Wo ist der Frühling?

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

Erstaunlich viel Auf-und-Ab für einen Flussradweg. Dazu ein paar Regenschauer und Gegenwind.

Wir haben aber trotzdem viel Spaß und auch keine Kröten überfahren. Gestärkt von einem opulenten Frühstück, für das wir auch gerne einen Cent mehr bezahlt hätten (s. gestern!), sogar mit indischem Brot und Kichererbsencurry geht es auf Achterbahnfahrt zwischen Tauber, Jagst und Kocher. Die Schönheit der Landschaft ist zu erahnen, versinkt aber in Nebel und Nieselregen.

Vom Hotel in der Altstadt von Schwäbisch Hall sind es nur ein paar hundert Meter bis zur Brauereigaststätte „Zum Löwen“, die heute ihren zweiten Tag in neuer Bewirtschaftung hat, und uns daher eine lange Wartezeit, die eine oder andere Irrung und Wirrung bei der Bestellung aber dann auch ein nettes Gespräch mit Chef und Bedienung, vor allem aber Einiges an ausgegebenem lokalen Gebrannten einbringt.

Ach ja – und es gab Zwiebelrostbraten!

Zwiebelrostbraten

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

Immer wieder erstaunlich, wie autofrei es aus Nürnberg hinaus geht. Toller Radweg entlang der Pegnitz, vorbei an der Klinik Hallerwiese, meine persönliche Eintrittskarte in diese Welt und durch Schniegling, wo ich die ersten sechs Jahre meines Lebens verbracht habe. Schöne Erinnerungen, auch an die Erkundung anno 2011 und die Tour Hongkong-London 2012, wo wir schon einmal von Nürnberg nach Rothenburg geradelt sind.

Viel hat sich seitdem verändert, vom angeblich fertig gestellten Paneuroparadweg weiterhin nur Spuren. Immerhin: Es ist so einiges neu an Fahrradinfrastruktur. Meist auch gut und schön. Zuweilen aber auch komplett sinnlos, und die Intention, lediglich die Radfahren vom Autoverkehr fern zu halten (und nicht umgekehrt) ist mehr als deutlich sichtbar. Waldwege und Steigungen über 15 Prozent haben auf einem Fernradweg nicht zu suchen.

Wie auch immer: Wir trotzen dem Regen und dem Gegenwind, haben Spaß und ein geniales Mittagspicknick am Badesee. Nur reingesprungen ist keiner…

Über dem ganzen Tag schwebt der Zwiebelrostbraten. Was hatte ich Christoph vom Reichsküchenmeister vorgeschwärmt – und dann hatte das Restaurant zwar Zwiebelrostbraten, aber keinen Platz für sieben Personen. Die Alternative „Zur Höll“ war aber deutlich mehr als Ersatz und verwöhnte uns mir fränkischer Küche mit Pfiff und dem wohl besten Spargel meines Lebens.

Untergebracht sind wir heute im Traditionshotel „Schwarzer Adler“, das mittlerweise, zwischen Buchung und Übernachtung vom indischen Subkontinent gekapert wurde. Mein Hindi ist etwas eingerostet, Deutsch ist erst einmal nicht und auch das Englische, selbst im indischen Singsang, hält sich in Grenzen.

Zimmer sind aber Ok, nur drei Euro pro Rad für die Radunterstellung im Heizungkelter grenzt an Wegelagerei. Ob das versprochene indische Frühstück (für 13,99 Euro pro Nase) das morgen rausreißt?

Nürnberg – die Stadt, wo die Zitronen blühen

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

Den heutigen Blog schreibt Christoph Schankweiler, Mitinitiator, Reiseführer und Begleitbusfahrer auf der Tour

Ein sog. Ruhetag kann manchmal auch anstrengend sein, vor allem, wenn es gilt, eine Stadt wie Nürnberg zu erkunden.
Gut sechs Stunden Führung standen heute auf dem Programm. Einen besseren Stadtführer, als Detlef Häring, Volkers Vater, kann man sich dafür nicht vorstellen. Ungeheures Wissen gepaart mit einer launigen Erzählweise und zahlreichen Anekdoten ließen den Tag nicht lang werden. Auch wenn wir sicherlich an die zehn Kilometer zu Fuß zurückgelegt haben, wurde es nie langweilig oder beschwerlich.

Alle Stationen aufzuzählen, die wir besichtigt haben, würde den Rahmen eines Blogs sprengen. In Erinnerung bleiben sicherlich die weitverzweigte Altstadt mit drei mächtigen Kirchen, Brücken und malerische Bebauung an den Ufern der Pegnitz, zahllose Bürgerhäuser und Paläste und vieles mehr.

Wenn man dann noch erfährt, dass Nürnberg im 2. Weltkrieg nahezu komplett zerstört wurde und alles liebevoll und originalgetreu wiederaufgebaut wurde, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus.

Besonders eindrucksvoll sicherlich der Johannisfriedhof mit dem Grab Albrecht Dürers, der Hesperidengarten, in dem die Zitronen blühen und wachsen und natürlich der phantastische Ausblick von der mittelalterlichen Burg.

Danke, Detlef Häring, für den tollen Tag in Deiner Heimat, wo Du scheinbar jeden Stein mit Vornamen kennst.

Das Wetter von gestern – heute!

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

Eigentlich ein schöner Tag, tolles Frühstück, gute Laune, schöne Landschaft, ganz viel Radweg, ein Blick auf die Mitteleuropäische Hauptwasserscheide (also eine der vielen, wie Frank zu Recht anmerkt), links Donau/Schwarzmeer, rechts Rhein/Nordsee. Geradeaus dann mit Umwegen zum Mittelmeer, den Weg nehmen wir.

