Australien 15+1: Gastfreundschaft (7)

Australische Gastfreundschaft: herzlich und unkompliziert.

Diese Geschichte aus einem Privathaushalt steht stellvertretend für die Offenheit und das Vertrauen, dass einem als Fremden entgegengebracht wird. »Du darfst alles anfassen, außer meiner Tochter!«, so lautete die einzige Regel im Haushalt.

Die Gastfreundschaft, die ich nahezu in jedem Haushalt erleben durfte, war überwältigend. und unaufdringlich, stets hilfsbereit. Doch sollte man nicht erwarten, dass man den sprichwörtlichen Arsch hinterhergetragen bekommt: Eher wird man von Anfang an wie ein Familienmitglied behandelt. Man darf sich am gemeinsamen Kühlschrank bedienen, aber dass man beim Abräumen hilft, versteht sich von selbst. Als Gast, der nur für einen Abend vorbeischaut, genügt es völlig, wenn man seinen Alkohol mitbringt (den man im Zweifelsfall dann auch alleine leert).

Auch hatten die wenigsten Hemmungen, mir ihr Haus zu überlassen. Bereits nach einigen Tagen vertraute man mir so sehr, dass man mich ohne Zögern mit Hab und Gut alleine ließ. Selbst Familiengeheimnisse wurden mir äußerst rasch anvertraut – und die eigentlichen Tabuthemen wurden noch bei jedem meiner Gastgeber eher früher als später angeschnitten.

Selbst bei der Wohnungssuche zeigte sich das Vertrauen, dass einem entgegengebracht wird, sehr deutlich. Die Bewertung »Du siehst anständig aus!« reichte als Qualifikation bei meiner Wohnungssuche in Sydney – und schon hatte ich, obwohl ich sicher nicht anständig aussah, Wohnungsschlüssel in der Hand, ohne Protokoll, ohne Vertrag, ohne auch nur Kontaktdaten anzugeben. Bis heute die erfolgreichste WG, in der ich wohnen durfte!

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Durch die Kanalisation sicher nach Melbourne

Tag 374 der Radweltreise. 88 km auf Schleich- und Radwegen von Geelong nach Melbourne

Ein- und Ausfahrten in Millionenstädte sind ja immer so eine Sache. Auch der Start auf Berlin war ja eher unangenehm, nicht nur wegen des Schneetreibens, sondern auch, weil in Richtung Osten auf 20 Kilometer einfach kein Radweg vorhanden ist, der den Namen verdient. Auch die Einfahrten nach Moskau, Xi`an, Chongqing und Kuala Lumpur waren ja nicht ohne. Bangkok hingegen: Ein- und Ausfahrt problemlos und weitgehend autofrei.

Und Melbourne?

War auch äußerst angenehm, von den letzten 10 Kilometern Innenstadt mal abgesehen, aber auch hier gab es auf die Straße aufgemalte Radwege mit Haltezonen für Radfahrer VOR dem Verkehr an Ampeln.

Aus Geelong raus ist eine Mischung aus wunderschön und „was zur Hölle machen wir hier!“. Erst geht es an der lokalen Kunstinstallation vorbei am Wasser entlang, dann durch ein ziemlich abgeranztes Industriegebiet, dann wieder auf Radwegen durch Mangroven. Der Wind spielt heute leider gar nicht mit und bläst meist von vorne. Etwa 30 Kilometer vor Melbourne erreichen wir dann den „Federation Trail“, ein Rad- und Fußweg entlang der ersten Abwasserleitung der Stadt, glücklicherweise nicht mehr in Gebrauch!

Recht früh erreichen wir dann das Hotel im Zentrum von Melbourne, und hätte die Rezeption nicht 90 Minuten zum Einchecken gebraucht, wäre alles tiefenentspannt gewesen.

So gab es dann ein schnelles Schmutzbier bei mir im Zimmer, kurzes Duschen für mich, das Restaurantsuche angesagt war. Melbourne am Freitag abend, das ist schwierig. Fündig werde ich dann in einem Hot-Pot-Restaurant in Chinatown, das gleich um die Ecke liegt.

