Bilderbuchtag mit Ernest

Keine Stiere, kaum Regen, aber eine ganze Menge Spaß
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

In der Tradition der Radweltreise: Ruhetage sind Ruhetage, es wird ein wenig besichtigt und dann ist Wäschewaschen, Wundenlecken und Reflektieren angesagt.

Daher: Das Radweltreise typische Bilderbuch. Ernest war auch ein Meister der Auslassung.

Weine nicht, wenn der Regen fehlt (dam-dam, dam-dam)

Aus dem Rioja in die Navarra
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Es ist trocken. Jedenfalls regnet es nicht mehr. Wir sind ja schon mit wenig zufrieden nach den zwei Regentagen.

Der Regen hatte aber auch etwas Gutes: Die Natur ist förmlich explodiert, es grünt aus jeder Furche. Zuweilen weht der Geruch von frischen Tannennadeln herüber, der Duft der Eukalyptusbäume macht die Schnupfennasen frei und der Raps sorgt nicht nur für gelbes Augenfutter, sondern ist auch olfaktorisch ein beliebter Begleiter. Die gesamte Etappe begleiten uns üppig gelb blühende Senfpflanzen, weißblütrige Obstbäume, meist Birne und Getreidefelder in allen Grünvariationen.

Nachdem wir den Pilgerweg wegen des Regens und des aufgeweichten Bodens die letzten Tage vermieden haben, sind wir heute die meiste Zeit auf dem Jakobsweg unterwegs. Buen Camino!

Und die Weinquelle hällt ein spätes Osterwunder für uns bereit.

 

Da lassen wir uns nicht lumpen:

 

Zum Wein machen wir uns über die Restvorräte an spanischer Wurst und spanischem Käse her. Vor der französischen Grenze muss das aufgegessen sein, wir wollen ja keine Käseeulen nach Paris bringen.

Dann 500 Meter Ausrollen zum Hotel, neu gebaut und mit prächtigem Restaurant. Wir sind gespannt!

Der Nasse Jakob

Zwei durchnässte Etappen von Burgos nach Logroño
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Nun hat es uns doch erwischt: Strömender Regen, Wind von vorne, teilweise in Orkanstärke.

Nass ist er, unser Jakob, und so langsam zeigen sich gleich bei mehreren Bremsen die Verschleißerscheinungen, zerrieben von Matsch und Wasser. Zum Glück mussten wir nicht viel Bremsen, das hat schon der Gegenwind für uns erledigt.

Da tat es ganz gut, dass in Santo Domingo de la Calzada eines der besten Hotels auf der Reise auf uns wartete, mit funktionierender Heizung im Bad und einem Fön. Ganz schön luxuriös, das ehemalige Franziskanerkloster. Vor dem Abendessen besuchten wir noch die Hühner in der hiesigen Kathedrale, die dort seit dem „Hühnerwunder“ untergebracht sind. Auch jenseits des Federviehs ist das durchaus eines ansehnliches Gotteshaus und begeistert selbst die inzwischen ein wenig kirchenmüde Gruppe. Abendessen fand in einer kleinen lokalen Kaschemme statt, die günstig, gut und sowieso das einzig offene Restaurant im Ort war. Nach der Heiligen Woche brummt dem Kneipenpersonal gehörig der Schädel, da machen die meisten zwei Tage zu.

Zwischen Santo Domingo und Logroño ist es weiterhin naß, aber der Wind kommt inzwischen von hinten, es ist weniger feucht und vor allem ein wenig wärmer. Es rollt gut und wir radeln auf etwas umständlichen, aber immerhin gut ausgebauten Radwegen in die Stadt ein.

Morgen ist trockenes Wetter angesagt. Wir freuen uns darauf!

Sonne pur in Burgos

Bilderbuchtag in Burgos
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Ein wenig lecken wir uns die Wunden. Nein, es war kein Hardcore zwischen Santiago und Burgos, aber die Strecken und die teilweise herausvordernden Wetterbedingungen (Wind, Kälte, Regen), fordern ihren Tribut.