Aber: Regen, Regen, Regen. Auf der positiven Seite: Starker Rückenwind, so dass wir quasi nach Nürnberg fliegen, die Pegnitz entlang und wie es schon Tradition seit den Oberpfalztouren ist: Triefend nass im Hotel Avenue ankommen. Glücklicherweise ist der Chef nicht im Hause, er hätte sicherlich eine Bemerkung fallen lassen. „Herr Häring, Herr Häring, wie machen Sie das nur?!“

Angesagt war das Regenwetter für gestern, da waren wir positiv überrascht. Heute dann eben das gestrige Wetter, das ewig gestrige Wetter.

Zum Abschluss des Tages gab es dann Nürnberger Bratwürste, Obatzten und Kellerbier. Passt scho!

 

Durch den Monsun

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

Das Lied weicht mir nicht von den Lippen. Angesagt war Regen, den ganzen Tag. Stattdessen haben wir orkanartigen Gegenwind, plötzliche Regengüsse, einmal, nach Ankunft drei Minuten Hagel – und ganz viel Sonnenschein. Während ich diese Zeilen schreibe, in den altehrwürdigen Mauern des Bayerischen Hofes, hängt mal wieder eine tiefschwarze Wolke über Sulzbach-Rosenberg, alte Residenzstadt an der Goldenen Straße mit einer eindrucksvollen historischen Altstadt.

Heute macht der Paneuroparadweg richtig Spaß, wir zelebrieren unser Mittagspicknick am Fuße des Monte Karolino, einem Schuttberg aus Karolin, auf dem man tatsächlich Skifahren kann (ein paar Snowborder schwingen sich ins Tal!).

Wieder einmal wird vor uns der Radweg geteert, und auch am Zielort eröffnen wir offiziell die Radsaison. Zitat der Chefin: „Mit Radfahrern haben wir bei dem Wetter noch nicht gerechnet!“ Nun denn, dann „Bohème Camino!“ und ganz viel Radelverkehr für die kommende Saison!

In und rund um Weiden

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

Besichtigungen sind Familienangelegenheiten, zumindest bis Nürnberg. Heute führt uns mein Vater gewohnt fundiert und kurzweilig durch seine Wahlheimat und meine Heimatstadt Weiden. Am Mittag dann kurze Radtour nach Parkstein, den „schönsten Basaltkegel Europas (A. Humboldt)“ anschauen.

Ein halber Ruhetag, sehr interessant, vom Wetter verwöhnt, mit einer Dosis Entspannung und einer Bildergalerie:

Der Bockl

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

Osterbrot, Krokanteier und echte bemalte Hühnereier! Der nigelnagelneue Toaster qualmte, und die schicke Espressomaschine spuckte Crema nach Crema aus. So sind wir nach kalten Tag gestern auch wieder auferstanden. In diesem Sinne noch einmal „Frohe Ostern!“

Heute lockt mit dem Bockl der längste Bahnradweg Deutschlands (und wohl einer der schönsten!). Kaffeepause machen wir in Pleystein am Osterbrunnen und besteigen den eindrucksvollen Rosenquartzfelsen mit der nicht ganz so eindrucksvollen Wallfahrtskapelle (Barock eben!).

Es rollt so gut, dass ich glatt vergessen, weitere Fotos zu machen. Mittagspause am Kloster St. Felix, und dann sind wir auch schon in Weiden. Frau Popp vom Gasthof Weile, die ich schon seit Kindheit kenne, begrüßt uns herzlich und dann begrüßen wir den kommenden Ruhetag mit dem einen oder anderem Zoigl und einem zünfttigen bayrischen Abendessen im Keller des Bräuwirts.

Winter’s leaving…

Bohème Camino – Mit dem Rad von Prag zum Kap Finisterre

…nicht ohne noch einmal kräftig einen rauszulassen! Es pfeift der kalte Wind von vorne, garniert mit Regentropfen. Aber halb so wild wie befürchtet!

Den Paneuroparadweg genießen wir heute in homöopathischen Dosen, wobei die Erstverschlimmerung glücklicherweise ausbleibt. Mit Wonne blicken wir vom Flüsterasphalt auf die eine Einmündung des viel gepriesenen, angeblich fertiggestellten Radwegs Prag-Paris, die aus durchfurchtem Waldboden besteht. Ab bayrischer Grenze ist der Paneuroparadweg dann tatsächlich einmal ausgeschildert. Vor allem aber der Jakobsweg!

Bohème Camino!

Anstrengend ist es trotzdem, umso mehr genießen wir unseren Mittagsstopp in der Zoiglstum „Beim Strehern“ mit bayrischer Brotzeit und Zoigl.

Zoglstum

Von da an rollt es gut und gar nicht mehr so kalt bis in unsere Unterkunft am Ende der bayrischen Welt, direkt am ehemaligen Grenzübergang Bundesstraße Waidhaus. Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs rollten hier täglich tausende LKWs in beide Richtungen, heute ist es angenehm still und unaufgeregt. Die tschechische Pächterin ist ebenfalls tiefenentspannt. Platz für das Abendpicknick – klar, im (noch nicht ganz fertiggestellten) Restaurantraum, beient euch beim Geschirr! Frühstück: Auch einen Toaster gibt es, macht euch nur breit. Haben wir dann auch gemacht, nur die drei glänzenden Zapfhähne haben wir nicht ausprobiert!

Frohe Ostern und na shledanou Tschechien!