende) Radweltreisende nutzten den freien Tag, um mit dem Fahrrad den Schildkrötenfelsen und den knapp 10 Kilometer weit entfernten Aryapala-Tempel zu besichtigen. Beim gemeinsamen Abendessen zeigte sich schließlich der Himmel in den schönsten Farben als die Sonne hinter den Bergen verschwand.

Den 122. Reisetag (31.07.2018) bestritten wir zunächst mit dem Rad. Wir besuchten eine Nomadenfamilie, wo wir neben Milchtee und frittierten Teigwaren mit hausgemachter Butter auch selbst hergestellten Joghurt aus Yak- und Kuhmilch probieren konnten. Letzterer schmeckte uns so gut, dass wir einen 5 Liter-Kanister davon kauften. So gestärkt stellte die Tagesetappe von gerade einmal knapp 60 Kilometer kein Problem dar. Wir fuhren die zweite Hälfte der Strecke auf der uns inzwischen vertrauten und ruhigeren Straße am Tuul zurück und konnten so endlich wieder die stark befahrene Ost-West-Achse der Hauptstadt etwas umfahren.

Nachdem wir die Räder am Hotel abgestellt hatten, zogen wir mit dem Bus weiter nach Osten, um den Birken-Gebirge-Nationalpark zu besichtigen. Der Kontrast zum Naherholungsgebiet Terelj war deutlich. Eine holprige Piste führte uns 13 Kilometer weg von der Hauptstraße in ein ruhiges Jurtencamp. Die Anlage ist Teil eines seit mehr als 25 Jahren erfolgreich betriebenen Auswilderungsprojekts, in dessen Rahmen das Mongolisches Wildpferd (das s.g. Przewalski-Pferd) wieder zurück in sein Habitat gebracht werden sollte. Nachdem die Art in den 1960ern in der Mongolei praktisch ausgestorben war, wurde der Bestand aus Populationen in Gefangenschaft wiederhergestellt. Auch andere Tiere im 50000 Hektar große Areal sowie die Menschen, die in der Pufferzone um den Park leben, profitieren von den Bemühungen, die Arten zu schützen. Das Projekt finanziert sich unter anderem aus dem Tourismus, der in einem angenehmen und offenbar nachhaltigen Rahmen betrieben wird, sowie internationaler Unterstützung.

Die wilden Pferde konnten wir schließlich am Morgen des 123. Reisetags (01.08.2018) sehen, als wir uns in aller Frühe aus den gemütlichen Jurten bewegten, um mit dem Begleitfahrzeug etwas über die Piste in Wildnis vorzustoßen. Auf den von der Morgensonne bestrahlten Hügeln konnten wir zwei Gruppen dabei beobachten, wie sie grasten oder sich in den Wiesen wälzten, die nur aus Kräutern und Blumen zu bestehen schienen. Den Vormittag nutzten wir für weitere Spaziergänge oder Reitausflüge, nachdem wir zum Frühstück unter anderem große Mengen an lokal produzierten Käse mit frisch gebackenen Milchbrötchen verköstigt hatten. Bei strahlendem Wetter fuhren wir in die Hauptstadt zurück, wo wir den Abend mit einer Musik- und Tanzaufführung der Gruppe Tumen Ekh und einem gemeinsamen Abendessen ausklingen ließen.


Strecke 31.07.2018 (122. Reisetag)