Das ländliche Thailand

238. Weltreisetag, 99 km von Bueng Kan nach Ban Phaeng, abwechslungsreich perfekt

Ein Blick in die Landkarte genügt. Der heutige Tag wird flach, mit etwas Glück erspähen wir gelegentlich den Mekong und aller Wahrscheinlichkeit nach wird es ziemlich heiß und langweilig. Ein perfekter Tag kündigt sich anders an … Großartig, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden …

Woody, ein kleiner zäher mitfünfziger Thai, und unser lokaler Guide in Thailand arbeitet wie ein Uhrwerk. 23 Kilometer in der Stunde, egal ab bergauf oder bergab, schneidet den Gegenwind wie ein Messer und kennt die Gegend wie seine Westentasche. Der Typ ist tiefenentspannt, und ein Geschenk. Die Begegnungen am Wegesrand sind es ebenso …

Schon in Bueng Kan stellen wir die Räder kurz ab und schwingen unsere Hüften zu mitreißenden Beats. Eine Prozession von mehreren hundert Leuten und beschallt von zwei großartigen rythmischen Kapellen zieht zum Tempel um die Naga Schlangen zu ehren (Nagas erscheinen in Form von Balustraden in vielen Tempeln und Heiligtümern und schützen vor bösen Geistern).  Die Menschen sind jung und alt, festlich gekleidet, ausgelassen und ernst, fröhlich und religiös zugleich, lebensfroh und auch sichtbar froh uns zu sehen. Buddhismus zum mitmachen. Welch großartige Religion … Herr Jesus, Herr Mohammed, sorry aber da könnt ihr einpacken.

Die Einladung zur Feier in den Tempel geschlagen wir aus … wir müssen weiter, die Welt umrunden.

Nächster Halt am Wegesrand … Ein Holzverschlag mit ohrenbetäubenden Lärm. Eine Reismühle. Eine Dame, von unschätzbarem Alter, wuchtet zentnerschwere Reissäcke in die Maschine um den Spreu vom Reis zu trennen.  Geduldig beantwortet sie die direkten Fragen der Langnasen. 30 Cent bekomme sie für das Kilo Reis und sichert das Auskommen ihrer gesamten Familie. Unser Interesse und die Kameras sind ihr allerdings suspekt.

Ananas-, Bananen- und Kautschukplantagen säumen unsere weiter Route. Kautschuk gewinnt man hier wie Harz aus Kiefern in Mitteleuropa, indem Kerben in Bäume geschnitten werden. Das gewonnene Produkt wird an Sammelstellen aufgekauft … unser nächster Stopp. Das Geschäft ist scheinbar lukrativer, denn 50 Cent bringt das Kilo Kautschuk im Abverkauf, erklärt man uns. Allerdings sinkt der Absatz seit Jahren und die Pflege der Plantagen ist sehr zeitintensiv.

Bootsbau, wäre vielleicht eine gewinnbringende Idee, sollte man auf einträgliche Geschäfte aus sein, bestätigt zumindest ein Herr den wir am Nachmittag treffen. Fischerboote verschiedener Typen baue er schon seit vielen Jahren, für die vielen Seen in der Gegend und den Mekong. Manchmal bestellt ein Händler aus Bangkok gleich 40 bis 50 Boote. Ja, über Arbeit könne er sich nicht beklagen, und für Großaufträge muss er gelegentlich Hilfskräfte beschäftigen, denn seine Kinder, nein, die haben studiert und würden längst gut situiert in der Stadt leben.

Die Gelegenheiten zu verweilen sind reichlich, doch die Tage neigen sich früh zu seinem Ende. Spätestens 18 Uhr sollten wir im Hotel sein, um nicht im Dunkeln radeln zu müssen. Ban Phaeng, unser Tagesziel,  ist ein Straßendorf und hat außer einer beampelten Kreuzung nichts zu bieten … das nächste Mal nehmen wir die Einladung im Tempel an!

 


WIFI und Smartphones auf der Weltreise

Als ich vor einem Jahr mit der Fluggesellschaft Emirates von Cochin nach Zürich flog, habe ich meinem Bruder aus 10‘000 m zum Geburtstag gratuliert. Er in Südafrika auf dem Golfplatz und ich im Flugzeug. Wir haben anschließend mit WhatsApp noch etwas hin- und hergeschrieben.

