Nebengeräusche in China und Laos

Das Sprichwort mit den Hühnern aufstehen trifft in China und Laos definitiv nicht zu.

Seit 75 Tagen fahren wir durch tolle Landschaften und verbringen die Nächte in sehr unterschiedlichen Unterkünften. Es sind durchaus Luxushäuser, zwischendurch halt mal abenteuerliche Unterkünfte, was auch seinen Reiz hat. Nach den eindrücklichen Fahrradetappen kann ich mich in der Regel ins Bett legen und schlafe gleich ein. Die Sonne und die Biere am Abend wirken wie ein Schlafmittel.

Wenn da nicht dieses verdammte Federvieh wäre. Es beginnt morgens um 3 Uhr. Da kräht ein Hahn weit weg. O Schreck, gleich unter meinem Fenster gibt sein Kollege Antwort. Ich suche nach einem harten Gegenstand, das Fenster läßt sich nicht öffnen. Es mischt sich noch ein dritter Kollege in die Gespräche ein. In den folgenden Tagen esse ich mehr Geflügelfleisch . Es bringt nichts, das Federvieh vermehrt sich millionenfach und begleitet uns weiter auf unserer Reise.

Wie unter dem Rheinfall
Auch einfachere Hotels haben manchmal mehrere Stockwerke. Ist man nach den langen Etappen im Zimmer, geht das Konzert los. Die Duschen in den Nachbarzimmern laufen heiß, die Toilettenspülung sucht seinen Weg vom 6. Stock an uns vorbei in den Untergrund. Es ist, als stehe ich unter dem Rheinfall.

Spucken nicht erwünscht
Dann waren noch die merkwürdigen Gewohnheiten der Chinesen. Wir sitzen ganz gemütlich im Restaurant und schlürfen unsere Nudelsuppe. Da zieht doch tatsächlich eine ältere Frau gleich hinter mir eine schleimige Masse den Rachen hoch und spuckt diese mit aller Wucht einen halben Meter neben mir in den Abfalleimer. Glück gehabt, daß sie das Ziel nicht verfehlt hat. In China findet jetzt eine Umerziehung statt. Auf Plakten wird darauf hingewiesen, daß Spucken nach Möglichkeit vermieden werden sollte.

Restaurants
In Restaurants treffen wir im Moment viele Touristen. Manchmal fragen wir uns, sind das Laoten, Japaner oder Chinesen.

Ob es Chinesen sind läßt sich schnell beantworten. Chinesen schmeißen generell alles unter den Tisch. Wenn sie dann das Restaurant verlassen sieht das Haus wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte.

Wenn der Tag zu Nacht wird
Im Moment wird die Eisenbahnstrecke von Vientiane nach Kunming gebaut. Teilweise läßt es sich nicht vermeiden, daß wir die Großbaustelle passieren müssen.

Wenn dann die brummenden Lastwagen an uns vorbeiziehen oder uns entgegenkommen, gibt es meist zwei Varianten. Entweder sie ziehen eine gewaltige Staubwolke hinter sich her oder wir werden mit schwarzem Dieselrauch eingenebelt. Der Tag wird dann gleich zur Nacht.

Bellende Hunde
Es heißt doch bellende Hunde beißen nicht. Ob das in Laos auch so ist, weiß ich nicht. Ich fahre da ganz gemütlich über eine einsame Landstraße. Da kommt plötzlich ein großer bellender Hund auf mich zu und versucht mich zu packen. Bei kleineren Hunden trete ich dann richtig in die Pedale. Bei großen Hunden drehe ich mich um und fluche ihn auf schweizerdeutsch an. Normalerweise verstehen Sie mich dann nicht und bleiben verwirrt stehen. Alternativ gäbe es noch die Variante mit dem Garmin Navigationsgerät. Man kann dieses robuste Gerät durchaus nach dem Hund werfen. Trifft man nicht, muß man sich für eine der anderen Varianten entscheiden.

Geräuschlose Bomben
Nirgends auf der Welt wurden im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr Bomben abgeworfen als in Laos. In einem Zeitraum von 9 Jahren in den 1960er- 1970er Jahren wurden 580‘000 Einsätze geflogen und dabei warfen die Amerikaner über 270 Millionen Streubomben über Laos ab. Davon waren 30% Blindgänger.

Die Bombardierung des kleinen Staates kostete die USA damals 13.3 Millionen Dollars pro Tag.

Geräusch der Schiffsmotoren
Heute lassen wir es uns gut gehen. Nach einer zweistündigen Radetappe verladen wir unsere Fahrräder aufs Schiff. Der Nam Ngum Stausee ist der grösste Stausee Laos. Entlang des Südufers erreichen wir unser Hotel nach ca. 3 Stunden. Das Motorengeräusch und das warme Wetter haben uns schläfrig gemacht.