So begrüßen wir unsere Neuankömmlinge Jutta und HaJü gleich stilvoll mit einem traditionellen chinesischem Essen.
Das weckt nicht nur bei den beiden Erinnerungen an vergangene Touren!

Pandas mit Eukalyptusgeschmack

Tage 372 und 373 der Radweltreise. Gute 200 km von der Clifton Beach Lodge nach Geelong, einige Umwege eingeschlossen!

Wir sind auf der Suche nach Koalas. Vor allem die ersten Tage schweiften 16 Augenpaare über jeden Eukalyptusbaum, und davon gibt es hier unendlich viele! Nur eben Koalas nicht, die hatten wir bis dato nicht gesehen.

Umso größer dann die Aufregung, als es heute dann endlich so weit ist! Eukalyptusfahne rechts im Wind, da, unscheinbar grau in der Astgabel. Und da der Bann einmal gebrochen war, kamen dann noch weitere befellte Segelohren hinzu.

Ein paar Höhenmeter haben wir dann auch noch gemacht, vor allem auf dem Weg nach Apollo Bay, unserer Übernachtungsstation, da waren es satten kumulierte 1.500 Meter bergauf (und dankenswerter Weise noch mehr bergab!). Zwischen Apollo Bay und Geelong mäandert die Straße dann direkt an der Steilküste entlang, macht den einen oder anderen Bogen ins Landesinnere (-> Höhenmeter!) und wird dann leider für ein paar Kilometer zur autobahnähnlichen Straße, vierspurig, mit viel Verkehr. Zeit also, die Great Ocean Road für ein paar Kilometer zu verlassen und zum Meer zu fahren. Gesagt getan, aber die Kommunikation war dann doch nicht das, was es sein sollte, und drei von uns gaben Gas um dann recht früh reiseleiterseelenallein in Geelong zu stehen, während der Rest, der Chronist eingeschlossen die ersten drei suchte. Die Meinungen über die Ursachen des Chaos gehen naturgemäß etwas auseinander. Sagen wir es mal so: Es erinnerte mich ein wenig an den Cartoon mit den beiden Trapezküstlern, ungesichert im freien Fall, die beide rufen: „Ich dachte, Du fängst!“

Wie auch immer, kurz vor Einbruch der Dunkelheit war dann auch die Nachhut mit Heinz, Michael und mir unbeschadet im Motel angekommen. Morgen fahren wir dann geschlossen in der Gruppe!

Track 10.04.2019

Track 11.04.2019

Australien 15+1: Drogen & Alkohol (6)

Wie viele andere Länder rühmt sich Australien gerne mit seinem Alkoholkonsum; die Verehrung von Bier nimmt dabei oft spirituelle Ausmaße an. Doch auch ein buntes Spektrum an Drogen wird konsumiert.

Die Statistiken täuschen: Geht es nach der WHO, trinken Australier viel und gerne, doch in der globalen Spitzengruppe befinden sie sich keineswegs. Warum, ist allerdings nicht ganz ersichtlich, schließlich gibt es schon den Spirituosenhändler mit bequemem drive-in. Davon abgesehen bieten viele Kleinstädte wenig Entertainment, sodass das regelmäßige Besäufnis die einzige Abwechslung bietet.

Auffallend ist, dass auch in Australien der Trend zum binge-drinking geht. Wenn getrunken wird, dann auch richtig – der Durchschnittskonsum wird von einigen professionellen Trinkern hochgehalten. Wo immer man auf der Welt Leute nach extremen Erlebnissen mit Betrunkenen befragt, wird es nicht lange dauern, bis jemand eine Episode mit einem Australier (oder einer Australierin) erwähnt. Und das geschieht deutlich häufiger, als es die Bevölkerungszahlen vermuten ließen.

