Australien 15+1: Tischmanieren (14)

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»Bon appetit«, »Guten Appetit« – die meisten Länder beginnen ihre gemeinsamen Mahlzeiten mit einem Mindestmaß an Etikette, und seien die Teller noch so klein. Aber: andere Länder, andere Sitten.

Dem Englischen fehlt ein starkes Pendant zum »Guten Hunger!«, den man sich vor der Mahlzeit wünscht. Ein »Enjoy your meal!« würde den Zweck zwar erfüllen, doch die Sitten zu Tisch sehen es nicht vor. Vielmehr lautet die Maxime: Wer zuletzt fertig ist, verliert.

Bei vielen Familien läuft das gemeinsame Essen nach einem losen Muster ab, in dem sich einmal mehr der australische Pragmatismus spiegelt. Irgendwann schallt der Ruf »Supper’s ready!« durch die Botanik. Ohne große Würdigung des Kochs bedient sich daraufhin jeder aus Schüsseln oder direkt aus den Töpfen und beginnt die Mahlzeit. Besucher aus Europa irritiert das, wenn sie gewohnt sind, das Essen erst dann zu beginnen, wenn alle ihre Teller voll haben.

In einigen Fällen geht es auch noch einen Hauch rustikaler zu. Anstelle der Ermahnung, still zu sitzen und gründlich zu kauen, erfreuen sich Eltern daran, ihre Kinder im Schnellessen gegeneinander antreten zu lassen. Und es kann auch schon vorkommen, dass sich jemand mit bloßen Händen aus der gemeinsamen Salatschüssel bedient. Anderswo hatte ich Gras im Salat. Oder Dreck – schließlich sei so ein bisschen Sand im Essen gesund …

Aber herzlich bleibt es in jedem Fall!

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Von Stränden und Stahlwerken

Tag 395 der Radweltreise. 78 km von Nowra nach Wollongong. Es zieht sich.

Die heutige Etappe wird nicht als die schönste der Radweltreise eingehen. Gut, zwischendrin haben wir immer mal wieder schöne Abschnitte, am Meer entlang, fast ohne Autoverkehr. Dann wieder bleibt uns keine Wahl, als die notorische A1 zu fahren, die zwar, obwohl vier- bis sechsspurig, immerhin einen Radstreifen hat. Nur da, wo es gefährlich wird, in engen Kurven, war kein Platz und kein Geld für eine Radspur mehr da. Verstehe einer die Straßenplaner! Die letzten Kilometer finden dann in ständiger Sichtweite des hiesigen Stahlwerkes statt. Schön ist anders!

So schwanken wir heute zwischen „Ach ist das schön!“ und „Scheiße, da müssen wir durch!“. Wäre aber auch vermessen, von Berlin nach Sydney einen gut ausgebauten Radfernweg vorzufinden.

Obwohl: Als Utopie finde ich den Gedanken äußerst reizvoll!