Die Freuden und Ärgernisse Südfrankreichs

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

Nein, man liebt sie nicht, die Radfahrer, weder die lokalen noch die überregionalen. Hat uns Frankreich bis jetzt mit meist ausgezeichneter Radinfrastruktur verwöhnt, sind hier, in Südfrankreich, die Zweiradhasser zu Hause. Nur weg mit den Rädern von der Straße, sei es über enge Bürgersteige, hohe Bordsteine, Quängelgitter oder unvermittelt spitz zulaufend auf die Hauptverkehrsstraße. Und Steine, Boliden, auf die Obelix stolz wäre, die legt man auch gerne in den Weg!

Doch bevor wir uns aufregend, machen wir erst eine kurzweilige Bootsfahrt auf der kleinen Rhone, genießen die Sonne am Hafen von Saint-Maries, und erreichen, nach etwas Kampf mit Gegenwind und einer stark befahrenen Straße Aiges-Mortes, mit festungsähnlicher Stadtmauer, ein paar entspannten mittelalterlichen Gässchen und dann, an der Rückseite, wo die Stadt ins Schilf übergeht, die Salinen, für die die Gegend so berühmt ist. Die kurzweilige kurze Fahrt bringt uns dann nach Le Grau-du-Roi, Hemingway-Kenner wir der Name etwas sagen.

 

Der nächste Tag ist unser letzter am Mittelmeer. Ein Tag, der uns am Verstand der lokalen Verkehrplaner zweifeln lässt. Hier verläuft immerhin der Mittelmeer-Fernradweg. Nur ist davon nicht viel zu sehen. Grauenvolle Radinfrastruktur, und teilweise vermutet man sogar Vorsatz, wenn der Fernradweg direkt an der stark befahrenen Fernstraße verläuft und parallel perfekte Nebenstraßen und vor allem traumhafte Deichwege existieren. Nach 20 Kilometern habe ich zu viel von dem Mist und breche ab, überzeuge die Gruppe von einem kleinen Umweg. Und wie schön radelt es sich plötzlich, fern von allem Verkehr, mit Rückenwind, aufs Meer zu, über eine schaukelige Behelfsbrücke auf den Deich…

Und dann das Schild! Radfahren auf dem Deich verboten!

Weg unterbrochen, überflutet? Zu gefährlich?

Nichts dergleichen, wie wir nach einem Akt zivilen Ungehorsams wissen. Eine der schönsten Radstrecken auf der Tour. Ein fast perfekter Feldweg auf der Dammkrone, links das stürmische Meer in tiefblau, rechts der Kanal Rhone-Sete in ruhigem hellblau. Dahinter noch einmal Meer, aufgewühlt gelb. Was für ein Farbenspiel!

Der Weg nach Agde dann weiterhin halb Himmel, halb Hölle. Dann der perfekte Abschluss unser Tour am Mittelmeer: Leckere Meeresfrüchte in einem Restaurant am Hafen, mit Blick auf’s Meer. Tschüß Mittelmeer!