Auch Drogen erfreuen sich großer Beliebtheit. Einige Farmer haben auf ihrem Grundstück eine Hanfplantage versteckt. Für den Eigenbedarf, versteht sich. Und den des Dorfes. Eine Familie, bei der ich zu Gast war, entdeckte sogar erst nach einigen Jahren, dass sie zu ihrem Haus auch eine Hanfplantage erworben hatten, die nachts zwielichtige Gestalten anlockte. Schwierig scheint es nicht zu sein, sich mit Drogen einzudecken: Ein roommate in einem Hostel in Sydney konnte mir bereits wenige Stunden nach seiner (erstmaligen!) Ankunft im Land stolz seinen neu erworbenen Stoff präsentieren.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Ein Hauch von China

Tag 371 der Radweltreise. 35 km von Peterborough bis zur Clifton Beach Lodge

Chinesen reisen gerne, das ist nichts Neues. Dass sie das auch nach Australien tun, und hier anscheinend vor allem auf der Great Ocean Road, ist eine Überraschung. Mehr noch, als die meisten Hinweisschilder hier zweisprachig, Englisch und Chinesisch sind.

Der Tag fängt damit an, dass mich eine ältere Chinesin aus Beijing, die mit ihrer Familie den Nachbarbungalow bewohnt, herzliche umarmt und gar nicht mehr loslässt, weil endlich jemand ihre Sprache spricht.

Mandarin beherrscht sprachlich dann auch den weiteren Verlauf des Tages. Jeder Aussichtspunkt, jede Panoramaplattform gefüllt mit chinesischen Gruppen. Zweitgrößte Touristengruppe auf der Great Ocean Road: Deutsche. Meist junge Pärchen, im Mietauto unterwegs. So sehr wir die tollen Ausblicke auf die spektakulären Kalksteinformationen mit den klangvollen Namen (12 Apostel!) genießen, sind wir doch froh, zwischen den Höhepunkten mit den Rädern unterwegs zu sein. Denn auch der Rest der Küste ist spektakulär, nur hängt hier kein Deppenzepter vor der Nase.

Die Clifton Beach Lodge liegt dann ein wenig namenswidrig im Landesinneren. Wieder werfen wir den Ofen an, die Köche von gestern sind heute die Spüler und umgekehrt, es gibt Carbonara, Thunfisch-Tomaten-Soße und ganz einfach Nudeln mit Pesto und Parmesan. Die Weinvorräte hatten wir vorausschauend am Mittag aufgefüllt!

Great Ocean Road mit Schub von hinten und Wasser von oben

Tag 370 der Radweltreise. Aprilwetter bei schöner Landschaft

Das ist sie nun also, die Great Ocean Road, jene 243 km lange Panoramastrecke am Meer entlang. Es ist ja immer schwierig, einem Ruf gerecht zu werden. Aber die Great Ocean Road wird zurecht gerühmt, jedenfalls sind wir dieser Meinung, während wir mit kräftigen Rückenwind über die geschwungenen Hügel fliegen, rechts das Meer, links ein paar „Berge“, dazwischen kleine, und für australische Verhältnisse klitzekleine Dörfer.

Und auch unser kleiner Ausflug auf den „Port Fairy – Peterborough – Railtrack“ hat sich gelohnt.

Am Abend stoßen wir mit unseren Restweinvorräten auf den Tag an, haben in einer unser gemütlichen Hütten (die Australier nennen sie „Villa“, na ja!) fast zwei Kilo Nudeln durchs kochende Wasser gezogen und drei verschiedene Soßen dazu bereitet.

Passt schon!

Bilderbuch am Ruhetag: Port Fairy

Tag 369 der Radweltreise. Abhängen mit Meeresbriese in Port Fairy

Die meisten von uns sind gesundheitlich ein wenig angeschlagen. Auch bei den Rädern muss das eine oder andere gemacht werden. Und die dreckige Wäsche hat sich auch angesammelt.

Wir lassen es heute alle ruhig angehen, laufen oder radeln ein wenig die Meeresküste entlang, genießen die entspannte Atmosphäre von Port Fairy. Gegen 11 Uhr morgens kommen die Radrennfahrer von Murray to Moyne an und verschwinden erst in die Cafés des Ortes, dann ganz von der Bildfläche.