Daher tut es heute auch ein halber Tag mit Besichtigungen, ein Spaziergang durch die Altstadt von Burgos, und natürlich eine ausgedehnte Besichtigung unter der gehabt sachkundigen Führung von Christoph, durch die Kathedrale.

Wobei anzumerken ist, dass die vielen Anbauten der Kathedrale heute von keinerlei Genehmigung bekommen würden, und auch zu recht. Obwohl: Die Innenausstattung so mancher angehängten Kapelle lohnt durchaus den Besuch. Die Innenausstattung allemal, nur das der „Fliegenfänger“ leider um ein Uhr nur einmal schnappt.

Am Nachmittag pflegen wir unsere müden Knochen, der eine oder andere macht Siesta, so wie es sich gehört.

Hier das Bilderbuch des heutigen Tages:

Meseta-Meseta-Meseta

Zwei Tage durch die Meseta von Léon nach Burgos
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

„Als Meseta wird das im Zentrum der Iberischen Halbinsel (genauer Spaniens) gelegene, über 200.000 km² große kastilische Hochland bezeichnet. Da der Begriff Meseta aber nicht ausschließlich das kastilische Hochland, sondern Hochebenen allgemein bezeichnet und im geologischen Kontext für meist variszische Gebirgsrümpfe steht, wird sie präziser Iberische Meseta oder auch Iberisches Massiv,[2] im Spanischen auch Meseta Central genannt.“

Wie profan doch Wikipedia die Sollbruchstelle eines jeden Jabobswegpilger, einer jeden Pilgerin beschreibt.

Wir ziehen Hut oder besser gesagt Helm vor den Pilgern, die sich diese 200 Kilometer Weite zu Fuß antun. Sicher ist die Meseta nicht ohne Reiz, vor allem, wenn man hier wie wir in zwei Tagen durchrauscht und die Highlights, die tollen Kirchen in Carrion de los Cordes und Fromista mitnimmt, und einen malerischen Abschnitt am Kastilianischen Kanal genießt.

Hilfreich ist auch, dass wir mit wenigen Stunden Ausnahme Sahnewetter hatten. Uns hat die Meseta jedenfalls Spaß gemacht. So mancher Pilger gibt hier auf, oder macht es wie Hape: Er nimmt den Bus.

Rosenmontag am Karfreitag in Spanien am Jakobsweg (Party!)

Karfreitag in Léon
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Die Etappen zwischen Sarria und Léon waren hart, die die Abende lang und der Wein schmackhaft. Darunter litt der Blog, beziehungsweise der Blogschreiber.

Daher machen wir es jetzt wie Ostern, das letzte vor dem Eigentlichen, und zäumen das Ganze vom Ende auf.

Karfreitag in Léon, mit einem Bilderbuch:

Mit Gaudi nach Léon

Genussetappe von Astorga nach Léon
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Ausschlafen. Fenster auf – Sonne schnuppern. Blick auf den Gaudi-Palast und die Kathedrale von Astorga. Ein wenig launige Besichtigung, dann ein wenig radeln. Raciones, spricht Tapas mit Blick auf die alte Römerbrücke in Hospital de Órbigo.

Dann das Einradeln nach Léon, Unterkunft in den Außenbezirken, da die Innenstadt an Ostern voll ist. Als Bonus Zimmer mit Balkon.

Läuft!

Steine für Jakob

Königsetappe 2 – Ponferrada nach Astorga
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Wettertechnisch mehr oder weniger eine Kopie vom Vortag. Bei schönem Wetter los, am Berg ein leichtes Wetterzittern und kurz vorm Gipfel Weltuntergangwetter. Das wir mit einer leckeren und warmen Ministrone kontern.

Dann haben wir es erreicht, das Dach der Tour und auch Jakobs Dach. Das Cruz de Ferro, Sehnsuchtsort, an dem unser Fahrer Reinhold das Picknick aufgebaut hat. Der eine oder andere legt noch einen Stein ans Kreuz, das soll Last von der Schulter nehmen. Kann ja nichts schaden, wenn die eine oder andere Sorge vor der Abfahrt abgeworfen wird.