Das Internet bzw. Wifi beeinflusst unser Leben immer mehr. Auch bei der Radweltreise geht es nicht mehr ohne Internet.

Auf dem Fahrrad klemme ich das Smartphone in die Lenkerhalterung. Eine Navigationssoftware zeigt mir die zu fahrende Route an. Ich sehe die Distanz und die Höhenprofile und weiß jederzeit wie es nach der nächsten Kurve weitergeht.

Wenn wir abends im Hotel eintreffen, ist die erste Frage: „wie lautet das Wifi-Passwort?“ Ganz ungeduldig wird das Passwort im Handy eingetragen. Die ersten Mails laufen rein, es folgen die Pushnachrichten. Parallel dazu werden die Zimmerschlüssel verteilt und wir schleppen die Koffer auf unser Zimmer.

Dann wären noch die Blogbeiträge. Diese schreibe ich ebenfalls auf meinem Smartphones, nicht so komfortabel wie auf dem Notebook, aber es geht auch. Auch die Bilder für die Beiträge verwende ich von meinem Smartphone und stelle das Ganze ins Internet.

Als ich vor 23 Jahren mit meiner 3-jährigen Tochter nach Bali reiste, habe ich mir eine Digitalkamera mit Diskettenlaufwerk gekauft. Täglich habe ich Fotos gemacht und diese im Internetcafe per Mail verschickt. Seit die Smartphones unseren Alltag prägen, sind die Internetcafes praktisch verschwunden. Mit dem Handy läßt sich fast alles erledigen. Ich buche meine Flüge, mache damit die Visumanträge, mit WhatsApp kommuniziere ich mit meiner Familie. Mit den Behörden verkehre ich per Mail.

Postkarten
Dennoch sehe ich einige Radlerkollegen Postkarten kaufen. Diese schöne Tradition ist noch nicht ganz verschwunden. Wer heute noch eine Postkarte im Briefkasten vorfindet, freut sich sicher mehr als über ein Mail.

Smartphone verändern unser Verhalten
Gegenüber früher hat sich unser Verhalten komplett verändert.  Als ich vor 44 Jahren meinen Sprachaufenthalt in London machte, war ich weg von der Schweiz. Sporadisch habe ich Briefe nach Hause geschickt und mich über die spätere Post gefreut. Einmal in 3 Monaten rief ich meine Eltern zu Hause an. Mein Herz klopfte, es war ein Ereignis. Heute ist man eigentlich fort, aber doch nicht ganz. Außer in den abenteuerlichen Hotels wird in allen Hotels WLAN angeboten, es ist heute selbstverständlich. Ich lese täglich die Zeitung im Internet und interessiere mich über das Wetter in der Schweiz. Aktuell interessiert mich natürlich, wann der große Schnee in den Bergen kommt.

Weit weg oder doch nicht?
Wir sind zwar weit weg aber wissen bestens, was zu Hause läuft. Wenn ich dann durch das Hotel schlendere, höre ich, wie mein Radlerkollege mit seiner Frau per Skype kommuniziert. Persönlich bevorzuge ich auf der Weltreise die WhatsApp-Variante.

Täglich schicke ich meinem 9-jährigen Patenkind 3 Fotos. Die Eltern erklären ihr dann was darauf zu sehen ist. Dann haben wir im WhatsApp einen Familienjet. Ich bin immer informiert, was im Familienkreis läuft. Wegen der großen Zeitverschiebung ist es ganz praktisch mit meiner Frau schriftlich zu kommunizieren. Ich schreibe ihr zur späten Stunde, die Antwort lese ich vor dem Aufstehen.

Täglich treffen wir uns um 19 Uhr zum Nachtessen. Das Smartphone ist auch da präsent. Kommt der Kellner bevorzugen es gewisse Radler auch gleich nach dem Wifi-Passwort zu fragen.

Nachts liegt das fast unentbehrliche Ding in Reichweite. Ich lasse mich morgens durch das Smartphone wecken.

Im Moment stehen wir bei der ganzen Technologie noch am Anfang. In wenigen Jahren werden wir überall  gratis Internet haben, die ewige Passworteingabe wird irgendwann wegfallen. Unser Leben wird dann noch mehr durch das kleine Ding bestimmt.

Gut oder schlecht? Die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten.

Fotoapparat statt Smartphones. Auch hier spielt WIFI eine Rolle