Wir treffen uns zum stilvollen Abendessen, das zwar ausgezeichnet, aber doch ein wenig übersichtlich ist. Da muss der eine oder andere Müsliriegeln aus den aufgestockten Vorräten aushelfen.

Ab morgen dann vier Tage Great Ocean Road. Wir freuen uns!

Australien 15+1: Delikatessen (5)

Einst seltene Tiere, heute auf dem gesamten australischen Festland heimisch – und zahlreich. Bei den Farmen sind Kängurus allerdings nicht wohlgelitten, denn so manche Ernte hat schon unter einem durchhüpfenden Mob von roos gelitten.

Professionelle Zählungen und Schätzungen des Bestands machen deutlich, dass es sich bei Kängurus heute wirklich nicht mehr um handelt. Stellenweise sind die Tiere bereits zum kontrollierten Abschuss freigegeben – was natürlich im krassen Widerspruch zu dem Aufwand steht, mit dem sie anderswo im gleichen Land geschützt und aufgezogen werden. Und nicht jeder Farmer hält sich an die rechtlichen Vorgaben und den Naturschutz: Wildern zum Spaß ist alles andere als selten, und selbst auf der Krokodilfarm, auf der ich tätig war, besserte man den eigenen Fleischvorrat an Krokodilfutter mit selbst erlegten Wallabys auf.

Zum Verhängnis wird den roos aber vor allem, dass sie hervorragend schmecken. Gut zubereitetes Kängurufleisch kann sich mit jedem Rinderfilet messen; der pikante Geschmack, den man Wild meist nachsagt, ist nur ganz dezent. Zudem gilt Kängurufleisch als gesündere – weil fettarme – Alternative. Und zu guter Letzt ist die Produktion ganz unproblematisch, denn es gibt eine Fähigkeit, die roos nicht besitzen: Sie können nicht pupsen, womit sie wesentlich umweltverträglicher sind als etwa Rinder, deren Abgase das globale Klima massiv belasten.

Doch das Fleisch ist nicht der einzige Teil des Kängurus, der verwendet werden kann. Ihr Leder ist die Grundlage für die schmucken Hüte, die für den Sonnenschutz unerlässlich sind. Und selbst das Skrotum wird noch verwendet – umfunktioniert zu Feuerzeugen und Flaschenöffnern finden sich Känguru-Klöten in jedem gut sortierten Souvenirladen.

Auszug aus: Australien 151 – Porträt der großen Freiheit in 151 Momentaufnahmen, Markus Lesweng, Conbook Verlag

Allerlei Tiere

Tag 371 der Radweltreise, 88 km von Hamilton nach Port Fairy, durchwachsen, vor allem das Wetter

An totgefahrene Kängurus müssen wir uns leider gewöhnen. Nicht ganz gewöhnen können wir uns daran, dass die totgefahrenen Tiere dann ungeniert im Straßengraben vor sich hin verwesen, zuweilen auch plattgefahren auf der Asphaltdecke. Vor allem der Verwesungsgeruch ist zuweilen so stark, dass wir ein paar hundert Meter flachatmen müssen. Kommt jedoch nicht gut beim Bergauffahren.

Doch auch lebende Tiere gibt es täglich, und besonders heute zur Genüge. Kängurus (lebende!) rufen eigentlich schon gar keine Begeisterungsschreie mehr hervor, sie sind ein alltäglicher Anblick. Ornithologen würden gar nicht mehr zum Radfahren kommen, bei dem, was hier so alles bunt durch die Lüfte flattert. Heute kommen noch ein paar 1000 Schafe, ein paar hundert stattliche Kühe, 2 anhängliche Hunde und ein paar Alpakas hinzu.

Und zum Abendessen ganz viel frischer Fisch und exzellente Meeresfrüchte! Schließlich haben wir heute das Meer erreicht, dem wir auf der Great Ocean Road die nächsten Tage folgen werden.