Sabaidee
Was höre ich da für ein Geräusch am Straßenrand. Es ist eine Gruppe kleiner Kinder welche uns zuwinken. Sie rufen Sabaidee (Willkommen). Ich winke zurück und rufe auch Sabaidee. Die Leute sind freundlich. Wir haben Laos ins Herz geschlossen. 💕

 

 

 

 

 

 

Höhenmeter und andere Fachausdrücke

Als ich mich am 5. September in Xi’an der gestandenen Gruppe anschloß, war der Integrationsprozess relativ einfach und schnell abgeschlossen. Ich konnte beim Tempo gut mithalten und an die Nudelsuppe zum Frühstück hatte ich mich auch schnell gewöhnt. Etwas mehr Mühe machte mir die Sprache, welche da gesprochen wurde. Weltradler haben ihre eigene Sprache, es brauchte mehrere Wochen, bis ich die Fachausdrücke verstanden habe. Hier einige Beispiele.

Höhenmeter
Wenn von Höhenmeter gesprochen wird, geht es irgendwann im Laufe des Tages bergauf. In China waren es durchaus zwischen 1000 und 2000 m. In Laos ist es immer noch ein Auf und Ab, aber nicht mehr vergleichbar. Nun geht jeder anders mit dem Begriff um. Wenn die Höhenmeter nach oben zeigen strahlt Maria, es löst bei ihr Glücksgefühle aus. Jemand anders führt eine Statistik über die zurückgelegten Höhenmeter. Andere steigen sporadisch in den Bus ein, wenn die Zahl zu fest nach oben zeigt. Depression hat bis jetzt niemand bekommen, aber viele zucken bei diesem Wort gleich zusammen und werden nachdenklich und blaß. Für einige ist das Wort Höhenmeter zum Unwort 2018 geworden. Stehe ich vor der entscheidenden Frage, soll ich mir das antun, frage ich dann immer meinen Körper, ob ihm so eine Bergetappe gefallen würde. Meistens bekomme ich zur Antwort, flache, gerade Straßen sind unspektakulär, da kannst du gleich ins Fitnessstudio gehen und dich langweilen. Also packen wir es an. Logisch!

Tendenziell abwärts
Unsere Reiseleiterin in China wollte uns stets beruhigen. Beim Briefing am Abend hieß es dann oftmals, am nächsten Tag geht es tendenziell abwärts. Als es am nächsten Tag wieder einen längeren Anstieg zu bewältigen hatte, fragte ich mich, wie sie damit gemeint hatte.

Hartmut hat uns wenig erfahrenen Radfahrern das plausibel erklärt.

Schaut man sich die Transasienreise auf einer Weltkugel an, so ist Xi’an oben und Singapur weit unten auf der Weltkugel. Das heisst, wir fahren nach unten oder eben tendenziell abwärts. Logisch!

Tendenziell flach
Unter tendenziell flach meinen die Reiseleiter, wenn die Tagesetappe unter 1000 Höhenmeter hat. Die Anzahl Kilometer hat dabei keinen Einfluss.

Toutterrain
Ein Teil der Gruppe fährt mit einem Fahrrad der Marke Toutterrain. Wenn man nun von der Schweiz kommt, versteht man den Begriff nicht. Daß Toutterrain jeder Untergrund heißt, weiß ich natürlich schon. Wir fahren doch auf Straßen.

In China und Laos habe ich natürlich festgestellt, daß die Straßen sehr unterschiedlich sind und mein Fahrrad gute Dienste leistet. Ich fahre über Buckelpisten und es schüttelt mich gewaltig durch, ich fahre durch Schlammlöcher und es läuft immer noch. Getragen werden mußte es nur selten. Wir fahren eben über verschiedenen Untergrund (Toutterrain).

Auf in die laotische Hauptstadt!

235. Weltreisetag, 96 km vom Stausee Nam Ngum nach Vientiane, relativ flach und tropisch heiß

Nachdem auf den ersten paar steileren Kilometern unsere Radtrikots ordentlich durchgeschwitzt wurden, nutzten wir die restlichen flachen und heißen 80 Kilometer um selbige wieder zu trocknen. Nur stehenbleiben war nicht gern gesehen, da sofort die Mühe zunichte gemacht wurde …

Einer von diesen Tagen, wo nicht viel Berichtenswertes passiert … landwirtschaftliche geprägte Region, Wasserbüffel im Schlamm am Straßenrand und am Abend ein kurzer Spaziergang am Mekong und durch die entspannte Altstadt von der laotischen Hauptstadt – Vientiane.