Entsprechend locker läuft die Abfahrt, ein absolutes Highlight auf dem Weg nach Astorga. Hier Schmutzbier mit Blick auf die Kathedrale, und für einige auch Blick aus dem Hotelfenster auf die Kathedrale.

Zum Abschluss wagen sich einige Kanevoren der Gruppe sogar an die legendäre Schlachtplatte. Für mich wäre das ein Grund, Veganer zu werden. Da sei aber der heilige Lucas vor, der Schutzpatron der Metzger.

Zum Abschluss dann noch die Osterprozession, eine etwas verstörende Erfahrung, da das Ganze wie eine Mischung aus Spanischer Inquisition und Ku-Klux-Klan wirkt.

Jakob feucht und haarig

Königsetappe 1 – Sarria nach Ponferrada
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Der Blick geht gebannt auf die Wetter-App. Vielleicht, ja, wenn wir Glück haben, hält das gute Wetter bis Mittag. Dann sind wir den Berg hoch und in O Cebreiro. Der Ort ist sowieso als Kälteloch und Regenhölle bekannt. Wäre also keine Überraschung, hier klatschnass zu werden.

Und tatsächlich meint es der Wettergott gut mit uns. Jedenfalls sehr, sehr lange, bis es uns kurz vor der Passhöhe doch erwischt. Regensäule und Kälte halten sich aber in Grenzen und auf dem Weg nach unten, Richtung Ponferrada, sind wir schon wieder, wenn auch dick in Funktionskleidung eingemummelt, in der Komfortzone. Und schicken ein Stoßgebet in den Himmel, dass wir die Tour in diese Richtung absolvieren. In umgekehrter Richtung, so hatte ich im letzten Herbst bitter erfahren müssen, sind die Monstersteigungen (heute für uns Monstergefälle, so steil, dass Michael der Große seine Scheibenbremsen zu Klump malträtiert) absolut grenzwertig. „Hier war der Häring noch nicht!“, würde Andres, der Radweltreise-Indonesien-Reiseleiter eventuell anmerken, aber hier und auch damals in Indonesien: Ja, ich bin das gefahren, mit Gepäck. Schön war es aber nicht.

Wir rasen also unserem Ziel entgegen, mit einem Stopp in Villafranca del Bierzo, dem Ersatzportal für fußlame Pilger, die es nicht nach Santiago schaffen, Sündenvergebung von Gnaden des lokalen Bischofs. Wir sind versucht, sind aber glücklicherweise nicht lahm genug.

Dann entspannte Ankunft in Ponferrada, Templerburg mit Beleuchtung und lecker Essen.

Morgen dann die zweite, letzte Königsetappe!

Eukalyptusbonbon

Erste Herausforderung: Etappe von Arzúa nach Sarria
Schlussetappe der Radweltreise – Santiago de Compostella nach Paris

Himmel und Hölle heute. Strahlender Sonnenschein. Eiskalter Regen. Manchmal rollte es so vor sich hin, und dann warteten auf den letzten 20 Kilometern Steigungen von bis zu 16 Prozent auf uns.

Aber die Landschaft war immer schön bis umwerfend, es duftete nach Raps, Ginster und Eukalyptus. Einmal auch nach Schweinestall.

Galicien ist wunderbar grün und gelb und manchmal auf violet, es blühen Obstbäume. Ob der Fülle der Eindrücke geben wir uns heute bescheiden: Das Pciknick ist Regen bedingt kurz und speist sich aus den Restbeständen der Markteinkäufe in Santiago. Nur den Tittenkäse haben wir heute immer noch nicht angerührt. Bevor uns jemand canceled: Der Käse heißt wirklich so.

Abends dann ganz profan Pizza. Kohlenhydrate! Haben wir dringend gebraucht.